Sitzung: 23.02.2016 Integrationsrat
0:16:20
Herr Kassem
begrüßt Herrn Alfred Franz, Sektionsleiter für Rheine bei der Gesellschaft für
Sicherheitspolitik, der früher bereits jahrelang im Bereich der Städtepartnerschaft
mitgewirkt habe und bittet ihn, über seine Aktivitäten zu berichten.
Herr Franz gibt
zunächst einen kurzen Überblick über seinen persönlichen Werdegang (Jahrgang
1940, Abitur in Burgsteinfurt, danach 3 Jahre Bundeswehrzeit) - Daraus erkläre
sich auch, weshalb die Gesellschaft für Sicherheitspolitik u. a. mit allen
Vereinen zusammenarbeite, die aus dem Bereich der ehemaligen Bundeswehr noch
existieren.
Herr Franz
berichtet zunächst über die Ausstellung "Der Weg zur deutschen Einheit",
die 2015 in drei weiterführenden Schulen in Rheine gezeigt wurde und die inzwischen
auch in einer arabische Fassung vorliege.
Dann erläutert er ein geplantes Integrationsprojekt, das für ältere
ausländische Jugendliche gedacht sei, die langfristig hier in Rheine zu Hause
sein werden. Anhand der Gegenüberstellung der deutschen und arabischen Fassung
der Ausstellung könne man z. B. sehr gut darstellen, dass die Einigung
Deutschlands nur möglich geworden sei durch eine Verständigung mit allen
Nachbarn Deutschlands und mit den sog. Kriegsallierten des 2. Weltkrieges. Erst
durch eine internationale Verständigung aller dieser Partner habe Deutschland
1990 nach mehr als 40 Jahren seine Souveränität wiedererlangt.
Diese Tatsache
müsse auch syrische Flüchtlinge aufhorchen lassen. Anhand einer Landkarte
können sich syrische Jugendliche z. B. darüber informieren, welche Nachbarländer
Syrien hat. Anhand des deutschen Beispiels sei erkennbar, dass ein politischer
Aussöhnungsprozess unter Einbeziehung aller Nachbarländer und weiterer beteiligter
Großmächte auch in Syrien sehr lange dauern könne. Das sei ein Hinweis für
diejenigen, die jetzt als jugendliche Flüchtlinge zu uns kommen, dass sie sich
zunächst einmal in diesem neuen Land integrieren und beide Seiten aufeinander
zugehen müssen. Deutschland müsse jedoch auch seinerseits viel für eine
Integration gerade der älteren Jugendlichen tun, um einer evtl. Radikalisierung
(z. B. durch Einsatz für den sog. IS) vorzubeugen. Dieses Projekt sei geeignet
für alle Schulen, an denen ältere ausländische Jugendliche mit fortgeschrittenen
Deutschkenntnissen unterrichtet würden. Evtl. könnten auch im Rahmen der
Freizeitgestaltung gemeinsame kleine Arbeitsgruppen gebildet werden, die aus
jeweils ca. 5 syrischen und deutschen Jugendlichen der Schule bestehen, in der
sie in einer Auffangklasse untergebracht sind.
Das zweite Projekt
baue auf die von Hans Röttger verfasste und vom Stadtarchiv Rheine
herausgegebene Broschüre "Rheine - unsere Stadt" auf, in der die
Entwicklung der Stadt und das heutige Rheine für Jugendliche verständlich
erklärt werden. Wer hier eine neue Heimat finden wolle, der müsse seine neue
Stadt zunächst einmal entdecken. Dazu sei dieses Heft gut geeignet. Es könne
als Grundlage für Gespräche in kleineren Arbeitsgruppen mit Jugendlichen
dienen, die dadurch ihre neue Stadt besser kennenlernen könnten. Man wolle sich
bemühen, wenigstens einige Kapitel demnächst auch in arabischer Sprache
anbieten zu können, vielleicht auch durch die Mithilfe arabisch sprechender
Eltern. Außerdem baue man auf deutsche Schüler, die evtl. auch durch eine
Übersetzung einiger Details in Englisch zu einem besseren Textverständnis
beitragen könnten.
Im Rahmen dieses
Projektes könnten z. B. folgende Veranstaltungen geplant werden: ein Zoobesuch,
eine Fahrradtour zum Heimathaus, wobei sich dadurch ein Anhaltspunkt ergäbe,
den Jugendlichen zunächst die Verkehrsregeln in Deutschland zu erklären. Bei einem
Besuch im Rathaus könnten die Teilnehmer evtl. durch den Bürgermeister eine
kurze Einführung in grundlegende Spielregeln der Demokratie erhalten.
Durch diese
Projekte werde insgesamt ein wachsendes Verständnis auf beiden Seiten
gefördert, und die Chance für die Langfristigkeit einer echten Integration
gesteigert. (näheres zur Arbeit der GSP s. Anlage 1).
Herr Kassem
bedankt sich bei Herrn Franz und betont abschließend, der Vortrag habe gezeigt,
dass es nicht reiche, diesen jungen Menschen eine Unterkunft zu geben, man
müsse sie auch in gesellschaftliche Vereine und Institutionen aufnehmen. Sofern
sich in Zukunft Kooperationsmöglichkeiten ergäben, sei der Integrationsrat
stets zu einer Zusammenarbeit und Mithilfe bei den Projekten bereit.