Betreff
Weiterfinanzierung des Kooperationsprojektes "Guter Start" des Bunten Kreises Münsterland e. v. im Rahmen der Frühen Hilfen
Vorlage
378/16
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Die Verwaltung des Jugendsamtes wird beauftragt, gemeinsam mit dem Stadtjugendamt Emsdetten und dem Kreisjugendamt Steinfurt das Kooperationsprojekt „Guter Start“ nach Ablauf einer ersten dreijährigen Vertragslaufzeit über den 31.03.2017 hinaus für einen weiteren Vertragszeitraum bis zum 31.12.2020 mit dem Träger „Bunter Kreises Münsterland e. V.“ vertraglich zu vereinbaren.


Begründung:

 

Der Bunte Kreis Münsterland e. V. bietet seit dem 01.04.2014 an einer der entscheidenden Schlüsselstelle einer gelingenden Vernetzung zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und der Gesundheitshilfe, der Geburt eines Kindes, das Projekt „Guter Start“ am Mathias-Spital in Rheine an. Initiiert vom Bunten Kreis Münsterland e. V. wird dieses Projekt von den Jugendämtern der Städte Emsdetten und Rheine, sowie dem Kreisjugendamt Steinfurt finanziert.

Das Mathias-Spital in Rheine konnte seinerzeit aufgrund der bedeutsamen Entbindungszahlen im Kreis Steinfurt als Kooperationspartner auf der Seite der Gesundheitshilfe gewonnen werden, und stellt seitdem Teile des strukturellen Projektrahmens sicher.

In den jeweils zuständigen Jugendhilfeausschüssen fanden in 2013 die notwendigen fachpolitischen Beratungen statt. Für eine Laufzeit von zunächst 3 Jahren wurde das Projekt „Guter Start“ beschlossen und auf den Weg gebracht. Nach Ablauf dieser 3 Jahre soll nun nach den einvernehmlichen Bekundungen der Kooperationsbeteiligten diese erfolgreiche Zusammenarbeit im Interesse der Familien und deren Kinder auf der Vernetzungsschnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen fortgesetzt und dauerhaft verstetigt werden.

 

Nach Darstellung des Nationalen Zentrums Früher Hilfen ist das übergeordnete Ziel Früher Hilfen, Kinder durch eine möglichst wirksame Vernetzung von Hilfen des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe früher und besser vor Gefährdungen zu schützen. Um dies zu verwirklichen, muss insbesondere die Erreichbarkeit von Risikogruppen verbessert werden.

Daher richten sich die in den letzten Jahren entwickelten Angebote im Rahmen der Frühen Hilfen an werdende Eltern, an Eltern zum Zeitpunkt der Geburt und an Eltern von Kindern unter 3 Jahren im Rahmen unterschiedlicher Formen begleitender Familienarbeit in schwierigen sozialen Lagen. Dabei ist es wichtig mittels speziell entwickelter Kriterien (Screening) auf nicht diskriminierende Weise besonders belastete Familien zu erkennen und für diese geeignete Präventions- und Unterstützungsleistungen bereit zu halten und/oder sie dorthin zu lenken. Effekte sind besonders dann zu erwarten, wenn es gelingt die Eltern zu kontakten, sie zu sensibilisieren und zu motivieren Verhalten im Interesse ihrer Kinder zu ändern oder auch einfach Unterstützung anzunehmen. Der Zeitpunkt einer Geburt bzw. das Ereignis der Entbindung stellt damit eine entscheidende ganz praktische Schlüsselsituation für eine Vernetzung von Jugend- und Gesundheitshilfe dar.

 

Der Bunte Kreis Münsterland e. V., gegründet 2000 mit dem Schwerpunkt der sozialmedizinischen Nachsorge von Frühgeborenen, von schwer- und chronischen kranken Kindern, sowie von Kinder mit Behinderungen, hatte bereits 2009 im Kreis Coesfeld das Projekt „Guter Start“ entwickelt und erfolgreich in die dortigen Landschaft der Frühen Hilfen integriert.

Im Verlauf des Kooperationsprojektes „Guter Start“ am Mathias-Spital Rheine haben in den vergangen 3 Jahren eigens eingerichtete Qualitätsdialoge stattgefunden, in denen der Aufbau und die Entwicklung des Projektes begleitend reflektiert und gesteuert werden konnte. Die Zusammenarbeit mit dem Träger Bunter Kreis Münsterland e. V. kann insgesamt von den projektbeteiligten Jugendämtern als gut und wirkungsorientiert bewertet werden.

 

Ein zusammenfassender Bericht des Trägers über den bisherigen Projektzeitraum liegt dieser Vorlage bei. Der Träger ist bereit das Projekt auf der Basis des bisherigen Vertragsrahmens (0,5 Fachkraftstelle und anteilige Sachkosten) fortzusetzen und damit weiter zu verstetigen. Die bisherige konzeptionelle Ausrichtung des Projekts, die methodische Umsetzung und das personale Angebot haben sich als passend und gut geeignet erwiesen.

 

Zur Begründung und zum Beleg einer Weiterführung des Projektes „Guter Start“ sind im Folgenden einige Aspekte aufgeführt:

  • Das Angebot „Guter Start“ und die pädagogische Fachkraft ist gut integriert in die Abläufe und den Alltag der Entbindungsabteilung des Mathias-Spitals
  • Im Rahmen des Projektes ist das medizinische Personal der Klinik geschult worden Indikatoren von besonders belasteten Familien zu erkennen, diese zielgerichtet zu kommunizieren und zum Anlass von Kontaktaufnahmen mit den Eltern zu machen.
  • Eltern werden bei erkennbarem Bedarf über Beratungs- und Unterstützungsleistungen informiert und entscheiden eigenständig, ob sie diese für sich in Anspruch nehmen wollen.
  • Die Fachkraft des Projekts „Guter Start“ ist im lokalen Netzwerk „Frühe Hilfen und Kinderschutz“ in Rheine  integriert und verfügt über die notwendigen Kenntnisse im Sozialraum gezielte Vermittlungen von Familien in weiterführende Hilfen umzusetzen.
  • In gemeinsamen Informations-, Schulungs- und Fortbildungsveranstaltungen der Klinik  ist die konzeptionelle Ausrichtung des Projektes in den Klinikalltag integriert, das medizinische Personal über Indikatoren zum Screening von Risikofamilien geschult und die Erfahrungen der Zusammenarbeit reflektiert worden.
  • In Hochrisikofällen bestehen Kooperationsroutinen mit den Fachkräften der Allgemeinen Sozialen Dienste der beteiligten Jugendämter zur Sicherstellung notwendiger Interventionen zum Kinderschutz.

 

Für die Weiterführung des Projektes ist geplant die jeweiligen Anteile der Jugendämter an der Gesamtfinanzierung von „Guter Start“ an den zuletzt statistisch valide erhobenen Geburtenzahlen neu auszurichten und für den gesamt beabsichtigten Vertragszeitraum festzuschreiben.

 

Das Mathias-Spital generiert die hohen Geburtenzahlen nicht nur aus den Zuständigkeitsbereichen der 3 kooperierenden Jugendämter. Auch darüber hinaus wird die Entbindungsabteilung auch über den Kreis Steinfurt hinaus stark frequentiert. Mit dem Träger ist daher vereinbart worden, auch weiterhin andere Jugendämter auf eine mögliche Kooperation hinzuweisen. Damit wäre dann gewährleistet, dass alle Eltern, unabhängig von ihrem Wohnort und der Jugendhilfezuständigkeit, in der Klinik die gleiche Aufmerksamkeit, die gleichen Informationen und Angebote erhalten. Entscheidungen dazu müssten aber im Rahmen anderer fachpolitischer Zuständigkeiten andernorts beraten und herbeigeführt werden.

 

Die Gesamtkosten des Kooperationsprojektes „Guter Start“ liegen bei jährlich 41.000,-€ für alle 3 beteiligten Jugendämter. Aufgrund der anteiligen Geburtenzahlen für die Eltern aus Rheine entfallen auf die Stadt Rheine 20.000,-€. Mittel dafür stehen dafür im Budget 2101 zur Verfügung.

Für unterschiedliche Aufwendungen im Bereich der Frühen Hilfen in Rheine erzielt die Stadt Rheine Erträge aus Mittel des Bundesinitiative Netzwerke Frühe Hilfen und Familienhebammen, Bundesstiftung „Frühe Hilfen“, die zweckgebunden für Angebot der Frühen Hilfen verausgabt werden müssen.