Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Rat zieht die
Angelegenheit an sich (Schulausschuss).
Der Rat nimmt
den Jahresbericht 2019 und die Planung 2020 der städtischen Musikschule zur
Kenntnis.
Begründung:
1. Vorwort
Kunst und Kultur sind als elementare Bestandteile des Menschseins
prägende Grundlagen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Musizieren fördert
kreatives Denken und Teamfähigkeit, stärkt Ausdrucksfähigkeit,
Selbstorganisation, Ausdauer und Improvisationsvermögen.
Die Musikschule Stadt Rheine als kommunale Kultur- und
Bildungseinrichtung steht allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen offen,
die sich unter professioneller Anleitung mit Musik beschäftigen möchten. Als
Mitglied im Verband deutscher Musikschulen (VdM) bietet sie auf der Grundlage
des Strukturplans und der Rahmenlehrpläne des VdM ein vollständig aufeinander
abgestimmtes, vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot. Die Musikschule
Stadt Rheine ermöglicht
darüber hinaus die Entwicklung kreativer Stärken und sozialer Kompetenzen.
2. Jahresbericht 2019
Die
zum Jahreswechsel beschlossene Gebührenerhöhung für die Musikschule führte
erwartungsgemäß zu einigen Kündigungen. Im direkten Kundengespräch wurde darauf
professionell, informativ und verantwortungsvoll reagiert.
Nicht
nur die künstlerische Ausbildung, sondern auch die Konzentration auf
Vermittlung von Allgemeinbildung und der differenzierte Umgang mit Musik,
einhergehend mit der Anlage eines gestalterisch-ästhetischen Verständnisses,
gehört zu den grundlegenden Aufgaben der Musikschule. Diese strukturell
aufbauende Qualität kann nur eine kommunale Musikschule leisten, deren
qualifiziertes Personal und Planungssicherheit der Schlüssel für
professionelles und innovatives Arbeiten ist. Und das nicht nur in der
Breiten-, sondern auch in der Spitzenförderung.
Gerade
in der vielfältigen Zusammenarbeit mit anderen Bildungspartnern hat die
Verlässlichkeit oberste Priorität. Diese garantiert die städtische Musikschule
mit dem Einsatz von TVöD-Lehrkräften. Um allerdings auf Entwicklungen und
Wünsche auch kurzfristig reagieren zu können, ist die Kombination von
TVöD-Lehrkräften und Honorarlehrkräften ein gewinnbringender Vorteil. So können
Projekte zeitnah anberaumt oder zusätzliche Unterrichte bei starker Nachfrage
eingerichtet werden, die im festen Stundendeputat der TVöD-Lehrkräfte nicht
mehr berücksichtigt werden können.
Als
Überraschung und gleichzeitig auch große Herausforderung stellte sich die
Schließung der Musikschule Fockers zum 30. September 2019 heraus. In kürzester
Zeit und ohne Vorlauf wurde die Musikschule zum Ende der Sommerferien mit stark
erhöhtem Anfrageaufkommen der ehemaligen Schülerinnen und Schüler der
Musikschule Fockers konfrontiert. Dies betraf auf der einen Seite die Nachfrage
für Instrumentalunterricht. Alle auflaufenden Anfragen konnten hier durch das
Team der Musikschule erfüllt werden. Überwiegend dadurch, dass die Musikschule
neben den Schülerinnen und Schülern auf der anderen Seite auch 5 Lehrkräfte der
Musikschule Fockers übernehmen konnte.
Mit
diesen neuen Kolleginnen und Kollegen kamen ca. 120 Schülerinnen und Schüler
neu zur Musikschule Rheine.
Ein
kurzer Zwischenbericht zu Kooperationen.
2.1 Kita und Musikschule
Beginnend
mit einer Kita im Jahr 2014 arbeiten jetzt aktuell mit Beginn des neuen
Schuljahres fünf Kitas in Kooperation mit der Musikschule.
AWO-Kita
Kita Sandmanns
Hof
Kita St.
Martin
Familienzentrum
Janusz-Korczak-Kindergarten JFD
Ev.
Familienzentrum/Kindergarten Jakobi
„Kita
und Musikschule“ bietet allen an der Entwicklung von Kindern dieses Alters
unmittelbar beteiligten Bezugspersonen, also den Eltern, den pädagogischen
Fachkräften in der Kita sowie den musikpädagogischen Fachkräften optimale
Bedingungen, um Kindern tagtäglich elementare musikalische Erlebnisse und
Erfahrungen und einen emotionalen Zugang zur Musik zu ermöglichen.
Und
zwar allen Kindern einer Einrichtung, unabhängig vom persönlichen und
finanziellen Hintergrund der Familien - altersübergreifend von U3 bis zum
Einschulungsalter.
Musik
ist fester Bestandteil in der Kita, spielt tagtäglich eine wichtige Rolle und
bereichert, erleichtert sogar manchmal das gemeinschaftliche Zusammenleben.
„Kita
und Musikschule“ ist auf Kontinuität angelegt.
Eine
Herausforderung für alle Bildungspartner stellt der Erhalt dieser Kontinuität
beim Übergang in die Grundschule und die Musikschule dar.
2.2 JeKits
Seit
dem Start im Jahr 2015 sind jetzt 9 Rheiner Grundschulen in dieses Projekt
involviert. Im Einzelnen sind dies folgende Kooperationspartner:
Annetteschule
(Schwerpunkt Instrumente)
Paul-Gerhardt-Schule
(Schwerpunkt Instrumente)
Gertrudenschule
(Schwerpunkt Instrumente)
Südeschschule
/ Konradschule (Schwerpunkt Tanzen)
Johannesschule
Eschendorf (Schwerpunkt Tanzen)
Kardinal-von-Galen-Schule
(Schwerpunkt Tanzen)
Edith-Stein-Schule
(Schwerpunkt Tanzen)
Ludgerusschule
Schotthock (Schwerpunkt Singen)
Bodelschwinghschule
(Schwerpunkt Singen)
Die
Struktur ist seit Beginn gleich geblieben und hat sich als außerordentlich
sinnvoll und erfolgreich etabliert.
Das
erste JeKits-Jahr bietet eine musikalisch-tänzerische Grundbildung für alle
Zweitklässler der JeKits-Grundschule als Einstieg in das gemeinsame Musizieren
oder Tanzen. Instrumentalunterricht ist noch nicht vorgesehen.
Das
zweite JeKits-Jahr bildet eine Weiterführung und Vertiefung für alle
interessierten und angemeldeten Kinder. Aufbauend auf dem ersten JeKits-Jahr
findet das gemeinsame Musizieren und Tanzen im Orchester, Tanzensemble oder
Chor statt. Begleitend erweitert der JeKits-Unterricht die Kompetenzen im
Instrumentalspiel, Tanzen oder Singen.
Am
Ende des Schuljahres findet eine Abschlusspräsentation statt. Die
Abschlussveranstaltungen, die mit insgesamt über 600 teilnehmenden Kindern alle
in der Ignatz-Bubis-Aula der VHS/Musikschule stattfinden, begeistern in jedem
Jahr regelmäßig ca. 2.700 Besucherinnen und Besucher nur dieser Konzerte.
2.3 Bläserklassen
In
diesem Jahr betreut das Lehrpersonal der Musikschule Rheine zwei Gymnasien bei
der Durchführung von Bläserklassen und Leitung eines daraus resultierenden
Blasorchesters. Nach den Sommerferien
ist eine weitere Zusammenarbeit mit einem weiteren Gymnasium geplant. Das
trifft sowohl für die Gruppen- als auch für die Ensembleunterrichte zu.
An
allen drei Schulen gab es in der Vergangenheit Orchester mit großer Besetzung,
die schulintern geführt, und auch mit internen Schülerinnen und Schülern
besetzt wurden. Dieses Model konnte sich nicht durchsetzen. Durch das spezielle
Knowhow im Bläserbereich, welches sich die Musikschule in den letzten Jahren
sukzessiv aufbaute, kam es zu Kooperationen mit diesen Schulen. Die Schulen
stellen hierbei die Räumlichkeiten. Alles andere, wie die Organisation der
Unterrichtszeiten sowie das Zusammenstellen des Blasorchesters, wird von den
Lehrkräften der Musikschule durchgeführt. Die Ergebnisse der bisherigen und die
Nachfrage nach neuen Kooperationen sind ein deutliches Zeichen für die Qualität
und Verlässlichkeit aller Verantwortlichen der Musikschule.
3. Veranstaltungen 2019
Die
Musikschule hat im letzten Schuljahr 2018/19 in weit über 100 Vorspielen,
Konzerten, repräsentativen Anlässen und privaten Veranstaltungen eine
Besucherzahl von ca. 19.000 Personen erreicht und so das kulturelle Leben der
Stadt Rheine sehr bereichert.
4. Schülerzahlen und Gebühreneinnahmen
Jahr Schülerzahlen Gesamteinnahmen
2016 |
1.956 |
511.976 € |
2017 |
2.125 |
545.666 € |
2018 |
2.277 |
581.670 € |
2019 |
2.673 |
658.413 € |
Die Schülerzahlen und
die Gesamteinnahmen sind kontinuierlich gestiegen!
5. Planung 2020
5.1 Ensemblearbeit
Im
Jahr 2020 wird ein starker Fokus auf die Ensemblearbeit gelegt. Dies betrifft
den Streicher-, Bläser- und den Rock/Pop-Bereich. In allen Fachbereichen wird
daran gearbeitet, die Stärke der jeweiligen Ensembles auszubauen. Dazu gehören
auch fachbereichsübergreifende Aktionen wie z. B. das Cross-Over-Konzert im
September diesen Jahres.
In
Bereich Rock/Pop trat als neue Band „Connected“ auf, die im Bandcoaching
betreut wird und bei der Semestereröffnungsveranstaltung am 17.01.2020 in der
Aula des Josef-Winckler-Zentrums ihre vielumjubelte Visitenkarte abgab.
5.2 Elementar
Im
Elementarbereich haben sich strukturelle Veränderungen ergeben. Durch den
Umstand, dass die Musikschule mittlerweile in 9 Grundschulen und 5 Kitas
unterrichtet, hat sich die Gewichtung der Schülerzahlen verschoben. Aber auch
die klassische Früherziehung wird weiter
angeboten und erfreut sich kontinuierlich steigender Nachfrage.
5.3 Verstetigung
Auch
wenn sich in Zukunft viele Bereiche innerhalb der Musikschule auf die Zukunft
ausrichten, bleibt die Versorgung in den Kernbereichen der Musikschularbeit
vollumfänglich erhalten. Gerade die Verstetigung dieser Kompetenzen in und
außerhalb der Institution Musikschule bleiben auch in Zeiten der
Digitalisierung unverzichtbar.
6 Ausblick
Digitalisierung
„Alles,
was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ (2009)
Carly Fiorina, ehem. CEO Hewlett Packard
Die
Digitalisierung wird nicht erst kommen, sie ist da!
Eine
der größten Herausforderungen der nächsten Jahre wird der Umgang bzw. die
Umsetzung und Integration der Digitalisierung in den Musikschulalltag sein. Wie
bei so vielen anderen Veränderungen von gewohnten Abläufen und Verfahrensweisen
liegt hier die Gefahr, dass man den richtigen Zeitpunkt versäumt. Das wiederum
würde bedeuten, in absehbarer Zeit so weit ins Hintertreffen zu geraten, dass
die Schwelle zum „abgehängt sein“ schnell überschritten ist.
Das
soll der Musikschule nicht passieren. Noch ist Zeit alles so vorzubereiten,
dass sie in einer digitalen Welt bestehen kann. Dabei werden wir unterscheiden
und entscheiden müssen, was für uns wichtig ist, und was man auf einen späteren
Zeitpunkt vertagen kann.
Das
bedeutet auf gar keinen Fall, dass der Präsenzunterricht abgeschafft werden
soll und darf, sondern die Digitalisierung muss wohlüberlegt auf die
tatsächlich vor Ort angetroffene Situation abgestimmt werden, um neue
Zielgruppen zu erreichen, die jetzt noch nicht erreicht werden können (z. B.
Menschen mit Behinderungen; Menschen mit Migrationshintergrund etc.).
Fünf
Bereiche bieten für die Digitalisierung an Musikschulen besonderes Potential.
1.
Administration
und Verwaltung
2.
Öffentlichkeitsarbeit
3.
Kommunikation
4.
Unterricht
5.
Strategien
Im
Folgenden Beispiele aus dem Bereich Unterricht, wo digitale Verfahren
Perspektiven eröffnen.
Einstieg via
Smartphone
Livemusik
mit mobilen Endgeräten
Einstieg
für Menschen mit Behinderung
Menschen mit Behinderung können mit den passenden
Apps auf Tablets in faszinierende musikalische Prozesse eingebunden werden und
komplexe Klänge erzeugen, die sie mit den „analogen“ Musikinstrumenten niemals
würden erzeugen können. Die Hilfe durch die digitalen Endgeräte ist in diesem
Integrationsbereich unumstritten.
Musikproduktion
mit PC/Smartphone
Telemusizieren
Mit dem
neuen Mobilstandard 5G wird zum ersten Mal das synchrone musizieren über eine
Mobilfunkleitung möglich.
Lernsettings
FAZIT:
Wie schon unter Punkt 5 erwähnt, wird die
klassische, analoge Musikschularbeit auch in Zukunft die Kernaufgabe der
Musikschule sein und bleiben. Der gewohnte Präsenzunterricht in kleinen Gruppen
oder in 1 zu 1 Situationen im Zusammenspiel mit dem Management der personellen
und räumlichen Ressourcen ist die über Jahre gewachsene Stärke dieser
Einrichtung. Dies manifestierte sich z.B. in der kurzfristigen, erfolgreichen
Eingliederung der 120 zusätzlichen Schülerinnen / Schüler und 5 Lehrkräften der
ehemaligen Musikschule Fockers. Auch die Kooperation mit den ortsansässigen
Schulen und den Kitas ist ein wichtiger Auftrag einer so aufgestellten
städtischen Einrichtung.
Die Digitalisierung wird sich auf der anderen Seite
nicht aufhalten lassen und ist - Stand heute - auch nicht reversibel. Eine
große Chance durch die Digitalisierung der Musikschulen sehen Experten in
zeitgemäßen Kommunikationsstrukturen, wie z.B. Instagram, YouTube, also soziale
Medien um beispielsweise Jugendliche, die noch nicht in Musikschule
unterrichtet werden, zu erreichen.
Um sich nicht in der Digitalisierung zu verlieren
oder von ihr abgehängt zu werden, müssen zeitnah die richtigen Entscheidungen
und Weichenstellungen vorgenommen werden
Wenn sich die Musikschule in Zukunft diesen Herausforderungen
stellt, weitsichtig plant und zur richtigen Zeit zielgerichtet investiert, wird
sie den fortschreitenden Prozess der Digitalisierung mitgehen und sich dadurch
zukunftsfähig aufstellen können.