Betreff
Bericht zum 1. Bentlager Druckgrafik Symposium
Vorlage
358/09
Aktenzeichen
II-1-dy
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt den Bericht zum 1. Internationalen Bentlager Druckgrafik-Symposium zur Kenntnis.


Begründung:

 

Symposium

 

In der Zeit vom 19.6.-21.6.09 fand in Bentlage das 1. Internationale Bentlager Druckgrafik-Symposium statt. Etwa 130 international renommierte Referenten und fachkompetente Teilnehmer, darunter Künstler und Hochschullehrer u. a. aus Japan, USA, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Deutschland referierten und diskutierten auf hohem Niveau ein ganz aktuelles Thema der Zeitgenössischen Kunst: Druckgrafik zwischen Tradition und digitalen Mediensystemen. Träger des Projektes war die Kloster Bentlage gGmbH ín Zusammenarbeit mit der Druckvereinigung Bentlage e.V., dem Falkenhof-Museum Rheine, der Stadtsparkasse Rheine, dem Kreis Coesfeld mit seinem Kulturzentrum Burg Vischering, den Kunstakademien Münster und Enschede sowie das Grafikmuseum Pablo Picasso Münster.

 

Neben reinen Vorträgen, Power-Point-Präsentationen und Diskussionsforen standen innerhalb des Symposiums auch Demonstrationsworkshops mit neuen Technologien bzw. mit Verbindungen traditioneller Grafik mit neuen Technologien auf dem wissenschaftlichen Programm. Zwei zeitintensive Workshopprogramme wurden in der Zeit vom 22.-27.6., also nach dem eigentlichen Symposium, angeboten. Das Symposium, dessen Partnerland die Niederlande waren, richtete sich ausschließlich an ein Fachpublikum. Das Symposium selbst wurde aber von mehreren Ausstellungen begleitet.

 

Ausstellungen

 

Im Kloster Bentlage waren die Ausstellung „Cees & friends“ zu sehen, die Arbeiten von fünf zeitgenössischen, „traditionellen“ Druckkünstlern aus drei Generationen präsentierte. Die beteiligten Künstler waren an einem einwöchigen Druckworkshop beteiligt, dessen Arbeitsergebnisse in die „Bentlage Edition“ eingegangen sind.

 

Mit der Ausstellung „Statements“ waren die internationalen Referenten des Drucksymposiums künstlerisch vertreten, die ein breites Spektrum traditioneller Druckgrafik bis hin zu ganz modernen Techniken und Technologien auf höchstem Niveau anboten.

 

Türkische Dozenten und Studenten der türkischen Universität in Eskisehir zeigten in den Kreuzgängen über 40 grafische Miniaturen, eine Auseinandersetzung zeitgenössischer Grafik mit traditioneller Miniaturgrafik aus osmanischer Zeit. Etwa 2.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, die Ausstellungen in Bentlage zu besuchen.

 

Etwa 1.400 Besucher verzeichnete die Ausstellung „Printed in Bentlage“. In der Hauptstelle der Sparkasse wurden ausschließlich Werke von Künstlern aus fünfzehn Ländern gezeigt, die in den letzten zehn Jahren in Bentlage gedruckt wurden.

 

Unser Partner, die Burg Vischering, zeigte die Mixed-Media-Druckgrafik-Ausstellung unter dem bezeichnenden Titel „Systemwechsel“. Künstler aus den Niederlanden, allesamt ehemalige oder aktuelle Hochschullehrer an Kunstakademien, zeigten dort grafische Arbeiten, die mit anderen Technologien (Skulptur, Fotografie, Malerei, Computer) in Verbindung gebracht wurde. Diese Ausstellung verzeichnete 5.000 Besucher.

 

Das Falkenhof–Museum zeigte als Beitrag zum Bentlager Drucksymposium die didaktische Ausstellung zur Druckgrafik „Wo sind denn die Originale?“ Die Ausstellung umfasste Werke europäischer Künstlergrößen aus sechs Jahrhunderten. Die Bandbreite reichte mit Dürers Eisenradierung “Die Entführung auf dem Einhorn“ aus dem 15. Jahrhundert über Rembrandts Selbstporträt mit Saskia“ bis hin zu einer Computerdigitografie des Künstlers M.P.O. Wölk in die Gegenwart. Viel der Ausstellung war es, häufig auftretende Fragen zum Thema Grafik zu beantworten und Missverständnisse aufzuklären. Ein wesentlicher Bestandteil des Ausstellungskonzeptes war es Grafik mit verschiedenen Sinnen begreifbar zu machen. Das einfache Betrachten, auch unter der Lupe reicht nicht aus, um das Wesen der Grafik in letzter Konsequenz zu erfassen. Deshalb fand am Falkenhof ein umfangreiches Begleitprogramm statt. Am Eröffnungstag führte der Künstler Andreas Gorke Kinder und Erwachsene, dank der hauseigenen Druckerpresse ganz praktisch in die schwarze Kunst des Druckens ein. Für Schulklassen verschiedener Alterstufen fand während der Dauer der Ausstellung ein gesondertes Druckprogramm mit den Museumspädagogen des Hauses statt. Schon bei Grundschülern wird, dank vereinfachter Techniken,  bereits die Begeisterung für die grafische Kunst geweckt. Für junge Erwachsene gab es einen Workshop in der Druckwerkstatt mit anschließender Führung  durch die Ausstellung. Neben regulären Führungen fanden auch Sonderführungen mit dem Künstler M.P.O. Wölk statt, der spezielle Fragen zu grafischen Techniken beantwortete.

 

Zur Ausstellung erschien ein gleichnamiges Begleitheft in benutzerfreundlicher Sprache. Das Heft ist so gestaltet, dass es mit seinem Informationswert zur Grafik über die Ausstellung hinausgeht und als grundsätzliche Lektüre allen grafikinteressierten Laien einfachen Zugang zu dem Thema verschafft. Es zeigte sich, dass es mit der Ausstellung „Wo sind denn die Originale?“ gelungen ist, sowohl Laien als auch Fachleute gleichermaßen zu begeistern. Dies wurde auch durch den Besuch vieler Tagungsteilnehmer des Drucksymposiums deutlich, die die Gelegenheit nutzten sich über alte und neuere grafische Techniken hervorragender Meister zu informieren. 1750 Besucher  besuchten die Ausstellung.

 

Im Ergebnis wird deutlich, dass das leider gelegentlich stiefmütterlich behandelte Thema „Druckgrafik“ bei geeigneter Präsentation und mit entsprechendem Begleitprogramm durchaus auf breites Interesse stößt.

 

Die Referenten und Teilnehmer hatten während der Symposiumstage die Gelegenheit, alle begleitenden Ausstellungen zu besuchen, wie auch die Partnerausstellung im Grafikmuseum Pablo Picasso in Münster.

 

 

Dokumentation

 

Die Referate und Dokumentationen über die Workshops und das Symposium selbst sowie ausgewählte Arbeiten der o.g. Ausstellungen werden in einem umfangreichen Katalog einschließlich CD Anfang 2010 herausgegeben. Dieser Katalog ist gleichzeitig ein weiterer Schritt für den Aufbau eines Grafikzentrums Westfalen im Kloster Bentlage mit dem die Aktivitäten zur künstlerischen Grafik im Falkenhof-Museum und Kloster Bentlage langfristig verbunden werden sollen. Das Vorwort zu diesem Katalog wird von Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff geschrieben werden.

 

 

Finanzen:

 

Obwohl das Drucksymposium zum ersten Mal durchgeführt wurde, konnte der geplante Kostenrahmen von 76.000 € eingehalten werden.

 

Hauptförderer des Projektes waren das Land Nordrhein-Westfalen mit 30.000 € sowie die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherungen mit 20.000 €. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und das Niederländische Generalkonsulat haben etwa 3.500 € zur Verfügung gestellt. Die restliche Summe wurde durch die Stiftung zur Förderung von Kloster Bentlage (10.000 €), die Stadtsparkasse Rheine (7.500 €) sowie durch Eigenmittel der Veranstalter und Eintrittsgelder (ca. 5.000 €) gedeckt.

 

 

Resümee:

 

Die Kombination von einem aktuellen, brisanten wissenschaftlichen Diskurs über die Druckgrafik einerseits, interessante und informative Museumspädagogik und öffentliche Ausstellungsangebote mit Werken auch im internationalen Vergleich sehr bedeutender Druckkunst ist offensichtlich ein glückliches Konzept gewesen, wie auch die Kooperation mit verschiedenen Partnern in der Region.

 

Darauf weisen nicht nur die überaus zahlreichen Besucher hin, sondern auch das ohne jede Einschränkung ausgesprochenes Lob sämtlicher Teilnehmer und Referenten des Symposiums, die den ausdrücklichen Wunsch äußerten, dass dieses Symposium mit ähnlicher Struktur in Bentlage institutionalisiert werden sollte. Dieser Einschätzung schlossen sich öffentlich auch der Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek und Frau Angela Braun-Kampschulte von der Staatskanzlei NRW an, die ihre Unterstützung für ein weiteres Symposium entweder 2011 oder 2012 deutlich zusagten.