Betreff
Teilnahme am Modellprojekt des Landesjugendamtes "Hilfe zur Selbständigkeit - gelingende Übergänge gestalten"
Vorlage
073/17
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Teilnahme des Jugendamtes Rheine am Modellprojekt „Hilfe zur Selbständigkeit – gelingende Übergänge gestalten“ des LWL in Kooperation mit weiteren beteiligten Trägern und Institutionen vor Ort zur Kenntnis.


Begründung:

 

Nach einer Ausschreibungs- und Bewerbungsphase für die Teilnahme am Modellprojekt „Hilfe zur Selbständigkeit – gelingende Übergänge gestalten“ in 2016, das die Zielgruppe der unter 21-jährigen Jugendhilfeadressaten definiert und der Bewerbung des Jugendamtes der Stadt Rheine für eine Teilnahme an diesem Modellprojekt ist mittlerweile im Oktober 2016 die Zusage erfolgt. Ein erstes Planungstreffen der projektbeteiligten Jugendämter mit der wissenschaftlichen Begleitung hat bereits im Dezember stattgefunden. Ab März 2017 beginnen die ersten regionalen Arbeitstreffen mit den vor Ort mit der gleichen Zielgruppe im professionellen Kontext agierenden Kooperationspartner und Institutionen.

 

Hintergrund der Projektausschreibung ist die langjährige Erfahrung, dass junge Menschen, die den Teil des Erwachsenwerdens ihres Lebens in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe verbracht haben, im Gegensatz zu anderen jungen Menschen, die komplett in ihren Herkunftsfamilien aufgewachsen sind, bei einem Wechsel in die Verselbständigung in der Regel kaum über ausreichende materielle Ressourcen und soziale Netzwerke verfügen. In der gängigen und üblichen individuellen Hilfeplanung wird aber vielfach von diesen jungen Menschen, auch „Care Leaver“ genannt, erwartet, dass sie mit Eintritt der Volljährigkeit oder kurz danach in der Lage sind, eigenständig und eigenverantwortlich zu leben. Wissenschaftliche Studien bestätigen diesen Trend. Im Vergleich zu Gleichaltrigen in Herkunftsfamilien sind die Care Leaver daher statistisch gesehen erheblich früher mit den damit verbundenen Herausforderung konfrontiert. Auch führen die Regelungen der verschiedenen SGBs nicht selten dazu, dass junge Menschen mit ihren individuellen Unterstützungsbedarfen nicht zu den für sie geeigneten Leistungen finden bzw. kommen.

Nicht wenige Jugendämter interpretieren zudem den § 41 SGB VIII Hilfen für junge Volljährige in der Art, dass jungen Menschen zeitlich nur sehr begrenzt oder z. T. auch gar keine Unterstützungsleistungen erhalten.

 

An dieser Stelle wird angemerkt, dass eine solche Praxis für das Jugendamt der Stadt Rheine nicht zutrifft. Schon vor Jahren wurde ein spezieller Verselbständigungsschwerpunkt innerhalb des Allgemeinen Sozialen Dienstes des Jugendamtes aufgebaut, der verantwortlich ist für den Personenkreis der über 17 bis 21-jährigen und darauf ausgerichtet ist, deren spezifischen Bedarfen nach Verselbständigung gerecht zu werden. 

 

Zielsetzung des Modellprojektes des LWL ist die Entwicklung lokal abgestimmter und verbindlicher Übergangskonzepte für die Begleitung von Jugendlichen/jungen Volljährigen in ein selbständiges Leben in bzw. nach der (stationären) Erziehungshilfe/Hilfe für junge Volljährige.

 

(Auszug aus der Ausschreibung zum Modellprojekt)

Um dem Ziel der Entwicklung abgestimmter und wirksamer Übergangskonzepte nachkommen zu können, bindet das Projektdesign nachfolgend aufgeführte Beteiligte der mitwirkenden Kommunen ein:

  • Fachkräfte aus dem ASD bzw. einem Spezialdienst für Hilfen für junge Volljährige
  • Zwei Vertretungen freier Träger aus dem Bereich der Hilfen zur Erziehung, die konkret mit diesen jungen Menschen arbeiten (Caritas Kinder- und Jugendheim und die evangelische Jugendhilfe)
  • Vertretung von Arge/Jobcenter für den Arbeitsbereich U-25

Im Rahmen einer wissenschaftlich begleiteten Entwicklungswerkstatt sollen jeweils vor Ort bestehende Konzepte der Arbeit von diesem beteiligten Kreis erörtert und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus finden weitere Arbeitstreffen mit über diese Gruppe hinausgehenden Kooperationspartnern statt.

Die Ergebnisse des bis 2018 konzipierten Modellprojektes werden anschließend im Rahmen einer Projektdokumentation über das Landesjugendamt veröffentlicht.

 

Die Stadt Rheine hat sich insbesondere vor dem Hintergrund des vor einigen Jahren eingerichteten Spezialdienstes für eine Teilnahme an diesem Modellprojekt beworben und die o. g. Kooperationspartner in und für Rheine erfolgreich bewegen können, an diesem Projekt mitzuwirken. Dabei wird es darum gehen die bislang angewendeten konzeptionellen Bausteine der Arbeit mit dieser Personengruppe einer kritischen Überprüfung zu unterziehen, sich noch weiter mit Qualitätsindikatoren für wirkungsvolle und erfolgreiche Hilfen zu beschäftigen sowie die bislang schon bestehenden Kooperationskontakte in einen verbindlichen und abgestimmten Rahmen weiterzuentwickeln und zu verstetigen.

 

Für die Teilnahme an diesem Modellprojekt entsteht der Stadt Rheine ein Kostenanteil von 2500,-€ jährlich.

 

Der Jugendhilfeausschuss wird nach Abschluss des Modellprojektes einen Bericht zu den Ergebnissen erhalten.  

 

 


Anlagen:

 

Anlage 1: Konzept des LWL zum Modellprojekt „Hilfe zur Selbständigkeit – gelingende Übergänge gestalten“