Schimmelbefall im Stadtarchiv

 

Auf die Niederschrift Nr. 10 (Punkt 4.2) wird verwiesen.

 

Herr Dr. Gießmann wird gebeten zu berichten.

 

Zunächst bedankt sich Herr Dr. Gießmann für die Entscheidung, ihm Gelegenheit zu geben, zu dem Problem des Schimmelbefalls bei einigen Urkunden und Akten Stellung zu nehmen.

 

 

Nach einem kurzen Überblick über die Organisation und die Bestände im Stadtarchiv

 

Alte Archiv:                     629 Urkunden; ca. 2.500 Akten (von 1317 bis 1813)

Neue Archiv:                   1.056 Akten (von 1813 bis 1945)

Jüngere Archiv:               6.200 Akten (von 1945 bis heute)

 

erläutert Herr Dr. Gießmann den Zustand des Archivgutes.

Betroffen vom Schimmel ist das Archivgut der Jahre 1935 bis 1945.

 

Durch das Emshochwasser des Jahres 1946 habe das Alte Archiv sehr gelitten. Zum größten Teil wurde eine Restauration der Vorgänge durchgeführt. Die Lagerung sei auf dem Kellerboden des alten Rathauses (verließartiger Charakter) erfolgt. Die verschmutzten und angeschimmelten alten Akten seien von Dr. August Schröder 1953 erstmals gereinigt und verpackt worden.

 

Herr Otto Reeker und in den 90er Jahren Herr Dr. Erlen hätten die Akten neu verpackt. Wieder sei Schimmel vorgefunden worden. Eine Trockenreinigung sei veranlasst worden, die auf eine Oberflächenreinigung begrenzt worden sei.

 

Vor 2 ½ Jahren sei erneut Schimmel festgestellt worden. Ca. 70 % des Bestandes sei von Schimmel befallen. Eine Trockenreinigung sei bei schwer von Schimmel betroffenen Akten nicht mehr möglich, sodass die aufwendigere Methode einer Nassreinigung erforderlich ist.

 

In Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Archivamt erfolgte die fachliche Schadenserhebung. Das Gutachten wird in der nächsten Kulturausschusssitzung vorgestellt.

 

Nach einem Gutachten zur Schadenserhebung des Archivgutes, das in der nächsten Kulturausschusssitzung vorgestellt werden solle, sei eine Restauration bei einem Großteil der Akten dringend erforderlich.

 

Eine Kostenfeststellung sei schwierig. Pro Band müsse aber mit einem Betrag von 1.000,00 € gerechnet werden. 70 % des Bestandes müssten restauriert werden. Der Aufwand beliefe sich auf ca. 700.000,00 €.

 

Das Westfälische Archivamt gewähre in solchen Fällen grundsätzlich einen Zuschuss in Höhe von 30 %.

 

Das Restaurierungsprogramm sei für einen Zeitraum von 10 Jahren angelegt, pro Arbeitsjahr würden folglich 50.000,00 € aus dem städtischen Haushalt benötigt.

 

Mit den Restaurationsarbeiten würde bei den am meisten befallenen Vorgängen begonnen.

 

Abschließend erwähnt Herr Dr. Gießmann, dass zurzeit pro Jahr Mittel von 4.000,00 € für normale Arbeiten zur Verfügung stünden.

 

Im Namen der CDU bedankt sich Herr Kotte bei Herrn Dr. Gießmann. Man sollte, so Herr Kotte weiter, den Blick nach vorne richten und nicht in der Vergangenheit verharren. Folgende Probleme bzw. Fragen trägt das Ratsmitglied vor:

 

1.     Wenn der Bestand bereits zweimal vom Schimmel befallen gewesen sei, sei es dann nicht ratsam gewesen, dauerhaft Stichproben durchzuführen?

 

2.     Gibt es neben der Trockenmethode noch andere Arbeitsweisen?

 

3.     Sind einzelne Akten für immer verloren?

 

4.     Bietet sich eine andere Sicherung an, eventuell die Digitalisierung?

 

Es handelte sich um den Bestand, so Herr Dr. Gießmann, der am von Besuchern und auch vom Archivar selbst am meisten genutzt werde. Beim Arbeitsbeginn und auch während der Zeit von Dr. Erlen seien die Akten in Ordnung gewesen. Im Übrigen, so der Archivar, sei für eine jährliche genaue Bestandsaufnahme kein Personal vorhanden. Aufgefallen sei der erneute Schimmelbefall durch eine Benutzerin (Sammeln von Materialien für eine Doktorarbeit) vor ca. 2 ½ Jahren. Über die Ursachen der Schimmelbildung könne er nur Vermutungen anstellen, möglicherweise sei das auf Vorschäden und den heißen Sommer 2003 zurückzuführen. Im Übrigen befände sich keine Klimatisierung im Kannegießerhaus.

 

Trockengereinigte Archivalien hätten außerdem weiterhin Flecken, die augenscheinlich nicht sofort zu sehen seien. Der jetzige Zustand erfordere eine Nassreinigung für die nächsten 100 Jahre.

 

Aktenverfilmungen seien auch schon durchgeführt worden. Oftmals bestünden bei Filmen Leseprobleme, die Filme könnten die Originale daher nicht voll ersetzen.

 

Auf die Frage von Frau Overesch erläutert Herr Dr. Gießmann, dass der neue Magazinraum im Volksbankgebäude mit einer geeigneten Klimatisierung versehen werden müsse.

 

Der Ausschussvorsitzende dankt dem Archivar. Herr Dr. Gießmann verlässt den Ratssaal.

 

Wertgrenzen für Ausschreibungen

 

Herr Oldekopf berichtet zu den Wertgrenzen.

 

Der Innenminister des Landes NRW hat mit Erlass vom 22. März 2006 die Wertgrenzen für die Ausschreibungen erheblich erhöht und erwartet von den Kommunen eine Folgeleistung in der Praxis, so der Leiter der Örtlichen Rechnungsprüfung.

 

In der Stadtverwaltung Rheine ist die Praxis wie folgt geregelt:

 

bis zu 7.500,00 €:        freihändige Vergabe

bis zu 50.000,00 €:      beschränkte Vergabe

über 50.000,00 €:        öffentliche Ausschreibung

 

Die Vereinigung der Örtlichen Rechnungsprüfung in NRW würde raten, die alten Wertgrenzen beizubehalten.

 

Die Verwaltung schlage ebenfalls vor, die festgelegte Einteilung zu belassen.