Beschlussvorschlag/Empfehlung:
I. Der Bauausschuss nimmt die notwendige Erneuerung der Straßenbeleuchtung und die Möglichkeiten zum Einsatz von energieeffizienten Leuchtmitteln zur Kenntnis.
II. Der Bauausschuss beauftragt die Verwaltung/TBR/EWR auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse ein Konzept zur Umsetzung der Erneuerung der Straßenbeleuchtung im Rahmen des Konjunkturpakets II zur Beschlussfassung vorzulegen.
Begründung:
Vorbemerkung
Definitionen:
Lampe:
die Quelle optischer Strahlung (Leuchtmittel)
Leuchte: ist ein elektrisches Gerät zur Aufnahme
der Lampe. Sie besteht aus
Gehäuse, Reflektor, Vorschaltgerät, Zündgerät
etc.
Nutzungslebensdauer: Zeitraum, nach dessen Ablauf die Lampe ausgewechselt
werden sollte.
Farbwiedergabe-Index: Auswirkung einer Lichtart auf den
Farbeindruck von
Objekten, der max. Index von 100 stellt eine
optimale
Farbwiedergabe dar.
Einleitung
Im Stadtgebiet Rheine befinden sich derzeit ca. 9.700 Straßenleuchten.
Das Einschalten der gesamten Straßenbeleuchtung an 163 Schaltstellen im
Versorgungsgebiet erfolgt automatisch mit Hilfe eines Dämmerungsschalters bei
einsetzender Dunkelheit bzw. bei einer festgelegten Beleuchtungsstärke. Morgens
wird entsprechend bei einem ebenfalls festgelegten Wert die Beleuchtung wieder
ausgeschaltet.
Hinsichtlich der Energiereduzierung wurden bisher folgende Maßnahmen umgesetzt:
Seit dem 01.01.1997 wird auf die zusätzliche Abendbeleuchtung
verzichtet, d.h. nur noch die Hälfte der vorhandenen Lampen in den Leuchten
wird in der Zeit ab einsetzender Dunkelheit und 20:30 Uhr eingeschaltet. Dies
erfolgte aufgrund eines Bauausschussbeschlusses vom Dezember 1996. Der Verzicht
der Nutzung der Abendbeleuchtung bedeutet eine Reduzierung der Betriebstunden
um ca. 600 Stunden und Einsparung der Energiekosten um ca. 7%.
Darüber hinaus werden von montags bis freitags die Leuchten in der Nacht
zwischen 01:00 Uhr und 03:30 Uhr, bis auf festgelegte Fußgängerübergangswege,
komplett ausgeschaltet. Dies bedeutet eine Reduzierung der Betriebszeit von ca.
4.000 Betriebsstunden um ca. 600 Stunden und Einsparung der Energiekosten um
ca. 15 %.
Des Weiteren wurde der Wartungsturnus an den Straßenleuchten von zwei
auf vier Jahre verlängert. Die Kosten wurden hierdurch ebenfalls nahezu
halbiert. Es ist hierbei zu berücksichtigen, dass diese Maßnahme eine leichte
Anhebung der störungsbedingten Einsätze zur Folge hat. Dies ist auf vermehrte
Ausfälle der Lampen zurückzuführen.
Betriebskosten (derzeit)
Energiekosten: 445.000,--
€/Jahr
Turnusmäßige Wartung und Unterhaltung: 140.000,-- €/Jahr
Außerturnusmäßige Wartung und Unterhaltung
(Jahr 2008): 150.000,-- €/Jahr
(Störungsbehebung, Reparaturen an Masten
etc.)
Unfallschäden 10.000,--
€/Jahr
Summe: 745.000,--
€/Jahr
Betriebskosten pro Leuchte: ca.
77,-- €/Jahr
A) Energieeffiziente
Straßenbeleuchtung
Die Energie- und Wasserversorgung Rheine GmbH wurde in diesem
Zusammenhang beauftragt, eine Bestandsaufnahme der Straßenbeleuchtungsanlagen
durchzuführen. Die Aufnahme sowie die Überführung der Daten in das graphische
Informationssystem (GIS) wurde wie geplant Ende Oktober abgeschlossen.
Bedingt durch die Vorgaben der europäischen EuP-Richtlinie und künftig
wirksam werdende Verbote hinsichtlich ineffizienter Lampen, dürfen
Quecksilberdampfhochdrucklampen (HQL) ab dem Jahr 2015 nicht mehr vertrieben
werden.
Die Umrüstung von Quecksilberdampfhochdrucklampen (HQL) auf
Energiesparleuchten und auf moderne Natriumdampfhochdrucklampen (NAV) – gelbe
Lichtfarbe – oder alternativ auf Metall-Hochdrucklampen reduziert den
Energieaufwand in diesem Segment um ca. 46 %. Bezogen auf den
Gesamtenergieverbrauch der Straßenbeleuchtung wird eine Reduzierung von ca. 22
% erreicht.
Auf Basis der nun vorliegenden Daten der Bestandaufnahme wird folgendes
Maßnahmenpaket zur Energiereduzierung vorgeschlagen:
1. Auswechseln der HQL-Lampen: (4.170 Stück)
Kostenbewertung auf Grundlage der
Energieeinsparung:
Energiekosten HQL-Lampen: 179.000,-- €
Kosten nach Austausch: 96.000,-- €
Einsparung: 83.000,--
€ (ca. 46%)
1a:
Austausch Quecksilberdampf-Lampen (HQL) 50-Watt
Unter Berücksichtigung der technischen
Möglichkeiten – entsprechende Natriumdampfhochdrucklampen oder
Metall-Hochdrucklampen sind nicht erhältlich – ist hier der Wechsel bei ca. 2.590
Stück 50-Watt-HQL-Leuchten durch Verwendung von Energiesparleuchten (2x11 Watt
bzw. 1x26 Watt) durchzuführen.
Diese Umrüstung würde sich vorwiegend auf
Straßen in Wohngebieten beziehen, da es sich hier um Leuchten mit
Lichtpunkthöhen von 4,5 m bis 6,0 m handelt. Die künftige Beleuchtung würde
nach Umrüstung der Beleuchtung entsprechen, die derzeit in aktuellen
Baumaßnahmen in Wohngebieten eingesetzt wird.
Die alte Pilzleuchte würde dann gegen eine
Seitenansatzleuchte in Rautenform ausgetauscht.
1b:
Austausch Quecksilberdampf-Lampen (HQL) 80-,125- und 250-Watt
Bei den zuvor genannten HQL-Lampen (1.580
Stück) besteht die Möglichkeit diese gegen Natriumdampfhochdrucklampen (NAV) –
gelbe Lichtfarbe – oder alternativ gegen Metall-Hochdruckentladungslampen –
weiße Lichtfarbe – auszutauschen. Hinsichtlich der Energiereduzierung
besteht bei Verwendung optimal eingesetzter Lampengrößen keine nennenswerte
Differenz.
Bei der Kostenbewertung ist
allerdings zu beachten, dass die Metall-Hochdruckentladungslampen (ca. 40,-- €)
erheblich teurer sind als Natriumdampfhochdrucklampen (ca. 8,-- €). Dies ist
bei der einmaligen Umrüstung wie auch bei der turnusmäßigen (alle vier Jahre)
Auswechselung zu berücksichtigen. Da bei den NAV-Lampen eine
Lebensnutzungsdauer von ca.16.000 Stunden gegenüber 8.000 bis 10.000 Stunden
bei den restlichen Lampen zu Grunde gelegt werden kann, ist hier ein weiterer
Vorteil für den Einsatz der NAV-Leuchten zu verzeichnen. Dieser Vorteil schlägt
sich im Bereich der Störungseinsätze (geringere Ausfallrate) und damit in den
laufenden Betriebskosten nieder.
Gegenüberstellung:
Natrium- Metall-
dampfhochdrucklampen (NAV) Hochdruckentladungslampen
Farbe: gelbes Licht Farbe: weißes Licht
Farbwiedergabe-Index: 20 - 40 Farbwiedergabe-Index: 80 - 90
Effizienzsteigerung: ca. 45 % Effizienzsteigerung: ca. 45 %
Nutzungslebensdauer: 16.000 Std. Nutungslebensdauer: ca. 6 -
10.000 Std.
Kosten: ca. 8,--€ Kosten: ca. 40,--€
geringere Ausfallrate
Die hier dargestellten HQL-Lampen sind in
Leuchten mit Lichtpunkthöhen ab 8,0 m eingesetzt und stehen somit vorwiegend an
Hauptverkehrsstraßen und in Gewerbegebieten.
Eine Umrüstung auf eine energieeffiziente
und wartungsfreundliche Straßenbeleuchtung könnte wie folgt umgesetzt werden:
1. Umrüstung des „Inneren Ringes“ auf
Metallhochdruckentladungslampen (wie bereits
auf dem K-G-R umgesetzt)
2. Umrüstung der Hauptverkehrsstraßen (z.B.
Neuenkirchener Str., Osnabrücker Str.)
und den Straßen in den Gewerbegebieten auf Natriumdampfhochdrucklampen.
1c:
„Vulkan-Leuchten“ (alte Pilzleuchten aus dem Amtsgebiet)
Die 995 Stück „Vulkan-Leuchten“ sind mit
drei U-Form-Leuchtstofflampen bestückt. Eine Energiereduzierung durch Einsatz
von Energiesparleuchten (1x26 Watt) ist hier um ca. 50 % zu erreichen. Die
jährliche Kostenersparnis beträgt ca. 15.000,-- €. Da jedoch der Austausch der
Leuchtenköpfe (Kosten ca. 400.000,-- €) Voraussetzung für den Einsatz der energieeffizienteren
Lampen ist, ist die Realisierung der Maßnahme im Rahmen des
Modernisierungsplanes zu bewerten.
Eine
Übersicht über die Kosten bzw. Einsparungen entnehmen Sie bitte der Anlage
2. Spannungsreduzierung
Mittels speziell konstruierter Spartransformatoren
wird die Spannung nach einer Warmlaufphase auf das untere Niveau der in der
geltenden Norm zulässigen Spannung gesenkt. Je nach Wunsch (Verkehrsaufkommen,
Zeit, etc.) wird die Absenkungsstufe per Schaltuhr oder Fremdsteuerung
dazugeschaltet. Diesbezüglich wurden bereits im Frühjahr 2008 zwei Pilotanlagen
in den Bereichen der Bodelschwinghbrücke (Konrad-Adenauer-Ring) und der
Catenhorner Straße installiert. Eine Auswertung ergab, dass hier eine Energieeinsparung
von 20 bis 25 % erreicht werden kann. Bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch
kann diesbezüglich eine Energieeinsparung von ca. 14 bis 17 % erreicht werden.
Dieses Ergebnis ist jedoch nicht ohne weiteres auf weitere Bereiche
übertragbar, da es abhängig von den eingesetzten Leuchtmitteltypen ist. Diese
Spannungsabsenkung ist nach einer ersten Bewertung bei 60 bis 70 % der Leuchten
im Stadtgebiet einsetzbar.
Die Investitionskosten einschl. Installation
pro Schaltstelle betragen ca. 2.000,-- €. Ausgehend von ca. 100 möglichen
Schaltbereichen ergeben sich Gesamtkosten von ca. 200.000,-- €. Auf Basis der
Energiekosten ergibt sich eine jährliche Einsparung von ca. 60.000,-- € bis 70.000,-- €.
Es ist
hier mit einer Amortisationszeit von ca. 3 Jahren zu rechnen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass nach Umsetzung der
Maßnahmen (Austausch der Lampen und Einsatz Spartransformatoren) langfristig
eine Reduzierung der Gesamtenergiekosten von ca. 30% erzielt werden
kann. Diese Bewertung beinhaltet keine Berücksichtigung der einmaligen
Umrüstkosten bzw. Modernisierungskosten und der Finanzierungskosten.
B) Vorschlag zur Erneuerung der
Straßenbeleuchtung
Aufgrund des Alters
und des Zustands der Straßenbeleuchtung, ist auch eine Erneuerung der
Straßenbeleuchtung insgesamt durchzuführen.
1. Austausch von Leuchten und Masten mit
Mastart Beton (614 Stück)
Begründung: Masten älter als 40 Jahre
Mastzustände
teils bedenklich (Risse etc.)
Umrüstkosten
entfallen
Energieeinsparung
durch energieeffizientere Lampen
Kosten: ca. 675.000,-- €
2. Austausch von Pilz-Leuchten (995
Stück)
·
Beton
(in Pos.1 enthalten) (556 Stück)
·
Stahl (542 Stück)
·
Aluminium (453 Stück)
Begründung: Leuchten älter als 40 Jahre
veraltete
Spiegeloptik
Umrüstkosten
entfallen
Energieeinsparung durch energieeffizientere Lampen
Kosten: ca. 400.000,--€
3:
„Vulkan-Leuchten“ 40 Watt, 995 Stück
Begründung: Leuchten älter als 40 Jahre
veraltete
Spiegeloptik
Umrüstkosten
entfallen
Energieeinsparung durch energieeffizientere Lampen
Die „Vulkan-Leuchten“ sind mit 3 x 40 Watt
U-Form-Leuchtstofflampen bestückt. Durch Einsatz energieeffizienteren Lampen
ist hier eine Energiereduzierung um ca. 50 % zu erreichen. Vorrangig sind hier
jedoch das Alter der Leuchten und die veraltete Spiegeloptik.
Kosten: ca. 400.000,--€
C) Erneuerung des Straßenbeleuchtungsnetzes
Im öffentlichen Verkehrsraum liegen derzeit ca. 500 km
Straßenbeleuchtungskabel. Die Neubau- und Erneuerungsmaßnahmen (Straßenbau,
Kanäle, Leitungen etc.) im gesamten Versorgungsgebiet der Energie- und
Wasserversorgung Rheine GmbH werden aus wirtschaftlichen Erwägungen gemeinsam
mit der Stadt Rheine angestrebt bzw. durchgeführt. Bezüglich der
Straßenbeleuchtung wird in diesem Zusammenhang derzeit so verfahren, dass
notwendige Erneuerungen der Kabel (alterungsbedingter Zustand bzw. Erreichung
der Nutzungsdauer, technische, gesetzliche und sicherheitsrelevante
Anforderungen) nur in dringlichen Fällen durchgeführt werden.
Die durchgeführte Bestandsaufnahme hat ergeben, dass ca. 97 km
Straßenbeleuchtungskabel vor 1965 verlegt wurde. Es ist daher dringend
erforderlich, dass aufgrund des Alters der Betriebsmittel im gesamten
Versorgungsgebiet sowie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zukünftig eine
kontinuierliche Erneuerung durchgeführt wird. Im Rahmen dieser Bewertung sind
neben dem Netz ebenfalls die Komponenten der Schaltstellen zu berücksichtigen.
Wird eine Netzerneuerungsrate von 2 % (Lebensnutzungsdauer 50 Jahre) der
Gesamtlänge zu Grunde gelegt, ist bei gemeinsamer Verlegung mit einem jährlichen Kostenvolumen von ca. 250.000,--
€ zu rechnen.
Anlage zur Bewertung des
Straßenbeleuchtungsnetzes
Kabeltyp Länge
(km) verlegt von verlegt bis
NYY 97,6 1950 1965
3 X 6
NYY 166,1 1965 1986
3 X 10
NYCWY 123,2 1986 2004
3 X 10/10
NYY 87,6 1979 2009
4 X 10
NYY-I 29,7 2004 2009
D) Zusammenfassung
Nicht zuletzt die Erfassung der Straßenbeleuchtung in einem Kataster hat
gezeigt, dass die Straßenbeleuchtung der Stadt Rheine in vielen Abschnitten erneuerungsbedürftig
ist.
Zusätzlich ist die Stadt durch einen Beschluss der EU Kommission dazu
angehalten nicht effiziente Leuchtmittel (z.B. Quecksilberdampfleuchten) gegen
effiziente Leuchtmittel auszutauschen, da der Vertrieb der
Quecksilberdampfleuchten europaweit ab 2015 verboten wird.
Die Quecksilberdampfleuchten HQL 50 können aus technischen Gründen
ausschließlich durch Energiesparleuchten ausgetauscht werden. Bei den
HQL-Lampen 80, 125, 250 Watt gibt es die Möglichkeit sowohl des Austausches
durch Metallhochdruckentladungslampen (weißes Licht) als auch durch
Natriumdampfhochdrucklampen (gelbes Licht).
Zur Einführung Der LED-Technik beteiligt sich die Stadt selbst am
Wettbewerb „Kommunen im neuem Licht“. Die Antragstellung erfolgt bis 31.
12.2009.
Neben des Austausches der Leuchtmittel besteht auf Grund des Zustands
zudem die Notwendigkeit einige Leuchten, Masten und Kabel auszutauschen.
Nach Verschneidung
der einzelnen Notwendigkeiten werden Bauprogramme entwickelt, aus denen
hervorgehen muss, wie die einzelnen Straßen künftig ausgeleuchtet werden sollen
und wie die Kostenaufteilung vorgenommen wird (Bund-Stadt-Anlieger). Denn eine
mögliche Anliegerbeteiligung nach KAG muss Berücksichtigung finden.
Die Verwaltung
prüft derzeit, inwieweit die Kosten der vorgenannten Maßnahmen durch die Mittel
des Konjunkturprogrammes II (sonstige Infrastruktur) gedeckt sind.
Ein Maßnahmen- und
Kostenplan wird derzeit erarbeitet und Anfang 2010 vorgestellt.
Anlagen:
Übersicht Kosten bzw. Einsparungen