Sitzung: 18.03.2013 Unterausschuss "Jugendhilfeplanung, Jugendarbeit und Kindertageseinrichtungen"
Herr Rodriguez, der Sachgebietsleiter der
Migrationsdienste des Caritasverbandes und Frau Richter, Mitarbeiterin im
Projekt RADUGA stellen mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation
zwei Themenbereiche vor:
- Die
Interkulturelle Jugendarbeit RADUGA von 1997 bis 2012 (Anlage 1)
- Das
Rahmenkonzept Interkulturelle Orientierung und Jugendhilfe (Anlage 2)
Die beiden schriftlichen Informationen sind der Niederschrift als
Anlage beigefügt.
In der anschließenden Aussprache zieht Herr Gausmann zunächst ein
Resümee der bisherigen Arbeit des Projektes RADUGA aus der Sicht
der Verwaltung: RADUGA habe über einen langen Zeitraum erfolgreiche Arbeit mit
jugendlichen Spätaussiedlerinnen
und Spätaussiedlern geleistet. Die Notwendigkeit, diese Zielgruppe mit
speziellen Angeboten zu erreichen, habe sich jedoch im Verlauf der Zeit
deutlich reduziert. Das zeige auch die Entwicklung im „Underground“: In der
Einrichtung seien
inzwischen Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund regelmäßige
Besucher. Für die Zukunft gelte es daher, die positiven
Erfahrungen mit dem Projekt RADUGA zu analysieren und daraus die Angebote der
Migrationsdienste
neu zu strukturieren. Dies solle in enger Kooperation der Migrationsdienste der
Stadt und des Caritasverbandes geschehen.
Herr Rodgrigues nennt als wichtigen Punkt des vorgestellten
Konzeptes die fachliche
Beratung der Akteure in der Jugendhilfe zu interkulturellen Themen.
Die Erweiterung über den Adressatenkreis der Jugendarbeit hinaus sei
aus vielen Gründen sinnvoll und notwendig.
Er nennt dazu beispielhaft:
- Jugendliche
mit Migrationshintergrund seien in der Regel durchaus integriert.
- Sie
hätten andererseits besondere Probleme, was die Zahl der Migranten an
Förderschulen
oder die Probleme im Übergang Schule-Beruf zeigten.
- Die
Eltern lebten in Wertsystemen, die für ihre
Kinder, insbesondere im Jugendalter
häufig zu Konflikten
führten.
- Es
müsse im Blick bleiben, dass jugendliche Migrantinnen und Migranten nicht
in fundamentalistische
Mileus gerieten.
- Die
Jugendzentren seien kulturell „bunt“, was
die Anforderungen an die interkulturelle
Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhe.
Ziel sei die Gestaltung einer interkulturellen Gesellschaft, zu der die
Fachstellen Migration einen wichtigen Beitrag
leisten könnten.
Herr Gausmann nennt weitere Themenbereiche, die es
künftig zu berücksichtigen gelte:
·
Den Institutionen der Jugendhilfe von den
Kindertagesstätten bis zur Jugendarbeit
müssten interkulturelle Kompetenzen vermittelt werden.
·
Die Bedarfe der Kooperation von
Jugendhilfe und Schule, insbesondere die Schnittstelle
Schule/Beruf müssten verstärkt in den Blick genommen werden.
·
Die Auswirkungen der
Freizügigkeitsregelung innerhalb ab der EU ab 2014 müssten zeitnah beobachtet
und darauf mit geeigneten Angeboten reagiert
werden.
Frau Leskow fragt nach, welche finanziellen
Auswirkungen mit der Schließung des Treffs DADUGA verbunden wären. Herr
Gausmann zeigt auf, dass die Stadt Rheine damit rund 5.000 € pro Jahr einsparen
könnte, da die Stelle in erheblichen Umfang
aus anderen Fördermitteln mitfinanziert wird. Der
Vorschlag der Verwaltung ziele daher auch auf die Neuorientierung der
interkulturellen Arbeit der Migrationsdienste von Stadt und Caritasverband. Nur
mit einem gemeinsamen Konzept seien die neuen
Aufgaben zu schaffen.
Auf Nachfrage von Frau Leskow, ob die genannten Aufgaben mit dem
vorhandenen Personal zu leisten seien, erklärt Herr Gausmann, dass dies nicht
sicher sei. Es gelte
daher, die Entwicklung genau zu beobachten.
Herr Lammers fragt nach Details der neuen Schwerpunktsetzung,
die Herr Rodriguez
beantwortet:
Die Stelle werde sich künftig vornehmlich Multiplikatorenarbeit und
keine Einzelfallhilfe
leisten. Der neue Focus auf den Bereich Jugendhilfe beschränke sich daher auch
nicht nur auf Kinder und Jugendliche als Adressaten. Das Thema Jugendhilfe
und Schule werde künftig eine wesentliche Rolle spielen.
Herr Gausmann ergänzt, dass der Themenkomplex Projektplanung in der
Migrationsarbeit im Sozialausschuss an Bedeutung zunehmen werde.
Mit Blick auf die Aussage von Herrn Rodriguez, dass der Bustreff
für Jugendliche nach wie vor ein bevorzugter Aufenthaltsort sei, hält Herr
Lammers die vor einem Jahr diskutierte Möglichkeit, Räumlichkeiten in der Diskothek
Roxy für Angebote der offenen Jugendarbeit zu nutzen, nach wie vor für überlegenswert. Hier sollten die Möglichkeiten, aufsuchende
Jugendarbeit auch in Kooperation mit Trägern der Jugendsozialarbeit,
noch einmal geprüft werden.
Herr Timpe schlägt vor, die Migrationsdienste zur Vorstellung der neuen
Ausrichtung zur nächsten Sitzung der AG 78 „Offene
Jugendarbeit“ einzuladen, um die Informationen
direkt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergeben und mit den Erfahrungen
aus der offenen Jugendarbeit abgleichen zu können.
Abschließend nehmen die Ausschussmitglieder
zustimmend zur Kenntnis:
- Die
Jugendarbeit des Projektes „RADUGA“ wird in Absprache mit dem katholischen
Jugendwerk Rheine
e.V. beendet.
- Die
Neuausrichtung der Migrationsarbeit nach dem vorgestellten Rahmenkonzept
wird begrüßt.
- Die
städtischen Mittel für diese Arbeit sollen
weiter zur Verfügung gestellt werden.
Die Tagesordnung wird wie folgt fortgesetzt: