Betreff
Vorstellung der Gutachten über Standorte möglicher Kunststoffrasenplätze
Vorlage
192/11
Aktenzeichen
II-FB 1/52-del
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

Der Sportausschuss nimmt die Gutachten über Standorte möglicher Kunststoffrasenplätze zur Kenntnis.

 


Begründung:

Dem Sportservice liegen mittlerweile die beauftragten Gutachten (siehe tabellarische Aufstellung unten) für den Umbau von Großspielfeldern in Kunstrasenplätze der Sportanlagen Jahnstadion (Vorfeld1), Hassenbrockstadion (Tennenplatz) und Grün-Weiß Rheine (Tennenplatz) vor. Diese Plätze sind bisher ausschließlich vom „Arbeitskreis Kunstrasen“ für einen möglichen Umbau einvernehmlich festgelegt worden. Ein weiterer Kunstrasen ist angedacht im Emslandstadion oder im Bereich Delsen (FCE). Hierüber wurde aber im Arbeitskreis noch kein endgültiges Votum abgegeben.

 

Laut den insgesamt vorliegenden Gutachten ist der Umbau der vorhandenen Tennen- bzw. Rasensportplätze in Kunstrasenplätze durchaus möglich. Für den Bereich des Hassenbrockstadions gilt es nach Meinung der Verwaltung jedoch noch vor einem möglichen Baubeginn, ein Gutachten über Geräuschimmission fertigen zu lassen. Bezüglich der Geräuschimmission ist der Umbau im Jahnstadion völlig unproblematisch. Die Grenzwerte der Anlage von Grün-Weiß Rheine werden leicht überschritten. Hier gilt es zu klären, ob die an der Sandkampstraße befindliche Lärmschutzmauer bereits ausreichenden Lärmschutz bietet. Problemtisch sind hier insbesondere Zeiten sonntags zwischen 13 und 15 Uhr.

 

Die geschätzten Umbaukosten differieren bei den vorgegebenen Plätzen sehr stark. Dieses liegt an der Größe der Plätze (zwischen rund 6.000 und 8.150 m²), dem vorhandenen Platzaufbau und dem Ausbauzustand (Trainingsbeleuchtung, Beregnung, Drainage).

 

Lediglich der Platz im Hassenbrockstadion verfügt über keinen normgerechten Aufbau und muss daher fast komplett neu aufgebaut werden. Gleiches gilt für die Drainage, die Beleuchtung und die Beregnung. Es wäre wenig sinnvoll, die alten und zum Teil maroden Anlagen weiter zu verwenden. Alleine durch diesen Sachverhalt fallen die Herstellungskosten im Hassenbrock deutlich höher aus.

 

Bei den in Sportvereinen gehandelten Preisen für einen Kunstrasenplatz (in der Regel 400.000 bis 450.000 €) wird leider nie angegeben, welche Qualität die Kunstrasenflächen aufweisen. Das teuerste Material bei einem Kunststoffrasenbelag ist das Polmaterial; dieses wird in verschiedenen Sorten und Qualitäten angeboten, entsprechend variiert der Preis. Das Polschichtgewicht gibt dabei die Menge an, die sich über dem Trägergewebe befindet. Das Polschichtgewicht muss bei einer Ausschreibung im Angebot angegeben werden. Bei der Auswertung der Angebote gilt es dann genau zu vergleichen.

 

Gummigranulate als Füllmaterial gibt es ebenso in unterschiedlichen Qualitäten. Preiswertestes Material ist Recyclat aus alten Autoreifen. Es ist nicht UV-beständig, häufig leichter als Wasser und schwimmt daher bei Starkregenfällen auf und wird zum Rand des Spielfeldes gespült. Das Granulat dünstet aus, erhitzt sich bei Sonneneinstrahlung und nicht erfolgter Wässerung stark. Es färbt – Ergebnis: schwarze Bälle und Torpfosten. Häufig zu beobachten war, dass dort, wo sich das Gummirecyclat so verändert hat, dass es abfärbt, auch Veränderungen der Kunststoffrasen-Fasern festzustellen sind. Ob dann der Kunststoffrasen noch seine prognostizierte Lebensdauer von 12 – 15 Jahren erreicht, darf mit Recht bezweifelt werden.

 

Gleiches Granulat wird auch als farbummanteltes Granulat angeboten (siehe Spelle). Es schützt zunächst vor der UV-Strahlung, die Ummantelung nutzt sich aber in den Hauptspielbereichen relativ schnell ab. die Folgen sind dann die gleichen wie beim normalen Recyclat. Der Preise fangen bei ca. 0,40 €/kg an. Man rechnet mit ca. 3 kg/m².

 

Bei Peroxyd vernetztem EPDM-Granulat kommt es immer wieder zu einer kaugummiartigen Verklumpung des Granulats. Die Folge ist dass das Granulat ausgetauscht werden muss. Wenn auf dem Spielfeld abgerundete Körner des ursprünglichen EPDM-Granulats festgestellt werden, ist dies ein Hinweis darauf, dass eine Veränderung im Material stattgefunden hat.

Die Kosten für EPDM-Granulat liegen bei etwa 1,00 €/kg.

 

TPE-Granulat auf SEBS-Basis

Es erfüllt die gleichen Anforderungen wie beim EPDM-Granulat. Wenn es in geschnittener Form vorliegt, ist es optisch nicht vom EPDM zu unterscheiden. Eine Schmelzprobe gibt aber schnell Auskunft. TPE schmilzt, EPDM nicht.

Die Mehrkosten betragen ca. 0,50 €/kg.

 

Auch durch das bessere Granulat errechnen sich, je nach Platzgröße, schnell Mehrkosten von 21.000 bis 26.000 €.

 

Fazit:          Kostenvergleiche von Kunstrasenplätzen sind sehr schwer möglich, weil man nicht von gleichen Voraussetzungen ausgehen kann.

 

Nicht auf Qualität zu achten, nur um einen Kunststoffrasenplatz vorzuweisen, kann nicht erklärtes Ziel sein. Dafür ist die Investition, auch mit Billigprodukten, wesentlich zu hoch!