Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen der Fachstelle für Migrations- und Integrationsberatung zustimmend zur Kenntnis.
Begründung:
Überblick - Im Dezember 2007
hat die „Projektgruppe zur Betreuung und Begleitung von Migranten“ neue Räume
in der Kulturetage bezogen. Mit den alten Räumlichkeiten legte die
Projektgruppe auch die Bezeichnung „Projekt“ ab. Da sie seit Anfang 1991
besteht, hat nicht mehr den Charakter eines per Definition zeitlich befristeten
Projekts. Die Bezeichnung „Fachstelle für Migrations- und Integrationsberatung“
umschreibt ein erweitertes
Aufgabenfeld, das sich in den vergangenen 17 Jahren fortlaufend den
Bedürfnissen sowohl der Zuwanderer als auch der Stadt Rheine angepasst hat. Mit
der Fachstelle steht der Stadt Rheine eine Gruppe von Fachleuten für soziale
Migrations- und Integrationsfragen zur Verfügung, die von Zuwanderern und von
einheimischen Bürgern und Institutionen in Anspruch genommen werden kann.
Die Migrations- und Integrationsberatung besteht zurzeit aus 4,74 Pädagogen- und 3
Vom Rat der Stadt wurde ihr auch die Beratung der
türkischen Bevölkerung Rheines übertragen. Hierbei geht es um regelmäßige
Sprechstunden in türkischer Sprache (Themen sind z. B. (Teil-
Insgesamt erreichen die Beratungsangebote der Fachstelle monatlich regelmäßig ca. 600 ratsuchende Klienten jeglichen Alters und vieler verschiedener Kulturen mit den unterschiedlichsten Fragestellungen und Problemlagen.
Des Weiteren gibt es Kooperationsprojekte
mit
- Familienzentren: St. Antonius, St. Marien, Jakobi;
- Schulen: AS-Programm, Kinderkulturpass, Antigewalttraining, Projekttage;
- der VHS: Organisation AS-Programm, Deutschkurse in Stadtteilen, Alphabetisierungskurse;
- dem Gesundheitsamt: Mütterberatung, Einzelfallberatung
- der Stabsstelle Bürgerengagement: Ehrenamtliche Integrationshelfer, Hausaufgabenhilfen.
Außerdem hat die Migrations- und Integrationsberatung geschäftsführende
Funktionen in verschiedenen Projekten, Gremien und Arbeitskreisen (z. B.
Migrationsbeauftragter, Integrationsrat, Netzwerk Migration, Kerngruppe des
Netzwerks, KOMM-IN NRW-Projekt, Arbeitskreis (AK
Migrantenvereine erhalten neben Beratung auch finanzielle
Zuwendungen bei ihren integrativen Veranstaltungen. Freie Träger erhalten
Personal- und Sachkostenzuschüsse nach jeweiliger Beschlusslage. Außerdem
werden die Wohneinheiten in den städtischen Unterkünften in Stand gehalten und
das Mobiliar bei Bedarf ergänzt. Für die sozialen Arbeitsinhalte steht ein 2008
Gesamtbudget (inklusive KOMM-IN-Mitteln
Die Migrations- und Integrationsberatung arbeitet auch konzeptionell
und strategisch an der Steuerung und Gestaltung des interkulturellen Lebens
in der Stadt Rheine (z. B. Migrations- und Integrationskonzepte 2003 und 2007,
KOMM-IN NRW-Projekt
Betreuung der
Übergangswohnheime - Die verbliebenen 75, über die ganze Stadt
verteilten städtischen Übergangswohneinheiten sind den einzelnen Stadtteilbüros
zugeordnet. Jeweils eine pädagogische Kraft und ein
In den letzten Jahren wurden bis auf die Unterkunft Dutumer
Straße alle Unterkünfte in Schnellbauweise („Wohncontainer“
Die Neuzuteilung der Wohnungen geschah soweit möglich mit
Rücksichtnahme auf die Belange der Schulen im Stadtteil und der Schüler und –
gemäß dem Beschluss zur dezentralen Unterbringung – unter Vermeidung von hoher
Unterbringungsdichte von Flüchtlingen in einem Straße. Beispielsweise im
Bereich Lingener Straße / Schotthockstraße / Humboldtplatz wurde so die Zahl
der Untergebrachten von vormals 119 auf 51 verringert.
Solange die Flüchtlinge in städtischen Unterkünften wohnen,
werden sie von den pädagogischen Mitarbeiter(inne
Große Aufmerksamkeit wird dem regelmäßigen Kindergarten-/Schulbesuch sowie der Emanzipation der Frauen und Mädchen gewidmet.
Die
Die zurzeit praktizierte „Altfallregelung“ bietet die
Möglichkeit, Asylbewerbern und Geduldeten eine Aufenthalts- und
Arbeitserlaubnis zu erteilen. Damit ist ihr Umzug in privaten Wohnraum möglich.
Ca. 50 ehemalige Flüchtlinge haben hiervon Gebrauch gemacht und weitere werden
folgen. Inhaber einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25,5 Aufenthaltsgesetz
(erteilt z. B. aus Krankheitsgründen
Für diese zurzeit ca. 200 Menschen ist wegen der absehbar dauerhaft beengten Wohnverhältnisse
eine besondere Betreuung notwendig. Diese in den städtischen Unterkünften
verbleibenden Einzelpersonen und Familien sind zudem in ihrer Mehrzahl als
„Problemfamilien“ anzusehen. Die Hauptprobelmatik entwickelt sich aus Faktoren
wie z. B. der Romakultur, d. h. geringe Bildung, Kinderreichtum, Kinderehen, „Kindereltern“.
Außerdem gibt es hier sehr abweichende Vorstellungen über Wohnen und
Nachbarschaft. Das Verhältnis zur deutschen Umgebung ist mit den Vorstellungen
der deutschen Bevölkerung oft wenig kompatibel. Dies hat zur Folge, dass vor
allem die als schwierig geltenden Familien, Alleinerziehende und Einzelpersonen
sowie auch Kranke und Alte in den städtischen Wohnungen wohnen bleiben. So
erklärt sich, dass trotz sinkender Bewohnerzahl die Arbeitsanforderungen für
die betreuenden Sozialarbeiter(innen
Oft gelingt der Wechsel der Heimbewohner in den privaten Wohnungsmarkt nur mit der Zusicherung einer nachgehenden Betreuung durch die Stadtteilbüros der Migrations- und Integrationsberatung. Dieser Teil der Betreuungsarbeit gewinnt zurzeit immer mehr an Bedeutung. Die ehemaligen Flüchtlinge müssen wieder an ihre Eigenverantwortlichkeit z. B. in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Finanzen, Familienplanung, Bildung usw. herangeführt werden.
Die Zahlen der Neuaufnahmen von Flüchtlingen und Spätaussiedlern sind in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Derzeit besteht nach der Quote eine Aufnahmeverpflichtung von 1 Flüchtling. Die Spätaussiedlerquote ist weiterhin erfüllt. Abhängig vom Gesamtzuzug nach NRW ist hier nur noch mit geringfügigem Zuzug im Erstaufnahmeverfahren zu rechnen.
Spätaussiedler sind nicht mehr in Übergangswohnungen untergebracht. Nach Erfüllen der Aussiedlerquote ist Rheine von der Aufnahmeverpflichtung freigestellt. Seither erfolgen Zuweisungen nur noch im Rahmen von Familienzusammenführungen in einer Größenordnung von ca. 15 Personen pro Jahr. In Zusammenarbeit mit den bereits hier lebenden Verwandten gelingt es der Migrations- und Integrationsberatung, direkt am Zuweisungstag endgültigen, privaten Wohnraum auf dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung und die Erstberatung und -betreuung über ihre Stadtteilbüros sicher zu stellen.
Es kommt allerdings weiterhin eine große Zahl Spätaussiedler nach Rheine, die zunächst an anderen Zuweisungsorten ihre gesetzlich vorgeschriebene 3-jährige Residenzpflicht abgewartet haben, nach der sie ihren Aufenthaltsort in Deutschland frei wählen können. Sie werden statistisch nicht besonders erfasst. Ihre Zahl wird auf annähernd 1.000 geschätzt und ist weiter steigend. Die Migrations- und Integrationsberatung erreicht diese Spätaussiedler über ihre Stadtteilbüros und durch die Kooperationen mit Familienzentren, Kindergärten und Schulen.
Stadtteilarbeit
- Ergänzend zu den Hausbesuchen finden in den Stadtteilbüros pädagogische
Einzel- und Gruppenberatungen z. B. in Bildungs- und Gesundheitsfragen (z.
B. Kontakte / Begleitung zu Schulen und Kindergärten, Hausaufgabenhilfe, Deutsch-
und Alphabetisierungskurse, Vorschulkindergruppen usw.
Beispiele:
· In enger Zusammenarbeit mit dem St. Michael Kindergarten und der Edith-Stein-Grundschule haben sich Alphabetisierungs- und Deutschkurse etabliert, die sich hauptsächlich an die Mütter der Kindergarten- und Grundschulkinder wenden. Hierdurch erweiterten sich nicht nur die sprachlichen Fähigkeiten der Teilnehmerinnen, sie gewannen auch an Selbständigkeit und entwickeln ein neues Verhältnis zur Bildung ihrer Kinder. Zum ersten Mal haben sie nun eigene Erfahrungen mit Schule und systematischem Lernen.
Im Stadtteilbüro Dutumer Straße gibt es einen Deutschkurs,
der auf ehrenamtlicher Basis erteilt wird (in Zusammenarbeit mit der
Stabsstelle Bürgerengagement
· Mehrmals wöchentlich werden in den Stadtteilbüros
Catenhorner Straße und Humboldtstraße Hausaufgabenhilfen
für alle Schulformen angeboten. Ehrenamtliche und Honorarkräfte – teilweise
selbst Migrant(inn
· Gerade in Anbetracht der vielen jugendlichen Eltern ist die Mütterberatung in den Stadtteilbüros, die in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt durchgeführt werden, ein notwendiges Hilfeangebot. Hier geht es z. B. um Gesundheits- und Ernährungsfragen und Hygiene. Die Mütterberatung so wie auch eine Mädchengruppe, eine internationale Frauenkochgruppe und die Kosovo-Mädchentanzgruppe verfolgen auch das Ziel der Emanzipation der Frauen und Mädchen.
Die in den Stadtteilbüros angebotenen täglichen Öffnungszeiten werden zunehmend nicht nur durch die durch Zuweisung „bekannten“ Familien genutzt. Auch andere Zuwandererfamilien im Stadtteil suchen dort Hilfe und Einheimische finden hier eine Anlaufstelle für Fragen, Beschwerden und Anregungen und auch für soziales Engagement. Einheimische und zugewanderte Ehrenamtliche und Honorarkräfte tragen die Angebote in den Stadtteilbüros mit. In dieser Hinsicht erfüllen die Stadtteilbüros der Fachstelle mehr und mehr den Charakter von „Häusern ohne Barrieren“, eine Aspekt, der durch die Verortung weiterer Stadtteilangebote und offener Treffmöglichkeiten in Zukunft noch verstärkt genutzt werden kann.
Die Organisation und Durchführung einer Reihe von regelmäßigen Veranstaltungen auf Stadtteil- oder Stadtebene runden das Aufgabenfeld der Stadtteilbüros ab.
Beispiele:
· Der Internationaler Frauentag am 8. März ist mittlerweile ein wahrhaft internationales Fest. Rheinenserinnen aus den unterschiedlichsten Erdteilen und Ländern nehmen daran teil und ge-stalten ihn. Er stellt eine Möglichkeit der Solidarisierung der Frauen untereinander und eine willkommene Abwechslung im Familienalltag dar.
· Das Internationale Spielfest und die Nikolausfeier für Flüchtlinge sind zur Tradition geworden. Sie dienen einerseits dem vertraut machen mit einheimischen Festen und Bräuchen aber auch als Zeichen der sozialen Wertschätzung von Kindern und Familien.
· Die jährlichen „Kunterbuntfestivals“ werden jeweils unter einem bestimmten Thema organisiert und mit entsprechenden Partnern durchgeführt: 2004: Sprachenfestival, 2005: Spendengala für Tsunamiopfer, 2006: Familientag NRW, 2007: Begleitung von 4 Stadtteilfesten. Ihr Ziel ist es, die Buntheit Rheines zu demonstrieren und unter Beweis zu stellen, dass die verschiedenen Kulturen voneinander profitieren können, wenn sie sich mit Achtung begegnen.
Das mittlerweile anerkannte Fachwissen der Mitarbeiter(innen
Beispiele:
· Kooperationsprojekt
mit dem Familienzentrum St. Antonius Kindergarten. Die Zusammenarbeit, die
mit einem „Tandem-Sprachkurs Deutsch-Türkisch“ begann, beinhaltet heute z. B.
neben regelmäßigen Sprechstunden - nicht nur für (türkische
· In dem von der EU finanzierten und der VHS
koordinierten „AS-Programm“ („AS“
steht für Ausbildungsfähigkeit und soziale Kompetenz
· Die Fachstelle vertritt in der Initiative „Kinderkulturpass“ die Sparte „Interkulturelles“. Durch ihre Kontakte zu den Kultur pflegenden Zuwanderervereinen kann sie die Möglichkeiten des interkulturellen Lernens bereits im Grundschulalter vermitteln. Wie in allen Projekten und Arbeitseinheiten kommt es ihr auch hier darauf an, durch ihr Fachwissen ein multikulturell bereichertes, friedliches Miteinander der Bevölkerung Rheines zu fördern.
Migrations- und
Integrationskonzepte - Bereits 2003 legte die
In der Umsetzung des Migrations- und Integrationskonzepts wurden von der Fachstelle Migrations- und Integrationsberatung mehrere arbeitsintensive Arbeitskreise eingerichtet.
Beispiele:
· AK Bildung und
Migration: Bereits im Kindergartenalter werden die Weichen für die spätere
Bildung gelegt. Erzieher(innen
· AK Sicherheit und Migration: Dieser Arbeitskreis besteht schon lange im Projekt SiR. Im Kriminalpräventiven Rat tagte er unter dem Titel „Migranten als Opfer und Täter“. Durch die Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzepts wurde seine Arbeit neu bewertet. Erweitert um mehrere Mitgliedsorganisationen widmet er sich u. a. der Erklärung abweichenden Verhaltes unter Migranten und entwickelt Präventionsstrategien für Rheine.
· AK
Arbeit und Migration: Einerseits sind Migranten überproportional von Arbeitslosigkeit
betroffen und zu wenig Zuwandererjugendlichen gelingt es, eine Lehrstelle zu
finden. Andererseits gründen immer mehr Zuwanderer Firmen, die potenziell auch
ausbilden können. Es ist Ziel des Arbeitskreises, durch Perspektivenwechsel die
Ausbildungschancen von jungen Zuwanderern zu erhöhen und Zuwandererbetriebe zu
ermutigen, Ausbildungsplätze anzubieten. An dem Arbeitskreis nehmen neben
örtlichen Institutionen (Agentur für Arbeit, Wirtschaftsförderung, Caritasprojekt
FitZu, GAB usw.
Weitere Arbeitskreise zu Schwerpunktthemen des Migrations-
und Integrationskonzeptes sind bei freien Arbeitskapazitäten in Planung (z. B.
Interreligiöser Dialog, Interkulturelle Öffnung, Interessengruppe bi-nationaler
Ehen
KOMM-IN NRW-Projekt – Zwei weitere Anregungen/Arbeitsaufträge aus dem Migrations- und Integrationskonzept sind die Einführung eines Monitoringverfahrens zur Messung von Integrationserfolgen und die Erstellung eines neuen zukunftsweisenden Konzeptes für die Arbeit mit Jugendlichen aus Zuwandererfamilien. Die Stadt Rheine erhielt Anfang Juni 2008 eine Förderzusage von Ministerium für Integration für ein KOMM-IN NRW-Projekt zu diesen Themenkreisen. Eine Sitzung des Netzwerks Migration, eine Zukunftswerkstatt, Auswertungs- und Umsetzungskonferenzen, und eine Dokumentation müssen u. a. bis Januar 2009 erstellt werden. Höhepunkt wird ein „Integrationssymposium“ sein, das voraussichtlich im November in der Stadthalle stattfinden wird, und das dem gesamten Migrations- und Integrationskonzept neuen Schwung verleihen soll. Die äußerst kurze Laufzeit des Projekts stellt die Fachstelle vor ein großes zeitliches Problem. Es ist z. B. wegen der Semesterferien äußerst schwierig eine wissenschaftliche Begleitung zu organisieren. Eine vorläufige Zusage der Universität Enschede liegt aber mittlerweile vor.
Politik –
Integrationsarbeit hat immer auch eine politische Dimension. Die Fachstelle
trägt dem z. B. mit ihrer Geschäftsführung für den Migrationsbeauftragten und
den Integrationsrat Rechnung. Sie bereitet z. B. die Sitzungen vor,
recherchiert zu einzelnen Themen, schreibt die Protokolle und setzt die
Beschlüsse um (z. B. Resolution zum Bleiberecht, Appell zum Wahlrecht
Außerdem beteiligt sich die Fachstelle auch an Podiumsdiskussionen
und Aktionen zum Thema Integration, Demokratie und Toleranz, z. B. in
Kooperation mit der KAB St. Marien (Anfang 2008