Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Schulausschuss nimmt den Jahresbericht 2016 und den Ausblick auf das Jahr 2017 zur Kenntnis.
Jahresbericht
der Stadtbibliothek für das Jahr 2016
„Meine Begeisterung für die große Welt begann in der Bibliothek“
Prof. Gerhard Ertl, Nobelpreisträger für Chemie
2007
Prof. Ertl kommt aus
Stuttgart – seine Worte beziehen sich nicht auf unsere Bibliothek, doch sie
sind Anspruch an alle Bibliotheken, den Menschen Zugang und Begeisterung für
die große Welt zu vermitteln. Der Jahresbericht will zeigen, wie die
Stadtbibliothek Rheine sich diesem Anspruch 2016 gestellt hat.
Die Highlights:
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Neu seit März:
Vorlesereihe für Erwachsene: „Auf ein Viertelstündchen“
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Neu im
Mai: Besucherbefragung in der Stadtbibliothek (s. Vorl. 282/16)
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Neu ab Oktober:
WLAN-Angebot der Stadtbibliothek jetzt eingebunden in „Freies-WLAN-Rheine“
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NEU ab Dezember:
Ausleihmöglichkeit von Tablets zur Nutzung in der Bibliothek – mit Apps zum
Sprachenlernen
Der Alltag:
Im Haushaltsplan ist
die Aufgabe der Stadtbibliothek definiert: Die
Stadtbibliothek ist eine Einrichtung, die lebenslanges Lernen unterstützt durch
Informationsversorgung für Aus-, Fort- und Weiterbildung (IEHK-Ziele 1.1:
Bildung, 1.2: Inklusion). Dies geschieht durch:
Bereitstellen und Erschließen eines
angemessenen Medienbestandes
„Bis zum 31. Dezember 2017 soll der
Medienbestand je Einwohner(in) 1,4 Medieneinheit umfassen. Langfristig wird
angestrebt, den Standard von 2 Medieneinheiten je Einwohner(in)
bereitzustellen.“
Der Gesamtbestand
der Bibliothek ist 2016 um 3 % gegenüber dem Vorjahr gewachsen und beträgt nun
121.677 Medieneinheiten. Der Strukturwandel zur digitalen Gesellschaft wird in
der Bibliothek mit vollzogen – digitales Lesen wird zur Selbstverständlichkeit.
Der Bestand an
realen Medien ist um 2 % gesunken auf 95.238 Medien, der Bestand an digitalen
Medien ist um 27 % gewachsen auf 26.439 E-Medien. Diese sind im Verbund von 13
Bibliotheken des Münsterlandes (www.muensterload.de) gemeinsam lizensiert worden und stehen
allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Kommunen zur Ausleihe zur Verfügung. Dank
der interkommunalen Zusammenarbeit ist es möglich, das langfristig angestrebte
Bestandsziel von 2 Medieneinheiten pro Einwohner(in) zu erreichen.
Der reale Bestand
pro Einwohner(in) beträgt zurzeit 1,3 Medieneinheiten – bis 2017 wird das Ziel
von 1,4 Medieneinheiten pro Einwohner(in) erreicht sein.
Digitale und reale
Medien ergänzen sich. Aufgabe der Bibliothek wird es sein, nicht mehr nur zu
entscheiden, welcher Inhalt benötigt wird, sondern auch, in welcher Form er sinnvollerweise
angeboten werden soll.
„Mindestens 10 % des aktuellen
Medienbestandes werden jährlich aktualisiert; neue Medienarten werden in den
Bestand integriert“
Die
Erneuerungsquote lag wie im Vorjahr bei 11 %. Im Bibliothekskatalog werden
zusätzlich zu realen und digitalen Medien auch Links zu wichtigen
Informationsquellen angezeigt – zuletzt z. B. www.geoportal.nrw/suche, eine
Datenbank die kostenfreies Kartenmaterial zur Verfügung stellt. Auch hier geht
die Bibliothek aktiv mit dem Strukturwandel um. Informationsversorgung heißt
heute auch, geprüfte Informationsquellen zu erschließen.
Besuche
„Pro Einwohner(in) werden jährlich
durchschnittlich 2,5 Besuche gezählt“.
Die Bibliothek hat
im Jahr 2016 2,3 Besuche je Einwohner(in) gezählt – gegenüber 2,5 Besuche pro
Einwohner(in) im Vorjahr. Die Zahl der Besuche ist um 7 % von 185.548 auf
172.841 Besuche zurückgegangen.
In den letzten
Jahren zeigte die Besucherkurve im ersten und letzten Quartal Werte um 100
Besuche pro Öffnungsstunde und in den mittleren Quartalen um 90 Besuche je
Öffnungsstunde. Das sah 2016 anders aus. Nach einem starken Start in den ersten
Monaten waren die Besuchszahlen im heißen Sommer etwas geringer als im Vorjahr.
Der Herbst brachte dann gleich drei Veränderungen, die dazu führten, dass die
Besucherzahlen auf geringerem Level blieben.
Anfang September
begannen die Arbeiten für den neuen Busbahnhof. Damit wurde der Zugang zur
Bibliothek, besonders für Menschen, die mit dem Bus unterwegs sind, erheblich
schwieriger. Ebenfalls Anfang September zog die Firma Mensing aus der Mall aus.
Als dann im Oktober die Emsgalerie eröffnete und viele Besucher anzog, wurde es
in der Mall sehr ruhig. Ab Oktober musste die Stadtbibliothek die Öffnungsstunden
am Montag vorrübergehend schließen. Diese äußeren Einflüsse sind maßgeblich für
den Besucherrückgang verantwortlich.
Aber auch der
Strukturwandel zur digitalen Gesellschaft trägt dazu bei, dass weniger Besuche
in der Bibliothek zu verzeichnen sind. Die Anzahl der eingeschriebenen
Bibliotheksnutzer ist nahezu gleich gegenüber dem Vorjahr, ca. 500 Nutzer haben
allerdings nie ein Buch entliehen, sie sind E-Medien-Entleiher. Für diese
Menschen ist ein Besuch in der Bibliothek nicht mehr nötig, um die
Dienstleistungen der Bibliothek in Anspruch nehmen zu können.
Entleihungen
„Durchschnittlich werden 4,5 Entleihungen je
Medium im Jahr erzielt.“
Exakt diesen Wert
erreicht die Stadtbibliothek in 2016 - im Vorjahr wurde allerdings noch ein
Umsatz von 4,7 Entleihungen je Medium verzeichnet. Die Kennzahl „Umsatz je
Medium“ bezieht sich nur auf reale Medien. Die Zahl der Entleihungen insgesamt
ist um 3 % gesunken, wobei die Zahl der Entleihungen von realen Medien um 5 %
zurückging und die der E-Medien um 32 % gestiegen ist.
Gründe für den
Rückgang bei den Ausleihzahlen für reale Medien sind auch bei den oben
beschriebenen externen Veränderungen zu suchen. Deutlich wird aber, dass trotz
widriger Umstände die Entleihungen von realen Medien nur wenig zurückgehen und
die Nutzung von digitalen Medien stark steigt.
Leseförderung
„Es werden geeignete Maßnahmen zur
Leseförderung und zum selbstgesteuerten Lernen angeboten und durchgeführt.“
Lesen ist die
Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe auch in der digitalen Welt. Den
Maßnahmen zur Leseförderung, die die Stadtbibliothek in Zusammenarbeit mit anderen
Akteuren bietet, kommt deshalb ein besonderer Stellenwert zu. Insgesamt wurden
147 Veranstaltungen durchgeführt – genauso viele wie im Jahr zuvor.
Für Kinder wurden Bibliotheksführungen im
Klassenverbund oder für Kindergartengruppen durchgeführt. Ganz wichtig waren
die regelmäßigen Vorlesestunden „Sternstündchen“ und weiteren Vorleseaktionen,
die die ehrenamtlich tätigen Vorleserinnen und Vorleser für Kinder und deren
Eltern und Großeltern geboten haben. Der Sommerleseclub, der den Schulkindern
in den Ferien die Freude am Lesen vermittelt, wurde mit einem Book-Slam -
durchgeführt von den Ehrenamtlichen - eingeleitet und mit Partys zum Abschluss
gekrönt. Im Rahmen des Kinderferienparadieses – ausgerichtet vom Jugendamt –
beteiligte die Bibliothek sich mit sieben Veranstaltungen, sechs davon wieder
von den ehrenamtlichen Vorlesern und Vorleserinnen durchgeführt. Am
bundesweiten „Vorlesetag“ lasen Grundschulkinder für Kindergartenkinder in der
Bibliothek. Auch dies ist ein Angebot, dass allen Kindern unabhängig vom
Engagement des Elternhauses die Bibliothek als besonderen Ort erlebbar macht.
Für Erwachsene wurde auf vielfachen Wunsch eine neue Vorlesereihe
eingeführt. Seit März findet einmal im Monat eine kurze Lesung unter dem Titel
„Auf ein Viertelstündchen“ statt. Vortragende sind ehrenamtlich engagierte
Autoren und Vorleser aus Rheine. Für Erwachsenengruppen werden
Bibliotheksführungen angeboten; die Gruppen kommen häufig im Rahmen einer Aus-
oder Weiterbildung in die Stadtbibliothek. Unterstützung bietet die Bibliothek
bei der Bewältigung des digitalen Wandels. Die E-Book-Sprechstunde der
Bibliothek bietet zweimal monatlich Hilfestellung beim Einstieg in das digitale
Lesen.
Um Migranten und
Zuwanderer hat die Bibliothek sich 2016 besonders bemüht. Eine
Mitarbeiterin arbeitet beim Runden Tisch „Netzwerk Alphabetisierung,
Spracherwerb und Sprachförderung für Zuwanderer“ mit, um ein passgenaues Angebote
für die Zielgruppe aufbauen zu können. Die Teilnahme am Dialogforum „Migration
und Integration“ hatte das gleiche Ziel. Mit Unterstützung des Landes NRW wurde
dann das Angebot an Medien zum Deutschlernen erweitert. Auch hier wurden neben
realen auch digitale Medien in den Bestand aufgenommen. Auf Tablets, die in der
Bibliothek genutzt werden können, sind Apps mit Deutschkursen installiert, die
zum eigenständigen Lernen in angenehmer Lernumgebung zur Verfügung stehen. Im Katalog
der Bibliothek sind Links zu kostenfreien Sprachlernangeboten hinterlegt. Für Integrationshelfer
und interessierte Bürger wurde Literatur zum Thema Flucht und Umgang mit
kulturellen Unterschieden beschafft. Alle Informationen zum Thema sind auf der
Homepage der Bibliothek unter der Rubrik „Neu in Deutschland“ http://www.rheine-bibliothek.de/Neu-in-Deutschland hinterlegt.
Kennzahlen 2016 im Überblick
Bestand 121.677 3 % mehr als im Vorjahr
davon analog 95.238 2 % weniger als im Vorjahr
davon digital 26.439 27 % mehr als im Vorjahr
Entleihungen 459.640 3 % weniger als im Vorjahr
davon analog 432.361 5 % weniger als im Vorjahr
davon digital 27.009 32 % mehr als im Vorjahr
Besuche 172.841 7 % weniger als im Vorjahr
Veranstaltungen 147 gleichbleibend
Medieneinheiten je EW 1,27 3
% weniger als im Vorjahr
Erneuerungsquote 11 % gleichbleibend
Medienumsatz (nur analog) 4,5 4
% weniger als im Vorjahr
Besuche je EW 2,3 8 % weniger als im Vorjahr
Ausblick auf das Jahr 2017
2017 ist für die
Stadtbibliothek ein Jubiläumsjahr –
vor 80 Jahren wurde in Rheine die erste kommunale Bücherei eröffnet; seit 10
Jahren ist die Stadtbibliothek nach Umzug aus dem Sträterschen Haus mit
erweitertem Angebot in der Mall zu finden. Im Rahmen der NRW-weiten Aktion „
Nacht der Bibliotheken“ am 10. März wird die Bibliothek das mit allen Freunden
der Bibliothek unter dem Motto der Nacht „A place to be“ feiern. Am 24.
Oktober, am „Tag der Bibliotheken“, genau 10 Jahre nach Wiedereröffnung der
Bibliothek, ist eine offizielle Feierstunde vorgesehen.
Für die praxisHochschule in Rheine wird die
Stadtbibliothek Hochschulbibliotheksaufgaben wahrnehmen. Ein Kooperationsvertrag
wird im ersten Quartal des Jahres abgeschlossen werden.
Die Stadtbibliothek
hat mit sechs Schulen
Kooperationsverträge geschlossen, die die kontinuierliche Zusammenarbeit
regeln. Die Stadtbibliothek wird ihre Serviceleistungen für die Schulen ausweiten
und weitere Schulen zur Kooperation einladen.
Am Runden Tisch Sprache wird die
Stadtbibliothek sich weiter beteiligen, um passgenaue Angebote für die
Integration entwickeln zu können.
Für alle Nutzerinnen
und Nutzer bringt die neue Gebührenordnung,
die ab 2017 gilt, Veränderungen. Die Jahresbenutzungsgebühr ist von 15,00 auf
20,00 € angehoben worden. Neu ist, dass die Gebühren auch per
Lastschriftauftrag beglichen werden können – dann beträgt die Gebühr nur 18,00
€.
Die äußeren Bedingungen des Umfelds werden für die
Bibliothek und ihre Besucherinnen und Besucher zumindest in der ersten Hälfte
des Jahres schwierig bleiben. Der Zugang zur Bibliothek bleibt durch die
Baustelle Busbahnhof erschwert. Hinzukommt ab Januar die Schließung der
Tiefgarage und damit des direkten Zugangs vom Parkplatz in die Bibliothek. Für
viele Besucher, besonders für Gehbehinderte, Mütter mit Kinderwagen und
Entleihern von Medienboxen wird damit der Besuch schwierig; für viele andere
sehr unbequem. Mit rückläufigen Besuchs- und Ausleihzahlen ist zu rechnen.
Die Bibliothek wird
sich auch 2017 mit den Auswirkungen des Strukturwandels zur digitalen Gesellschaft beschäftigen.
Die Aufgabe: Bereitstellen, Erschließen und Vermitteln von Literatur und
Informationen unter dem Geschichtspunkt lebenslangen Lernens ist wichtiger denn
je.
„Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen“… Astrid Lindgren (1907 – 2002)