Betreff
Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes für die "Soziale Stadt Rheine-Dorenkamp"
Vorlage
247/20
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

1)      Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz nimmt die Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes für die „Soziale Stadt Rheine-Dorenkamp“ zur Kenntnis.

 

2)      Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz beschließt die Umsetzung des Maßnahmenkataloges der Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes für die „Soziale Stadt Rheine-Dorenkamp“.

 


Begründung:

 

A.     Ausgangssituation:

 

Der Stadtteil Rheine-Dorenkamp wurde im Jahr 2011 in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt aufgenommen, um einen Erneuerungsprozess im Programmgebiet anzustoßen. Zum einen sollte damit gemeinsam mit den lokalen Akteuren den sozio-demographischen Herausforderungen im Stadtteil begegnet werden, zum anderen konnte zum Zeitpunkt des Programmbeginns ein erheblicher Sanierungsstau im Dorenkamp konstatiert werden.

 

Begleitet wurde die Umsetzung des IHK durch ein externes Beraterbüro, der Abschlussbericht zur Evaluierung kommt für die Förderperiode 2014-2018 zu dem Ergebnis, dass die Umsetzung des Programms Soziale Stadt in den folgenden Bereichen insgesamt sehr erfolgreich war:

 

-          Vergrößerung des Wohnungsangebots

-          Verbesserung der sozialen Infrastruktur

-          Aufwertung der öffentlichen Räume

-          Stabilisierung der lokalen Ökonomie.

 

Gleichzeitig wurden im Rahmen der Evaluierung noch offene Handlungsbedarfe im Programmgebiet prognostiziert. Gleichwohl die Attraktivität des Dorenkamps durch die Maßnahmen bereits deutlich gesteigert werden konnte, wurden vereinzelte Schlüsselprojekte wie das Quartier Parkstraße/Ferdinandstraße oder die Umgestaltung der Damloup-Kaserne in der vergangenen Förderperiode noch nicht realisiert.

 

B.      Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes:

 

Das Büro Stadt + Handel aus Dortmund hat im Zuge einer öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag zur Fortschreibung des IHK erhalten. In Abstimmung mit der Stadtverwaltung Rheine wurden die Methodik sowie der Untersuchungsaufbau festgelegt. Grundlage einer Aufstellung/Fortschreibung (unabhängig von den späteren Ergebnissen) ist die folgende Vorgehensweise.

 

 

 

 

Abbildung 1: Untersuchungsaufbau:

Quelle: Stadt + Handel

 

Zunächst wurde die Gebietsabgrenzung diskutiert und angepasst. Hierzu fand eine Ortsbegehung mit Diskussion zwischen Politik, lokalen Vertretern und Verwaltung statt. Parallel dazu erfolgten die statistische Auswertung von Daten aus dem Dorenkamp sowie eine städtebaulich funktionale Analyse der Quartiersentwicklung vor dem Hintergrund des durchgeführten Förderprogramms. Die Evaluierung des früheren IHK stellte dabei eine gute Arbeitsgrundlage dar.

 

Die Bürgerbeteiligung ist der elementare Bestandteil der Fortschreibung, um Handlungsbedarfe aus Sicht der betroffenen Bewohnerschaft ableiten zu können. Die Beteiligung erfolgte in insgesamt drei Phasen:

 

1)      Bürgerbefragung DorenkampMOBIL:

Im August wurden an zwei Tagen Ansprechpartner an insgesamt vier neuralgischen Standorten im Quartier positioniert, um mit der Bewohnerschaft in Kontakt zu kommen. Ziel war es, die Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Dorenkamp zu erreichen und mit Ihnen diskutieren zu können. Weil die Methode der Befragung mit dem DorenkampMobil dezentral und aktivierend durchgeführt wurde, konnte eine sehr heterogene Gruppe von Dorenkämperinnen und Dorenkämpern befragt werden.

 

2)      Bürgerwerkstatt:

Ziel war es, die gesammelten Ideen des DorenkampMobils mit den Bürgerinnen und Bürgern aus dem Dorenkamp zu diskutieren und zu konkretisieren.

 

3)      Expertenworkshop:

In einem Workshop aus Vertretern der IG Dutum Dorenkamp, der örtlichen Wohnungsbaugesellschaften sowie der Fachbereiche der Stadtverwaltung wurden die Ergebnisse auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und weiter ausgearbeitet.

 

Dieses mehrstufige Verfahren zur Identifikation von Handlungsbedarfen und die Entwicklung von standortspezifischen Maßnahmen münden in das integrierte Maßnahmenprogramm der Fortschreibung des IHK für den Dorenkamp.

 

 

 

Abbildung 2: Kosten- und Finanzierungsübersicht:

Quelle: Stadt + Handel

 

Die Fortschreibung des IHK Soziale Stadt Dorenkamp setzt auf eine Verstetigung bereits angestoßener Prozesse wie die Projektmittel für Stadtteilbeiräte, die vergleichbar mit dem bisherigen Verfügungsfonds sind. Ähnlich wie in der vergangenen Förderperiode soll die Möglichkeit gegeben werden, eigene Projekte und Ideen der Bewohnerschaft umzusetzen. Des Weiteren wird ein bereits durch den Verfügungsfonds angestoßenes Projekt weiter verfolgt, der Feierabendmarkt. Zur Belebung des Quartiers und der Aktivierung neuer Nachbarschaften soll ein Feierabendmarkt im Dorenkamp initiiert werden.

 

Ein vollkommen neues Projekt stellt der stadtteilbezogene „Rheiner Saubermann“ dar, durch einen „Quartiershausmeister“ sollen vornehmlich die Areale um die Neue Mitte sowie der Kirmesplatz von Verschmutzungen freigehalten werden. Und den letzten Baustein stellt eine Jugendkonferenz zur Aktivierung der örtlichen Jugend dar, die stärker in die Gestaltung ihres Lebensumfeldes einbezogen werden sollen. Detaillierte Beschreibungen sind im angehängten Bericht in Form der Maßnahmensteckbriefe zu entnehmen, die Umgestaltung des Spielplatzes am Schneewitchenweg wird nicht weiter als Projekt der Fortschreibung aufgeführt, da es bereits zu einer geplanten Aufwertung / Umgestaltung durch die Stadtverwaltung und die Technischen Betriebe Rheine durch Mittel des städtischen Haushalts kommen wird.

 

Fokus Märchenviertel:

 

Auf das Märchenviertel wird in Bezug auf die Maßnahmenerarbeitung nochmal ein besonderer Fokus gesetzt. Im Zuge der vorbereitenden Untersuchung für das Sanierungsgebiet Märchenviertel konnten verschiedene städtebauliche Missstände und Potenziale identifiziert werden. Obwohl innerhalb des Beteiligungsverfahrens diese nicht als Mängel beschrieben wurden, gilt es sie dennoch wahrzunehmen und zu bearbeiten. Der Schwerpunkt lag hierbei auf den Themen:

 

1)      Innenentwicklung:

Es ergeben sich an unterschiedlichen Standorten innerhalb des Quartiers beispielsweise mindergenutzte Flächen oder Standorte mit funktionalen Defiziten. Ziel ist es, in der städtebaulichen Entwicklung entsprechende Flächen besser nutzbar zu machen, Innenentwicklungspotenziale wahrzunehmen und Baubestand nachhaltig aufzuwerten.

 

2)      Straßenerneuerung:

Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchung für das Märchenviertel wurden beispielsweise im Schneewittchenweg oder Gretelweg Mängel im öffentlichen Verkehrsraum festgestellt.

 

Die Stadtplanung der Stadt Rheine wird eine tiefergehende Analyse des Märchenviertels durchführen, um die städtebauliche Funktion und Gestaltung des Quartiers zu stärken. Die entsprechenden Überarbeitungen von Bebauungsplänen werden in das Arbeitsprogramm mit aufgenommen.

 

Die Erneuerung der bis zu 9.000m² Verkehrsfläche werden durch die Technischen Betriebe geprüft und in das Arbeitsprogramm mit aufgenommen. Mithilfe neuer, angepasster Straßenquerschnitte, die insbesondere auf eine qualitative Integration der Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur ausgerichtet sind, kann eine entsprechende Aufwertung des Wohnumfeldes sowie der Verkehrssituation gelingen. Die sich daraus ergebenden Gesamtkosten für die Straßenerneuerung werden finanziert durch die Förderung im Rahmen der Erhebung von Straßenbaubeiträgen nach §8 Kommunalabgabengesetz NRW und richtet sich nach der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen an Kommunen zur Entlastung von Beitragspflichtigen bei Straßenausbaumaßnahmen in NRW (Förderrichtlinie Straßenausbaubeiträge vom 23.03.2020). Hiernach soll der von den Beitragspflichtigen insgesamt zu zahlende umlagefähige Aufwand, durch die Zuwendung, um die Hälfte reduziert werden.

 

Zusätzlich zu den genannten Schwerpunkten werden im Masterplan Grün und im Radverkehrskonzept der Stadt Rheine weitere Maßnahmen zur Aufwertung des Märchenviertels bearbeitet. Wesentliche Maßnahmen in diesen Bereichen sind die Aufwertung des Melkeplatzes als Entrée des Stadtteils und die gleichzeitige Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Im Bereich Radverkehr werden Radverkehrsanlagen, Beschilderungen sowie Markierung an der Catenhorner Straße sowie Bühnertstraße behandelt. Die Übersicht aller Maßnahmen kann folgender Tabelle entnommen werden.

 

Abbildung 3: Maßnahmenübersicht Märchenviertel

 

Quelle: Stadt + Handel

 

C.     Fazit:

 

Durch die Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort wurde deutlich, dass die durch das Programm möglichen Investitionen in Gebäude, Plätze und den sozialen Zusammenhalt eine positive Wirkung auf den Stadtteil gehabt haben und noch immer haben. Die letzten Projekte des IHK Soziale Stadt Dorenkamp befinden sich unmittelbar in der Umsetzung (Umgestaltung Pfarrer-Bergmannshoff-Platz/ Stadtteil-Skulpturen) und eine Reihe von noch ausstehenden Projekten aus dem Verfügungsfonds wird bearbeitet.

 

Die Maßnahmen der Fortschreibung aus 2020 werden hauptsächlich durch kommunale Haushaltsmittel finanziert, es werden somit keine neuen Städtebaufördermittel in Anspruch genommen.

 

Des Weiteren wird der Prozess zur Festlegung eines Sanierungsgebietes im Märchenviertel nicht wieder aufgegriffen. Neben der grundsätzlich positiven Entwicklung des Dorenkamps wird mit den Planungen auf der Damloup-Kaserne eine positive Strahlkraft auf das Viertel erwartet. Die angrenzende Entwicklungsfläche bietet großes Potential für eine zukunftsfähige Wohnungsbauentwicklung und wird die positive Entwicklung des Dorenkamp weiter verstetigen. Darüber hinaus werden die Maßnahmen aus der Fortschreibung des IHK den städtebaulichen Missständen entgegenwirken.

 

Die Auswertungen der statistischen Daten zeigen eine positive Entwicklung des Dorenkamps, wie ebenso die Aussagen zur städtebaulich funktionalen Analyse des Quartiers. Die klaren städtebaulichen und sozialen Missstände des IHK aus 2011 wurden intensiv behandelt und der Dorenkamp ist im Jahre 2020 kein benachteiligter oder noch besonders zu entwickelnder Stadtteil mehr.

 

Nicht zu vergessen sind die positiven Entwicklungen im sozialen Zusammenhalt, die eine starke Verbundenheit der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem lebendigen und modernen Quartier zeigen.

 


Anlage:

 

Fortschreibung_IHK_Dorenkamp.pdf | Titel: Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes für die „Soziale Stadt Rheine-Dorenkamp“