Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Bauausschuß nimmt die Darstellung der Ergebnisse zu
den Mitarbeiterbefragungen vor und nach dem VerEna-Projekt im
Betrieb der Stadtentwässerung (Kläranlagen/Pumpstatio-nen/Kanalunterhaltung)
zur Kenntnis.
Begründung:
1. Vorbemerkung
Die Stadtentwässerung Rheine ist eines von 20 kommunalen Unternehmen,
die sich an dem Projekt VerEna – Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren
in der kommunalen Entsorgungsbranche – seit 2001 bundesweit beteiligen. VerEna
umfasst zwei Phasen. Die erste endete 2003 mit dem Auslaufen der Förderung
durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Die zweite Phase bis Ende
2005 wurde allein durch die Unfallversicherungsträgern der öffentlichen Hand
finanziert.
VerEna ist das größte branchenspezifische Präventionsnetzwerk in
Deutschland. Neben den 20 kommunalen Unternehmen waren neun Krankenkassen aus
dem AOK und BKK System mit ihren jeweiligen Spitzenverbänden sowie neun
Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand als Kooperationspartner
eingebunden. Die Gesamtkoordination lag beim Bundesverband der Unfallkassen.
Im Rahmen von VerEna wurden u. a. auch zwei Mitarbeiterbefragungen
durchgeführt. Die erste Befragung fand in Rheine im Jahre 2001 statt. Ziel
dieser Befragung war es, Problembereiche, die gesundheitlich relevant sind, zu
identifizieren. Diese Erkenntnisse wurden dann genutzt, um umfassende Präventionsangebote
zu entwickeln und umzusetzen. So wurden im Betrieb der Stadtentwässerung Rheine
in diesem Zeitraum Gesundheitszirkel eingerichtet. Diese Zirkel setzten sich
aus Mitarbeitern zusammen, die gemeinsam Lösungsvorschläge zur Verbesserung der
Arbeitsabläufe erarbeiteten. Die Zirkelarbeit wurde von einer Mitarbeiterin der
AOK moderiert. Es erfolgte eine Reihe von technischen Verbesserungen. Weiterhin
wurden den Mitarbeitern auch verhaltenspräventive Angebote, beispielsweise eine
arbeitsplatzbezogene Rückenschulung und ein Seminar zur
Konfliktbewältigung angeboten.
Die gesamte Umsetzung wurde vom Steuerkreis Prävention koordiniert.
Diesem Gremium gehörten der Produktverantwortliche, der Vertreter des
Personalrates, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, die Leiterin des
betriebsärztlichen Dienstes der Stadt Rheine, ein Mitarbeiter sowie die
Aufsichtsperson des Gemeindeunfallversicherungsverbandes Westfalen-Lippe, die
Präventionsberaterin der AOK Westfalen-Lippe sowie der Projektleiter von Verena
an.
Die zweite Mitarbeiterbefragung wurde im September 2005 durchgeführt.
Ziel dieser Befragung war es zu überprüfen was sich in der Stadtentwässerung
positiv verändert hat und auf welchen Gebieten zukünftig das Schwergewicht der
präventiven Aktivitäten liegen sollte.
2. Ausgewählte
Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung 2001 -2005 im Vergleich
Die Rückläufe lagen zu beiden Befragungszeitpunkten mit 90 % (2001)
und 76 % (2005) für eine Mitarbeiterbefragung auf einem sehr hohen Niveau und
können von daher als repräsentativ für das Unternehmen angesehen werden.
Geht man in einem ersten Schritt der Frage nach was sich durch VerEna
verändert hat, so zeigen sich positive Entwicklungen, die auch durch das große
Engagement der betrieblichen Steuerkreismitglieder mit bedingt worden sind
(siehe nachfolgendes Diagramm).
Hervorzuheben ist hier insbesondere die Reduzierung der Belastungen und die
Verbesserung der
kollegialen
Zusammenarbeit was auch Effekte auf das Betriebsklima hat.
Vor
allem die Arbeit der Gesundheitszirkel hat mit dazu beigetragen, dass
Gesundheit bei der Stadtentwässerung als Thema aufgegriffen worden ist. Ca. 86
% der Belegschaft sind der Meinung, Gesundheitszirkel helfen, Probleme zu
erkennen (siehe unten).
Dieser
positive Trend bestätigt sich auch, wenn man die Zufriedenheit mit der Arbeit
und das Betriebsklima als Indikator heranzieht. (siehe nachfolgendes Diagramm)
Im
nächsten Diagramm ist erkennbar, daß sich die Arbeitszufriedenheit in der
Kategorie „sehr zufrieden“ nahezu verdoppelt hat und das Betriebsklima am
Arbeitsplatz sich ebenfalls sehr stark verbesserte. So ist der Anteil
derjenigen die angeben sehr unzufrieden mit dem Betriebsklima zu sein von 7 %
2001 auf 0 % 2005 zurückgegangen.
Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist es Belastungen abzubauen, die
Gesundheitsqualität der Beschäftigten zu verbessern, die Arbeitzufriedenheit zu
steigern, um damit auch krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren.
Es
zeigt sich in den nächsten beiden Abbildungen, daß in den wesentlichen
Kategorien durch die Prävention Erfolge erzielt werden konnten. Dies gilt
insbesondere hinsichtlich des Abbaus von Konflikten zwischen den Beschäftigten,
den Rückgang der Fehlzeitquote, der Anerkennung der Arbeit durch die
Vorgesetzten – alles Faktoren die einen durchschlagenden Effekt auf das
Betriebsklima haben.
Wie
hat sich diese Entwicklung auf die Gesundheit ausgewirkt? Hier zeigen die
Ergebnisse unten ein unterschiedliches Bild. Einerseits haben gesundheitliche
Beschwerden abgenommen andererseits haben in einigen Bereichen die Beschwerden
zugenommen. Hier bieten sich zwei Erklärungen an: Zum Einen ist zu berücksichtigen,
dass der Altersdurchschnitt mit etwa 49 Jahren in der kommunalen
Entsorgungsbranche – im Verhältnis etwa zu privaten Entsorgungsbranche – auf
einem relativ hohen Niveau liegt. Dies gilt auch für die Stadtentwässerung
Rheine. Zum Zweiten sind die Beschäftigten zwischen den beiden
Befragungszeitpunkten ca. vier bis fünf Jahre älter geworden, was natürlich,
vor dem Hintergrund der schweren körperlichen Arbeit in der Entwässerung,
Auswirkungen auf die wahrgenommenen Beschwerden hat.
Ein Ziel von VerEna bestand darin, betriebliches Gesundheitsmanagement
nachhaltig in die betrieblichen Abläufe zu integrieren. Von daher wurde in
beiden Erhebungen abgefragt welche Verbesserungswünsche die Beschäftigten haben
und welche sie für besonders wichtig halten. Die Befragungsergbnisse sind im
nachfolgenden Diagramm dargestellt.
Hier zeigt sich einerseits, dass – wie in den meisten Unternehmen –
Personalführung, Arbeitsorganisation und betriebliche Kommunikation die
Themenfelder sind, die weiterzubearbeiten sind.
Andererseits wird aber auch deutlich, dass sich bei Stadtentwässerung
Rheine sehr positive Entwicklungen abzeichnen. Bereiche die in der
Erstbefragung in der Bewertung der Mitarbeiter noch auf einem sehr hohen Rang
lagen haben durch die Umsetzung des Gesundheitsmanagements in der
Zweitbefragung an Wertigkeit verloren. Dies gilt insbesondere für das
Verhältnis Vorgesetze – Mitarbeiter und den gesamten Komplex der
Gesundheitsangebote.
3. Ausblick
Der durch VerEna initiierte Prozess hat zu nachweisbaren positiven
Entwicklungen geführt. Die Stadtentwässerung Rheine gilt im Rahmen von VerEna
als „model of good practice“.
Prävention ist ein kontinuierlicher Prozess, der Teil der gesamten
Unternehmensstrategie sein muss. Eine qualitativ hochwertige betrieblich
Präventions- und Gesundheitspolitik trägt maßgeblich dazu bei, die
Wettbewerbssituation der Stadtentwässerung weiter zu verbessern. Aus diesem
Grund gilt in der Stadtentwässerung betriebliches Gesundheitsmanagement als
Führungsaufgabe.
Der Steuerkreis Prävention wird weiterhin die Prävention koordinieren
und steuern. Bereits vereinbart worden ist, dass auch die Gesundheitszirkel im
Betrieb der Stadtentwässerung weitergeführt werden. Der
Gemeindeunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe, der BUK ebenso wie die AOK
Westfalen-Lippe haben bereits ihre fachliche Unterstützung zugesagt.
Technische Betriebe Stadt Rheine
24. Januar 2006
Udo Eggert, Produktverantwortlicher Stadtentwässerung Rheine
Peter Lemke, Bundesverband der Unfallkassen – BUK, München