Herr C. Jansen erläutert den ersten Teil des Antrages. Er erklärt, dass die Antragsteller sich mit dem Antrag nicht gegen das Projekt als solches ausgesprochen haben, sondern gegen die Art und Weise der Umsetzung. Er erinnert an die Beschlussfassung im Rat am 7. Januar 2021 und die dort geäußerten Bedenken. Er ist der Ansicht, dass die seitdem eingetretenen Kostensteigerungen nicht mehr vom Beschluss aus Januar 2021 gedeckt seien. Ferner fragt er, bis zu welcher Summe die Umsetzung des Projektes tatsächlich vorgenommen werden solle.

Neben diesen grundsätzlichen Fragen, kritisiert Herr Jansen die Zurverfügungstellung der Informationen. Eine reine Darstellung in Textform sei nicht sachgerecht. Die Daten müssten tabellarisch zur Verfügung gestellt werden.

 

Herr Weßling ergänzt, dass die aktuelle Kostenschätzung auf dem Niveau vor dem Beschluss zur Kostendeckelung läge. Diese Preissteigerungen seien deutlich früher vorhersehbar gewesen.

Er weist ferner darauf hin, dass die Fördermittel noch nicht in der von der Stadt veranschlagten Höhe zugesagt worden seien. Er gehe nicht davon aus, dass die weiteren 6 Mio. Euro Fördermittel tatsächlich zufließen werden.

 

Herr Ortel bringt zum Ausdruck, dass ihn die Reaktion der Verwaltung zum 3. Teil des Antrages fassungslos gemacht habe. Es bestehe der Wunsch nach besserer, schnellerer und transparenterer Information – insbesondere gegenüber der Öffentlichkeit. Ein Verweis auf die städtische Homepage sei nicht ausreichend. Zumal die Informationen der Homepage nicht vollständig bzw. aktuell seien.

 

Herr Dr. Lüttmann erklärt, dass mehrere Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Fragen an die Verwaltung gerichtet hätten, umfangreiche Antworten erhalten haben. Ferner sei die Einrichtung des öffentlich tagenden Planungs- und Baubegleitenden Ausschusses durch die Politik ein weiterer Baustein für Transparenz.

 

Frau Schauer berichtet, dass heute eine aktualisierte Baupreisentwicklung vorgelegt wurde. Eine Fortschreibung dieser Entwicklung für das Rathausprojekt führe zu einer weiteren Kostensteigerung von ca. 6 Mio. Euro.

Hinsichtlich der Fördermittel berichtet Frau Schauer, dass – wie bereits mehrfach erwähnt – bis zu den Sommerferien mit einer Entscheidung gerechnet werde. Die Bezirksregierung habe das Projekt ggü. dem zuständigen Ministerium mit Priorität A empfohlen.

Ferner weist Frau Schauer darauf hin, dass im Planungs- und Baubegleitenden Ausschuss sämtliche Änderungen vorgestellt und Fragen hierzu beantwortet wurden.

 

Herr Krümpel erläutert, dass das Projekt mit den bislang bekannten Beträgen im Ergebnisplan durchfinanziert sei. Es seien in entsprechender Höhe Rückstellungen gebildet bzw. Ansätze im Haushalt veranschlagt worden. Nur eine Umsetzung der Maßnahmen in einem Gesamtprojekt ermöglicht es, einen Großteil der Kosten über mehrere Jahre abzuschreiben und hierfür Investitionskredite aufzunehmen. Eine Sanierung des Rathauszentrums in Einzelprojekte würde eine deutlich stärkere Belastung des Ergebnisplans bedeuten. Das Delta im Finanzplan betrage lediglich ca. 1 Mio. Euro und sei, wie auch der Vorlage zu entnehmen sei, im Vergleich zum Gesamtvolumen marginal. Eine Verpflichtung für einen Nachtragshaushalt bestehe somit nicht.

 

Herr Karl-Heinz Brauer erklärt, dass sich die SPD-Fraktion ebenfalls weiterhin für die Durchführung dieses Projektes in der beschlossenen Form ausspricht.

 

Herr Hachmann bringt sein Unverständnis für den Antrag zum Ausdruck. Er erläutert, dass es einen „Planungsdeckel“ von 65 Mio. Euro gegeben habe, den die Verwaltung eingehalten habe. Es sei widersinnig, diesen Planungsdeckel erneut zu öffnen, sonst könnten weitere Kosten aufgenommen werden.

Die seit Feststellung des Kostendeckels hinzugekommenen Kosten lägen überwiegend nicht im Verantwortungsbereich der Stadt Rheine. Über Maßnahmen, die zu geringen Kostensteigerungen geführt hätten, habe der zuständige Ausschuss gesondert beschlossen. Auch er empfinde die überwiegend durch die Baupreissteigerungen entstehenden Mehrkosten als ärgerlich. Es seien aber keine Planungsfehler gemacht worden und aus seiner Sicht jederzeit transparent gearbeitet worden.

 

Herr Brunsch fragt in Richtung der Antragsteller, was unter „worst-case“ zu verstehen sei.

 

Herr Ortel stellt die Frage, ob eine weitere Kostenbegrenzung sinnvoll sei.

 

Frau Friedrich erklärt, dass die wesentlichen Gründe für den Antrag die Transparenz ggü. der Öffentlichkeit und ein Beschluss über die aktualisierten Gesamtkosten seien. Ferner solle durch den Beschluss ein politisches Signal der Mehrheitsfraktionen ausgehen.

 

Herr Doerenkamp kommt aufgrund der Wortmeldungen der Antragsteller zu dem Schluss, dass es anscheinend doch um das Ob dieses Projektes gehe. Hierzu habe er sich viele Gedanken gemacht und ist zu folgendem Schluss gekommen: Wenn die Maßnahme notwendig sei – und dem sei so – ist auch der notwendige Preis hierfür zu bezahlen.

 


Beschluss:

 

1.        Der Rat beschließt die Aufhebung des Ratsbeschlusses vom 07.01.2021 in der Passage, in der die Kostendeckelung auf 65 Mio. € festgelegt wird (Vorl. 537/20).

Ggf. müsste der Beschluss eines Nachtragshaushaltes auf der nächsten Sitzung des Rates der Stadt Rheine zur Freigabe, der auf der Sitzung des Planungs- und Baubegleitender Ausschuss Rathauszentrum am 10.03.2022 von der Stadtverwaltung bekanntgegebenen neuen Kostenberechnung (Vorlage Nr. 081/22, Anlage 1 220310 Kostenberechnung Stadt Nachbearbeitung Nr. 3), in Höhe von 75,05 Mio. € für die Maßnahme Umsetzung Rahmenplan Innenstadt – Maßnahme B 5 – Funktionserweiterung, Neustrukturierung des Rathauszentrums einschließlich neuem Multifunktionssaal und Stadtbibliothek (5942-005) gefasst werden.

Der Rat bittet die Verwaltung, die voraussichtlichen finanziellen Auswirkungen des auf der gleichen Sitzung bekanntgegebenen zeitlichen Verzuges der Baumaßnahme, von momentan plus 1,5 Monaten, mit in die Kostenberechnungen einzubeziehen. Auch weitere, der Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt bekannten Mehrkosten, die mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 % eintreten können, sind der Kostenberechnung hinzuzufügen.

 

Abstimmungsergebnis:                  13 Ja-Stimmen

                                                         26 Nein-Stimmen (1 Ratsmitglied temporär

                                                                                     abwesend)

 

 

2.        Der Rat beschließt eine lückenlose Aufklärung seitens der Verwaltung und eine schriftliche Stellungnahme hierzu, wieso nach Bekanntwerden der enormen Baupreissteigerungen, diese nicht bereits spätestens zur Sitzung des Planungs- und Baubegleitender Ausschuss Rathauszentrum im September 2021 oder allerspätestens im November 2021, in eine neue Kostenberechnung eingearbeitet wurden. Diese neue Kostenberechnung hätte dann auch problemlos in den Haushalt für das Jahr 2022 und in die mittelfristige Finanzplanung der Folgejahre eingearbeitet und abgestimmt werden können.

 

Abstimmungsergebnis:                  13 Ja-Stimmen

                                                         26 Nein-Stimmen (1 Ratsmitglied temporär

                                                                                      abwesend)

 

 

3.        Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, der Unabhängigen Wählergemeinschaft Rheine (UWG Rheine), der Linken und der Bürger für Rheine (BfR) beantragen, dass gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern und der weiteren Öffentlichkeit, heute und in Zukunft frühzeitig, eine offene und transparente Kommunikation, bezüglich der zu erwartenden Kosten und der Kostenentwicklung des Projektes Rathauszentrum, über verschiedenste Medienkanäle durch die Stadtverwaltung betrieben wird. Hier fordern die Antragsteller eine schonungslose Aufklärung der Öffentlichkeit und der politischen Gremien, welche finanziellen Risiken, beispielsweise im Zuge einer Worst-Case-Betrachtung (schlechtester anzunehmender Fall), möglicherweise noch zu erwarten sind.

Auch sollen Kostenberechnung und Kostenentwicklung insgesamt transparenter (in tabellarischer Form und nicht in Fließtexten), nachvollziehbarer (mit Quellenangaben, Herleitung von Annahmen, Zeitreihen zur Nachvollziehbarkeit von Kostenentwicklungen) und in den notwendigen Detailierungsgraden den politischen Gremien und der Öffentlichkeit frühzeitig zugänglich gemacht werden.

 

 

 


Abstimmungsergebnis:                  13 Ja-Stimmen

                                                         27 Nein-Stimmen