Betreff
Rückblick auf die Ergebnisse des Bau-, Umwelt- und Planungsausschusses in den letzten 15 Jahren
Vorlage
505/06
Aktenzeichen
VV I-kr
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Bauausschuss und der Stadtentwicklungsausschusses „Planung und Umwelt“ nehmen die letzte Vorlage des Ersten Beigeordneten Dr. Ernst Kratzsch zur Kenntnis.


Begründung:

 

Im August 1993 habe ich meine Arbeit in Rheine aufgenommen. In den letzten 13 Jahren konnten gemeinsam zwischen Politik und Verwaltung und vielen, vielen Investoren , Auftraggebern und Dienststellen der Stadt Rheine eine ganze Reihe von Projekten umgesetzt und realisiert werden. Sie alle aufzuzählen, wäre unmöglich, und diese letzte Vorlage des Baudezernenten Dr. Kratzsch will nur einige exemplarische Beispiele zeigen, darauf hinweisen und die Projekte dazu nutzen, diejenigen Personen ins Licht zu rücken, die wesentlich dazu beigetragen haben, sie umzusetzen.

 

Ich schreibe diese Vorlage nicht, um zu beweisen, was ich in Rheine umgesetzt und realisiert habe. Allein schon die Formulierung mit dem „Ich“ ist falsch, da all dies Gemeinschaftsarbeit und Ergebnis aus Teamwork war. Ein Dezernent ist „Transmissionsriehmen“ zwischen den Fraktionen, den Mitarbeitern, den Bürgern und vielen Gruppen sonst. Er hat die Aufgabe, Informationen zu übermitteln, die Verfahren zu ordnen und dafür zu sorgen, dass sich Rationalität und Sachlichkeit in den Entscheidungen durchsetzt, gerechte Verteilungsprozesse angewendet werden und Befangenheit sowie Patronage unterbunden wird. Ein Dezernent ist nichts ohne seine Mitarbeiter, und ich möchte mit den hier von uns allen vorgelegten Ergebnissen einen kurzen Moment auf all die Mitarbeiter verweisen, die daran mitgewirkt haben und mich bei den Investoren und Bauträgern bedanken, die exzellente Arbeit machten, zu ihren Versprechen standen und mitgeholfen haben, diese Stadt zu gestalten.

 

 

Grundsatzprogramme

 

Im Laufe der Zeit habe wir sehr intensiv eine Vielzahl von planerischen Fragestellungen und Themen in der Stadt Rheine grundsätzlich erörtert und als Leit- und Orientierungsrahmen beschlossen, anschließend in Programm- und Maßnahmenvorlagen erörtert und festgelegt, um sie dann in einzelnen Schritten durchzuführen. Ein typisches Beispiel dafür ist der Masterplan Innenstadt, der uns über fast eine Dekade hinweg Orientierung bot und in viele investive Maßnahmen ordnend eingriff. Es war das Verdienst von Eugen Löffler, Dr. Heinz Janning, Günter Teichler, Peter Schöning, Dr. Hartmut Dannenberg, dass sie zeitlich, noch bevor ich in Rheine gewählt wurde, die notwendigen Gruppen sammelten, die Mittel bereitstellten und Aufträge vergaben, sodass dieser Plan dann 1993/94 präsentiert, vorgestellt und anschließend bearbeitet werden konnte.

 

Zwei der Personen sind zwischenzeitlich bereits gestorben. Eugen Löffler, lange Zeit Bauausschussvorsitzender, hat viel für die Stadt Rheine getan und durch seine ganz praktische Arbeit als Vorsitzender aber auch als „Baufachmann“ für die Stadt gewirkt. Er starb im Jahre 2004.

 

Dr. Hartmut Danneberg, ein Gutachter für Einzelhandelsfragen und ein vehementer Urbanist, hat die Stadt Rheine lange begleitet und eine ganze Reihe von Einzelhandelsgutachten und Beurteilungen erstellt. Ihm ging es um das Modell der europäischen Stadt, in der im Innenstadtbereich und in den Nebenzentren sich die Handelseinrichtungen konzentrieren, sodass von dort aus die Versorgung der Bevölkerung gut und ordentlich realisiert und organisiert werden kann. Er starb im Jahre 2002. Auch seiner sollten wir dankend gedenken.

 

Der Masterplan wurde in der Schriftenreihe als Band veröffentlicht: Er trug den Titel „100 Projekt für Rheine“. So viele sind es am Ende nicht geworden, aber rund 20 Stück konnten auf der Grundlage der Ideen in den 13 Jahren umgesetzt werden. Dieser Masterplan hatte ordnende Wirkung auf Politik und Verwaltung, machte aber auch den Investoren klar, wo die Stadt städtebaulich Entwicklung wünschte und unterstützte.

 

Die ersten Jahre waren für mich eine ziemliche Tortour, da eine ganze Reihe grundlegender Planungsschritte und Gutachten, die für die Beurteilung der weiteren städtebaulichen Entwicklung von Rheine fehlten, aufgearbeitet und erstellt werden mussten. Das Büro Brandenfels, insbesondere Frau Annette Brandenfels hat uns hier mit ihrem Sachverstand begleitet. Und Herr Schröder, der heutzutage selbstständig ist, war derjenige, der das ökologische Grundraster für die Stadt Rheine insgesamt erstellt hat. Die verschiedenen Gutachten, Planungen und Konzepte wurde in der Schriftenreihe des Baudezernates „Die Rheine Information“ veröffentlicht und allen Interessierten zugänglich gemacht. Mehr als 80 Bände sind bisher erschienen. Das Impressum zeigt in der Aufzählung die verschiedenen Themen.

 

Wir haben eine ganze Reihe von Grundlagen, Arbeiten in den ersten Jahren erstellt, die später dann im Stadtentwicklungsprogramm Rheine 2000 und in die Fortschreibung des Flächennutzungsplans eingegangen sind.

 

Ich glaube, es ist eine ganz besondere Leistung, dass es der Stadt Rheine gelungen ist, ohne äußeren Druck, allein aus Voraussicht und Fürsorge den Flächennutzungsplan aus diesem Prozess des Stadtentwicklungsprogramms neu aufzustellen und mit dem einstimmigen Beschluss im Jahre 2004 zu beschließen. Das Wissen dazu hat sich allmählich aufgebaut, konkretisiert, wurde in Detailentscheidungen umgesetzt, und Herrn Glück, wir sollten ihm für die Zukunft Gesundheit und ein langes Leben wünschen, der dieses alles über die Jahre hinweg bearbeitet hat (er lebt inzwischen im wohlverdienten Ruhestand), ist ein großer Verdienst dafür anzurechnen, dass er das in dieser Form so immerwährend begleitet und fortgeführt hat.

 

 

Ein Rückblick auf die Akteure damals

 

Die heutigen Ratsmitglieder werden die damals in den verschiedenen Fraktionen Tätigen kaum mehr kennen. Das Foto, was in der Anlage beiliegt, ist vor meiner Dienstzeit gemacht worden, zeigt aber noch eine ganze Reihe von Mitgliedern im Bau- und Planungsausschuss, die in meiner Anfangsphase aktiv tätig mitdiskutiert und -entschieden haben. Herr Jansen von der CDU, Herr Bartusel von der SPD, Herr Fehr von den Grünen, Herr Eiling, der später sogar stellvertretender Bürgermeister wurde. Herr Josef Niehues war über die Jahre hinweg ein verlässlicher Partner und ein für städtebauliche Probleme und bauliche Fragestellungen interessiertes Gegenüber. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen kannte er sich mit den Themen aus und wusste, wo die richtigen und sachgerechten Lösungen lagen. Die Kommunikation mit ihm war in den fachlichen Dingen unproblematisch und von großem Konsens getragen. Die ab und an auftretenden emotionalen Erregungen habe ich gelassen genommen. Überhaupt kann festgestellt werden, dass im Bau- und Planungssektor in den letzten Jahren über viele Themen heftig gestritten und diskutiert wurde, aber, wenn die Ergebnisse und Entscheidungen betrachtet werden, Einstimmigkeit oder mehrheitliche Beschlüsse mit wenigen Abweichungen und Enthaltungen die Realität waren. Es gab einen breiten „großen Konsens“ über das, was umgesetzt werden sollte. Diese Stabilität tut dem „großen Tanker“, Stadtverwaltung Rheine, gut, da er nur schwierig schnell und wendig umgelenkt werden kann. Der „Reeder“ Rat und Ausschüsse konnte sich auf seine Offiziere und ihren Sachverstand verlassen. Die notwendigen Landkarten und Ziele zu zukünftigen Häfen waren frühzeitig vorberaten und in den jeweiligen entscheidenden Passagen dann von der Verwaltung gut zu meistern.

 

Obwohl SPD und GRÜNE die Mehrheit besaßen, gab es eine deutlich artikulierte Rücksichtnahme auf von der CDU vorgetragene Einwände, Meinungen und Ideen. Immer wieder wurde versucht, „die Anderen“ mitzunehmen, in den Konsens einzubinden und entsprechend planerische Lösungen zu finden. Selbst die GRÜNEN entwickelten in diesem Verbund fast staatstragende Argumentationen und Unterstützungen. Selbstverständlich war ihr grünes Profil für Umwelt- und Naturschutz, für Energieeffizienz und CO²-Minderung deutlich zu spüren.

 

 

Straßenbau, Bau der Kläranlage, Bau Kloster Bentlage

 

In den ersten Jahren habe ich weitgehend die Projekte meines Vorgängers zu Ende geführt und realisiert. Dazu zählte z. B. der Durchbau der Berbomstiege oder der Durchbau der Hovestraße, wo die Abstimmungen mit dem Bund über die neue Eisenbahnbrücke zu verhandeln waren. Im Anschluss an die Straßenbaumaßnahmen waren dann die Bebauungspläne anzupassen, und so wurde auch der Eingangsbereich nach Rheine – von Mesum aus – mit „Fahrrad Schröder“ und „Dahlhoff“ – dort stand früher eine Textilfabrik der Firma Dierich – umgestaltet und entwickelt.

 

Herr Thum nahm am 10. Oktober 1995 einen großen Schluck vom Abwasser der Kläranlage, als diese vollständig und umfassend fertig gestellt worden war. Dies war eine große Baumaßnahme, die viel Aufmerksamkeit und Finanzvolumen benötigte.

 

Neben dem Kläranlagenbau war Kloster Bentlage fertig zu stellen. Und damit begann die Diskussion über die Erschließungsqualität im Bereich Kloster/Schloss Bentlage. „Intelligente Verkehrserschließungen“ waren gefragt und wurden von dem einen oder anderen vorgeschlagen und auf den Weg gebracht. Die Diskussion mit dem Förderverein Kloster Bentlage, insbesondere mit Herrn Werner Friedrich, war anstrengend und konfrontativ. Insgesamt muss aber im Rückblick gesagt werden, dass sie das Ergebnis insgesamt verbessert haben. Durch diese konfrontativen Kommunikationsformen hat das Kloster Bentlage in der Startphase ein negatives Image erhalten, welches die Annahme und den Gebrauch über Jahre hinweg behinderte. Es ist der Verdienst von Frau Ehrenberg, dass es ihr in den letzten Jahren gelungen ist, dies aufzulösen, das Haus zu öffnen und auch mit der neuen Gastronomie durch die Familie Thies neue Zielgruppen für das Kloster zu gewinnen.

 

 

Baulandkonzept

 

Immer wieder haben wir Themen, die aus Sicht der Stadtplanung wichtig waren, wie z. B. das Baulandkonzept, aber auch Ausgleich und Eingriff, die Modernisierung der Baumschutzsatzung und andere Themen, erst einmal grundsätzlich diskutiert.

 

Die Beschlüsse zum Baulandkonzept haben das Angebot für Bauland in Rheine wesentlich erweitert, und dabei ist es ordnungspolitisch auch gelungen, die privaten Akteure in dieses Konzept miteinzubinden. Die Stadt Rheine ist nicht der einzige Anbieter von Bauland, sondern die privaten Alteigentümer, teilweise die alten „Textiler“, teilweise andere Grundeigentümer, sind heute selbst dabei, ihre Grundstücke und ehemaligen Gewerbeareale aufzuarbeiten, anzubieten und zu vermarkten. Wir haben sehr früh vonseiten der Stadt die „Textiler“ dabei unterstützt, Konzepte zu finden, wie ihre alten Hallen und Gebäude umgenutzt und einer baulichen Nutzung zugeführt werden können.

 

Herr Wodniok und Frau Bauer waren unsere Wettbewerbsmanager. Wir haben eine ganze Reihe von Wettbewerben in den Jahren durchgeführt. Sie waren diejenigen, die immer wieder die notwendigen Ausschreibungstexte erarbeiteten, die Verfahren durchführten und die Preisgerichte organisierten.

 

Zwei große Wettbewerbe wurden Anfang der 90er Jahre durchgeführt, um Lösungsansätze zu finden. An der Basilikastraße hat es sehr lange gedauert, bis die Umsetzung nun mit dem Abriss in die konkrete Phase gegangen ist. Am Walshagenpark warten wir noch auf diese Umsetzung. Hier war keine Einigung mit den Eigentümern zu erzielen. Die Projekte zeigen aber auch, wie langfristig die Entwicklungsprozesse sind und welche Vorarbeiten zur Umsetzung notwendig werden.

 

Beim Wohnlandkonzept muss auch an Herrn Helming erinnert werden, der den ersten großen Bebauungsplan im Gebiet Sassestraße aufgestellt und erarbeitet hat, der heute schon vollständig bebaut und umgesetzt ist. Hier haben wir mit den Mitteln der Umlegung gearbeitet, und diese wurden von Herrn Müller, der inzwischen bereits im Ruhestand ist, durchgeführt und realisiert.

 

Die Verlagerung der Luftrettungsstation, die Entwicklung des Wohnpark Dutum, die bauliche Neuordnung an der Lindenstraße und die bauliche Neuordnung der „Quadranten“ um den Bahnhof zeigen, wie die Projekte ineinandergreifen, sich wechselseitig anschieben, beeinflussen und miteinander korrespondieren. Das Hochbauamt, Herr Uphaus, Frau Kurzinsky und Herr Remke, haben wesentlichen Beitrag an der baulichen Entwicklung an der Lindenstraße gehabt. Hier konnten eine Reihe von Bauvorhaben errichtet werden, die sauber und ordentlich gestaltet, gut proportioniert, aber gleichwohl individuell ausgeformt auf Dauer diesen Standort in seiner Qualität stabilisieren werden. Die Baumaßnahmen waren schwierig und kompliziert, da alle Sonderbauformen umzusetzen waren. Herr Uphaus ist schon im Ruhestand, während Frau Kurzinsky und Herr Remke sowie Frau Kummer, die in letzter Zeit dann viele Schulbaumaßnahmen durchgeführt hat, weiter „auf der Galeere“ rudern müssen.

 

Die Verlagerung des Luftrettungshubschraubers an die Lindenstraße, der Bau der P + R-Anlage hat den Wohnpark Dutum ermöglicht und bot die Chance, hier zusammen mit der Kirche Bauland in größerem Umfang auszuweisen. Gleichzeitig entwickelte sich mit dem Neubau der Feuerwehr und den Erweiterung der Kaufmännischen Schulen ein neues Bild an der Lindenstraße. Die restlichen Grundstücke wurden von der Deutschen Bahn AG an Gewerbetreibende veräußert, und heute ist dort kein Grundstück mehr frei.

 

In ähnlicher Weise hat sich auch der Quadrant um den „Burger“ entwickelt. Hier kaufte ein privater Investor das Areal, und die Stadt hat mit Beratung und Unterstützung dann dafür gesorgt, dass entsprechende Nutzungsformen dort realisiert und errichtet werden konnten.

 

 

Protokolldienst und Verfahrenssteuerung

 

Die Steuerung der Verfahren hatten insbesondere diejenigen zu organisieren, die den Protokolldienst der Ausschüsse durchführten. Als ich in Rheine auftauchte, war dort zuerst Frau Florentine Kühs-Sandmann tätig. Sie beobachtete voller Verwunderung den jungen Stadtbaurat, der voller Elan die Themen anfasste und in Bewegung setzte. Sie hat sehr dabei geholfen und dieses unterstützt. Sie war das Telefon, die Seelsorge und die Auskunftsstelle gleichzeitig für all die Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter(innen). Sie hatte die Verbindung herzustellen zu den Ausschussvorsitzenden, die in den Jahren mich begleiteten. Da war Hermann Veldhues als Vorsitzender des Bauausschusses und Herr Niehues als Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. In der letzten Phase hatte ich mit Karl-Heinz Brauer zu tun und Herrn Dewenter, der als Ausschussvorsitzender im Stadtentwicklungsausschuss fungiert. Im Umweltausschuss hatten Herr Löcken und Herr Fehr die Aufgabe des Vorsitzenden. Bei all den Beteiligten möchte ich mich recht herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken, die ich in den Jahren erfahren durfte.

 

Nach Frau Kühs-Sandmann folgte Frau Doris Stuckmann. Sie stellte die Tagesordnungen der Ausschüsse auf, verhandelte dies mit den Ausschussvorsitzenden und den Mitarbeiter(innen) und ließ zwischendurch den Stadtbaurat auch einmal draufschauen. Nach Frau Stuckmann folgte Frau Zimmer, dann Frau Wietkamp, die jetzt vor kurzem erst die Arbeit an Frau Fischer abgegeben hat.

 

Neben diesen für das Verfahren zuständigen Mitarbeitern gab es eine weitere Person, die aktiv im Dialog mit den Fraktionen und den Ratsmitgliedern stand. Dies war Herr Fieker. Er erkrankte leider vor 2 Jahren, und es war ihm bisher nicht möglich, wieder an seinen Arbeitsplatz in der Verwaltung zurückzukehren. Er strukturierte die Offenlagen und Bürgerbeteiligungen und wusste deshalb im Detail, wo jeder Plan stand und um welche Probleme es geht. Wir haben ihm alle viel zu verdanken, da er Ordnung hielt in unseren Verfahren. Er hängte die Pläne aus, er holte sie herein, er sorgte dafür, dass die Termine stimmten und war gleichzeitig unser Sprachrohr wie unser Ohr im Dialog mit den Bürgern, mit den Fraktionen und den Interessenten. Wir wünschen ihm gute Besserung auf diesem Wege und hoffen, dass er wieder vollständig gesundet.

 

 

Alte Post in Rheine

 

Das Thema „Alte Post“ hat uns lange beschäftigt, und mehrere Anläufe wurden unternommen, um hier zu einer Lösung zu kommen. Der erste vom ganz jungen Stadtbaurat in Hamburg verhandelte Vorschlag Peek & Cloppenburg anzusiedeln, wurde damals verworfen, da Peek & Cloppenburg die alte Fassade nicht erhalten wollte, sondern ein modernes Textilgeschäft nach entsprechend architektonischem Wettbewerb umsetzen wollte. Danach begannen mehrere quälende Versuche, Nutzung, Lage, Preisvorstellungen und Rahmenbedingungen in einer vernünftigen Relation zu realisieren. Das Ergebnis waren dann als letzte Lösung der Abriss und der nun in der Galerie Borneplatz umgesetzte Neubau. Im Nachhinein hat es keinen Sinn, darüber zu klagen, dass das Ergebnis so geworden ist, wie es sich jetzt darstellt. Es ist das Faktum für die Zukunft und wird dort mindestens 30 bis 50 vielleicht 100 Jahre stehen. Die Diskussionen um dieses emotional stark belastete Projekt war für alle Seiten nicht einfach, und deshalb habe ich im Nachhinein ohne Frage auch Verständnis für die Meinung, dass hier das Optimum nicht umgesetzt und realisiert wurde. Aber viele hatten die Chance, daran mitzuwirken und müssen die Bürde, aus dem heute die Vergangenheit zu beurteilen, mittragen.

 

 

REGIONALE 2004

 

Meine Aufmerksamkeit stark gebunden hat ab ungefähr 1996/97 die REGIO­NALE 2004, die in Rheine – aus meiner Sicht – sehr gut genutzt und sehr gut umgesetzt wurde. Sie hat uns einen ganz neuen Blick auf die Stadt gegeben und ermöglicht. Wichtige, lange Zeit verschobene Modernisierung im kulturellen Bereich – Museum Falkenhof, Salzsiedehaus, Salinenpark, NaturZoo usw. – konnten durch die aktive Hilfe und Unterstützung der Landesregierung umgesetzt und realisiert werden.

 

Diese Entwicklung von Infrastrukturen bietet uns heute die Chance, eine ganz neue Form von Stadtmarketing zu betreiben und der Stadt selbst nach außen neu zu profilieren. Die 50.000 Besucher im Kloster Bentlage und im Salinenpark sowie die 300.000 Besucher im NaturZoo zeigen, das Rheine für die Region – auch für die weitere Region – eine ganze neue Bedeutung, ein ganz neues Image entwickelt.

 

Zu danken ist hier vielen Partnern der REGIONALE 2004 selbst; wir erinnern uns alle an Friedrich Wolters, Herr Collinet, Herr Roters, Frau Zioleck, Herr Lösing, Herr Hübschen, Herrn Osterholt und die anderen Vertretern der Bezirksregierung, die uns sehr aktiv bei der Umsetzung dieses Projektes unterstützt und geholfen haben. Die REGIONALE 2004 war ein Gemeinschaftswerk im Münsterland, wie es zuvor noch nie umgesetzt worden war. Her Rauen, Bürgermeister in Wettringen, und Herr Niederau, Kreisrat beim Kreis Steinfurt, haben uns in Rheine mit der Region in Verbindung gebracht, uns geholfen und unsere Hilfe bei anderen Kommunen, z. B. Steinfurt, angefordert.

 

Ich möchte mich auch bei denjenigen bedanken, die als Bauherren die Projekte begleiteten und umsetzten. Da sind Frau Kurzinsky, Herr Schröer, der frühere Verkehrsplaner, Herr Raue, Herr Strauch, der alles koordinierte und kontrollierte, Herr Neuber und Frau Schumann und viele andere mehr zu nennen. Dieses Team und die Form der Zusammenarbeit haben das Projekt nach vorne gebracht und uns die Möglichkeit gegeben, es in dieser Form umzusetzen. Aus dem politischen Bereich sind hier insbesondere zu nennen, Herr Köster, Herr Löcken, Herr Brauer, Herr Veldhues, Herr Hagemeier, Frau Helmes, Frau Tombült, Herr Wilp und viele andere, die aktiv, aber positiv die Projekte begleiteten.

 

Altbürgermeister Wilhelm Niemann kam plötzlich und überraschend in dieses Projekt hinein, als er im Jahre 2000 gewählt wurde. Er hat schnell erkannt, dass dies eine einzigartige Chance für Rheine ist und aktiv immer dieses Vorhaben begleitet. Auch dafür ist ihm Dank zu sagen, und er hatte die Freude, dass er im Jahre 2004 eine Vielzahl von Einweihungen, die ihn sichtbar stolz machten, durchführen konnte.

 

 

Konversion

 

Die REGIONALE 2004 war noch nicht fertig, da zogen schon dunkle Wolken über der Stadt Rheine auf. Die Bundeswehrreform des Ministers Scharping hatte für Rheine bittere Botschaften, da die Aufgabe mehrerer Kasernenstandorte unumgänglich war. Es war für uns alle ein ziemlicher Schock, als diese Botschaften in Rheine auftauchten. Alle Fraktionen haben sofort angefangen, darüber nachzudenken, wie sie und wir diese Aufgabenstellung meistern und dafür eine Lösung finden. Es war allen Beteiligten von Anfang an klar, dass alles getan werden musste, um „schwarze Löcher“ im Stadtgrundriss zu vermeiden und Nachfolgenutzungen zu finden.

 

Die Planungen sind weit vorangekommen; die einzelnen Schritte wurden durchgeführt, und es ist erkennbar, dass zum Ende des Jahres eine Lösung beschlossen wird, die eine Nachfolgenutzung für die Kaserne Gellendorf realisiert und auf den Weg bringt. Auch hier war Herr Strauch beteiligt. Das Büro Körbel hat uns geholfen, die Folgen der Konversion stärker zu erkennen. Und eine ganze Reihe von anderen Gutachtern, angefangen bei Dr. Heyer von der LEG zu Herrn Dr. Hamacher von der Fiege-Gruppe und Herrn Dr. Mahnke von Regionomika, gaben uns Ratschläge und Hilfen. Die Konversion ist noch nicht zu Ende, aber sie ist, wenn die ersten Schritte umgesetzt und realisiert sind, auf dem richtigen Weg.

 

 

Bahnforum

 

Rheine verlor durch die Entscheidungen des Verteidigungsministers seinen Status als großer Garnisionsstandort. Seine Funktion als Eisenbahnkreuz hatte Rheine schon nach dem 2. Weltkrieg verloren. Lange Zeit lagen die Bahnflächen brach, und es fehlte eine systematische Entwicklung. Die Bahnquadranten um den Bahnhof herum wurden allmählich entwickelt, aber die großen Flächen an der Lindenstraße ebenso wie der Rangierbahnhof Rheine R warteten darauf, dass für diese Areale Konzepte gemacht werden. In den letzten Jahren wurden durch die Teilnahme am Bahnforum, in Kooperation mit der BEG, und hier ist insbesondere Herr Lennarts, Herr Hamerla und eine Reihe von anderen Fachleuten zu danken, Konzepte und Strategien entwickelt. Die Flächen bieten die Chance, Gewerbeflächen im Süden der Stadt anzubieten, ohne dass Landschaftsraum verbraucht werden muss und Friktionen oder Störungen der Wohnbebauung entstehen. Auch hier ist zu hoffen, dass die angefangenen Arbeiten positiv abgeschlossen bzw. fortgesetzt werden können.

 

 

Kleinere Aufgaben und Projekte

 

Neben diesen großen und spektakulären Projekten haben eine ganze Reihe kleiner Bauvorhaben und Lückenschließungen oder Ergänzungen und Erweiterungen meine Aufgabe in Rheine begleitet. Mit einer Vielzahl von Personen haben sich konstruktive und positive Verbindungen und Kontakte hergestellt, die in entsprechenden Bauvorhaben oder in Planungen oder Konzepten ihren Niederschlag gefunden haben. Personen, die davon betroffen waren, sind nicht aufzuzählen, aber ihnen gilt mein Dank, da sie durch konstruktive Zusammenarbeit meine Arbeit begleitet haben.

 

Zur Rolle eines Stadtbaurats gehören aber nicht nur die Freundlichkeit und die Zustimmung, sondern auch das Veto, das Neinsagen und das Beharren auf der richtigen, der besseren, der optimalen Lösung. Wir haben lange am Ring über die Nutzung und Erschließung der einzelnen Flächen gestritten und gekämpft. Mit der neuen Erschließung des Busbahnhofs, mit der Beseitigung des Metropol-Kinos und der dann späteren Ansiedlung der Volksbank ist aus meiner Sicht hier ein entscheidender Schritt in der Stadtentwicklung gelungen, der nicht einfach war. An diesem Beispiel möchte ich noch einmal die gute Zusammenarbeit mit den Stadtwerken für Rheine und meinem Kollegen, Herrn Dr. Ralf Schulte-de Groot, hervorheben, der als Kooperationspartner immer wieder seine Entscheidungen und Fähigkeiten eingebracht hat, um auch städtebaulich mitzuhelfen, Projekt voranzubringen und zu realisieren. Das Projekt hat lange gedauert und ist aus meiner Sicht glücklich geendet. Aus den Volksbanketagen ist oft zu hören, dass man mit Standort, Gebäude und Ausbau sehr zufrieden ist. Was will man mehr!

 

 

Bräuche und Riten

 

Es guter Brauch im Bau- und Planungssektor ist es gewesen, Anfang des Jahres über das Programm zu beschließen und Ende des Jahres zu schauen, was davon umgesetzt und realisiert wurde. Vielleicht können sich die Älteren noch erinnern, dass wir daraus früher eigene Publikationen gemacht haben, um deutlich zu machen, was uns „so alles doch“ gelungen ist. Es bleibt hervorzuheben, dass dies eine Gemeinschaftsarbeit ist und dass viele daran in ihrer speziellen Form mitgeholfen haben.

 

Die Trinkgebräuche des Bauausschusses waren, schon als ich kam, legendär. Der Jahresabschluss im Bauausschuss, durchgeführt bei Murdfield, war ein wichtiges Ereignis und wurde entsprechend zelebriert und glänzend durchgeführt. Dies war der Anlass für alle, sich nach der letzten Ausschusssitzung zusammenzusetzen und gemeinsam über das Jahr zu resümieren, ein Paar Bierchen zu trinken und sich der guten Zusammenarbeit zu vergewissern. Mit der Zeit wurde ein Sparschwein eingeführt, welches im nichtöffentlichen Teil des Ausschusses von den Anwesenden gefüttert wurde, sodass am Ende des Jahres daraus ein ordentliches Stück „Speck“ für den Jahresabschluss gewonnen werden konnte.

 

Auch der Planungsausschuss legte sich ein solches Sparschwein zu, machte aber im Unterschied zum Bauausschuss keinen Jahresabschluss, sondern einen Jahresanfang. Zu diesem Anlass wurde eins der in letzter Zeit realisierten Bauvorhaben besichtigt oder an einem besonders interessanten Ort getagt. Auch hier half ein Sparschwein, die notwendigen finanziellen Grundlagen zu finden.

 

In den letzten Jahren haben immer wieder städtebauliche Exkursionen nach Bocholt, in die Niederlande oder an andere Orte zur Fortbildung gedient. Interessante Objekte und Vorhaben wurden besichtigt, andere Städte besucht und im Dialog mit der Kommunalpolitik dort Erfahrungen ausgetauscht. Diese gemeinsamen Erfahrungen waren die Grundlage für den hohen Konsens bei den städtebaulichen Entscheidungen, die in den letzten Jahrzehnten gefällt worden sind. Ich würde mir wünschen, wenn es gelänge, auch in Zukunft diesen positiven Umgang mit allen Beteiligten fortzusetzen und ihn in gemeinsame Entscheidungen einfließen zu lassen.

 

Tief- und Straßenbauamt waren in Rheine mächtige Institutionen. Sie hatten, als ich kam, ein besonderes Gewicht und eine besondere Bedeutung, da hier die zentralen Entscheidungen für den unterirdischen Städtebau gefällt wurden. Personell gut besetzt und mit starken Persönlichkeiten, z. B. Herrn Raue und Herrn Schröer, ausgestattet, hatten sie ein starkes Gewicht. Teilweise litt das Planungsamt unter dieser Dominanz, und es bedurfte immer wieder klärender Gespräche, um beide Gruppen aneinander heranzuführen und zu einem Konsens zu bringen. Allerdings ist dies im großen Umfang gelungen, wie die Ergebnisse in der Stadt zeigen können.

 

Manche werden sich noch an Herrn Gersemann erinnern, dem folgte Herr Raue und diesem wiederum Herr Forstmann. Erst am Wechsel der Personen ist zu erkennen, dass wir älter werden, die Zeit vergeht und trotzdem die Aufgabenstellungen bleiben. In der ganzen Zeit haben wir am inneren Ring gearbeitet und z. B. die Radwege versucht zu vervollständigen und zu ergänzen. Vielfältige Straßenbaumaßnahmen wurden projektiert und umgesetzt und fast alle Ausfallstraßen zurückgebaut und stärker auch für Fußgänger und Radfahrer attraktiv gestaltet.

 

Apropos Radfahren, Herr Schröer ist ein großer Radfahrer, und er leugnet dies nicht. Insofern konnte man immer sicher sein, dass er diese Belange in der Planung mitvertrat und berücksichtigte und ihm das entsprechende Gewicht gab. Aber dies würde seine Leistungen und Aufgaben völlig unzureichend beschreiben. Er war im letzten Jahrzehnt ohne Frage derjenige, der die Kontinuität gewährleistete und durch sein Management den Fachbereich 5 mit seinen verschiedenen Themen und Fachgebieten immer wieder zusammenfügte und richtig aufstellte. Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit mit ihm und ohne seine konkrete und akkurate Zuarbeit wäre vieles nicht so gelungen, wie es dann doch im Ergebnis realisiert werden konnte.

 

 

Die Bauordnung

 

Stadtplanung hat die Aufgabe, Ordnung in eine Stadt zu bringen, die, wenn jeder seine individuellen Interessen alleine ausleben würde, im Chaos, im Durcheinander untergehen würde. Ordnung ist ein bestimmendes Element, und die Bauordnung hat über das Bauen selbst und die Einhaltung der Regeln zu wachen. Die Bauordnung in Rheine hat alle die Gebäude, die sie draußen sehen können, vorher gesehen, beurteilt, hat die anderen Mitglieder im Baudezernat über die Vorhaben informiert, hat Gespräche geführt, hat am Schluss mit grüner Tinte genehmigt. Die Zusammenarbeit mit Herrn Reekers und seinen Mitarbeitern war von außerordentlichem Vertrauen und gemeinsam gesetzten Zielen und Vorstellungen getragen. Ich möchte ihm und seinen Mitarbeitern sehr herzlich danken für diese Zusammenarbeit. In diesen Dank muss man seinen Vorgänger, Herrn Overberg miteinschließen, der vor ihm diese Aufgabe durchgeführt hat. Ihm wünschen wir einen angenehmen Ruhestand.

 

 

Das Planungsamt

 

Herr Teichler, mein Planungsamtleiter, ist vor einem Jahr in den Ruhestand gegangen, und sein Mangel wird täglich deutlich, insbesondere auch deshalb, da der Nachfolger noch nicht gefunden ist. Er war ein kongenialer Kopf, der immer wieder die bestehenden Lösungen infrage stellte und nach Neuem, Innovativem suchte. Gleichzeitig hatte er aber sehr viel Respekt vor der Stadtstruktur und der Geschichte. Zusammen mit Herrn Müller, der früher als Vermessungsdirektor bei der Stadt Rheine tätig war und die Denkmalpflege bearbeitete, haben sie für den Erhalt von Gebäuden gekämpft und nach Lösungen gesucht, die diese integrieren und in der Gesamtbild einfügen. Beiden wünsche ich für ihren Ruhestand alles Gute, vor allem Gesundheit.

 

 

Die Technischen Betriebe, das Tiefbauamt

 

Die Überlegungen zur Neustrukturierung der Technischen Betriebe werden im Augenblick auf Kosten und zu Lasten der Mitarbeiter im technischen Bereich geführt. Es sind die institutionellen Strukturen, die ich selbst verantworten muss, die heutzutage nicht mehr in die Zeit passen und die neu geordnet und strukturiert werden sollten. Die Mitarbeiter haben sich aus meiner Sicht mit Engagement und Herzblut für die Arbeit eingesetzt und die Pflichten und Aufgaben, die die Stadt Rheine hatte, erfüllt und erledigt. Die vielen Arbeiten und Aufgaben, die dort erledigt wurden, kann keiner ermessen, der nicht selbst in diesem technischen Betrieb gewesen ist und daran teilhatte. Die „altklugen“ Besserwissereien, die heutzutage von außen über Effizienzgewinn und Leistungssteigerung sprechen, sollten abwarten, bis die Umstrukturierung vollzogen ist und die Realitäten sich erkennen lassen. Mein Dank gilt den Mitarbeitern im Technischen Betrieb für ihren Einsatz, ihre Arbeit und auch ihre aktive Unterstützung. Sie haben diese Stadt zusammengehalten, die Löcher geflickt, das Grün geschnitten, die Sportplätze instand gehalten und alles das erhalten und gepflegt, was zuvor vom Fachbereich Bauen und Planen errichtet worden ist.

 

 

Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept

 

Im Jahre 2002 bot sich die besondere Chance und Möglichkeit, Mittel bei der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für den Stadtumbau West zu akquirieren, die in ein integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept investiert werden konnten. Die absehbaren Folgen und Konsequenzen des demografischen Wandels wurden in einer öffentlichen Vortragsreihe ausführlich und detailliert dargestellt und mit der Bürgerschaft erörtert. Danach haben sich die Fachbereiche mit dieser Zukunftsaufgabe beschäftigt, und anschließend wurde mit der Bürgerschaft und der Öffentlichkeit diskutiert. Herr Hamerla mit seinen Mitarbeitern, wiederum Herr Strauch, Frau Kühs-Sandmann und Frau Leufker haben diesen gesamten Prozess organisiert und die Hilfe und Unterstützung vieler Wissenschaftler aus dem In- und Ausland dazu herbeigeholt. Wir können für Rheine sagen, dass wir eine der ersten Kommunen sind, die eine solche Konzeption in dieser Breite und Tiefe angelegt und strukturiert haben. Man mag in den politischen Fraktionen darüber philosophieren, ob ein solches Konzept wichtig und nützlich ist. Ich kann aber aus meiner Sicht sehr deutlich machen, welche Aufgabenstellungen in Zukunft anliegen und verdeutlichen, mit welchen Problemen wir uns alle – ob in Rheine oder Bochum – beschäftigen müssen.

 

In der Arbeitsteilung zwischen Schiffsbesatzung und Reeder gilt es, die Verantwortlichkeiten und Aufgabenstellungen klar zu strukturieren. Der Reeder, also unser Rat, hat die Aufgabenstellungen, die Ziele auszusuchen, die Häfen vorzuschlagen und dafür zu sorgen, dass das Schiff insgesamt fahren kann. Der Kapitän und seine Offiziere und Matrosen sowie das andere Schiffspersonal haben die Aufgabe, ihr operatives Geschäft sicher, ordnungsgemäß und verantwortungsvoll durchzuführen. Ein ordnungsgemäßer Betrieb auf dem Schiff kann nicht gelingen, wenn die Verantwortlichkeiten durcheinandergehen, im Maschinenraum die Fahrt weggenommen wird, während oben im Oberdeck die Offiziere eine Wende anordnen. Der Reeder hat die Aufgabenstellung, die Ziele und die Häfen auszusuchen und dem Kapitän zu sagen, was er laden soll und welche Aufträge er durchzuführen hat. Der Kapitän hat eigenständig zu entscheiden, mit welchem Personal er dies tut, welche Aufträge die einzelnen haben und in welcher Form der Gliederung und Struktur dies durchgeführt werden soll. Wer die Aufträge und Schnittstellen verwechselt, wird feststellen, dass die Ziele nicht sauber angefahren werden, die Verantwortlichkeiten dafür unklar sind und die Ergebnisse wie Erfolge nicht genau beobachtet und zugeordnet werden können. Das Integrierte Handlungskonzept bietet der Politik die Chance, über strategische Fragestellungen ausführlich zu diskutieren und nicht allein unter machtpolitschen Kalkülen zu betrachten. Hier ist der Austausch, die sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema möglich, gefordert und gewünscht.

 

Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dieses Konzept zu erarbeiten, durchs Verfahren zu bringen und nun möglicherweise in einem Beschluss des Rates mit einer gewissen Bindungswirkung für die Zukunft enden zu lassen. Aber dies ist nicht das Ende, dies ist der Anfang einer möglichen, erfolgreichen Positionierung der Stadt Rheine in der Konkurrenz zu anderen Städten. Eine Tagung in den letzten Tagen in Berlin hat dies aufs Neue verdeutlicht. Die Städte im Süddeutschen gründen eigenständige Institutionen, wie Entwicklungsgesellschaften mit Hochschulen und großen Unternehmen, um sich für den Wettbewerb im demografischen Wandel, für den Wettbewerb um Köpfe und Ideen zu positionieren und aufzustellen. Die Erlangen AG, die Initiativen der Industrie- und Handelskammer in Köln und in anderen Städten sind dafür ein beredtes Beispiel. Rheine hätte die Chance mit dem integriertes Handlungskonzept hier in der Liga derjenigen mitzuspielen, die die richtigen und frühzeitig artikulierten Ideen haben. Die Leitprojekte verdeutlichen immer wieder aufs Neue, welche Aufgaben und Chancen bestehen und wo Politik sich auf wichtige Handlungsfelder konzentrieren kann und müsste. Ich hoffe, dass diese Chancen und Möglichkeiten gesehen werden.

 

 

Die Ausschüsse

 

In meiner Zeit in Rheine habe ich 3 Räte erlebt und die damit gebildeten Ausschüsse im Bereich Umwelt, Bau und Planung. Ja, als ich 1993 kam, gab es noch einen Umweltausschuss und ein eigenes Umweltamt. Als junger Baudezernent war ich für das Thema Umwelt mit eigenem Ausschuss und Amt eigentlich sehr offen. Die praktische Abgrenzung, die personelle Besetzung und die ganze Struktur war aber aus meiner Sicht so sehr dann durch die in früheren Zeiten liegenden „Grabenkämpfe“ aller Beteiligten untereinander verworren, sodass ich mich nach 1, 2 Jahren entschlossen habe, das Umweltamt abzuschaffen.

 

Im Laufe der nächsten Periode ist es dann auch gelungen, den Umweltausschuss aufzugeben und wieder zur Dualität von Bau- und Planungsausschuss zu kommen.

 

Diese beiden Ausschüsse sind aus meiner Sicht richtig konstruiert und auch richtig gegeneinander abgegrenzt. Die Zusammenarbeit mit diesen Ausschüssen war – aus meiner Sicht – lange Zeit sehr gut und erfolgreich. Die Diskussionen waren teilweise heftig, eigentlich immer um Sachlichkeit gemüht und haben eigentlich auch immer zu einem konstruktiven Ergebnis geführt. Wir sind immer wieder zu Entscheidungen gekommen, die, wenn man das mal im Nachhinein überprüft, ich glaube zu 99 % einstimmig waren. Das zeigt eigentlich die Qualität dieser Ausschüsse, auch im Dialog mit der Verwaltung, wie nach einem heftigen Streit dann doch am Schluss einstimmige Beschlüsse in aller Regel umgesetzt wurden. Ich glaube man muss auch im Nachhinein resümieren, dass die Vorschläge der Verwaltung, die sie zur Umsetzung gemacht hat, so schlecht nicht waren. In fast allen Fällen wurde das, was die Verwaltung vorgeschlagen, dann am Schluss auch umgesetzt und realisiert. Selbstverständlich waren da Ergänzungen, Änderung, Modifikationen usw. erforderlich, aber die Grundstruktur der Richtung und der Ziele stimmte.

 

Ich möchte hier insbesondere den mit mir tätigen Vorsitzenden im Bauausschuss, Herrn Veldhues und Herrn Brauer, aber auch im Planungsausschuss, Herrn Niehues und Herrn Dewenter, recht herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit und das engagierte Handeln danken. Im Umweltausschuss begleiteten mich Herr Löcken und Herr Fehr.

 

Ein Rückblick auf die letzten Jahre ohne ein Wort zu und über Dr. Heinz Janning ist unmöglich. Es war in diesen Jahren ein alter Kumpan, wie ihn kaum jemand findet. Er hat als Kollege unterstützt und geholfen, als Fachmann aufgeklärt und als Freund kameradschaftlich an der Seite gestanden. Für diese fruchtbare Zusammenarbeit möchte ich mich bei ihm – auch öffentlich – herzlich bedanken. Seine Leistungen für Rheine, seine Gradlinigkeit und Unparteilichkeit sind an anderer Stelle zu würdigen. Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit.

 

Die anliegenden Illustrationen können ein wenig verdeutlichen, was in dieser Zeit so alles auf den Weg gebracht wurde und umgesetzt werden konnte. Die Aufstellung ist nicht vollständig, exemplarisch und aus meiner persönlichen Sicht beeinflusst. Jeder von ihnen kann dazu noch vieles ergänzen. Dies ist gut so und sollte auch so sein.

 

Ich hoffe, dass Sie einen guten Nachfolger finden und mit ihm ebenfalls eine gute und konstruktive Diskussion zum Wohle der Stadt Rheine insgesamt und mit allen Ratsmitgliedern gemeinsam haben werden. Die Zähmung der Emotionen, die Sachlichkeit der Argumentation und die Kultur der Diskussion sind aus meiner Sicht wichtig Bestandteile für konstruktive Ergebnisse. Ich kann nur von meiner Seite her sagen, dass ich gegenüber Politik und hinter mir Mitarbeiter hatte, die sich eingelassen haben auf eine qualitätsvolle Erörterung und Diskussion der Sachverhalte. Dafür gilt Ihnen allen mein persönlicher Dank.