Herr Gausmann erläutert die
Vorlage und stellt die Dringlichkeit der Schaffung zusätzlicher Wohnplätze für
Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen heraus.
Zum Antrag des Beirates für Menschen mit Behinderungen vom 26.10.2021 führt er
aus, dass die Verwaltung der Bitte zur Information möglicher Investoren über
geeignete Grundstücke nachkommen wird. Als mögliche Investoren kommen hier die
Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband und der Wittekindshof in Frage. Geplant
sind Grundstücke in der Eschendorfer Aue, in der Damloup-Kaserne und in der
Laugestraße im Rahmen von Konzeptvergaben zur Errichtung von Wohnraum in
besonderen Wohnformen für Menschen mit Behinderungen niedrigschwellig an
Investoren zu vergeben.
Zum Vorschlag des VdK im Antrag vom 08.10.2021 zum Kauf des Grundstücks der
ehemaligen Polizeidienststelle an der Gartenstraße und Vermarktung für
zusätzliche Wohnraumplätze stellt Herr Gausmann dar, dass diese Lösung seitens
der Verwaltung nicht favorisiert wird. Als Grund hierfür führt er mögliche
langwierige Verhandlungen mit dem Eigentümer (Land NRW) und den beteiligten
Behörden an. Eine Schaffung von neuen Wohnraumplätzen z. B. in der Eschendorfer
Aue sei zeitlich deutlich schneller realisierbar. Herr Gausmann will damit
einen Ankauf des Grundstücks an der Gartenstraße allerdings nicht kategorisch
ausschließen, er hält jedoch mit Blick auf den zeitlichen Rahmen andere
Lösungen für schneller umsetzbar.
Frau Berkmann kritisiert, dass seitens des LWL zu lange nichts zur Erhöhung der Wohnraumplätze für Menschen mit Behinderungen unternommen wurde. Ergänzend zu den von der Verwaltung aufgezählten möglichen Trägern schlägt sie eine Kontaktaufnahme zu weiteren Trägern wie der Diakonie, den Maltesern oder den Johannitern vor. Frau Berkmann bittet die Verwaltung Kontakt zum LWL aufzunehmen und erneut die aktuellen Bedarfszahlen der Wohnungshilfe der Eingliederungshilfe anzufordern.
Frau Stockel bedankt sich für
die Vorlage und ergänzt, dass aus ihrer Sicht die tatsächlichen Bedarfe noch
höher liegen. Als Grund hierfür führt sie an, dass Menschen aus Rheine
teilweise gar nicht in Rheine untergebracht sind. Frau Stockel sieht ebenfalls
einen dringenden Handlungsbedarf und schlägt eine politische Beteiligung im
Arbeitskreis Wohnen vor.
Frau Stockel bittet die Verwaltung zu prüfen, ob die städtische
Wohnungsgesellschaft als Investor eines Wohnungsprojektes auftreten kann um die
Trägerschaft in einem zweiten Schritt an einen freien Träger vergeben zu
können.
Frau Stockel spricht sich ausdrücklich für ein mehrgleisiges Vorgehen aus um
gerade im intensivbetreuten Bereich zeitnah zusätzliche Plätze schaffen zu
können.
Herr Meier unterstützt die Idee,
dass die Stadt Rheine als Investor auftritt. und bringt als möglichen
zusätzlichen Träger den Cebeef ein.
Herr Meier gibt zu bedenken, dass dem LWL unter Umständen nicht alle Bedarfe
bekannt sind, da nicht alle Betroffenen auch Anträge beim LWL stellen. Vielfach
werden nur Anfragen an den Träger der Einrichtung gestellt, die nicht
weitergebeben werden.
Herr Meier hält das Grundstück an der Gartenstraße aufgrund seiner Lage und
bereits bestehender Bebauung für gut geeignet, kennt aber aus eigener Erfahrung
die möglichen Verzögerungen bei den notwendigen Verhandlungen und favorisiert
daher aus Zeitgründen ebenfalls neu zu bebauende Grundstücke.
Frau Lücke bringt zusätzlich die Idee einer Elterninitiative als Investor ein und schlägt einen Kontakt zur Landesbehindertenbeauftragten vor um von überregionalen Erfahrungen zu profitieren.
Herr Hewing begrüßt alle bisher gemachten Vorschläge. Aus seiner Sicht ist es gut, dass jetzt in vielerlei Richtungen gedacht wird.
Frau Ehrenberg gibt zu bedenken,
dass mehr als die Hälfte der Angeschriebenen nicht geantwortet haben und daher
keine validen Zahlen vorliegen. An dieser Stelle sieht sie
Nachbesserungsbedarf.
Frau Ehrenberg schlägt für die Stadt Rheine oder einen Träger eine Miete statt
Kauf der Liegenschaft an der Gartenstraße vor. Zudem regt sie eine Besichtigung
der Räumlichkeiten an.
Frau Eggenkämper sieht die ehemalige Polizeidienststelle als sehr geeignet für die Schaffung neuen Wohnraums für Menschen mit Behinderungen an. Sie verweist auf die besondere Dringlichkeit der Maßnahme.
Frau Dr. Hovestadt wirft die Problematik der gedeckelten Pflegeplätze auf und fragt an, welche Träger entsprechende Kapazitäten mitbringen können.
Herr Gausmann weist für die
weitere Diskussion daraufhin, dass für die Planung der Wohnraumplätze für
Menschen mit Behinderungen nicht die Stadt Rheine, sondern ausschließlich der
LWL zuständig ist. Aufgabe der Stadt Rheine ist es, die Rahmenbedingen zu
schaffen, damit die Träger vor Ort ein Angebot entwickeln können.
Herr Gausmann stellt mit Blick auf eine Besichtigung der Räumlichkeiten an der
Gartenstadt dar, dass die räumlichen Rahmenbedingungen, die für intensiv
betreutes Wohnen benötigt werden, dort weder vorhanden sind, noch mit einem
vertretbaren baulichen Aufwand hergestellt werden können und deutlich über ein Entkernen
hinausgehen.
Herr Gausmann kann sich gut vorstellen, dass die städtische
Wohnungsbaugesellschaft als Investor für ein solches Wohnprojekt auftritt.
Frau Berkmann erkennt, dass für
die Planung ausschließlich der LWL zuständig ist und bittet die Verwaltung
jedoch sich regelmäßig nach dem Stand des Verfahrens zu erkundigen.
Aus ihrer Sicht müsste die Immobilie der alten Polizeidienststelle baufachlich
begutachtet werden um auch Fragen der Barrierefreiheit beantworten zu können.
Als Sozialpolitikerin fordert sie vernünftige und verlässliche Zahlen für eine
sachgerechte Entscheidung.
Herr Azevedo zeigt sein Unverständnis darüber, dass dem LWL keine verlässliche Datenbasis vorliegt und begrüßt das die Verwaltung die Initiative ergreift und aktiv auf die Träger zugeht.
Frau Stockel berichtet von
Frustration der Betroffenen bzw. deren Angehörigen, da in der Vergangenheit
immer wieder zu Interessensbekundungen und Antragstellungen aufgerufen wurde.
Sie verweist darauf, dass es nicht mit einem kurzen formlosen Antrag erledigt
ist und teilweise jährlich neue Anträge gestellt werden müssen. Aus ihrer Sicht
wird es sehr schwierig, valide Zahlen zu bekommen.
Frau Stockel stellt für die SPD-Fraktion den Antrag auf Erweiterung des
Beschlussvorschlags um die folgenden Punkte:
- Der
Sozialausschuss beauftragt die Verwaltung, Kontakt mit der städtischen
Wohnungsgesellschaft aufzunehmen um dort eine Grundbereitschaft
herbeizuführen, sich als Investor für eine intensiv betreute Wohnform oder
andere Wohnform für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung zu stellen.
- Die
Verwaltung wird beauftragt, eine politische Beteiligung am Arbeitskreis
„Wohnen“ zu installieren.
Frau Ehrenberg erinnert an die noch offenen Punkte des Antrags der UWG vom 21.06.2021 und bittet die Verwaltung um erneute Vorlage zur Beschlussfassung.
Herr Gausmann weist noch einmal eindringlich auf die
Verantwortlichkeiten hin, die beim Ankauf des Grundstücks an der Gartenstraße
beim Haupt-, Digital und Finanzausschuss bzw. dem Rat und bei der Errichtung
von neuen Wohnplätzen bei den Trägern liegen. Er kündigt an, erneut offensiv
auf die Träger zuzugehen und über Bewerbungsmöglichkeiten zu informieren.
Anschließend ergänzt Herr Gausmann den vorliegenden Beschlussvorschlag um die
bisher in der Diskussion herausgearbeiteten Punkte.
Beschluss:
Der Sozialausschuss fasst folgende
Beschlüsse:
- Der
Sozialausschuss nimmt die aktuellen Bedarfszahlen zur Kenntnis.
- Der
Sozialausschuss beauftragt die Verwaltung, Kontakt mit der städtischen
Wohnungsgesellschaft aufzunehmen um dort eine Grundbereitschaft
herbeizuführen, sich als Investor für eine intensiv betreute Wohnform oder
andere Wohnform für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung zu stellen.
- Die Verwaltung
wird beauftragt, aktiv auf die verschiedenen Träger zuzugehen und ihnen Grundstücke
im Rahmen einer Konzeptvergabe anzubieten.
- Die Verwaltung
wird beauftragt, über die Liegenschaftsabteilung die Rahmenbedingungen für
den Erwerb, Pacht oder Miete des Grundstücks der ehemaligen
Polizeidienststelle an der Gartenstraße zu ermitteln.
- Die Verwaltung
wird beauftragt, den Antrag der UWG vom 21.06.2021 erneut umfassend zur
Beschlussfassung vorzulegen.
- Die Verwaltung
wird beauftragt, eine politische Beteiligung am Arbeitskreis „Wohnen“ zu
installieren.
Abstimmungsergebnis: einstimmig