Betreff
Gestaltung der Kreisverkehre der Stadt Rheine Kreisverkehr Rodder Damm/Aloysiusstraße
Vorlage
088/06
Aktenzeichen
FB 5-sch
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Bau- und Betriebsausschuss beschließt:

 

1.   Den Vorschlag zur Namensgebung und Gestaltung des Kreisverkehres am Rodder Damm/Aloysiusstraße des Stadtteilbeirates Eschendorf nicht zu folgen.

 

2.   Für die Gestaltung des Kreisverkehres eine Kreativwerkstatt unter Beteiligung der Firmen RENK AG und KTR Kupplungstechnik GmbH und dem Stadtteilbeirat Eschendorf zu initiieren.


Begründung:

 

Kreisverkehre bieten neben der Verteilerfunktion auch durch ihre Lage im Eingangsbereich der Stadt wichtige Orientierungsfunktionen im Sinne eines Verkehrsleitsystems.

 

Für die Orientierung im Raumnetz ist eine prägnante, fernwirksame Gestaltung der Kreisinsel nützlich. Ein klares Konzept bei der Modellierung und Bepflanzung unterstützt die perspektivische Wahrnehmung und ist für die Erkennbarkeit der Kreisverkehre von Bedeutung. Die Betonung der Kreisverkehrsplätze ermöglicht die Einbeziehung von lokal bedeutsamen Gestaltungselementen. Hierbei soll die Identität des Stadtteiles mit seiner Geschichte gestärkt werden. Die Berücksichtigung dieser lokalen Besonderheiten steht bei der Gestaltung im Blickpunkt.

 

Dieses Zielkonzept ist bei der Gestaltung der Kreisverkehrsanlagen an der Salzbergener Straße, an der Neuenkirchener Straße und an der Dechant-Römer-Straße in Mesum umgesetzt worden. (vgl. BauBA – Sitzung vom 11. Dezember 2003, Vorlage Nr. 606/03 ). Die Stadt Rheine möchte die dort gewählte Formensprache auch auf die zukünftige Gestaltung von Kreisverkehrinnenflächen übertragen. Wichtig ist der Verwaltung zudem, dass neben der thematischen Fassung eines lokalen Themas auch in einem partizipatorischen Verfahren, die Vertreterinnen und Vertreter vor Ort, beteiligt werden.

 

Werbeanlagen für allgemeine Zwecke oder für Unternehmen sind auf Kreisverkehren ebenso unzulässig wie Projekte oder Anlagen, die besondere Aufmerksamkeit für längere Zeit auf sich ziehen. Dies hat seine Begründung in der Verkehrssicherheit. Der Kreisverkehr gehört zu den Verkehrsanlagen und darf deshalb nicht mit Anzeigen oder Botschaften befrachtet werden, die den Autofahrer/innen vom Fahren ablenken und damit die Verkehrssicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer/innen gefährden.

 

Bei der Gestaltung der Kreisverkehre ist sehr deutlich zu Namensgebungen von einzelnen Plätzen oder Straßen zu unterscheiden. Bezeichnungen, Namen von Straßen und Plätzen sind eine soziale gesellschaftliche Setzung und Definition, die besonderer Aufmerksamkeit bedarf. So wie die Errichtung besonderer Mahnstätten oder Denkmäler, deren Positionierung, Ausrichtung und Bezeichnung gut und überdacht gewählt werden soll, ist auch Bezeichnung von Straßennamen und –Plätzen ein besonderer gesellschaftlicher Ausdruck.

 

In Rheine bestehen dafür feste Regelungen, die sich aus den Vorschlägen des Heimatvereins ableiten, der auch bei seinen Namensgebungen zuerst die örtlichen Besonderheiten aufgreift und danach erst besondere Heraushebungen oder Würdigungen verstorbener Personen realisiert und umsetzt. Der Borneplatz verweist auf unsere Partnerstadt Borne und der Leiriaplatz auf unsere Partnerstadt Leiria. Hier sind Namensbezüge zu besonderen herausragenden Verbindungen, die die Stadt Rheine hat, mit in die Bezeichnung der jeweiligen Platzfläche eingegangen.

 

Die Kreisverkehre sollen als Verkehrsanlagen im Unterschied zu bedeutungsstarken Benamungen und Benennungen, wie sie Straßen und Plätze in Rheine erzielen, eher spielerisch und leicht mit einzelnen Symbolen und Gegenständen auf die lokalen Besonderheiten des Viertels und der lokalen Gemeinschaft hinweisen.

 

Der Stadtteilbeirat Eschendorf hat für den neu angelegten Kreisverkehr am Rodder Damm/Aloysiusstraße einen Vorschlag zur Namensgebung sowie Ideen zur Gestaltung vorgelegt. Der Kreisverkehr soll demnach offiziell als „Berliner- Kreisel“ bezeichnet werden.

 

Als gestaltendes Element und Hinweis auf diese Namensgebung soll in der Mitte des Kreisels ein so genannter „Buddy-Bär“ aufgestellt werden, der die Verbundenheit der Emsstadt mit der Hauptstadt Berlin symbolisiert. Die Glasfaserfigur ist ca. 115 cm hoch, 85 cm breit und 190 cm lang. Sie kann als Rohling gekauft werden und thematisch individuell bemalt werden.

 

Eschendorf ist sicherlich ein Stadtteil mit sehr viel zukunftsträchtiger Maschinenbauindustrie. Mesum war früher ein Standort für Textilindustrie, der Thieberg ist der Kreiderücken durch die Stadt Rheine, der mit der Furt und dem Falkenhof die Entstehungsgeschichte der Stadt Rheine symbolisiert.

 

Aus Sicht der Verwaltung wäre eine Bezeichnung dieses Kreisels als „Berliner Kreisel“ wenig geeignet. Die aufgeführten Plätze „Borneplatz und Leiriaplatz“ haben klaren Bezug zu unseren Partnerstädten und symbolisieren diese Verbindung. Ob es in heutiger Zeit richtig und „schicklich“ ist, die Bundeshauptstadt als Bezugspunkt der Welt zu feiern, mag – mindestens aus der Sicht der Verwaltung – mit einem Fragezeichen versehen sein.

 

Die “Buddy-Bären“-Aktion ist eine Erfindung der Familie Herlitz, die zusammen mit der Berlin-Tourismus-Marketing GmbH und einer ganzen Reihe internationaler Sponsoren diese Aktion im Jahre 2002 gestartet hat. 120 Künstler, die jeweils einen Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen repräsentieren, haben je einen „Buddy-Bären“ farblich ausgestalteten. Durch die individuelle Gestaltung jedes Bären werden viele Informationen über die einzelnen Länder vermittelt. In jeder Stadt in der die „United Buddy-Bären“ als Ausstellung gezeigt werden, wird über Aktionen Geld für hilfsbedürftige Kinder gesammelt.

 

Im Internet lässt sich trefflich in den einzelnen Seiten blättern. Die UNICEF ist eingeschaltet und involviert, bei jeder nur sich bietenden Gelegenheit werden mit den Bären und ihren dann möglichen Ausstellungsobjekten Werbemaßnahmen durchgeführt, die die Stadt Berlin insgesamt in der Welt bekanntmachen sollen. Wie in der Homepage aufgeführt: „Inzwischen erfreuen die Buddy-Bären Menschen rd. um den Erdball. Als fröhliche Berlin-Botschafter sind sie auf jedem Erdteil in Firmenniederlassungen, Hotels oder privaten Gärten präsent. Auch dort finden immer wieder Versteigerungen zu Gunsten von Kinderhilfsorganisationen statt.“ Das Projekt ist mit eigener Homepage und einem eigenständigen Geschäftsführer. Die Liste der Sponsoren und Unterstützer ist lang und vielfältig.

 

Die Gestaltung des Kreisverkehres am Rodder Damm/Aloysiusstraße mit einem „Buddy-Bären“ zeigt insgesamt keinen lokalen Bezug zu dem Stadtteil Eschendorf. Die Stadt Rheine möchte unter Beteiligung der beiden ortsansässigen Firmen RENK AG und KTR Kupplungstechnik GmbH und dem Stadtteilbeirat eine Kreativwerkstatt initiieren, die die Industriegeschichte des Stadtteiles Eschendorf aufarbeitet und berücksichtigt. Mit einem solchen Projekt können die lokal vor Ort tätigen Menschen ihre Geschichte als Erinnerung beschreiben und den vorbeifahrenden Besucher/innen verdeutlichen, was es dort wichtiges gibt. An dieser Stellen einen Berliner Kreisel auszuweisen erzeugt lediglich nationale Konnotationen und Bedeutungen, bei denen die einen sich fragend abwenden und die anderen die abseitige Lage im Stadtgebiet beklagen. Auf diesem Berliner Kreisel findet der Besucher/in dann einen „Buddy-Bären“, wie er ihn in der Form vom Hotelbesuch in Berlin kennt, da er dort auch im Vorgarten stand.

 

Der "Buddy Bär" ist eine Spendensammel- und Charity-Idee, die weltweit für den Touristikstandort Berlin wirbt. Dies war 2004 in Kitzbühl ebenso der Fall wie in Hongkong und Istanbul, 2005 sind Tokio und Seoul dran. Danach kommt Sydney in 2006. Diese Aktion läuft für sich selbst. Sie braucht nicht die Unterstützung aus Rheine. Wenn jemand privat sich hier engagieren will, ist dies möglich. Wer auf der Internetpräsentation die Produkte - wie es hier betriebswirtschaftlich heißt - anklickt, findet dort Bären in allen Größen, Preisen und Formen. Für die Gestaltung des Kreisverkehrs in Eschendorf ist dies aus Sicht der Verwaltung keine geeignete Konzeption.  

 

Die Beschreibung verdeutlicht, dass hier ein schon fast globales Projekt präsentiert wird und der Kreisverkehr in Eschendorf eher als Ausstellungsfläche für die Berlin-Marketing GmbH dienen soll. Die mit dem Projekt verbundenen karitativen Ziele und Zwecke sind nicht zu leugnen und sollen nicht geleugnet werden. Die Entscheidung über die Mittel, den Einsatz und die jeweiligen Zwecke werden allerdings weitab von Rheine an ganz anderer Stelle geführt. Die darin eingebundenen Persönlichkeiten setzen sich ohne Frage für einen guten Zweck ein. Ob diese Präsentation allerdings geeignet ist, um die lokalen Verhältnisse in Eschendorf auf dem Kreisverkehr abzubilden, wird vonseiten der Verwaltung als fraglich angesehen.


Anlagen:

 

Anlage 1:     Lageplan Kreisverkehr

Anlage 2:     Gestaltung Kreisverkehr mit einem „Buddy-Bär“

Anlage 3:     Internetpräsentation United Buddy Bears

Anlage 4:     Pressemitteilungen