Betreff
Neubau eines Zentralmagazins für Stadtarchiv und Städtische Museen
Vorlage
404/10
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt den Sachstandsbericht zum Zentralmagazin zur Kenntnis.


Begründung:

 

Unter „Zentralmagazin“ wird ein gemeinsames zentrales Magazin verstanden, das an die Stelle mehrerer kleiner Magazinräume des Stadtarchivs und der Städtischen Museen tritt. Im Zentralmagazin werden die derzeit dezentral an verschiedenen Orten aufbewahrten Magazinbestände zusammengeführt. Hier können Synergien genutzt werden, indem an einem zentralen Ort die sicherheitstechnischen und klimatischen Anforderungen geschaffen sowie der Platzbedarf beider städtischer Institutionen an Magazinraum gedeckt werden.

 

Nachdem die Variante „Einbau des Zentralmagazins in eine Etage der denkmalgeschützten Walshagen-Spinnerei“ gescheitert ist, stehen wir in der Planung des Zentralmagazins für Stadtarchiv und Städtische Museen wieder an dem Punkt wie vor Prüfung dieser Option. Die zeitliche Verzögerung durch den langen Entscheidungsprozess macht die Magazinprobleme der städtischen Einrichtungen nicht geringer, sondern dringender. Deshalb sollte in naher Zukunft – wie in der Beschlussvorlage 356/09 des Kulturausschusses vom 17.09.2009 bereits angekündigt – die Entscheidung für den Neubau eines Zentralmagazins und für den Eintritt in die konkrete Planung herbeigeführt werden.

 

Das Stadtarchiv nutzt derzeit außer dem relativ kleinen Magazinraum in der Kulturetage für die Aufbewahrung der Archivalien und Sammlungen einige Regalachsen und einen abgeschlossenen Raum im Tiefkeller des Rathauses sowie einen angemieteten Lagerraum an der Salzbergener Straße. Beide Außenmagazine erfüllen weder in sicherheitstechnischer noch in klimatischer Hinsicht die Anforderungen an ein Archivmagazin (siehe Anlage 1). Außerdem sind die Regalanlagen des Stadtarchivs eigentlich komplett belegt; nur durch ein enges Zusammenrücken der Archivkartons, das arbeits- und sicherheitstechnische Probleme bereitet, konnte überhaupt noch eine notwendige Platzreserve geschaffen werden.

 

Die Städtischen Museen verfügen derzeit über drei angemietete Magazine in der ehemaligen Landeszentralbank (LZB), an der Salzbergener Straße und auf einem Bauernhof in Altenrheine. Keines dieser drei Magazine erfüllt die Mindestanforderungen der Klima- und Sicherheitsvorschriften. Das größte Magazin (LZB) soll zudem in Kürze gekündigt werden, weil der Eigentümer auf dem Grundstück neu bauen will. Deshalb besteht auch aus Platzgründen dringender Handlungsbedarf.

 


Klimatisch geeignete und gut gesicherte Magazinräume sind die Herzstücke für das Funktionieren eines Archivs und eines Museums, auch wenn dies für Außenstehende nicht sofort ersichtlich ist. Das Archivgesetz NRW verpflichtet die Kommunen zur fachgerechten Einlagerung und Aufbewahrung ihrer Archive, die Museen sind durch den allgemeinen Kulturgutschutz und Einzelverträge zur fachgerechten Aufbewahrung ihrer Bestände verpflichtet; so haben die Städtischen Museen Verträge mit dem Heimatverein Rheine und mit anderen Leihgebern, die sie zur unversehrten Aufbewahrung der den Museen übergebenen Exponate verpflichten. Hier könnten im Schadensfall Regressforderungen angemeldet werden.

 

 

Gründe für einen Neubau

 

Die in der DIN ISO 11799 festgelegten Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut sowie die vom LWL-Museumsamt und den Versicherungen geforderten Bedingungen für die Magazinierung von Museumsgut lassen sich in einem gleich auf diese Vorgaben hin geplanten Zweckbau am besten und kostengünstig verwirklichen.

Zur knappen Information über die Anforderungen sei auf Anlage 1 mit einem gut zusammengefassten Wikipedia-Artikel „Archivzweckbau“ verwiesen.

 

Etliche seit 2008 der Verwaltung angebotene Gebäude (Michaelschule, verschiedene Fabrikgebäude, Bundeswehrgebäude, Petrikirche, Josefschule Mesum, alte VHS) in Rheine wurden auf eine mögliche Magazinnutzung hin geprüft, für das ehemalige Getreidesilo an der Ems und die denkmalgeschützte Spinnerei Hermann Kümpers wurden Machbarkeitsstudien angefertigt. Bei all diesen Voruntersuchungen hat sich der Neubau eines Zweckgebäudes für das Zentralmagazin bisher als wirtschaftlichste Lösung erwiesen.

 

In Zahlen ausgedrückt stellt sich dies nach den von Prof. Pfeiffer vorgelegten Machbarkeitsstudien von 2008 (Vorlage 359/08) und von 2009 (Vorlage 356/09) folgendermaßen dar:

 

  • Variante 1 (Umbau des Silos an der Mühlenstraße als Magazin für das Stadtarchiv, Neubau am Waisenhaus als Magazin für die Städtischen Museen): Kosten der Investition in Höhe von 2.771.276,76 Euro, Betriebskosten jährlich 46.473 Euro.

 

  • Variante 2 (Neubau in einem Gewerbegebiet): Kosten der Investition in Höhe von 2.441.083,20 Euro, Betriebskosten jährlich 35.625 Euro.

 

  • Variante 3 (Einbau eines Zentralmagazins in einer Teilfläche des denkmalgeschützten Spinnereigebäudes Walshagenstraße): Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes werden auf 5.925.260 Euro, die Investitionskosten für den Einbau des Zentralmagazins auf 1.012.634 Euro, die Betriebskosten auf jährlich 92.000 Euro veranschlagt.

 

Selbst wenn die Investitionskosten für den Einbau des Zentralmagazins mit etwas über 1.000.000 Euro bei Variante 3 günstiger erscheinen als der Neubau in Variante 2 mit 2.400.000 Euro, so wäre Variante 3 doch nur im Gesamtpaket mit der Sanierung des Spinnereigebäudes denkbar gewesen und damit erheblich teurer.

 

Die jährlichen Betriebskosten des Neubaus in Variante 2 sind mit 35.625 Euro am günstigsten.

 

Der idealisierte Neubau nach Variante 2 (siehe Anlage 2) kann auf jedem städtischen Grundstück verwirklicht werden, das dafür geeignet erscheint – denkbar sind z.B. Restgrundstücke in den neuen Gewerbegebieten Innovationsquartier oder Rheine R; das Magazingebäude ohne Dauerarbeitsplätze kann auch als Schallschutz für dahinter liegende Büro- und Gewerbegebäude fungieren. Für die Arbeitsabläufe von Stadtarchiv und Museen wäre eine möglichst nahe an der Innenstadt gelegenes Grundstück sehr von Vorteil.

 

In Anbetracht der finanziellen Situation der Stadt Rheine überprüft die Verwaltung derzeit in Kooperation mit der EWG die Möglichkeit der Bereitstellung von notwendigen Raumkapazitäten durch Private. Das Projekt wird im Rahmen der Haushaltsklausur weiter beraten.


Anlagen:

 

Anlage 1:     Artikel „Archivzweckbau“ aus Wikipedia

 

Anlage 2:     Planskizze für idealisierten Neubau - Ausschnitt aus Machbarkeitsstudie von 2008