Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Kulturausschuss nimmt den Sachstandsbericht zu den Vorbereitungen der Ausstellung „In Cruce Salus. 800 Jahre Kreuzherrenkunst in Westeuropa“ zustimmend zur Kenntnis.
Begründung:
Die Stadt Rheine bereitet zurzeit
ein ambitioniertes Kulturprojekt vor: Zum 800 jährigen Jubiläum des
Kreuzherrenordens soll vom 29. 08. 2010 – 27.02.2011 die Ausstellung „In cruce salus“. 800 Jahre Kreuzherrenkunst
in Westeuropa im ehemaligen Kreuzherrenkloster Bentlage in Rheine gezeigt
werden. Wie bereits in der Sitzung des Kulturausschusses vom 4.12.2007
dargestellt, haben die Kreuzherren im Laufe ihrer Geschichte ein bedeutendes
Kulturerbe zusammengetragen. Unter ihnen befindet sich eine Gruppe
mittelalterlicher Kunstwerke, die heute in Deutschland, Frankreich, den
Niederlanden und Belgien aufbewahrt sind. Zusammen mit jüngeren Beispielen der
Kreuzherrenkunst sollen sie in Bentlage erstmals zusammenfassend präsentiert
werden.
Die Grundzüge des Projektes
wurden in einem Exposé niedergelegt, das im Folgenden zusammenfassend dargestellt ist:
Exposé
- Die
Ausstellung
Der
Kreuzherrenorden ist eine international tätige Ordensgemeinschaft, der seinen
Ursprung in Europa hat. 1210 in der Umgebung von Lüttich gestiftet, gehört er
zu den 7 verbliebenen mittelalterlichen Orden der Welt. Im September 2010
feiert der Orden sein achthundertjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass soll im
Kloster Bentlage eine Ausstellung gezeigt werden, in der das reiche kulturelle
Erbe der Kreuzherren einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird. Gezeigt
werden erlesene Kunstwerke, die die Kreuzherren für Gottesdienst und Chorgebet
in Auftrag gaben. diese wurden nach der Aufhebung der Kreuzherrenklöster um
1800 in alle Winde zerstreut. In
Bentlage sollen sie im historischen Ambiente eines Kreuzherrenklosters zum
ersten Mal zusammenfassend repräsentiert werden.
- Begleitprogramm
Um
die Ausstellung einem möglichst breiten Publikum nahe zu bringen, das sowohl
Aspekte der jugendkulturellen Bildung als auch touristische Projekte aufgreift.
Angedacht ist, Kinder und Jugendliche auf unterhaltsame Art und
Weise an die Welt der Kreuzherren heranzuführen. - „Haben die Kreuzherren Pizza gegessen?“, ein Schulprogramm
mit Rollenspielen, das Grundkenntnisse über das Klosterleben vermittelt oder
„Tatort Kloster“, ein Kriminalspiel
für junge Erwachsene, in dem die Rätsel der Bentlager Reliquiengärten gelöst
werden,
sind Beispiele für dieses Vorhaben.
- Vernetzung
Das
Ausstellungsprojekt bietet Möglichkeiten zur regionalen, landesweiten und
grenzüberschreitenden Vernetzung. Aufbauend auf den historischen Beziehungen
zwischen den Kreuzherrenklöstern und ihren Partnern können landesweite
Begegnungen mit internationaler Wirkung initiiert werden.
3.1. Landesweite Vernetzung
Historische Grundlagen
Zur
Ausstellung soll ein Katalog erscheinen. Er beinhaltet Aufsätze und einen
Katalogteil mit ausführlichen Objektbeschreibungen. Um die historischen
Grundlagen für die Kreuzherrenkunst in Westfalen zu verdeutlichen soll ein
Artikel zur Klosterkultur Westfalens geschrieben werden, in dem auch Bentlage,
Gravenhorst und Dalheim als ehemalige Klöster mit neuer kultureller Nutzung
vorgestellt werden.
Anschauungsmaterial
für Besucher
Um
das Thema Kreuzherren auch nachhaltig positionieren zu können, soll das Thema
in die Einrichtungsplanung von Kloster Dalheim aufgenommen werden, wo zurzeit
Europas erstes Museum für Klosterkultur aufgebaut wird. Damit soll nicht nur
das Thema Kreuzherren einem europäischen Publikum zugänglich gemacht, sondern
auch ein Anreiz gegeben werden, Kreuzherrenkunst im Kloster Bentlage selbst zu
erleben.
3.2. Grenzüberschreitende Vernetzung
Vernetzung
kann auf mehreren Ebenen geschehen, sowohl auf der Ebene der Akteure als auch
auf der Ebene der Besucher. Folgende Angebote sind vorgesehen:
-
ein internationales Symposium zur
Kreuzherrenkunst, d.h. eine Fachtagung im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen,
bei der neueste Ergebnisse zur Kreuzherrenkunst vorgestellt und diskutiert
werden.
-
Kooperationsveranstaltungen zur Erkundung
von Mütter- und Töchterklöstern, d.h. eine
Exkursion der Kreuzherren aus aller Welt, die am Generalkapitel des
Ordens teilnehmen und wichtige
Multiplikatoren für die internationale Akzeptanz Bentlages sind; eine
Jubiläumswoche in Beyenburg, Bentlage und Ter Apel, die seit fast 500 Jahren
als Mutter- und Töchterklöster miteinander verbunden sind und deren historische
Verbindungen mit Exkursionen, Führungen, Musik- und Festveranstaltungen
aktualisiert werden sollen.
4. Nachhaltigkeit
Das
Land Nordrhein-Westfalen und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe haben die
Sanierung, Restaurierung und Neueinrichtung der Klosteranlage in Bentlage
insbesondere auch mit der Vorstellung gefördert, Bentlage zu einem
Leuchtturmprojekt im Münsterland auszubauen. Dies war von Anfang an mit dem
Gedanken der Nachhaltigkeit verbunden. Erste Schritte, Bentlage international
bekannt zu machen, wurden 1999/2000 mit der Präsentation des älteren Bentlager
Reliquiengartens im Musée National des Arts d’Afrique et d’Océanie in Paris
getan. In der Ausstellung „La mort n’en saura rien“ wurde die mittelalterliche
Reliquienverehrung in Europa mit dem Totenkult in Ozeanien verglichen, ein
Kulturvergleich, der auf weltweites Interesse stieß. Mit dem
Ausstellungsprojekt „In cruce salus. 800 Jahre Kreuzherrenkunst in Westeuropa“
kann an die damals gesetzten Standards angeknüpft werden. Denn in der
Ausstellung werden Kunstwerke zusammen zu sehen sein, die nie wieder so direkt
verglichen werden können. Deutlich wird dabei, dass die Kreuzherrenkunst keine
national gebundene, sondern eine europäisch ausgerichtete Kunst ist. Die
Besichtigung der Ausstellung ist daher nicht nur ein ästhetisches Vergnügen.
Sie ist vielmehr auch in besonderem Maße geeignet, eine Identifikation der
Bürger mit den geschichtlichen europäischen Wurzeln zu erreichen.
5. Gästeführer-Netzwerk
Besonders
wichtig erscheint den Veranstaltern in diesem Zusammenhang die Aus- und
Weiterbildung von Gästeführern zu sein. Sie könnten die erhaltenen
Kreuzherrenklöster und deren Kunstschätze im Jubiläumsjahr der heimischen
Bevölkerung und einem Publikum aus den Mutter- und Töchterklöstern im jeweils
anderen Land erschließen. Ein regelmäßiger Austausch der beteiligten Personen
könnte auch nach Ablauf der Ausstellung fortgesetzt werden. Die historisch
gewachsenen Verflechtungen diesseits und jenseits der Grenzen der Niederlande,
Belgiens und Nordrhein-Westfalens werden damit in besonderem Maße gestärkt. So
könnte ein deutsch-niederländisch-belgisches Netzwerk von Kultureinrichtungen
und kulturinteressierten Klosterfreunden entstehen, die sich gegenseitig
befruchten und den Gedanken der internationalen Zusammenarbeit in attraktiven
Freizeitangeboten für die Bevölkerung lebendig erhalten. Ein Anfang könnte
während der Laufzeit der Ausstellung mit einer grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit der Gästeführer in Bentlage und Ter Apel gemacht werden, in die
idealerweise auch die Gästeführer in Kloster Gravenhorst eingebunden wären.
Zwar ist Kloster Gravenhorst kein Kreuzherrenkloster, sondern ein
Zisterzienserinnenkloster. Aber zwei der bedeutendsten Objekte spätmittelalterlicher
Kreuzherrenkunst, die Bentlager Reliquiengärten, sind in einem
Zisterzienserinnenkloster gefertigt worden. Die räumliche Nähe der drei Klöster
macht sie zu einem idealen Experimentierfeld für künftige Projekte. Auf kurzen
Wegen können Erfahrungen im Umgang mit den Besuchern diesseits und jenseits der
Grenze gesammelt werden, die später in großräumigere Projekte einfließen
können, in denen die logistischen Herausforderungen unvergleichlich höher sind.
6. Finanzierung
Wie
bereits in der Sitzung des Kulturausschusses mündlich berichtet, müssen zur
Finanzierung des Projektes Förder- und Sponsorengelder eingeworben werden (vgl.
Anlage 1, Finanzplan
Der
Kreis Steinfurt hat bereits avisiert, sich mit (vorbehaltlich der Beschlüsse
des Kreistages
Anlagen:
Anlage
1
Finanzplan
Museum
Kloster Bentlage, Ausstellung „In cruce salus“. (2010 –11)
Kostenschätzung
Ausgaben
1. Ausstellung
Ausstellungskatalog 30.000
€
Transporte 30.000
€
Versicherung 20.000
€
Personalkosten 50.000
€
Ausstellungstechnik 25.000
€
Bewachung,
Sicherheit 15.000
€
PR/Marketing 30.000
€
200.000
€
2. Begleitprogramm
Grundlagenforschung
(Übersetzung Klosterchronik) 10.000
€
Symposium 15.000
€
Museumspädagogik,
inkl. Gästeführer-Netzwerk 30.000
€
Marketing:
Druckkosten u.a. 5.000 €
60.000
€
Einnahmen
Eintrittsgelder,
Katalogverkauf (geschätzt) 20.000 €
Stadt
Rheine (Kulturausschussbeschluss) 25.000
€
Museumsstiftung
Rheine + Stiftung Kloster Bentlage 22.000
€
(Vorstandsbeschluss
beider Stiftungen)
Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (beantragt) 28.000
€
Kreis
Steinfurt (beantragt) 25.000 €
Westfalenstiftung (Antrag in Vorbereitung) 40.000 €
Land NRW (beantragt) 100.000 €
260.000
€