Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Bauausschuss nimmt
die Ergebnisse der städtebaulichen und verkehrlichen Studie des Büros Schulten
Raum- und Stadtentwicklung zur Kenntnis und beschließt, dass die Ergebnisse im
Rahmen des mehrstufigen, strukturierten Bieterverfahrens zur Veräußerung und
Revitalisierung des Hertie-Grundstückes zu behandeln und einzubinden sind.
Begründung:
1. Grundlagen
und Hintergründe
Der Rat der Stadt Rheine
hat am 13. Dezember 2016 die Verwaltung damit beauftragt, Ankaufverhandlungen
mit den Eigentümervertretern für das ehemalige Hertie-Gebäude und die ehemaligen
Flächen des Modehauses Mensing im Rathaus-Zentrum aufzunehmen.
In der Folge hat der Rat
in seiner Sitzung am 14. Februar 2017 den Ankauf dieser beiden Liegenschaften
beschlossen. Am 12.07.2017 wurde der Notarvertrag zum Ankauf der Immobilien unterzeichnet.
Die Kaufpreisfälligkeit war am 31.10.2017. Mit Zahlung des Kaufpreises wird die
Stadt Rheine Besitzer der Flächen. Der Eigentumsübergang wird voraussichtlich
einige Wochen später erfolgen.
Durch den Erwerb
(Mensing-Flächen) bzw. Zwischenerwerb (Hertie-Flächen) wird die Stadt in die
Lage versetzt, die Entwicklung der Flächen aktiv zu betreiben und zu steuern.
In diesem Zusammenhang ist vorgesehen, sowohl die Entwicklungsmaßnahmen im
Bereich von Mensing als auch von Hertie mit ihren jeweiligen nunmehr geplanten
Zielrichtungen als Maßnahmen in den Rahmenplan Innenstadt und seine
Förderkulisse einzubinden. Positive Signale von Land und Bezirksregierung zu
diesem Vorgehen gibt es (erste Abstimmung im Mai 2017). Auf Grundlage der nun
vorliegenden Ergebnisse wird die Verwaltung am 29.11.2017 ein weiteres Gespräch
mit dem Ministerium und der Bezirksregierung führen, mit dem Ziel, bereits für
das Jahr 2018 Fördermittel für Planungsleistungen und die bereits getätigten
Ausgaben zum Grunderwerb und dessen Zwischenfinanzierung bis zur Weiterveräußerung
des Hertie-Grundstücks zu beantragen.
Bezüglich des ehemaligen
Hertie-Standortes ist geplant, das Grundstück an einen Investor weiter zu
veräußern, der die wirtschaftlich und qualitativ positivsten Entwicklungsaussichten
bietet. Diese Entwicklung und Weiterveräußerung soll im Rahmen eines formellen
Verfahrens – hier: eines mehrstufigen, strukturierten Bieterverfahrens –
betrieben werden.
Das Vorgehen wurde im
Grundsatz bereits im Bauausschuss vom 29.06.17 beschlossen (Beschlussvorlage
221/17).
Ebenso wurde festgelegt,
dass neben den zu ermittelnden und festzulegenden wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen für eine Weiterveräußerung auch inhaltliche und hier
insbesondere (städte-)bauliche Zielsetzungen zu formulieren sind. Neben der
Erstellung eines Schadstoff- und Altlastengutachtens inkl. Abrissuntersuchung sollten
auch die städtebaulichen und verkehrlichen Rahmenbedingungen ermittelt werden. Die
Ergebnisse der Untersuchungen sollen als eine Grundlage in das Bieterverfahren
einfließen.
Gemäß o. g. Bauausschussbeschluss
wurde das Büro Schulten Stadt- und Raumentwicklung (SSR), Dortmund mit der
Erstellung der städtebaulichen und verkehrlichen Studie zum Standort
Karstadt/Hertie beauftragt. Die Untersuchungsergebnisse liegen nun vor.
Das Büro stellt diese in
der Bauausschusssitzung am 15.11.2017 vor.
2. Vorgehensweise
/ Methodik
Gemäß der vorgegebenen
Aufgabenstellung hat das Büro SSR zunächst die Grundlagen und Rahmenbedingungen
des Standortes und seines Umfeldes im Hinblick auf seine städtebaulichen und
verkehrlichen Fragestellungen ermittelt und analysiert. Dabei wurden die
vorhandenen Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken einer
Entwicklung herausgearbeitet (sog. SWOT-Analyse).
Ausgehend von den sich
daraus ergebenden Zielsetzungen für eine Entwicklung wurden Empfehlungen für
den Standort und die Umsetzung dieser Ziele formuliert, in Entwicklungsvarianten
gegliedert und schließlich Vorschläge und Hinweise für die Inhalte des
Bieterverfahrens gemacht.
Die Untersuchung umfasst
die städtebaulichen und verkehrlichen Belange in Abgrenzung zu den technischen
und wirtschaftlichen Fragestellungen, die parallel hierzu – insbesondere in den
Abbruchuntersuchungen und Wertermittlungen – erarbeitet werden.
3. Inhalte
und Ergebnisse der Studie
Die Inhalte und
Ergebnisse der Studie können in ihrer Gesamtheit der als Anlage beigefügten
Präsentation des Büros SSR entnommen werden. Diese ist aufgrund der Dateigröße
in zwei Teile unterteilt: 1. Teil – Analyse – Stärken-Schwächen-Profil – und 2.
Teil Ziele - Empfehlungen für den Standort – Entwicklungsvarianten –
Empfehlungen für das Bieterverfahren.
Zudem wurde seitens des
Büros ein Abschlussdokument erstellt, das die in der Präsentation dargestellten
Ergebnisse noch einmal in Berichtform zusammenfasst. Dieser Bericht kann bei
Bedarf vom Stadtplanungsamt zur Verfügung gestellt werden und wird der
Niederschrift zum Bauausschuss als Anlage beigefügt.
Die zentralen Ergebnisse
und Aussagen der Untersuchungen stellen sich wie folgt dar:
3.1 Ergebnisse
der SWOT-Analyse
Stärken und Chancen des Standortes (vgl. S. 30 der Präsentation)
·
Der Standort
verfügt über eine gute Verkehrsanbindung, sowohl bezüglich des öffentlichen Verkehrs
(ÖV) als auch des Individualverkehres (IV)
·
Er liegt an
einem wichtigen Stadteingang (vom Kardinal-Galen-Ring/B 475 und der Hovestr./B 481)
·
Im Umfeld gibt
es eine vielfältige Angebotsstruktur
·
Der Standort
ist eingebettet in ein Netz innerstädtischer Straße und Plätze
Schwächen und Risiken des Standortes (vgl. S. 31 der Präsentation)
·
„Innenstadtrandlage“,
heterogenes Umfeld
·
zum südlichen
Stadteingang stellt sich der Bereich an der Matthiasstraße städtebaulich und
optisch als „Rückseite“ dar
·
Im Bereich der
Herrenschreiberstraße und des Leiriaplatzes sind städtebauliche Defizite vorhanden,
der Raum ist hier nicht gefasst
·
Die vorhandene
Gebäudestruktur Hertie und Rathauszentrum ist als Großstruktur für Entwicklungen
relativ unflexibel
3.2 Ziele
für den Standort und sein Umfeld
In einer Zielskizze (S.
33 der Präsentation) wurden die aus den Ergebnissen der SWOT-Analyse
herausgearbeiteten Zielvorstellungen für die Entwicklung des Standortes und
sein Umfeld zusammengefasst und grafisch aufbereitet. Im Einzelnen sind dies:
1. Trennung
zwischen Rathaus und Hertie-Standort
2. Attraktor
im Bereich der Schnittstelle Rathaus-Passage und neuer Fuge
3. Gute
Erreichbarkeit Tiefgarage
4. Beruhigung westliche Matthiasstraße
5. Erhalt
Platzfigur Staelscher Hof
6. Stärkung
Wege- und Blickbeziehung Münstermauer
7. Stärkung
Leiriaplatz als Eingang zur „Altstadt“
8. Mögliche
Verengung der südlichen Herrenschreiberstraße
9. Schaffung
eines repräsentativen Innenstadteingangs vom Kardinal-Galen-Ring
10. Nutzung
Bebauungs-/Entwicklungspotential Fläche vor „KöPi“
11. Vereinfachung
der Orientierung und Durchlässigkeit in der Rathauspassage
12. Fassung
des Raumes – Staelscher Hof/Leiriaplatz/Herrenschreiberstraße
13. Behutsamer
Umgang mit Denkmälern
Diese Zielvorstellungen
wurden in der weiteren Bearbeitung der Studie dahingehend überprüft, ob und wie
sie erreicht werden können, welche Voraussetzungen dafür erforderlich sind,
welche Varianten einer Entwicklung dafür in Frage kommen und wie sie im
Einzelfall – z. B. bei bestehenden Zielkonflikten –untereinander abgewogen
werden können.
3.3 Empfehlungen
für den Standort und sein Umfeld
Aus der Überprüfung der
Zielvorstellungen für den Standort und sein Umfeld ergeben sich städtebauliche
und verkehrliche Empfehlungen, die bei einer zukünftigen Entwicklung beachtlich
sein sollten.
Hierbei wurden im
Hinblick auf die verkehrlichen Belange v. a. die Rahmenbedingungen für eine
auch zukünftig funktionierende äußere verkehrliche Anbindung des Standortes und
für eine zukünftige Tiefgaragenerschließung am Standort ermittelt.
Hinsichtlich der
städtebaulichen Belange wurden insbesondere die Fragestellungen zu den
stadträumlichen Erfordernissen aufgearbeitet. Es wurden Empfehlungen für die
horizontalen (Baufeldabgrenzung, Fuge) und vertikalen (Gebäudehöhen, auch im
Abgleich mit den Raumgrößen und -breiten) Entwicklungspotentiale aufgezeigt und
besonders zu beachtende Aspekte der baulichen Entwicklung und Gebäudestrukturen
herausgearbeitet.
Insgesamt wurden sieben
Kernempfehlungen erarbeitet, die in einer Leitskizze (S. 45 der Präsentation) grafisch
aufgearbeitet wurden.
1. Maximale
Abgrenzung des zukünftig zulässigen Baufeldes
2. Herstellung
einer Fuge zum Rathauszentrum und ihre Breite
3. Definition
eines Vorbereiches an der Schnittstelle Rathauszentrum, Fuge,
Staelscher Hof
4. Vorgaben
zur Öffnung und Durchlässigkeit eines neuen Baukörpers an der Fuge
5. Umgang
mit der Gebäudevorderseite – möglicher Rücksprung bzw. neue
Raumkantenausbildung
im Bereich zum Leiriaplatz und zur Bönnerkeskapelle
6. Setzen
eines gestalterischen Schwerpunktes mit Adressbildung nach Süden
7. Möglichkeit
einer neuen Tiefgaragenzufahrt
Hinsichtlich zukünftiger
Nutzungsperspektiven und Gestaltungsvorgaben weist das Büro grundsätzlich auf
die aus planungs- bzw. baurechtlicher Sicht verbindlich vorgegebenen Rahmenbedingungen
(Bebauungsplan, Kerngebiet gem. BauNVO bzw. Gestaltungssatzung der Stadt Rheine)
hin.
Weitergehende Aussagen zu
beiden Themen haben zunächst reinen Empfehlungscharakter und sollten im Zuge
der Vorbereitung des anschließenden Bieterverfahrens auf ihre Verbindlichkeit
hin überprüft werden.
3.4 Entwicklungsvarianten
Die herausgearbeiteten
Empfehlungen für die Entwicklung wurden dann mit möglichen Varianten der
Gebäude- bzw. Baufeldentwicklung abgeglichen und in eine Bewertungsmatrix
übertragen. Ein Ausschluss einzelner Varianten erfolgt nicht, es wird jedoch
deutlich, dass die städtebaulichen und verkehrlichen Zielsetzungen in
Abhängigkeit von der jeweiligen Variante in unterschiedlichem Maße umgesetzt
werden können.
Variante 0 – Erhalt des Gebäudes und Umbau sowie Umnutzung
im Bestand
Variante 1 – Teilabriss bis zur OK EG mit Neubau auf dem
EG, Bildung einer „Fuge“
Variante 2 – Teilabriss bis zur OK TG mit Neubau auf der
TG, Bildung einer „Fuge“
Variante 3 – Kompletter Rück- und Neubau
Auch hinsichtlich der
äußeren Tiefgaragenerschließung werden verschiedene Varianten aufgezeigt. Die
Möglichkeiten einer diesbezüglichen Neuorganisation werden in der Matrix je
Variante ebenfalls eingeschätzt.
Schließlich wird in der
Matrix eine Einschätzung getroffen, wie flexibel die Varianten hinsichtlich
zukünftiger Nutzungen sind.
3.5 Empfehlungen
für das Bieterverfahren
Abschließend stellt die
Studie dar, welche Empfehlungen aus städtebaulicher bzw. verkehrlicher Sicht
als Input in das Bieterverfahren in Frage kommen. Diese möglichen Inputs werden
nach folgenden Fragestellungen untergliedert:
a) Was ist vor
Durchführung eines Bieterverfahrens zu klären?
b) Was
sollte in einem Bieterverfahren vorgegeben werden?
c) Welche
Fragestellungen sind in einem Bieterverfahren zu lösen?
d) Was
können mögliche Beurteilungskriterien in einem Bieterverfahren sein?
Diese Empfehlungen aus
städtebaulicher und verkehrlicher Sicht sind im Zuge der Vorbereitung eines
Bieterverfahrens sowohl mit den Ergebnissen der anderen vorbereitenden
Untersuchungen im Rahmen der Grundlagenermittlung abzustimmen, als auch im Hinblick
auf das Kernziel einer qualitativ hochwertigen Investoren- und Konzeptfindung
zu prüfen.
Mögliche Zielkonflikte
sind dabei herauszuarbeiten und zu entscheiden.
4. Ausblick
- Nächster Verfahrensschritt
4.1 Vorbereitung
und Durchführung des Bieterverfahrens
Die Veräußerung des
Hertie-Grundstücks soll auf Grundlage eines mehrstufigen, strukturierten Bieterverfahrens
herbeigeführt werden.
Dieses Verfahren ist ein
mittlerweile vielerorts durchgeführtes und bewährtes Vorgehen zur Investorenfindung.
Es wurde z. B. bei der Entwicklung des ehemaligen Karstadt/Hertie-Standortes in
Gronau erfolgreich praktiziert.
Das Verfahren stellt die
Wahrung der vorgeschriebenen Vergabegrundätze sicher, beinhaltet Vorgaben und
Empfehlungen bezüglich der inhaltlichen Rahmenbedingungen (insbesondere auch die
der Stadtentwicklung, s. o.) und ermöglicht eine wirtschaftlich umsetzbare,
investorenorientierte Entwicklung.
Für die Vorbereitung,
Durchführung und Betreuung ist ein Fachbüro einzuschalten, welches über entsprechende
Referenzen verfügt und eine möglichst formal wie inhaltlich rechtssichere und
zielorientierte Verfahrensdurchführung gewährleistet.
Hierfür wurde ein
entsprechendes Angebotseinholungs- und Vergabeverfahren durchgeführt. Das Büro
Post Welters und Partner aus Dortmund erhielt den Zuschlag für die Betreuung.
Die konkreten
Einzelheiten des Verfahrensablaufes und der erforderlichen Verfahrensschritte
sind vom beauftragten Büro aufzuarbeiten und abzustimmen.
4.2 Einbindung
der Ergebnisse der Studie SSR
Die Ergebnisse der
Grundlagenermittlungen – und somit auch der hier vorliegenden städtebaulichen
und verkehrlichen Studie – sind im Zuge der Vorbereitung des Verfahrens im
Hinblick auf ihre Einbindung sowohl hinsichtlich der Zielsetzungen für das
Bieterverfahren als auch im Abgleich mit den Ergebnissen der weiteren
Fachuntersuchungen und Grundlagenermittlungen zu prüfen und abzustimmen.
So hat z. B. das Abbruchgutachten
aus technischer und statischer Sicht die Empfehlung formuliert, eine neue bzw.
zusätzliche Tiefgaragenzufahrt im Bereich der heutigen Anlieferzone vorzusehen.
Aus städtebaulicher und insbesondere verkehrlicher Sicht ist aber festgestellt
worden, dass die Verlegung, Neuschaffung oder zusätzliche Schaffung einer
Tiefgaragenzufahrt nur in einem Bereich von max. 30m östlich der heutigen
Zufahrt möglich ist, da ansonsten ein ausreichender Rückstauraum für wartende
Fahrzeuge nicht sichergestellt werden kann. Solche Zielkonflikte sind im Vorfeld
eines Bieterverfahrens zu lösen.
4.3 Anstehende
Beschlusserfordernisse und Verfahrensgrundlagen
Die sich aus der Prüfung
und Abstimmung ergebenden Vorgaben für das Bieterverfahren – sei es als
Zuschlags- oder Ausschlusskriterium oder als Empfehlung – werden vor Einleitung
des formalen Verfahrens dem Bauausschuss zum Beschluss vorgelegt.
Es ist vorgesehen, das
Verfahren so vorzubereiten, dass zum Ende des 1. Quartals 2018 in die 1.
Verfahrensstufe (öffentlicher Teilnahmewettbewerb) eingestiegen werden kann.
Voraussetzung hierfür
ist, dass die o. g., in der Vorbereitung zu erarbeitenden Eckpunkte für das Verfahren
im Bauausschuss beschlossen werden.
Ziel des Verfahrens ist,
im Laufe des Jahres 2018 eine Entscheidung herbei zu führen.
Anlagen:
Anlage 1: Städtebauliche und verkehrliche Studie
Hertie-Grundstück Rheine
Schulten Stadt- und Raumentwicklung (SSR), Dortmund
Teil 1: Analyse – Stärken-Schwächen-Profil -
Anlage 2: Städtebauliche und verkehrliche Studie
Hertie-Grundstück Rheine
Schulten Stadt- und Raumentwicklung (SSR), Dortmund
2. Teil: Ziele - Empfehlungen für den
Standort – Entwicklungsvarianten –
Empfehlungen für das Bieterverfahren