Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der
Sozialausschuss nimmt die Sozialberichterstattung zur Bildungsgerechtigkeit zur
Kenntnis.
Der Schulausschuss
nimmt die Sozialberichterstattung zur Bildungsgerechtigkeit zur Kenntnis.
Der
Jugendhilfeausschuss nimmt die Sozialberichterstattung zur
Bildungsgerechtigkeit zur Kenntnis.
Begründung:
Ziel dieser
Vorlage ist es einen ersten Einstieg in die Thematik der
Sozialberichterstattung am Beispiel von Bildungsgerechtigkeit zu tätigen und
anhand von einzelnen z. T. bereits vorliegenden Informationen und Erkenntnissen
Steuerungsinformationen für sozial- und bildungspolitische Entscheidungen zu
geben.
Der Einstieg in
diese Sozielberichterstattung bieten nachfolgen Informationen und Publikationen:
1.
Ausgesuchte
Sozialdaten nach kleinräumiger Gliederung und im Verhältnis zu den
gesamtstädtischen Sozialdaten
2.
Entwicklung
und Inanspruchnahme von Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabe-gesetz
3.
Übergangsstatistik
von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen
4.
Wichtige
Erkenntnisse aus der letzten PISA Studie
Sozialdaten
nach kleinräumiger Gliederung bzw. statistischen Bezirken
Mittels eines in
2019 neu überarbeiteten Straßenschlüssels ist es möglich Sozialdaten nicht
weiter nur auf der Basis der Gesamtstadt Rheine im Vergleich zum Kreis
Steinfurt, zu anderen Kommunen oder zum Land NRW abzubilden, sondern auch für
die statistischen Bezirke oder Stadtteile in Rheine auszuweisen.
Abweichungen der
Einzeldaten in den statistischen Bezirken im Verhältnis zum gesamtstädtischen
Wert geben wichtige Hinweise und Argumentationslinien zu notwendigen Sozialpolitischen
Steuerungsmaßnahmen.
So liegt
beispielsweise der gesamtstädtische Prozentanteil von SGB II
Leistungsempfängern im Alter von 0-6 Jahren bei 15,73%, während dieser Wert im
statistischen Bezirk 10.2 Catenhorn bei knapp 3% und im Bezirk 1.2
Innenstadt-Ost bei über 45% liegt.
Da im Weiteren aus
den wichtigsten Erkenntnissen der PISA-Studie aus 2019 (Erhebung 2018) eine
nachweisbare Korrelation zwischen der sozialen Herkunft und dem Bildungserfolg
dargelegt wird, sind diese Erkenntnisse nicht nur für sozial-, sondern auch für
bildungspolitische Entscheidungen wegweisend.
Entwicklung und
Inanspruchnahme von BuT-Leistungen
Nach dem
Geschäftsbericht des Jobcenters für den Kreis Steinfurt 2018 haben knapp 15.000
Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien aus dem Kreis von
Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket profitiert. Mehr als die Hälfte
der BuT-Leistungen wurden von SGB II Leistungsbeziehenden für deren Kinder- und
Jugendliche in Anspruch genommen (siehe auch Vorlage 228/20 im SozA am
09.06.2020).
Übergangsstatistik
Grundschulen zu weiterführenden Schulen
In der Vorlage
308/19 hatte die Verwaltung dem Schulausschuss die Übergangsstatistik von der
Grundschule zu den weiterführenden städtischen Schulen dargelegt. Die
Verwaltung hatte den Auftrag erhalten die Zahlen unter Einbeziehung von
Sozialdaten zu den Sozialräumen auszuwerten und Handlungsempfehlungen
vorzubereiten. Eine detaillierte Auswertung der Übergangsstatistik wird für den
nächsten Schulausschuss aufbereitet werden.
Legt man die nun
vorliegenden Sozialdaten aus den statistischen Bezirken und die bisherige
Übergangsstatistik übereinander ist festzustellen, dass eine Planung auf der
Basis der bisherigen Gebietszuschnitte (A = Rechts der Ems; B = Links der Ems;
C = Südraum) nicht ausreichend differenziert die Streuung des prozentualen
Anteils der SGB II Leistungsempfänger im Alter von 0 – 6 Jahren im Vergleich zu
der altersgleichen Bevölkerung wiedergibt. Diese Leistungsdaten liegen, wie
bereits berichtet, zwischen 3% (Catenhorn) und 46% (Innenstadt-Ost).
Würde man die
differenziert nach statistischen Bezirken vorliegenden Daten nach den 3 bisherigen
Gebietszuschnitten zusammenfassen, ergäben sich Daten von
17,54% für
den Bereich Rechts der Ems,
14,94% für
den Bereich Links der Ems und
9,6% für den
Südraum.
Entscheidend für
weitergehende Planungen und Entscheidungen im Aufgabenfeld der Schulpolitik
sind möglichst genaue und differenzierte Auswertungen von Übergangsquoten aus
den 24 statistischen Bezirken.
Wichtige
Erkenntnisse aus der letzten PISA Studie
In 2019 sind die
Ergebnisse aus der letzten PISA Studie publiziert worden. Auch wenn in der
öffentlichen Präsentation der Studie die Ergebnisse von einigen
Wissenschaftlern vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen nach der
Zuwanderung vieler Geflüchteter als relativ gut bezeichnet worden waren,
stellen sich dennoch einzelne Teilergebnisse nach differenzierter Betrachtung
als kritisch und besorgniserregend dar.
Die 15-Jährigen
schnitten zwar im Lesen, im Feld Mathematik und in den Naturwissenschaften
besser als der OECD-Schnitt ab, aber der Aufwärtstrend der letzten Jahre nach
dem PISA-Schock aus 2001 ist vorbei. Die Leseleistungen stagnieren und in den
Feldern Mathematik und Naturwissenschaften weist die Entwicklung nach unten.
Besonders
signifikant sind die Ergebnisse zum Zusammenhang von Bildungserfolg und
sozialer Herkunft, den die Studie belegt. Danach schneiden die Schülerinnen und
Schüler mit besonders privilegierter sozialer Herkunft 113 Punkte vor ihren
Altersgenossen aus besonders ungünstigen sozialen Lagen ab. Nur in 3 weiteren OECD-Ländern ist der
Abstand noch größer. Der OECD-Schnitt liegt bei 89 Punkten. Im Vergleich zu den
Werten aus 2009 (letzte Erhebung für dieses Merkmal) hat sich der Unterschied
noch einmal vergrößert.
Wenn also Bildung
und Bildungserfolg in sehr starkem Maße von sozialer Herkunft beeinflusst
werden, bieten demnach Steuerungsmaßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage
von Kindern und Jugendlichen Aussicht auf Verbesserungen.
Die Verwaltung
plant zukünftig regelmäßig differenziert Daten zur sozialen Lage in Rheine
zusammen zu tragen und den Steuerungsverantwortlichen in Verwaltung und Politik
zur Verfügung zu stellen.
Weitere wichtige
Ergebnisse werden in der Sitzung mittels einer PowerPoint-Präsentation
vorgetragen.
Im Rahmen der
Sitzung des Sozialausschusses/Schulausschusses/Jugendhilfeausschusses werden im
Anschluss an die Präsentation der unterschiedlichen Datenlagen erste
Handlungsüberlegungen in den jeweiligen Zuständigkeiten der Ausschüsse
präsentiert.
Dabei bleibt jetzt
schon festzustellen, dass es die schnelle Lösung der Überwindung von
Disparitäten nicht geben wird. Hier sind alle Felder politischen Handelns auf
den unterschiedlichen Ebenen (Bund, Land, Kommune) gefragt.
Anlage
Anlage 1: Sozialdaten nach statistischen Bezirken
Anlage 2: Pisa-Studie Entwicklung Lesekompetenz
Anlage 3: Pisa-Studie bei der Mathematikkompetenz
Anlage 4: Pisa Studie Entwicklung der Naturwissenschaftskompetenz
Anlage 5: Ergebnis Pisa-Studie zur sozialen Herkunft und Lesekompetenz