Betreff
Zwischenbericht Strategische Steuerung in der Heimerziehung
Vorlage
500/07
Aktenzeichen
II-2-51-ga
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Erläuterungen der Verwaltung des Jugend-

amtes zum Zwischenbericht “Strategische Steuerung in der Heimerziehung” zur Kenntnis.


Begründung:

 

 

Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Rheine hat in seiner Sitzung am 16.3.2006 zur Installierung zusätzlicher Stellen im Fachbereich Jugend, Familie und Soziales, Jugendamt, folgenden Beschluss gefasst:

 

“Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Rheine empfiehlt dem Rat der Stadt Rheine,

 

·      mit der Zielsetzung kurzfristiger und dauerhafter Einsparungen in der Heimerziehung (2008 ca. 500 T€ ab 2009 ca. 800 T€/a) durch den weiteren Ausbau der Vollzeitpflege, Einführung einer Reintegrationsoffensive und Umsetzung des generellen Verselbständigungsansatzes ab dem 16./17. Lebensjahr

 

·      vorbehaltlich der Zustimmung des Personalrates, den Stellenplan des Fachbereiches 2 - Jugend, Familie und Soziales - befristet für die Dauer von 2 Jahren um insgesamt 2,5 Stellen (TVÖD, Entgeltgruppe 9, Sozialarbeiter(innen), Sozialpädagog(inn)en zu erweitern.

 

Die Verwaltung wird beauftragt, im Rahmen einer regelmäßigen Evaluation (halbjährlich) über die Zielerreichung im Jugendhilfeausschuss zu berichten.”

 

 

Stellenbesetzung:

 

Im Bereich der Vollzeitpflege ist aufgrund dieses Beschlusses zum 15. Okt. 2006 und zum 1. Apr. 2007 jeweils eine halbe Stelle im Umfang von 19,25 Stunden eingerichtet worden. Wegen einzuhaltender Mutterschutzfristen ist seit dem 15.10.07 eine halbe Stelle im Bereich der Vollzeitpflege jedoch nicht mehr besetzt.

 

Im Bereich der Reintegration und der Verselbständigung steht die zusätzliche Ressource im Umfang von 1,5 Stellen seit dem 1. Jan. 2007 zur Verfügung.

 

 

Zielvorgabe:

 

Im Rahmen der Beratungen im Jugendhilfeausschuss ist das Ziel formuliert worden, bis zum Ende des Projektzeitraumes die Heimerziehungen um bis zu 20% zu reduzieren. Dabei sollte die Reduzierung der Heimerziehungen sowohl durch verstärkte Vermittlungen bestehender Heimfälle in Pflegefamilien, als auch durch verstärkte Reintegrationsbemühungen bzw. frühzeitige Verselbständigungen erreicht werden.

 

Als Einspareffekte sind für die Haushaltsjahre 2007-2009 folgende Summen avisiert worden:

 

Jahr                Minderausgaben                  Aufwendungen für               Differenz

                        für die                         Personal, Pflegegeld,

                        Heimerziehung                     Ambulante Hilfen

 

2007                228.470 €                      173.193 €                           55.277 €

2008                836.928 €                      320.884 €                         516.044 €

2009             1.105.928 €                       293.008 €                         812.920 €

 

 

Zwischenergebnisse:

 

Zunächst soll näher auf den Bereich der Vollzeitpflege eingegangen werden.

 

Die nachfolgende Grafik zeigt, wie sich die Fallzahlen im Bereich der Vollzeitpflege von Oktober 2005 bis Oktober 2007 entwickelt haben.

 

 

 

Dabei wird deutlich, dass seit Projektbeginn im Okt. 2006 14 zusätzliche Fälle hinzugekommen sind, während in der Zeit davor die Fallkurve eher einen waagerechten Trend ausweist.

 

Von den 14 Vermittlungen kamen u.a. 4 Kinder aus der Heimerziehung und 3 Kinder sind nach Aufenthalt in einer Mutter-Kind-Einrichtung vermittelt worden.

 

Von den Kindern aus der Heimerziehung erfolgte eine Vermittlung im November 2006, eine Vermittlung im Januar 2007, eine Vermittlung im Februar 2007 und eine Vermittlung im Mai 2007.

 

In der Vorlage 113/06 ist davon ausgegangen worden, im Projektzeitraum 7 Vermittlungen aus der Heimerziehung tätigen zu können. Mit den erreichten 4 Vermittlungen ist das Projekt auf sehr gutem Wege, dieses Projektziel zu erreichen.

 

Aus der nachfolgenden Grafik ist zu abzulesen, welche monatlichen Ersparnisse sich ergeben. In der Säule ganz rechts sind die Ersparnisse des bisherigen Projektzeitraumes kummuliert worden.

 

Abzüglich der Personalkosten in Höhe von ca. 50.000 € für ein Jahr ist somit schon eine Minderausgabe von 58.900 € realisiert worden.

 

 

 

Der Aufgabenbereich Verselbständigung / Reintegration stellt sich wie folgt dar:

 

Im bisherigen Projektzeitraum sind aus der Zuständigkeit des ASD 57 Personen, die entweder 17 Jahre und älter sind oder aktuell eine Reintegrationsoption verfolgt wird, in die Zuständigkeit des Aufgabenbereiches Verselbständigung / Reintegration gewechselt:

 

·         Von diesen 57 Personen erhielten 20 Personen eine Hilfe in Form der Heimerziehung nach § 34 SGB VIII. Teilweise wurde diese Hilfe auch als Hilfe für junge Volljährige gewährt.

 

·         6 Personen erhielten zum Zeitpunkt der Übernahme eine Hilfe für seelisch behinderte Kinder/ Jugendliche bzw. Junge Erwachsene nach § 35a SGB VIII.

 

·         Bei den verbleibenden Jugendlichen/jungen Erwachsenen handelte es sich um Personen, die eine ambulante Jugendhilfeleistung nach § 30 SGB VIII erhielten.

 

Die unten stehende Grafik zeigt, wie sich von Oktober 2005 bis Oktober 2007 die Betreuungsfälle im Bereich der Heimerziehung und der Hilfen für junge Volljährige entwickelt haben. Zwar war die Fallzahlkurve auch schon vor Projektbeginn rückläufig, aber dieser Trend hat sich insbesondere in der 2. Jahreshälfte 2007 verstärkt. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die eingeleiteten Maßnahmen zu wirken.

 

 

 

Daneben ist aber auch noch besonders hervorzuheben, dass im Aufgabenbereich Verselbständigung / Reintegration alleine seit Jahresbeginn 53 Neuanfragen für die unterschiedlichen Unterstützungsmaßnahmen eingegangen sind.

 

Durch intensive Beratung durch die Mitarbeiterinnen konnte alleine bei 40 Personen erreicht werden, dass sie entweder zu Hause wohnen bleiben konnten bzw. auch in Kooperation mit anderen Jugendberatungsstellen eine eigene Wohnung bezogen, ohne dass noch zusätzliche finanzielle und beraterische Ressourcen zur Verfügung gestellt werden mussten. Bei 7 Personen ist es gelungen, eine Überleitung in andere Sozialleistungssysteme (Agentur für Arbeit, Landschaftsverband Westfalen Lippe) zu erreichen. Bei den verbleibenden 6 Personen ist eine Hilfe für junge Volljährige installiert worden, die als Hilfe in Form des betreuten Wohnen gestaltet worden ist.

 

 

In der nachfolgenden Grafik wird dargestellt, wie sich finanziell die Veränderungen in der Heimerziehung bei den von dem Projekt übernommenen Fällen (“Übernahmefälle”) auswirken.

 

 

 

Auch hier wird in der rechten Säule die kummulierte Ersparnis dargestellt. Es ergibt sich eine Minderausgabe im Bereich der “Übernahmefälle” in Höhe von 90.600 € bei den derzeit 15 bearbeiteten Fällen in der Heimerziehung.

 

Im Bereich der Hilfen nach § 35a hat es 2 Übergaben an den LWL gegeben, die alleine 16.500 € Minderausgaben ausmachen.

 

Bei den ambulanten Hilfsmaßnahmen, die durch Fachleistungsstundenreduzierung bzw. durch Beendigung der Maßnahme gesteuert worden sind, ergibt sich nochmals ein “Einsparbetrag” in Höhe von 10.350,-€.

 

In der Summierung bedeutet dieses:

 

Einsparung durch Veränderung Heimerziehung         90.600,-€

Übergabe 35a an LWL                                            16.500,-€

Fachleistungsstundenreduzierung                            10.350,-€

                                                          gesamt:     117.450,-€

 

 

Bei 62.500 € Personalkosten ergibt sich somit ein Betrag in Höhe von 54.950 €.

 

 

Zusammenfassung und Ausblick:

 

Wie die Zahlen nachhaltig belegen, konnte das Einsparziel für das Projekt im Jahre 2007 mit gesamt 113.850 € mehr als erreicht werden.

 

Ohne dieses Projekt wäre demnach die Transferaufwendungen in den Hilfen zur Erziehung um mindestens 225.000 € höher gewesen. Damit wäre das Budget, welches so schon nicht eingehalten werden kann (vgl. Vorlage 480/07 Zwischenbericht für das III. Quartal 2007), noch weiter belastet worden. Die Ausgaben, die vermieden worden sind, weil die 53 Neuanfragen der Zielgruppe Junge Erwachsene direkt im Projekt aufgefangen wurden, können dabei gar nicht quantifiziert werden.

 

Die Verwaltung ist optimistisch, das Projekt Vollzeitpflege, Reintegration und Verselbständigung erfolgreich fortzuführen, auch wenn die Gesamtentwicklung in den Erziehungshilfen (wie bei den anderen Jugendämtern auch) steigenden Kosten aufweist.

 

Aus diesem Grunde sollte im weiteren Projektverlauf darauf gezielt werden, weiterhin zeitnah die Hilfen zu gestalten und die Fallbestände kritisch auf Veränderung überprüfen, jedoch mit der Vorgabe, dass Maßnahmen bei Kindeswohlgefährdung immer Vorrang haben.