Sitzung: 29.11.2007 Integrationsrat
Herr Schat,
Mitarbeiter der Handwerkskammer Münster, referiert zu diesem
Thema.
Er führt aus, dass
er sich im Rahmen seiner Tätigkeit u.a. mit Betrieben beschäf-
tige, deren Inhaber
eine Migrationsvorgeschichte haben. Darüber hinaus unter-
richte er an Schulen
und biete Schülern und Jugendlichen innerhalb und außer-
halb der Schule
Orientierungshilfen.
Derzeit gebe es
bundesweit ca. 1,6 Mill. ausländische Schüler, was einem Anteil
v. 9,3 % der
Gesamtschüler entspreche. Nicht eingerechnet seinen hierbei die eingebürgerten
Schüler mit Migrationshintergrund.
40 % dieser Schüler
seien später ohne Ausbildung. Aus diesem Grunde werde auf Landes- Bundes- und
EU-Ebene mit bestimmten Projekten versucht, deutche
Handwerker und
Mittelständler, aber auch die ca. 300.000 Migrantenunterneh-
mer dazu zu bewegen,
diesen Personenkreis einzustellen und auszubilden. Ge-
rade bei den
Migrantenunternehmen habe sich gezeigt, dass der Kenntnisstand
bezüglich der
Ausbildungsmöglichkeiten noch verbesserungsfähig sei. Eine Um-
frage unter 107
dieser Unternehmer im Kammerbezirk zufolge würden 70 % von
ihnen Einstellungen
vornehmen, wenn sie entsprechende Informationen hätten.
Mehr als die Hälfte
der befragten Betriebe habe angegeben, über keine Informa-
tionen zu verfügen.
Der Bekanntheitsgrad der zuständigen Kammern sei im übri-
gen gering.
Derzeit werde
punktuell versucht, ausländische Betriebe, die nicht ausbilden, mit
jenen
zusammenzubringen, die ausbilden. Durch den Informationsaustausch er-
hoffe man, Anreize
für weitere Ausbildungsplätze schaffen zu können.
Herr Schat erklärt,
dass er innerhalb seines Tätigkeitsbereichs auch das gegen-
seitige Kennenlernen
zwischen den Bewerbern und den Unternehmen in dem je-
weiligen Betrieb
begleite. Dadurch sei es in der Vergangneheit zu einer vermehr-
ten Anzahl von
Ausbildungsverträgen und Einstellungen gekommen.
Herr Schat
verdeutlicht am Beispiel der Stadt Bottrop die Problematik der Aus-
bildung von
Jugendlichen mit Migrationshintergrund. So werde dort in ca. 7 – 10
Jahren jeder zweite
Jugendliche diesem Personenkreis angehören. Derzeit jedoch
werde im Kammerbezirk
lediglich ein Anteil v. 4,6 % mit einem Eintrag in die
Lehrlingsrolle
registriert.
Auch in Rheine sei
die Zahl der Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Migrations-
hintergrund gering.
Insoweit müsse hier die Schwerpunktarbeit einsetzen. Ohne
Eltern und Schule
sei ein erfolgreiches Vorgehen nicht möglich. Wünschenswert
sei darüber hinaus
ein Verbund aus Verwaltung, Wirtschaft, den Kammern und
sonstigen
Einrichtungen, die den Prozess begleiten.
Frau
Leiwering-Muldbücker von der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsge-
sellschaft für
Rheine mbH erklärt, dass die Wichtigkeit der Ausbildung durchaus
gesehen werde. Diese
Einschätzung sei auch durch die seit ca. 10 Jahren orga-
nisierte und
durchgeführte Ausbildungsmesse belegt. In den vergangenen Jahren seien
ausländische Unternehmer allerdings nicht präsent gewesen.
Frau
Leiwering-Muldbücker führt weiterhin aus, dass es nach Angaben der Indus-
trie- und
Handelskammer in Rheine 104 ausländische Gewerbebetriebe in der
Dienstleistungssparte
gebe, von denen 7 Betriebe ausbilden können. Fünf dieser
Betriebe bilden
tatsächlich aus.
Frau
Leiwering-Muldbücker weist auf die kommende Ausbildungsmesse im Mai
2008 hin.
Möglicherweise könne der Integrationssrat durch entsprechende Kon-
takte den einen oder
anderen ausländischen Unternehmer zur Teilnahme an
dieser Messe
bewegen.
In der sich
anschließenden regen Aussprache wird Handlungsbedarf in der Form
erkannt, dass mehr
Betriebe mit Migrationshintergrund als wünschenswert er-
achtet werden,
gleichzeitig auch eine steigende Anzahl an Ausbildungsmöglich-
keiten der Schüler
und Jugendlichen mit Migrationsvorgeschichte angestrebt
wird.
Den Vorschlägen von
Herrn Althoff und Herrn Kassem folgend, soll zu diesem Zweck ein Gremium gebildet
werden, welches sich der Problematik widmet. Diesem Gremium sollen alle
arbeits- und ausbildungsfördernden Behörden und
Einrichtungen
angehören.
Der Integrationsrat
nimmt den Vorschlag zustimmend zur Kenntnis und be-
schließt, im Januar
2008 einen Termin mit Vertretern der genannten Institutionen anzuberaumen.