Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Bauausschuss
der Stadt Rheine genehmigt den am 03. März 2008 von der Bürgermeisterin Dr.
Angelika Kordfelder und von den Ratsmitgliedern Heinz Hagemeier, Günter Löcken,
Alfred Holtel, Günter Löcken und Michael Reiske gefassten Dringlichkeitsbeschluß
mit folgendem Wortlaut:
Sonnenschutz:
Der neue Mensaraum der Mensaerweiterung erhält nur in den Oberlichtern der Westseite und der Südseite einen innerhalb der Scheibe liegenden Sonnenschutz. Die Nordseite und die Ostseite erhalten keinen Sonnenschutz.
Fassadenmaterial:
Die Fassadenbereiche an dem Bauteil des Mensaraumes werden mit Faserzementplatten bekleidet.
Begründung:
Zur weiteren Planung und Einhaltung des Baufortschrittes, bedürfen zwei
unterschiedliche Themenbereiche der Entscheidung. Dabei handelt es sich zum
einen um den Sonnenschutz und zum anderen um die Wahl des Materials für den
Mensaraum.
Sonnenschutz:
Der neue Mensaraum wird größere Glasflächen zur Nord- und zur Ostseite
erhalten. Die Südseite in der Mensa verfügt nur über Oberlichtbereiche und die
Westseite neben den Oberlichtern nur über ein bodentiefes Fensterelement. Es
ist zu entscheiden, welche Flächen einen Sonnenschutz benötigen und wie dieser
auszubilden ist.
Ein Sonnenschutz ist naturgemäß an der Nordseite nicht erforderlich.
Die Sonneneinstrahlung an der Ostseite
erfolgt während der Vormittagsstunden. Der eigentliche Mensabetrieb findet ab
etwa 12:00 statt. Zu dieser Zeit wird eine direkte Sonneneinstrahlung an dieser
Seite nur noch in Randbereichen wirksam sein. An eine Nutzung des Mensaraumes
während des Vormittages ist seitens der Schulleitung nicht gedacht. Daher ist
ein Sonnenschutz an der Ostseite nicht zwingend erforderlich. Einer möglichen
Wärmeentwicklung durch die Sonneneinstrahlung kann durch ausreichende
Lüftungsflügel in der Fassade entgegen gewirkt werden. Ein ggf. notwendiger
Sichtschutz zur Seite der Grüterschule kann durch eine geeignete Bepflanzung
erzielt werden.
Die Oberlichtbereiche der Süd-
und der Westseite sollten einen Sonnenschutz erhalten um die Blendwirkung
der Schüler durch das Sonnenlicht zu unterbinden. Da es sich hier nur um
Oberlichtbereiche handelt, ist die Aufheizung des Raumes durch die Sonne als
gering zu betrachten.
Prinzipiell gibt es verschiedene Möglichkeiten einen Sonnenschutz zu
erzielen:
1.) außen liegend vor der Fassade
2.) in der Fensterkonstruktion liegend
3.) innen liegend im Raum
Zu 1.) außen liegend vor der
Fassade
Ein außen liegender Sonnenschutz besteht aus Aluminiumlamellen, die in
Schienen geführt werden (Raffstore). Er wird elektrisch betrieben. Zum Schutz
vor Wind und Wetter erhält er einen s.g. Windwächter. Eine regelmäßige Wartung
ist erforderlich. Aufgrund des hohen Vandalismus-Potentials innerhalb des
Schulkomplexes/Stadtteils rät uns der hinzugezogene Fachingenieur von diesem
Sonnenschutz dringend ab. Ferner ist der Sonnenschutz nicht an allen
Gebäudeseiten erforderlich. Dennoch müsste die Bautiefe der Fassade aus
konstruktiven Gründen überall gleich stark sein.
Zu 2.) in der
Fensterkonstruktion liegend
Es gibt heute Verglasungen, die einen dauerhaft eingebauten
Sonnenschutz beinhalten, z.B. Okalux. Bei diesem Produkt befinden sich im
Luftzwischenraum der Scheibe Prismen zur Lichtlenkung. Durch die gezielte
Lenkung des Lichtes wird sowohl der direkten Sonneneinstrahlung, als auch der
Wärmeentwicklung im Mensabereich entgegengewirkt. Auch eine mögliche
Blendwirkung durch die Sonne wird unterbunden. Die direkte Durchsicht nach
außen ist dadurch eingeschränkt. Die Helligkeit des Raumes bleibt erhalten.
Daher muss bei Sonne auch nicht der Raum künstlich beleuchtet werden, wie es
z.B. bei einem außen liegenden Sonnenschutz der Fall ist. Dies trägt auch zur
Energieeinsparung bei.
Zu 3.) innen liegend im Raum
Ein innenliegender Sonnenschutz besteht zumeist aus textilen
Materialien. Wenn er in Funktion ist, befindet er sich im direkten
Zugriffsbereich der Schüler. Hier taucht wieder die Frage der
Vandalismus-Gefahr auf. Außerdem fangen sich hier auch die Mensagerüche dauerhaft.
Würde man an allen Gebäudeseiten den klassischen Außenraffstore(siehe
Punkt 1.) ausführen wollen, so würden die Kosten hierfür ca. 34.000 € betragen.
Aus den oben aufgeführten Gründen wird vorgeschlagen, nur die
Oberlichter der Süd- und der Westseite mit einem innerhalb der Scheibe
liegenden Sonnenschutz auszuführen, z.B. Okasolar (siehe Punkt 2.). Die Kosten
für diese Art des Sonnenschutzes betragen ca. 7.500 € brutto. Im Vergleich dazu
würde ein außen liegender Raffstore an diesen beiden Seiten ca. 9.000 €
betragen.
Fassadenmaterial:
Wie bereits bei der Entwurfsvorstellung im Bauausschuss am 29.03.07
erläutert, wird der eigentliche Baukörper der Erweiterung den gleichen
Verblender wie das Schulgebäude erhalten. Der Mensaraum soll aber von außen her
in der Gebäudestruktur ablesbar sein. Er soll mit großformatigen
Fassadenelementen verkleidet werden.
Der Neubau einer Mensa markiert inhaltlich eine Änderung des
traditionellen Schulkonzeptes an der Elisabeth-Schule und im Schulzentrum
Dorenkamp. Dieser Umbruch sollte sich auch in einer modernen, Kinder und
Jugendliche ansprechenden äußeren Form zeigen.
Für die Fassade des Mensaraumes wurden unterschiedliche Materialien
untersucht:
1.) Verblender, in einem anderen Farbton als die
übrige Erweiterung
2.) Wärmedämmverbundsystem (WDS)
3.) Vorgehängte Fassadentafeln z.B. Faserzement
von Eternit
4.) Vorgehängte Paneel-Elemente z.B. STO-Verotec
Durch die Schulleitung der Elisabeth-Schule erfolgt der Hinweis, dass
im Schulbereich sehr häufig (z.T. monatlich) Graffiti angebracht werden. Diese
würden durch den Hausmeister konsequent kurzfristig entfernt, um weiteren
Graffiti vorzubeugen.
Das Gelände um den Neubau soll aber auch nicht vollständig eingezäunt
werden, um dem Eindruck einer „geschlossenen Einrichtung“ entgegenzuwirken.
Zudem liegt die Mensa am direkten Verbindungsweg innerhalb des Schulzentrum,
der im Übrigen als stadtteilinterne Verbindung genutzt wird. Auch aus diesem
Grund ist hier eine hohe Zaunanlage nicht wünschenswert. Lediglich Bereiche, die
nur schwer einsehbar sind, wie z.B. der verbleibende Streifen zwischen Alt- und
Neubau, sollen abgetrennt werden.
Folgende Aspekte wurden bei der Wahl des Fassadenmaterials
berücksichtigt:
a) Robustheit des Materials
b) Ballwurfsicherheit
c) Entfernbarkeit von Grafittis
d) Kosten
Zu 1.) Verblender, in einem anderen Farbton als
die übrige Erweiterung
Bei einem Verblender handelt es sich um ein robustes Material. Graffiti
sind jedoch nur begrenzt entfernbar. Die Farben dringen durch das Aufsprayen in
feinste Poren ein. Eine vollständige Reinigung ist nur selten möglich, es
bleiben häufig Schatten oder Reste sichtbar. Mutwillige Zerstörungen am Stein
sind nur unter großem Aufwand zu beheben.
Zu 2.) Wärmedämmverbundsystem
(WDS)
Wärmedämmverbundsysteme sind nicht robust. Daher werden sie bei Bauten
im Öffentlichen Straßenraum selten in direkten Zugriffsbereichen eingesetzt
(vergleiche z.B. Media-Markt, Erweiterung Gymnasium Dionysianum). Eine
Ballwurfsicherheit ist nicht gegeben. Diese Fassaden sind auch besonders
„anfällig“ für Graffiti, da sie einen „idealen“ Untergrund bieten. Da sich im
Umfeld des Gebäudes hoher Baumbestand befindet und die Westseite in der
Winterzeit nur wenig Sonne erhält, ist hier mit einer Veralgung zu rechnen. Aus
diesen Gründen sollte man von einem WDS absehen.
Zu 3) Vorgehängte Fassadentafeln
z.B. Faserzement von Eternit
Dieses Material ist als ballwurfsicher einzustufen. Je nach
Oberflächenbeschichtung lassen sich Graffiti gut entfernen. Ggf. können auch
einzelne Fassadentafeln ausgetauscht werden.
Zu 4.) Vorgehängte Paneel-Elemente z.B.
STO-Verotec
Bei Sto-Verotec handelt es sich um Glaspaneel-Tafeln. Ein ESG-Glas ist
auf einer Trägerplatte befestigt, die dann wie eine Standartfassadenplatte
aufgehängt wird. Diese Glasflächen sind besonders einfach von Verschmutzungen
wie Graffiti zu reinigen. Auch hier wären einzelne Platten austauschbar.
Die Kosten für die Ausbildung der Fassade im Bereich der Mensa mit
einem Verblender werden sich auf
etwa 28.500 € belaufen. Diese Summe wurde anhand der vorliegenden
Angebotsergebnisse aus dem Gewerk Rohbau ermittelt.
Die Kosten für eine Fassade mit Faserzementplatten
würden etwa 33.500 € betragen, d.h. Mehrkosten von 5.000 € im Vergleich zum
Verblender. Rechnet man die einfachere Reinigungsmöglichkeit bei Graffiti mit
ein, so sind diese Mehrkosten bei der Investition gut vertretbar. So betrugen
die Kosten für das einmalige Entfernen von Farbschmierereien während der
Bauzeit an der Overberg-Schule 1.500 €. Die Erfahrungen der Bauunterhaltung
zeigen dass diese Kosten je nach Ausmaß der Graffiti z.T. auch über 2.000 €
liegen.
Die Kosten für die gesamte Fassade würden bei Glaspaneelen etwa 46.000 € betragen. Die Mehrkosten zum Verblender
würden somit 17.500 € betragen. Hier wäre die Entfernung von Graffiti sehr
stark vereinfacht.
Nach Abwägung der Investitionskosten und der Folgekosten und unter
Berücksichtigung der bauunterhaltungsrelevanten Kriterien, schlagen wir vor,
den Bereich des Mensaraumes außen mit einer Faserzementplatte zu bekleiden.
Wünschenswert und der Aufgabe angemessen wäre die Glaspaneel-Fassade. Die gestalterischen und konstruktiven
Qualitäten dieses Materials würden diesen Bauteil als markanten Blickfang stark
aufwerten. Sie würden die Neuausrichtung dieser Hauptschule als Ganztagsbetrieb
auch ideell unterstützen.
Um Vandalismus zu verhindern wurde bei der Erweiterung der
Overberg-Hauptschule 2005, in Zusammenarbeit mit der Schulleitung, besonderer
Wert auf die Gestaltung und die Auswahl der Materialien gelegt. Die Erfahrung
hat gezeigt, dass dieses Konzept Erfolg hatte. Die Schüler schätzen ihre
Schule. Insbesondere im Innenbereich und in den Pausen-WCs sind die Kosten für
Folgeschäden zurückgegangen. Dieses Konzept sollte auch an der
Elisabeth-Hauptschule verfolgt werden.
Eine Reduzierung der Kosten an anderer Stelle, wie z.B. der Art des
Sonnenschutzes, erlaubt als sinnvolle Möglichkeit der Kosteneinsparung eine
Einhaltung des Gesamtbudgets.
In unmittelbarer Nähe der Elisabeth-Schule finden zur Zeit großflächige
Umgestaltungen des Stadtraumes statt. Die Stadt Rheine hat als eines ihrer
Leitprojekte die Baukultur aufgenommen. Bei der Umsetzung der Bauten im
öffentlichen Raum sind private Investoren angehalten diesen Zielen zu folgen.
Erste Ergebnisse sind im Bereich der s.g. Neuen Mitte Dorenkamp sichtbar. Neben
der Gestaltung der Platzflächen durch die Stadt Rheine legt auch der
Hauptinvestor Wert auf eine moderne und attraktive Fassadengestaltung. Die Stadt
Rheine sollte bei der Verwirklichung der stadteigenen Neubauten diese ebenso
verfolgen.
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Kosten |
Mehrkosten |
|
brutto |
|
Verblender |
28.595,37
€ |
|
|
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|
WDS |
15.293,88
€ |
-13.301,49
€ |
|
|
|
Faserzement-Tafeln |
33.646,54
€ |
5.051,17 € |
(Eternit) |
|
|
Sto-Verotec
(Glas-Paneele) |
45.881,64
€ |
17.286,27
€ |
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Anlagen:
Kopie des unterschriebenen Dringlichkeitsbeschlusses vom 03.03.08