Betreff
Tätigkeitsbericht der Koordinationsstelle Schulsozialarbeit
Vorlage
073/23
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Schulausschuss nimmt den Tätigkeitsbericht der Koordinationsstelle Schulsozialarbeit zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

Tätigkeitsbericht der Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit 2022

 

Gliederung:

 

1)             Einleitung

2)             Förderprogramm „Aufholen nach Corona“

3)             Umsetzung der „Richtlinie über die Förderung von Schulsozialarbeit in Nordrhein-Westfalen“

4)             Finanzierung von Schulsozialarbeit im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets

5)             Pilotprojekt „Lernen in Gemeinschaft“

6)             Evaluation der kommunalen Schulsozialarbeit der Stadt Rheine

7)             Bestands- und Bedarfsermittlungen

8)             Servicestelle Schulsozialarbeit

9)             Ausblick 2023

  1. Einleitung

Der Schulausschuss hat die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zur Stärkung der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu entwickeln. Um diesen umfassenden Auftrag umzusetzen wurde im Februar 2021 die Koordinationsstelle Schulsozialarbeit geschaffen. Aufgabe der Koordinierungsstelle ist die Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit an den Schulen der Stadt Rheine durch die Ermittlung des IST-Stands, Feststellung zusätzlicher Bedarfe und die Initiierung zusätzlicher Angebote. Außerdem fungiert die Koordinierungsstelle als Servicestelle für Fragestellungen, die im Zusammenhang mit Schulsozialarbeit entstehen.

In 2021 wurden zunächst die drei weiterführenden Schulen des gemeinsamen Lernens in den Fokus genommen. Es wurde eine Bestands- und Bedarfsermittlung in Form von qualitativen Interviews vorgenommen und sich daraus ergebende Handlungsschritte initiiert.

  1. Aufholen nach Corona

Das Land NRW hat zur Verminderung der Folgen durch die pandemiebedingten Unterrichtsausfälle verschiedene Förderprogramme aufgelegt. Das Förderprogramm „Aufholen nach Corona – Schulsozialarbeit“ wurde dafür eingesetzt, die Handlungsziele der Bestands- und Bedarfsermittlung an den drei weiterführenden Schulen des gemeinsamen Lernens anzugehen. Folgende Projekte wurden installiert:

Nelson-Mandela-Schule:

An der Nelson-Mandela-Schule wurde das Projekt „Warmes Willkommen“ installiert. Als Träger des Projekts konnte der Jugend- und Familiendienst Rheine e.V. gewonnen werden. Das Projekt ermöglicht den Schüler*innen ein frühes Ankommen vor Unterrichtsbeginn in der Schule. Sie bekommen dort einen Frühstückssnack. Außerdem ist eine sozialpädagogische Fachkraft vor Ort. Dies ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zur Schulsozialarbeit. Der Jugend- und Familiendienst stellt für dieses Angebot eine sozialpädagogische Fachkraft und eine Küchenkraft mit jeweils fünf Wochenstunden zur Verfügung. 
 

Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH):

An der AvH wurden die Mittel eingesetzt um das Präventionsprogramm der Schule auszubauen. Es wurden hochwertige Methoden und Materialien angeschafft um die Arbeit der Schulsozialarbeit zu unterstützen. Zusätzliche Projekte mit externen Partnern konnten realisiert werden und das Schulprogramm ergänzen. Außerdem wurden zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls Exkursionen durchgeführt.
 

Euregio Gesamtschule

An der Euregio Gesamtschule wurden mit den Mitteln zum Teil Stellen im Bereich der Schulsozialarbeit aufgestockt um das Team zu verstärken. Mit dem übrigen Teil wurde das Präventionsprogramm der Schule ausgebaut. Es konnten externe Partner gewonnen werden um zusätzliche Präventionsprojekte an der Schule umzusetzen. Auch in der Euregio Gesamtschule wurden hochwertige Materialien und Methoden angeschafft um die Arbeit der Schulsozialarbeit zu unterstützen.
 

Durch den Förderbaustein „Extra-Geld – Schulträgerbudget“  konnten alle übrigen Schulen der Stadt Rheine zusätzliche Mittel für Projekte des sozialen Miteinanders erhalten. Da durch die Förderprogramme plötzlich viele Mittel zur Verfügung standen, war es für die Schulen nicht einfach, externe Partner für die Projektarbeit an Schulen zu finden, da diese oftmals schon ausgebucht waren. Die Koordinierungsstelle hat in Rheine und in der Umgebung Gespräche mit Trägern geführt und eine Liste für die Schulen zusammen gestellt mit potenziellen Kooperationspartnern.

Diese Möglichkeit Projekte zum sozialen Miteinander durchzuführen wurde von den Schulen auch gut genutzt. Es wurden verschiedene Projekte an den Grund- und weiterführenden Schulen zu folgenden Themen durchgeführt:

  • Gewaltprävention
  • Gruppendynamik
  • Theaterprojekte
  • Medienkompetenz
  • Sprachförderung (DAZ-Förderung)
  • Zirkusprojekte
  • Schulausflüge
  • uvm.




  1. Umsetzung der „Richtlinie über die Förderung von Schulsozialarbeit in Nordrhein-Westfalen“

Mit dem Runderlass des Ministeriums für Schule und Bildung – 524-6.08.01-162765 – vom 22.09.2021 hat das Land Nordrhein-Westfalen die konzeptionellen und finanziellen Rahmenbedingungen zur Förderung von Schulsozialarbeit ab dem Jahr 2022 neugestaltet. Die bislang landesgeförderte BuT-Schulsozialarbeit geht in der allgemeinen Schulsozialarbeit auf. Die Förderrichtlinie sieht dabei vor, dass eine Vollzeitstelle an nicht mehr als zwei Schulen eingesetzt wird, eine Teilzeitstelle mit halber Stundenzahl oder weniger dementsprechend nur an einer Schule. Somit kann die Schulsozialarbeit nicht mehr flächendeckend eingesetzt werden, sondern es mussten Schwerpunkte gesetzt werden. Der Schulausschuss des Kreises Steinfurt, an den die Mittel des Landes NRW ausgezahlt werden, hat den Beschluss getroffen, die Mittel an den Gesamtschulen, Sekundarschulen, Hauptschulen und Realschulen des gemeinsamen Lernens des Kreises Steinfurt einzusetzen. Somit hat in Rheine jeweils die Euregio Gesamtschule, die Nelson-Mandela-Schule und die Alexander-von-Humboldt-Schule eine volle Stelle Schulsozialarbeit zusätzlich bekommen.

Dies wurde in 2022 gemeinsam mit dem Jugend- und Familiendienst Rheine e.V. als Träger von Schulsozialarbeit in Rheine umgesetzt. 

  1. Finanzierung von Schulsozialarbeit im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets

Nach der Umwandlung der Fördermittel des Landes NRW zur Beratung zum Bildungs- und Teilhabepaket in klassische Schulsozialarbeit ist keine flächendeckende Betreuung der Schulen im Kreis Steinfurt im Rahmen der BuT-Beratung mehr möglich. Da sich gerade an den Grundschulen ein Wegfall der BuT-Beratung deutlich bemerkbar macht, hat der Kreis Steinfurt beschlossen, die spezialisierte BuT-Beratung in den Jahren 2022 und 2023 zu finanzieren, um das Angebot an den unversorgten Schulen fortzuführen. Für die Grundschulen und die weiterführenden Schulen der Stadt Rheine, die nicht von zusätzlicher Schulsozialarbeit profitieren, bedeutet dies, dass im Rahmen einer Basisabdeckung von zwei Stunden pro Woche weiterhin eine Ansprechperson mit dem Beratungsschwerpunkt Bildung und Teilhabe von der Schule angefragt werden kann. Die Trägerschaft übernimmt weiterhin der Jugend- und Familiendienst Rheine e. V., der diese Dienstleistung bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich durchgeführt hatte.

  1. Pilotprojekt „Lernen in Gemeinschaft“

Im November 2021 hat der Schulausschuss der Stadt Rheine die Verwaltung beauftragt, die konzeptionelle Entwicklung eines neuen Angebots der Klassenassistenz als strukturelles, einzelfallunabhängiges Setting an Schulen des gemeinsamen Lernens unter dem Arbeitstitel „Lernen in Gemeinschaft“ auszuarbeiten. 

Die Koordinationsstelle Schulsozialarbeit hat in Zusammenarbeit mit dem Bereich „Eingliederungshilfe gem. § 35a SGB VIII“ des Jugendamtes ein Konzept zu einem fallunabhängigen, infrastrukturellen Poolmodell des Einsatzes von Klassenassistenz an den weiterführenden Schulen des gemeinsamen Lernens der Stadt Rheine entwickelt.

Mit dem Träger der Maßnahme, dem Caritasverband Rheine e.V., wurde eine Leistungs- und Vergütungsvereinbarung getroffen. Mit den betroffenen Schulen wurde eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen.

Das Pilotprojekt konnte zum Schuljahr 2022/2023 an den Start gehen. An der Alexander-von-Humboldt-Schule und an der Nelson-Mandela-Schule werden jeweils eine Klassenassistenz für den 5. und den 6. Jahrgang eingesetzt. An der Euregio Gesamtschule werden für den 5. und 6. Jahrgang jeweils zwei Klassenassistenzen eingesetzt.

Ziel des Projekts ist eine unbürokratische, nicht zu beantragende und damit niedrigschwellige Leistung als Unterstützung für alle Schüler*innen, die auch Eltern, Schulen und Verwaltung entlastet. Die frühzeitige und niedrigschwellige Unterstützungsleistung erzielt eine präventive Wirkung. Sie fördert die soziale Integration aller in die Klassengemeinschaft und bietet den Schüler*innen eine feste Bezugsperson. Die Klassenassistenzen sind in das multiprofessionelle Team der Schulen integriert.

Die Rücksprache mit den Koordinierungskräften der Klassenassistenzen an den Schulen hat ergeben, dass die Klassenassistenzen nach einer Orientierungs- und Eingewöhnungsphase (die sehr kurz war, da die eingesetzten Kräfte zum großen Teil die Schulen schon aus ihrer Tätigkeit als Schulassistenz kannten) eine gute Struktur entwickeln konnten, wie sie im Jahrgang eingesetzt werden. Trotzdem könne in dem Konzept ein hohes Maß an Flexibilität gewährleistet werden, so dass die Unterstützung an den Stellen ankomme, wo sie gebraucht werde.

Die Finanzierung des Pilotprojekts wurde im Schulausschuss am 15.11.2023 weiterbewilligt bis zum Ende des Schuljahres 2023/2024.
 

  1. Evaluation der kommunalen Schulsozialarbeit der Stadt Rheine

Der Schulausschuss hat in seiner Sitzung am 10.11.2021 beschlossen, die zusätzlichen Strukturen der Schulsozialarbeit an den drei weiterführenden Schulen des gemeinsamen Lernens der Stadt Rheine, die durch das Förderprogramm Aufholen nach Corona und die Umwandlung der ehemaligen BuT-Beratung in klassische Schulsozialarbeit an den Schulen umgesetzt werden konnten, durch ein externes Institut evaluieren zu lassen. Beauftragt wurde das Institut „Zoom – Sozialforschung und Beratung GmbH“.

Für die Evaluation der kommunalen Schulsozialarbeit in Rheine waren folgende Erhebungen vorgesehen:

  • Interviews mit den Schulsozialarbeiter/innen an den drei Schulen Alexander-von-Humboldt-Schule, Nelson-Mandela-Schule und die Euregio-Gesamtschule,
  • Interviews mit den Schulleitungen,
  • Interviews mit Schüler*innen, die im Kontakt mit der Schulsozialarbeit waren/sind,
  • Interviews mit Eltern, die wegen ihrer Kinder in Kontakt mit der Schulsozialarbeit waren/sind,
  • eine quantitative Befragung der Klassenlehrer/innen,
  • Interview mit der Koordinationsstelle.

Die Erhebungen wurden im September bzw. Oktober 2022 durchgeführt. Erste Ergebnisse der Evaluation wurden im Schulausschuss im November 2022 vorgestellt als Entscheidungsgrundlage für weitere Beschlüsse. Der Abschlussbericht „Evaluation Kommunale Schulsozialarbeit in der Stadt Rheine“ wurde im Januar 2023 fertig gestellt (s. Anlage 1).
 

  1. Bestands- und Bedarfsermittlungen

Um ein ganzheitliches Konzept der Schulsozialarbeit in der Stadt Rheine aufbauen zu können, wurden alle Schulen der Stadt Rheine in den Blick genommen im Rahmen einer Bestands- und Bedarfsermittlung zu den sozialen Strukturen in der Schule. In den weiterführenden Schulen des gemeinsamen Lernens wurde die Erhebung bereits im Jahr 2021 durchgeführt. Im Frühjahr 2022 wurde die Bestands- und Bedarfserhebung in den weiterführenden Schulen ohne gemeinsames Lernen durchgeführt, im Herbst 2022 in den Grundschulen der Stadt Rheine. Die Erhebung wurde in Form von qualitativen Interviews mit den Schulleitungen und z.T. mit Schulsozialarbeit (wo vorhanden) oder Beratungslehrer/innen durchgeführt.

Die Ergebnisse der Erhebung wurden im Schulausschuss im November 2022 vorgestellt. Die sich daraus ergebenen Handlungsempfehlungen wurden beraten und beschlossen.


  1. Servicestelle Schulsozialarbeit

Die Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit sieht sich als Servicestelle und dient als Bindeglied zwischen den Systemen und unterschiedlichen Trägern, bündelt Informationen, nimmt Bedarfe auf und arbeitet gemeinsam mit allen Akteuren an der Qualitäts(-weiter-)entwicklung des Handlungsfeldes Schulsozialarbeit.

 

Dazu gehört auch, ein Netzwerk innerhalb der Stadt aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Neben vielen Gesprächen und Treffen innerhalb der einzelnen Schulen zum Aufbau der neuen Strukturen, Absprachen zu aktuellen Themen und Herausforderungen und dem Austausch mit dem externen Träger der Schulsozialarbeit, haben auch schulübergreifende Treffen auf der Ebene der Schulsozialarbeit und auch auf Schulleitungsebene stattgefunden. Es haben auch Austauschtreffen auf Kreiseben und auf Landesebene zum Thema Schulsozialarbeit und Koordination von Schulsozialarbeit stattgefunden.

  1. Ausblick 2023

Im Schulausschuss im November 2022 wurde ein Beschluss über zusätzliche Strukturen der Schulsozialarbeit an den Schulen der Stadt Rheine getroffen, die, wenn möglich, im ersten Quartal 2023 umgesetzt werden. Folgende Umsetzung wurde beschlossen:

Schule

Umsetzung

Weiterführende Schulen mit GL:

Euregio Gesamtschule

1,0 Stelle

Alexander-von-Humboldt-Schule

0,5 Stelle

Nelson-Mandela-Schule

0,5 Stelle (Warmes Willkommen)

Alle drei Schulen

Lernen in Gemeinschaft

 

Weiterführende Schulen ohne GL:

Elsa-Brändström-Realschue

15 Std. Schulsozialarbeit

Kopernikus-Gymnasium

15 Std. Schulsozialarbeit

Gymnasium Dionysianum

10 Std. Schulsozialarbeit

Emsland Gymnasium

10 Std. Schulsozialarbeit

Abendrealschule

10 Std. Schulsozialarbeit

 

Grundschulen:

Annetteschule

Pilotprojekt und Konzepterstellung „Elternarbeit“

Fachkraft Sozialpädagogik 0,5 Stelle

In Kooperation mit der Koordinationsstelle Schulsozialarbeit

Edith-Stein-Schule

„Helfende Hände“

0,5 Stelle (geringe oder keine päd. Vorerfahrung)

Michaelschule

„Helfende Hände“

0,5 Stelle (geringe oder keine päd. Vorerfahrung)

 

Außerdem hat das Land NRW erneut das Förderprogramm „Extra-Geld“ im Förderprogramm „Ankommen und Aufholen nach Corona“ zur Verfügung gestellt. 30 % der Mittel wurden bereits schulscharf an die Schulen ausgezahlt. Zusätzlich wird, wie auch im letzten Jahr, die DaZ-Förderung an den Schulen in Form eines städtischen Sonderprogramms unterstützt. Die restlichen Mittel – das sogenannte Schulträgerbudget – werden projektbezogen an die Schulen vergeben. Jede Schule kann diesbezüglich einen formlosen Antrag an die Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit stellen.

Die „Servicestelle Schulsozialarbeit“ wird weiter ausgebaut. Neben der Netzwerkpflege und Informationsweitergabe stehen verschiedene Themen, die sich aus den Bestands- und Bedarfsermittlungen ergeben haben, in ihrer Bearbeitung noch aus, wie z.B. ein Austauschtreffen zwischen der Schulsozialarbeit und dem Jugendamt, Beratung zur Erarbeitung von Schutzkonzepten in der Schule uvm.

 


Anlage:

 

Abschlussbericht „Evaluation Kommunale Schulsozialarbeit in der Stadt Rheine“