Betreff
Modellprojekt zur Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren im Entsorgungsbereich, genannt. VerEna - Ergebnisdarstellung zu den Mitarbeiterbefragungen vor und nach VerEna
Vorlage
048/06
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

 

Der Bauausschuß nimmt die Darstellung der Ergebnisse zu den Mitarbeiterbefragungen vor und nach dem VerEna-Projekt im Betrieb der Stadtentwässerung (Kläranlagen/Pumpstatio-nen/Kanalunterhaltung) zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

1.    Vorbemerkung

Die Stadtentwässerung Rheine ist eines von 20 kommunalen Unternehmen, die sich an dem Projekt VerEna – Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren in der kommunalen Entsorgungsbranche – seit 2001 bundesweit beteiligen. VerEna umfasst zwei Phasen. Die erste endete 2003 mit dem Auslaufen der Förderung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Die zweite Phase bis Ende 2005 wurde allein durch die Unfallversicherungsträgern der öffentlichen Hand finanziert.

VerEna ist das größte branchenspezifische Präventionsnetzwerk in Deutschland. Neben den 20 kommunalen Unternehmen waren neun Krankenkassen aus dem AOK und BKK System mit ihren jeweiligen Spitzenverbänden sowie neun Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand als Kooperationspartner eingebunden. Die Gesamtkoordination lag beim Bundesverband der Unfallkassen.

Im Rahmen von VerEna wurden u. a. auch zwei Mitarbeiterbefragungen durchgeführt. Die erste Befragung fand in Rheine im Jahre 2001 statt. Ziel dieser Befragung war es, Problembereiche, die gesundheitlich relevant sind, zu identifizieren. Diese Erkenntnisse wurden dann genutzt, um umfassende Präventionsangebote zu entwickeln und umzusetzen. So wurden im Betrieb der Stadtentwässerung Rheine in diesem Zeitraum Gesundheitszirkel eingerichtet. Diese Zirkel setzten sich aus Mitarbeitern zusammen, die gemeinsam Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Arbeitsabläufe erarbeiteten. Die Zirkelarbeit wurde von einer Mitarbeiterin der AOK moderiert. Es erfolgte eine Reihe von technischen Verbesserungen. Weiterhin wurden den Mitarbeitern auch verhaltenspräventive Angebote, beispielsweise eine arbeitsplatzbezogene Rückenschulung und ein Seminar zur Konfliktbewältigung angeboten.

Die gesamte Umsetzung wurde vom Steuerkreis Prävention koordiniert. Diesem Gremium gehörten der Produktverantwortliche, der Vertreter des Personalrates, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, die Leiterin des betriebsärztlichen Dienstes der Stadt Rheine, ein Mitarbeiter sowie die Aufsichtsperson des Gemeindeunfallversicherungsverbandes Westfalen-Lippe, die Präventionsberaterin der AOK Westfalen-Lippe sowie der Projektleiter von Verena an.

Die zweite Mitarbeiterbefragung wurde im September 2005 durchgeführt. Ziel dieser Befragung war es zu überprüfen was sich in der Stadtentwässerung positiv verändert hat und auf welchen Gebieten zukünftig das Schwergewicht der präventiven Aktivitäten liegen sollte.

 

2.    Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung 2001 -2005 im Vergleich

Die Rückläufe lagen zu beiden Befragungszeitpunkten mit 90 % (2001) und 76 % (2005) für eine Mitarbeiterbefragung auf einem sehr hohen Niveau und können von daher als repräsentativ für das Unternehmen angesehen werden.

Geht man in einem ersten Schritt der Frage nach was sich durch VerEna verändert hat, so zeigen sich positive Entwicklungen, die auch durch das große Engagement der betrieblichen Steuerkreismitglieder mit bedingt worden sind (siehe nachfolgendes Diagramm).

Hervorzuheben ist hier insbesondere die Reduzierung der Belastungen und die Verbesserung der

kollegialen Zusammenarbeit was auch Effekte auf das Betriebsklima hat.

 


Vor allem die Arbeit der Gesundheitszirkel hat mit dazu beigetragen, dass Gesundheit bei der Stadtentwässerung als Thema aufgegriffen worden ist. Ca. 86 % der Belegschaft sind der Meinung, Gesundheitszirkel helfen, Probleme zu erkennen (siehe unten).

 


Dieser positive Trend bestätigt sich auch, wenn man die Zufriedenheit mit der Arbeit und das Betriebsklima als Indikator heranzieht. (siehe nachfolgendes Diagramm)

 


Im nächsten Diagramm ist erkennbar, daß sich die Arbeitszufriedenheit in der Kategorie „sehr zufrieden“ nahezu verdoppelt hat und das Betriebsklima am Arbeitsplatz sich ebenfalls sehr stark verbesserte. So ist der Anteil derjenigen die angeben sehr unzufrieden mit dem Betriebsklima zu sein von 7 % 2001 auf 0 % 2005 zurückgegangen.


Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist es Belastungen abzubauen, die Gesundheitsqualität der Beschäftigten zu verbessern, die Arbeitzufriedenheit zu steigern, um damit auch krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren.


Es zeigt sich in den nächsten beiden Abbildungen, daß in den wesentlichen Kategorien durch die Prävention Erfolge erzielt werden konnten. Dies gilt insbesondere hinsichtlich des Abbaus von Konflikten zwischen den Beschäftigten, den Rückgang der Fehlzeitquote, der Anerkennung der Arbeit durch die Vorgesetzten – alles Faktoren die einen durchschlagenden Effekt auf das Betriebsklima haben.

 



Wie hat sich diese Entwicklung auf die Gesundheit ausgewirkt? Hier zeigen die Ergebnisse unten ein unterschiedliches Bild. Einerseits haben gesundheitliche Beschwerden abgenommen andererseits haben in einigen Bereichen die Beschwerden zugenommen. Hier bieten sich zwei Erklärungen an: Zum Einen ist zu berücksichtigen, dass der Altersdurchschnitt mit etwa 49 Jahren in der kommunalen Entsorgungsbranche – im Verhältnis etwa zu privaten Entsorgungsbranche – auf einem relativ hohen Niveau liegt. Dies gilt auch für die Stadtentwässerung Rheine. Zum Zweiten sind die Beschäftigten zwischen den beiden Befragungszeitpunkten ca. vier bis fünf Jahre älter geworden, was natürlich, vor dem Hintergrund der schweren körperlichen Arbeit in der Entwässerung, Auswirkungen auf die wahrgenommenen Beschwerden hat.

 

Ein Ziel von VerEna bestand darin, betriebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig in die betrieblichen Abläufe zu integrieren. Von daher wurde in beiden Erhebungen abgefragt welche Verbesserungswünsche die Beschäftigten haben und welche sie für besonders wichtig halten. Die Befragungsergbnisse sind im nachfolgenden Diagramm dargestellt.

Hier zeigt sich einerseits, dass – wie in den meisten Unternehmen – Personalführung, Arbeitsorganisation und betriebliche Kommunikation die Themenfelder sind, die weiterzubearbeiten sind.

 

 

 


                                                                                                                                                                                          
                                                                                                                                                       Andererseits wird aber auch deutlich, dass sich bei Stadtentwässerung Rheine sehr positive Entwicklungen abzeichnen. Bereiche die in der Erstbefragung in der Bewertung der Mitarbeiter noch auf einem sehr hohen Rang lagen haben durch die Umsetzung des Gesundheitsmanagements in der Zweitbefragung an Wertigkeit verloren. Dies gilt insbesondere für das Verhältnis Vorgesetze – Mitarbeiter und den gesamten Komplex der Gesundheitsangebote.


 


3. Ausblick

Der durch VerEna initiierte Prozess hat zu nachweisbaren positiven Entwicklungen geführt. Die Stadtentwässerung Rheine gilt im Rahmen von VerEna als „model of good practice“.

Prävention ist ein kontinuierlicher Prozess, der Teil der gesamten Unternehmensstrategie sein muss. Eine qualitativ hochwertige betrieblich Präventions- und Gesundheitspolitik trägt maßgeblich dazu bei, die Wettbewerbssituation der Stadtentwässerung weiter zu verbessern. Aus diesem Grund gilt in der Stadtentwässerung betriebliches Gesundheitsmanagement als Führungsaufgabe.

Der Steuerkreis Prävention wird weiterhin die Prävention koordinieren und steuern. Bereits vereinbart worden ist, dass auch die Gesundheitszirkel im Betrieb der Stadtentwässerung weitergeführt werden. Der Gemeindeunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe, der BUK ebenso wie die AOK Westfalen-Lippe haben bereits ihre fachliche Unterstützung zugesagt.

 

Technische Betriebe Stadt Rheine

24. Januar 2006

Udo Eggert, Produktverantwortlicher Stadtentwässerung Rheine
Peter Lemke, Bundesverband der Unfallkassen – BUK, München