Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.
Begründung:
Welche Bibliothek
ist richtig gut? Seit über zehn Jahren stellen sich Bibliotheken einem
Leistungsvergleich, um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen. Der Deutsche
Bibliotheksverband führt den Leistungsvergleich BIX-Bibliotheksindex durch. 177
Stadtbibliotheken liefern dafür Daten zu vier Leistungsbereichen: Zu Angeboten,
Nutzung, Effizienz und Entwicklungspotenzial. Der BIX berechnet daraus 17 Leistungsindikatoren
und erstellt eine Rangliste für jeden Bereich. Daraus wird für fünf
Gemeindegrößen je ein Gesamtplatz errechnet. Die Stadtbibliothek Rheine vergleicht
sich mit Bibliotheken in Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern.
Das Ergebnis: Die
Stadtbibliothek belegte wie im Vorjahr den 21. Rang und liegt damit leicht über dem
Durchschnitt von insgesamt 43 teilnehmenden Bibliotheken.
Keine Veränderung
gegenüber dem Vorjahr? Das verwundert zunächst. Denn Ausleihzahlen,
Besucherzahlen, Öffnungszeiten sind gestiegen. Doch im BIX-Leistungsvergleich
werden nicht lineare Zahlen verglichen. Hier werden Angebote im Verhältnis zur
Einwohnerzahl betrachtet, Ausgaben auf die Nutzung bezogen, Investitionen und
Fortbildung der Mitarbeiter bewertet. Und diese Zahlen werden dann mit den
Werten anderer Bibliotheken verglichen.
Schaut man in die
einzelnen Leistungsbereiche, ist eine positive Entwicklung der Stadtbibliothek
abzulesen.
Im Bereich Auftragserfüllung wurde der Platz 30
erreicht, ein Aufstieg um acht Ränge. Hier werden die Angebote einer Bibliothek
gemessen. Die Fläche unserer Bibliothek ist eher gering, personell bildet sie
zwar nicht mehr das Schlusslicht im Vergleichsfeld, liegt aber doch weit
hinten. Das Medienangebot ist besser geworden, aber der Durchschnittswert ist
noch nicht erreicht.
In der Dimension Kundenorientierung hat die Bibliothek ebenfalls eine Verbesserung
um zwei Plätze auf Rang 25 erreicht. Hier wird gemessen, wie intensiv die Einrichtung
in Anspruch genommen wird. Gegenüber dem Vorjahr sind mehr Besuche je Einwohner
zu verzeichnen, jedes Medium der Bibliothek ist durchschnittlich mehr als fünf Mal
im Jahr entliehen worden, es stehen mehr Öffnungsstunden zur Verfügung –
dennoch kann mit diesen Werten noch nicht das obere Feld erreicht werden.
Um ganze 10 Ränge ist die Bibliothek im
Bereich Wirtschaftlichkeit auf Platz
20 gestiegen. Die laufenden Ausgaben je Besuch sowie die Zahl der Besuche pro
Öffnungsstunde sind in Rheine weit über dem Durchschnitt der
Vergleichsbibliotheken.
In der Kategorie Entwicklung gehört die Stadtbibliothek Rheine noch immer zu den
führenden Bibliotheken ihrer Größenklasse. Im letzten Jahr wurde hier der Rang eins
besetzt, jetzt ist Rang drei erreicht. Die Ersteinrichtung der Bibliothek ist
abgeschlossen, Investitionen in die Ausstattung, die im Jahr zuvor noch positiv
zu Buche schlugen, fehlen jetzt. Die Erneuerungsquote ist aber nach wie vor
erfreulich hoch. Nur die Fortbildungsquote lässt noch zu wünschen übrig, hier
liegen die Werte unter dem Durchschnitt.
Der detaillierte Vergleich zeigt, große
Sprünge kann man nur mit großen Veränderungen erreichen. Vor dem Umzug ins
Rathauszentrum belegt die
Der BIX will anregen, vom Besseren zu
lernen. Darum lohnt ein Blick auf die Bibliothek, die im Vergleichsring Platz 1
erreicht hat, Göppingen (s. a. Anlage).
Auffällig ist, dass das Angebot größer ist,
die Bibliothek auch stärker genutzt wird. Deutlich wird bei so einem konkreten
Vergleich, dass die Bedingungen der Bibliotheken durchaus unterschiedlich sind,
auch wenn sie sich in Kommunen mit ähnlich großer Einwohnerzahl befinden. Die
Stadtbibliothek Göppingen hat vier Zweigstellen, damit auch erheblich höhere Öffnungsstunden.
Die Fläche ist fast doppelt so groß wie in Rheine. Möglicherweise hat der hohe
Wert bei „Veranstaltungen“ damit zu tun, dass ein Veranstaltungsraum vorhanden
ist. Dass ein Mehr an Leistung auch ein Mehr an Personal bedeutet, wird
ebenfalls sichtbar. In der Stadtbibliothek Göppingen wird fast doppelt soviel
Personal benötigt wie in Rheine.
Die Stadtbibliothek Rheine arbeitet weiter daran, ihren
Auftrag zur Informationsbeschaffung und -vermittlung sowie zur Lese- und
Kulturförderung zu verbessern. In diesem Jahr gibt es wieder viele Neuerungen.
Im August geht die „Onleihe“ an den Start. Diese „virtuelle Zweigstelle“ der
Stadtbibliothek ermöglicht es, rund um die Uhr Bücher, Hörbücher, Zeitungen und
Zeitschriften in elektronischer Form auszuleihen. Weiter wird der Zugang zu den
elektronischen Angeboten der Digitalen Bibliothek verbessert. Bald stehen den
Kunden der Stadtbibliothek das Munzinger-Archiv mit seinen vielfältigen
Informationen und Brockhaus-online über den heimischen PC zur Verfügung.
Weitere Neuerungen betreffen die reale Welt. Im Oktober werden im Rahmen der
landesweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek“ zwei neue Angebote in den
Räumen der Bibliothek starten. Jeweils am ersten Samstag im Monat wird dann
eine Einführung in die Stadtbibliothek angeboten. Ebenfalls einmal im Monat
wird ein Leseclub für Jugendliche in der Höhle der Stadtbibliothek angeboten werden.
BIX - der Bibliotheksindex wurde 1999 erstmalig von der Bertelsmann
Stiftung mit dem Deutschen Bibliotheksverband e. V. (dbv) durchgeführt und
erscheint seither jährlich. 2005 übernahmen der dbv und das
Hochschulbibliothekszentrum NRW (hbz) den BIX im Rahmen des Kompetenznetzwerks
für Bibliotheken (KNB), dem Netzwerk für überregionale Bibliotheksaufgaben.
Unterstützt wird der BIX von der Bertelsmann Stiftung, der Hochschule der
Medien Stuttgart, infas Institut für Sozialforschung und der Zeitschrift
B.I.T.-Online.
Alle Teilnehmer und Ergebnisse des BIX 2010 finden Sie unter
Anlagen:
Anlage 1: Tabelle
Größenklasse 4
Anlage 2: Grafik
Ergebnis Stadtbibliothek Rheine
Anlage 3: Grafik Ergebnis Stadtbibliothek Göppingen