Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Bau- und Mobilitätsausschuss nimmt die
Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zu den Varianten Vorplanung Bernburgplatz zur
Kenntnis und beschließt, dass die Variante 3 „Greenbeat“ in der dieser Vorlage
als Anlage 3 beigefügten Fassung Grundlage der weiteren Planung und Entwicklung
ist.
Die Verwaltung wird beauftragt, gemäß dieser Vorgabe
eine Entwurfsplanung zu erstellen und dem Ausschuss zur Erörterung und weiteren
Beschlussfassung vorzulegen.
Begründung:
A Grundlagen und Hintergründe
Die „Gestaltung
des Bernburgplatzes und des Grünbereiches sowie die Öffnung zur Ems“ ist eine
Maßnahme im Handlungsfeld A „Besondere Orte in der Innenstadt“ des Rahmenplanes
Innenstadt von 2014.
Da die mit dem Bereich verbundenen strukturellen Fragestellungen und sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten und –grenzen in Rheine bereits seit Jahren kontrovers diskutiert wurden, wurde ausgehend vom Beschluss 2017 ein mehrstufiger Entwicklungsprozess auf den Weg gebracht, der mit Unterstützung eines externen Büros unter umfassender Einbindung von Öffentlichkeit und Fachleuten in einer Beschlussfassung im September 2019 mündete. Die Konsensvariante „Bernburgpark“ wurde als Grundlage der weiteren Planung und Entwicklung festgelegt (Vorlage Nr. 304/19).
Im März 2020 wurde
das Büro GREENBOX, Köln, unter dieser Prämisse mit der Entwicklung einer
Entwurfsplanung beauftragt. Unterstützt wird das Büro GREENBOX durch das Büro
Reicher Haase Assoziierte, Dortmund, die hauptsächlich die Vorbereitung und
Durchführung der Bürgerbeteiligungen bearbeiten.
Aufgrund der
Corona-Pandemie wurde gemeinsam mit den Büros ein alternatives Beteiligungskonzept
erarbeitet, um die erste Stufe der Bürgerbeteiligung durchzuführen. Die Themenschwerpunkte
lagen in den Bereichen „Begrünung“, „Mobiliar und Spielelemente“ sowie
„Veranstaltungen“.
Die Ergebnisse der
Bürgerbeteiligung und ihre Dokumentation sind gemäß Beschluss des
Bauausschusses vom 17.09.2020 (Vorlage Nr. 327/29) Bestandteil des Inputs für
den weiteren Entwicklungsprozess rund um den Bernburgpark.
B Varianten der Vorplanung
Basierend auf der
Option „Bernburgpark“ aus der Machbarkeitsstudie sowie unter Berücksichtigung
der Anregungen der Bürgerinnen und Bürgerschaft hat das Büro GREENBOX
verschiedene Varianten einer Vorplanung erarbeitet (siehe auch Anlage 1)
B.1 Konzept 01 „Stadtlichtung Grün“
Der Konzeptansatz STADTLICHTUNG
GRÜN basiert auf der Zielsetzung einer naturnahen Gestaltung des
Bernburgparks, die sich viele Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Beteiligung
gewünscht haben. Durch den Erhalt der bestehenden Baumstrukturen sowie einer
Ergänzung durch Neupflanzungen werden die Grünbereiche umsäumt und die
Wegebeziehungen eindeutig abgegrenzt.
Er verfolgt den
Ansatz einer Maximierung des Grünflächenanteils im künftigen Bernburgpark. Das
Grundkonzept der Verkehrsführung als eines der Ergebnisse aus der
Machbarkeitsstudie bleibt erhalten.
Insgesamt drei
große Grünflächen rahmen den Transitraum zwischen Humboldtplatz und Dionysiusbrücke.
Die größte dieser Grünflächen erhält einen Saum aus erhaltenen Bestandsgehölzen
und ergänzenden Neupflanzungen.
Die Topographie
des Ortes wird geschickt verwendet, um eine Treppenanlage aus in die Grünfläche
eingelassenen Stufen wie selbstverständlich zu integrieren. Die Lichtung in der
Mitte der Grünfläche ist bewusst von Möblierung und Spielgeräten freigehalten.
Die Randbereiche unter den aufgeasteten Gehölzen bieten jedoch Raum für Spiel
und Aufenthalt.
Übergangsbereiche
mit Splittbelag zwischen Grün- und Verkehrsflächen sorgen für eine klare
Aufteilung der Räume und Nutzungszonen. Es entstehen deutlich ablesbare Räume
für den Aufenthalt und für den Durchgangsverkehr.
Der
Höhenunterschied zwischen Emsufer und mittlerem Platzniveau wird über eine
barrierefreie Rampenanlage überwunden, welche allerdings mehr als fließender
Weg am Hang erlebbar wird.
B.2 Konzept
02 „Klima Oasen“
Dem Konzept der KLIMA
OASEN im Bernburgpark liegt als Schwerpunkt eine den Zukunftsanforderungen einer
klimagerechten (Innen-)Stadt entsprechende Gestaltung zugrunde.
Die Klima-Oasen
basieren auf einem abwechslungsreich bespielbaren und flexibel auf verschiedene
städtische Räume übertragbaren Konzept. Es liegt der Gedanke zugrunde, die sich
stetig aufheizende Stadt durch verschiedene Eingriffe auf Mikroklima-Ebene
effektiv und nachhaltig zu kühlen. Die Idee der Bürgerinnen und Bürger, durch
Neupflanzungen von Bäumen verschattete Zonen herzustellen, wurde vom
Planungsbüro aufgegriffen und weiter verfolgt. Entstanden ist ein Konzept, dass
neben den Schattenspendern weitere Aspekte beinhaltet, die sich positiv auf das
Stadtklima auswirken.
Klima Oasen
spenden Schatten, befeuchten die Luft und sorgen durch Verdunstungskälte für
Abkühlung. Ihre Kleinteiligkeit und die variable Dimensionierung erlauben es,
in verschiedenen Anordnungen und mit unterschiedlicher Bespielung, Räume zu
besetzen und aufzuwerten. Im Bernburgpark sind die Klima Oasen eingebettet in
Grünflächen mit Bestandsgehölzen und Neupflanzungen. Dies maximiert den
Grünanteil der Parkfläche und hält gleichzeitig am Grundgedanken der Ergebnisse
der Machbarkeitsstudie fest.
Die flexible
Anordnung erlaubt es, die grundlegende Verkehrsführung beizubehalten und
dennoch fließende Übergänge zwischen Aufenthalts- und Begegnungsraum sowie
Grünflächen zu generieren.
Das Gefälle
zwischen Bernburgplatz und Emsufer wird durch einen in den Hang eingebetteten
Pfad überwunden. Auch hier findet sich das Motiv der Klima Oasen wieder. Es
sind mehrere Routen möglich, wovon die längste durch geringe Steigungen und
eingefügte Podeste barrierefrei ist.
B.3 Konzept 03 „Greenbeat“
Der GREENBEAT
legt den Schwerpunkt auf eine Parkgestaltung mit Spiel- und
Aufenthaltsangeboten, da diese Themen im Rahmen der Bürgerbeteiligung sehr
häufig benannt wurden.
Dieses
Konzept steht für den künftig grünen Herzschlag des Bernburgparks. Die markante
Wegeführung überwindet mit großer Dynamik die gegebenen Höhenunterschiede und
spielt mit sich öffnenden Räumen und Sichtbeziehungen.
Die Erhöhung
des Grünanteils ist auch in diesem Konzept die dominierende Zielsetzung.
Eine
großzügige, bepflanzte Pergola bietet schattige Plätze zum Verweilen. An ihrem
Ende liegt ein kleiner “Platz im Platz”, welcher von einem kühlenden
Wasserspiel geprägt ist. Die Grünflächen bieten sowohl Raum für Kinderspiel als
auch für zurückgezogenes Verweilen auf in den Rasen eingelassenen Sitzstufen.
Der gegebene Gehölzbestand wird in größtmöglichem Umfang erhalten und an den
erforderlichen Stellen um Neupflanzungen ergänzt.
Auch im Zugang
zum Emsufer spiegelt sich das Thema Leben und Erleben wieder. Über eine
Hangrutsche vom seitlichen Bereich der Brücke kann der Weg auf spielerische und
aufregende Weise abgekürzt werden.
C Bürgerbeteiligung
Die drei Varianten der Vorplanung wurden am 29.10.2020 vom Bau- und
Mobilitätsausschuss für eine weitere Bürgerbeteiligung freigegeben (394/20).
Eine öffentliche
Bürgerwerkstatt als Präsenzveranstaltung war aufgrund der anhaltenden,
Corona-Pandemie nach wie vor nicht umsetzbar. Aufgrund der guten Erfahrungen
der Verwaltung in verschiedenen Verfahren und Prozessen des Rahmenplanes
entschied die Verwaltung, eine weitere, im Schwerpunkt digitale
Bürgerbeteiligung durchzuführen.
Die
Bürgerbeteiligung startete mit einem digitalen Bürger-Workshop am 22. Juni
2021, der via Videokonferenz durchgeführt wurde. Der Workshop wurde moderiert
vom Büro Reicher Haase Assoziierte, unterstützt durch das Planungsbüro
GREENBOX, die ihre Planungen vorstellten, und Mitarbeiter der Verwaltung.
An dem Workshop
nahmen ca. 25 Bürgerinnen und Bürger teil, die sich rege an der Diskussion um
die Varianten beteiligten. Nach einem Impulsvortrag durch das Büro GREENBOX
bestand die Möglichkeit, Rückfragen zu den Planungen zu stellen. Anschließend
wurde das Plenum in zwei Kleingruppen aufgeteilt, in denen detaillierter über
die einzelnen Varianten diskutiert wurde. Die Bürgerinnen und Bürger hatten
dabei die Gelegenheit, sich für ihre favorisierte Variante auszusprechen.
Parallel wurde
eine Online-Befragung gestartet. Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich bis
zum 16. Juli 2021 über einen Fragebogen, der sowohl online als auch analog
ausgefüllt werden konnte, beteiligen und ihre Anregungen zu den drei Varianten
äußern. An der Befragung nahmen insgesamt sechzig Bürgerinnen und Bürger teil.
Die Ergebnisse
dieses Beteiligungsschrittes sind dieser Vorlage als Anlage 2 beigefügt.
Folgende Aspekte sind hervorzuheben:
Bei der
Neugestaltung des Bernburgplatzes ist den Bürgerinnen und Bürgern ein hoher
Grünanteil am wichtigsten. Häufig genannt wurden außerdem ein barrierefreier
Zugang und der Bezug zur Ems, der Erhalt der vorhandenen Baumstrukturen.
Die Variante 1
wird von den Bürgerinnen und Bürgern sehr kritisch angesehen, v.a. die
fehlenden Spielmöglichkeiten und die ungenutzte Fläche der grünen Lichtung. Die
Variante 2 wird aufgrund des hohen Grünanteils, der Kombination von Aufenthalt,
Wasser und Spiel und der Verknüpfung von Bewegungs- und Aufenthaltsflächen
positiv bewertet. Negativ dargestellt werden die Wegeführung sowie die
Umsetzung des barrierefreien Zugangs. Die Variante 3 wird ebenfalls positiv
bewertet. Neben der Hangrutsche wird auch die Pergola positiv hervorgehoben.
Jedoch werden zu dieser auch Optimierungsvorschläge gegeben. Insgesamt werden
die zweite und die dritte Variante von der Bürgerschaft ähnlich positiv
bewertet.
D Prüfung
durch die Verwaltung / Beschlussvorschlag
In enger Abstimmung mit dem Planungsbüro hat
die Verwaltung daraufhin die beiden von den Bürgerinnen und Bürgern
favorisierten Varianten nochmals im Hinblick auf ihre jeweiligen Stärken (und
Schwächen) geprüft. Beide Varianten erscheinen zielführend und umsetzbar und
könnten, was einzelne Elemente und Details betrifft, im Zuge einer
Entwurfsplanung weiter optimiert werden.
Im Ergebnis empfiehlt die Verwaltung aufgrund der Aspekte Wegeführung,
Klarheit beim barrierefreien Zugang und dauerhafte Unterhaltung
der Flächen die Variante 3 „Greenbeat“ als Grundlage für die Entwurfsplanung.
Hier wird der durchfahrende Radverkehr über die Dionysiusbrücke durch die
Wegeführung über den Bernburgplatz leicht ausgebremst, sodass im
Aufenthaltsbereich keine Gefahren für Nutzerinnen und Nutzer entstehen. Die
Pergola als hervorzuhebendes Element schafft dem Bernburgplatz eine neue
Parkstruktur und gliedert diesen neu. Die Hangrutsche wird, v.a. in der
Bürgerschaft, als ‚Highlight‘ gesehen.
Das Büro hat
auf Grundlage der Vorzugsvariante eine erste Kostenschätzung (siehe
Anlage 4) erstellt. Diese liegt bei ca. 1.788.900 EUR. Aufgrund der
in den Varianten 1 und 2 vornehmlich runden und organisch geformten Elemente
ist bei diesen technisch bedingt mit leicht erhöhten Kosten zu rechnen. Die
Mehrkosten werden seitens des Büros auf 5 – 7 % geschätzt.
E Weiteres
Vorgehen / Unterstützung mit Fördermitteln
Die Finanzierung
der Maßnahme wird – nach der Überarbeitung des Rahmenplans – nicht mehr durch
die Städtebauförderung, sondern über das Förderprogramm „Anpassung urbaner
Räume an den Klimawandel“ gefördert. Die im März eingereichte Projektskizze
wurde bewilligt und eine Förderung in Höhe von 1,5 Mio. EUR zugesagt. Der
Förderantrag hierfür ist voraussichtlich noch im Jahr 2021 zu stellen. Hierfür
ist eine Entwurfsplanung mit Kostenberechnung zu erstellen.
Sobald der Variantenbeschluss der Vorentwurfsplanung vorliegt, wird außerdem
die Änderung des bestehenden Bebauungsplanes für die Flächen des
Bernburgplatzes eingeleitet. Gemäß dem Beschluss vom September 2019 wird der
von der Entwicklung des Bernburgplatzes abgegrenzte Bereich um das Grundstück
Bültstiege 15 nicht Bestandteil des Bebauungsplanes, sondern in einem eigenen
Verfahren behandelt.
F Auswirkungen
auf die Belange des kommunalen Klimaschutzes
Die drei
vorgestellten Konzepte wirken sich durch die Entsiegelung der Flächen sowie
durch die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und –strukturen positiv auf
den kommunalen Klimaschutz und das Mikroklima im Bereich Stadthalle aus.
Anlagen:
Anlage 1: Varianten Vorplanung
Anlage 2: Ergebnisse 2. Bürgerbeteiligung
Anlage 3: Vorzugsvariante „Greenbeat“ gemäß Beschlussempfehlung
Anlage 4: Kostenschätzung zur Vorzugsvariante