Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Schulausschuss empfiehlt dem Bau- und
Mobilitätsausschuss, den ersten Bauabschnitt der Michaelschule in
Holzbaubauweise zu errichten.
Der Bau- und Mobilitätsausschuss
beschließt, dass der erste Bauabschnitt der Michaelschule in Holzbauweise
errichtet werden soll.
Begründung:
Holzbau oder Massivbau?
Im Rahmen der
Grundschuloffensive wurde im März 2020 die Vorplanung der Michaelschule im Rat
vorgestellt und die Verwaltung mit der Durchführung der weiteren
Leistungsphasen beauftragt (Vorlage Nr. 127/20).
Aufgrund des
weiter fortschreitenden Planungsprozesses wurde unter dem Aspekt Klimawandel
und Nachhaltigkeit die Idee entwickelt, den ersten Bauabschnitt (Anlage
2) in Holzbauweise zu errichten. Der erste Bauabschnitt bietet sich
hierfür besonders an, da er als Solitärbaukörper frei neben dem Hauptgebäude
errichtet werden soll. Da die Grundrisse der Geschosse fast deckungsgleich
übereinanderliegen, ist die innere Struktur hier einfach umzusetzen.
Die hier
gesammelten Erfahrungen können für zukünftige Projekte von enormem Nutzen sein.
Eine Einordnung anhand 10 wichtiger Punkte:
1. Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit
bedeutet nicht nur, die Konstruktion bzw. Bauweise eines Gebäudes in Betracht
zu ziehen. Auch der Lebenszyklus und der fortlaufende Gebäudebetrieb sind
besonders zu berücksichtigen.
Gleichzeitig
gilt es aber auch, Risiken – beispielsweise durch Schadstoffe – zu vermeiden
und auf Klimaveränderungen zu reagieren. Das gesamte Baustoffkonzept und eine
ressourcensparende Konstruktion durch ein angemessenes Tragwerk mit optimaler
Gebäudekubatur sind ebenso wichtige Aspekte des nachhaltigen Bauens, wie die
Berücksichtigung minimaler Risiken in Bezug auf mögliche Bauschäden.
Somit
ist der erste Bauabschnitt für eine
Holzbauweise geradezu prädestiniert. Der Baukörper steht völlig frei und ist
nur über eine schlanke Brückenkonstruktion mit dem Altbau verbunden. Auch ist
der Grundriss in allen Geschossen weitgehend gleich.
Holzbau hat
eine sehr gute Ökobilanz. Folgende Tabelle erläutert die CO2
Ersparnis. Diese Einsparung ergibt sich, da Bäume CO2
binden und im Holz dauerhaft als Kohlenstoff speichern.
Vergleich anhand der
Außenwandkonstruktionen:
+ 82 kg
CO2/m2 Beton
+ 57 kg CO2/m2 Ziegel
– 45 kg CO2/m2 Holzrahmenbau
– 88 kg CO2/m2 Massivholz
bei üblichen und identischen
Wärmedämmeigenschaften
Quelle „Wald
& Holz“
Am Ende ihres Lebenszyklus können Gebäude in Holzbauweise einfacher rückgebaut werden. Einzelne Bauteile können anderweitig genutzt, unbrauchbare Teile thermisch verwertet werden. Der beim Wachstum der Bäume gespeicherte Kohlenstoff wird somit wieder freigegeben. Der CO2-Kreislauf schließt sich somit am Ende.
2. Planungszeit
Der Planungszeitraum bei der Holzbauweise unterscheidet sich erheblich vom konventionellen Massivbau. Bei der Holzbauweise werden die Elemente oder Module bereits bei der Fertigung mit allen notwendigen Öffnungen und Durchbrüchen versehen, sodass bereits unmittelbar nach dem Aufstellen mit der technischen Installation begonnen werden kann. Die Planung für die technischen Gewerke muss bereits vor Fertigung der Holzmassivbauelemente komplett abgeschlossen sein.
3. Planungssicherheit
Durch
die verlängerte Planungsphase lässt sich der Bauablauf exakter planen. Die
Ausbaugewerke können so ihre Arbeit genauer abschätzen, Materialien
bereitstellen und ihre Arbeitskraft verlässlicher einsetzten.
4. Bauzeit
Für
die Massivholzelemente erfolgt bereits im Werk der Zuschnitt und die
Verleimung. Die Errichtung der tragenden Struktur dauert somit nur wenige Tage.
5. Lärmbelästigung in
der Bauphase
Durch
die Verlängerung der Planungsphase und die damit einhergehende kurze Bauphase
ergibt sich eine deutlich verkürzte Belästigung der Schulgemeinde (Lehrer und
Schüler) sowie der Anwohner während der Bauzeit.
6. Kosten
Aufgrund
der aktuell in die Höhe geschnellten Materialkosten für den Baustoff Holz
können die Kosten nur grob geschätzt werden. Durch die verlängerte und tiefer
gehende Planungsphase lassen sich in der späteren Ausschreibungsphase
Leistungsverzeichnisse mit sehr hohem Detailgrad erstellen. Somit lassen sich
unvorhergesehene und kostentreibende Probleme, die sich während der Bauphase
ergeben würden, vermeiden und eine gewisse Kostensicherheit herstellen. Die
Zeit arbeitet hierbei für uns und lässt darauf hoffen, dass die Holzpreise sich
bis zur Mitte nächsten Jahres wieder beruhigen. Der Holzpreisindex deutet
bereits diesen Verlauf an.
7. Akustik
Die
Erfüllung der bauakustischen Anforderungen ist im klassischen Massivbau
problemlos möglich. In Massivholzbauweise sind die Vorgaben der maßgeblichen
DIN 4109 mit höherem Aufwand umzusetzen. Hier kann zum einen eine Erhöhung der
Masse und / oder zusätzlich eine Verbesserung der Entkopplung zur Reduktion der
Schallübertragung zum Ziel führen. Die Erfüllung des erforderlichen Schallschutzes
ist in jedem Fall möglich.
8. Wärmeschutz
Die Bauweise in Holz bedeutet generell geringere
Dämmstärken der Außenbauteile, da Holz bereits einen guten Dämmwert mit sich
bringt. Insbesondere im Bereich des Daches können in Holzbauweise geringere
Bauteilhöhen (Tragwerkselemente + Dämmung) erwartet werden.
9. Technische Gebäudeausrüstung
Bei
der Installation im Massivbau sind üblicherweise im Rohbau noch Anpassungen
(nachträgliche Schlitze und Durchbrüche) vorzunehmen. Durch vorgefertigte
Elemente und schon vorgerichtete Installationswege usw. ist auf der Baustelle
ein zügiges und „zerstörungsfreies“ Arbeiten möglich. Schlitz- und
Stemmarbeiten entfallen und auch Trocknungszeiten von Wandaufbauten entfallen.
Gleichwohl sind im Holzbau erhöhte Anforderungen bzgl. des Brandschutzes zu
beachten.
10. Brandschutz
In Holzmassivbauweise sind die brandschutztechnischen Anforderungen aufwendiger
umzusetzen als im klassischen Massivbau. Hier kann eine Überdimensionierung der
tragenden Bauteile, der Einsatz von versetzten Rauchmeldern oder die
Verkleidung mit brandhemmenden Gipskartonplatten den notwendigen Brandschutz
ermöglichen, ähnlich dem Stahlbau.
Der
Aufwand zur Einhaltung des Brandschutzes ist somit im Massivbau geringer als im
Holzbau, bei beiden jedoch problemlos möglich.
Einschätzung der Verwaltung:
Die Verwaltung ist
der Auffassung, dass eine Holzbauweise einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten
könnte.
Die Verwendung von
Holz als nachwachsender Rohstoff, der standortnah gewonnen werden kann, macht
Holz zu einem wichtigen Baustein des nachhaltigen Bauens bei diesem und
zukünftigen Projekten.
Kostenübersicht:
Kostenschätzung vom März 2020, Vorentwurfsplanung
(Vorlage Nr. 127/20):
1. BA in
Massivbauweise: ca. 4.570.900 €
2. BA in
Massivbauweise: ca. 3.770.800 €
Summe ca.
8.341.700 €
Kostenschätzung vom April 2021, Entwurfsplanung:
1. BA in Massivbauweise:
ca. 4.990.000 €
2. BA in Massivbauweise: ca. 3.770.800 €
Summe ca.
8.760.800 €
Kostenschätzung vom April 2021, Entwurfsplanung:
1. BA in Holzbauweise: ca. 5.400.000 €
2. BA in
Massivbauweise: ca. 3.770.800 €
Summe ca.
9.170.800 €
Im direkten
Kostenvergleich zwischen der konventionellen Massivbauweise und der
Holzbauweise liegt aktuell das Delta bei ca. 410.000 € brutto.
Der Anteil der
Konstruktionsweise und des gestiegenen Holzpreises lässt sich in diesem
Planungsstand noch nicht getrennt voneinander zuordnen.
Im Haushalt sind bislang 8.300.000 € für die Schule veranschlagt. Die Fachplanungen die sich auch mit den energetischen Möglichkeiten beschäftigen stehen noch an, dafür ist auch die Bauweise maßgeblich. Mögliche Mehrkosten aufgrund von aktuellen Kostenentwicklungen sollen im Rahmen der Haushaltsplanberatungen 2022 berücksichtigt werden.
Anlagen:
Anlage 1: Gegenüberstellung Holzbauweise, Massivbauweise
Anlage 2: Lageplan + Grundrisse 1. Bauabschnitt