Beschlussvorschlag/Empfehlung:
1.
Der
Schulausschuss nimmt die Übersicht sowie die dargestellten Hintergründe der
Übergänge von den städtischen Grundschulen zu den städtischen weiterführenden
städtischen Schulen zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, künftig
jährlich über die Entwicklung zu berichten.
2.
Der
Schulausschuss beauftragt die Verwaltung, ein Konzept zur Stärkung der Bildungsgerechtigkeit
zu entwickeln.
Begründung:
In seiner Sitzung
am 18. September 2019 wurde dem Schulausschuss mit der Vorlage 308/19 eine
Übersicht über die Übergänge der Schülerinnen und Schüler von den städtischen
Grundschulen in die städtischen weiterführenden Schulen vorgelegt.
Der Schulausschuss
beauftragte die Verwaltung, die Zahlen im Hinblick auf die Schul- und
Sozialraumentwicklung weitergehend auszuwerten und dem Schulausschuss mögliche
Handlungsempfehlungen zur Beratung vorzulegen.
1 Datenlage
Eine schulscharfe
Aufschlüsselung der Übergangsquoten, welche mit verschiedenen Daten der
Oktoberstatistik, sowie der Sozial-, und Jugendhilfe hinterlegt wurde, ist
dieser Vorlage als Anlage 1 beigefügt. Diese Daten der Übergangsquoten beziehen
sich auf die Schuljahre 2016/2017 – 2019/2020 und stellen Durchschnittswerte
dar. Weiterhin ist als Anlage 2 eine Übersicht verschiedener stadtteilbezogener
Kennzahlen beigefügt.
2 Vorgehen
Da sich die
Schulen hinsichtlich ihrer Schülerzahlen und somit auch der Größe ihrer
Abgangsklassen teils massiv voneinander unterscheiden, wurden die vorliegenden
Daten mit den Schülerzahlen ins Verhältnis gesetzt und als Prozentwerte in die
Auswertung aufgenommen. Absolute Zahlen wurden lediglich im Bedarfsfall
berücksichtig, sofern sich hieraus weitere Erkenntnisse ableiten ließen.
In einem
Folgeschritt wurden die Mittelwerte sowie die Standardabweichungen der
einzelnen Prozentwerte festgestellt und damit die jeweiligen Durchschnittsbereiche
bestimmt. Prozentwerte, die außerhalb des Durchschnittsbereiches lagen, wurden
farblich hervorgehoben. Grüne Markierungen weisen auf unterdurchschnittliche
Werte hin, orangene auf überdurchschnittliche. Die jeweils dunklere Farbmarke
hebt deutliche Unter- oder Überschreitungen hervor (Abweichung vom Mittelwert
ums Doppelte der Standardabweichung).
3 Beobachtungen
3.1 Strukturelle Gemeinsamkeiten der
Grundschulen mit ähnlichen Übergangsquoten
Zunächst wird
betrachtet, welche Grundschulen an welche weiterführen Schulstandorte unter-
bzw. überdurchschnittlich viele SuS abgeben und ob diese Grundschulstandorte
ggfls. Gemeinsamkeiten aufweisen.
3.1.1 Übergangsquoten
Sekundarschulen
Lediglich 5% oder
weniger der Schulabgänger der Canisiusschule, der Michaelschule sowie der
Paul-Gerhardt-Schule wechseln auf die Sekundarschulen der Stadt Rheine.
Diese erhalten im
Grundschulbereich vor allem Zulauf von der Franziskusschule Mesum sowie der
Ludgerusschule Schotthock.
3.1.2 Übergangsquoten
Gesamtschule
Zur Euregio
Gesamtschule wechseln unterdurchschnittlich wenige SuS der Franziskusschule
Mesum, der Gertrudenschule sowie der Johannesschule Mesum/Elte. Diese Schulen
haben gemeinsam, dass die Vera-Standorttypen, die Anzahl der AO-SF-Verfahren
sowie der SuS im herkunftssprachlichen Unterricht eher unterhalb des
Durchschnittsbereiches liegen.
Die Annetteschule,
die Südeschschule sowie die Canisiusschule geben dagegen einen
überdurchschnittlichen Anteil ihrer SuS an die Gesamtschule ab.
3.1.3 Übergangsquoten
Realschule
Einen
unterdurchschnittlichen Zulauf erhält die Elsa-Brändström-Realschule von der
Annetteschule, der Johannesschule Eschendorf, der Kardinal-von-Galen-Schule
sowie der Südeschschule.
Eine
überdurchschnittliche Anzahl an Schulwechslern kommt dagegen von der
Gertrudenschule sowie der Paul-Gerhardt-Schule auf. An diesen Schulen befinden
sich eher unterdurchschnittliche viele Kinder im herkunftssprachlichen
Unterricht.
3.1.4 Übergangsquoten
Gymnasien
Unterdurchschnittlich
viele SuS wechseln von der Ludgerusschule Schotthock an die städtischen
Gymnasien.
Die Johannesschule
Eschendorf sowie die Kardinal-von-Galen-Schule gaben einen
überdurchschnittlichen Anteil ihrer SuS an die städtischen Gymnasien ab und
weisen allesamt eher unterdurchschnittliche Prozentwerte hinsichtlich
AO-SF-Verfahren auf.
3.1.5 Übergangsquoten
externe Schulen
Die Annetteschule,
die Michaelschule sowie die Johannesschule Mesum/Elte geben
überdurchschnittlich viele SuS an sonstige auswärtige Schulen ab. Weiterhin
liegt bei der Johannesschule Mesum/Elte sowie der Marienschule Hauenhorst die
generelle Übergangsquote signifikant höher als der Durchschnitt. Die Beobachtungen
schulspezifischer Gemeinsamkeiten werden an dieser Stelle zurückgestellt und
stattdessen im Folgenden die Lage der Schulstandorte im Stadtgebiet miteinbezogen.
3.2 Aufteilung nach Stadtgebieten
In einem weiteren
Schritt wird die Lage der einzelnen Schulstandorte im Stadtgebiet betrachtet.
3.2.1 Rechts
der Ems
Hinsichtlich der
schulspezifischen Daten lassen sich kaum Gemeinsamkeiten zwischen den
Schulstandorten ausmachen. Ein ähnliches Bild bietet sich beim Vergleich der
Statteile rechts der Ems. Es sind jedoch Tendenzen hinsichtlich der
Übergangsquoten erkennbar. So wechseln die SuS rechts der Ems in eher überdurchschnittlicher
Anzahl an die Euregio-Gesamtschule, dagegen eher unterdurchschnittlich häufig
an die Elsa-Brändström-Realschule.
3.2.2 Links
der Ems
Im Vergleich
weisen die Schulen links der Ems eine hohe Diversität hinsichtlich der Anzahl
der SuS im herkunftssprachlichen Unterricht auf. Während an drei der Schulstandorte
hier überdurchschnittlich viele Kinder dieses Angebot besuchen, verfügen die
anderen beiden Standorte über tendenziell unterdurchschnittliche Werte. Diese
Beobachtung deckt sich mit den stadtgebietsbezogenen Zahlen. Die Stadtteile
links der Ems weisen dabei signifikante Unterschiede hinsichtlich der
prozentualen Anteile von Migrantinnen und Migranten auf.
Hinsichtlich der
Übergangsquoten lässt sich feststellen, dass die SuS links der Ems eher
unterdurchschnittlich häufig in das integrierte System wechseln, wie die Zahlen
der Sekundarschulen sowie der Gesamtschule zeigen.
3.2.3 Südraum
Im Südraum ist
eine weitestgehende Homogenität der Schulstandorte erkennbar. Die erhobenen
Werte liegen nah beieinander und im gesamtstädtischen Durchschnitt,
beziehungsweise darunter. Insofern decken sich die Daten der Schulstruktur mit
denen des Stadtgebietes Südraum.
Auffällig ist die
unterdurchschnittliche Anzahl der SuS, die an die die Euregio-Gesamtschule
wechseln.
3.3 Aufteilung nach Stadtteilen
3.3.1.1
Schotthock
Die vorhandenen
Schulen weisen beide den Standorttyp 5 auf, unterscheiden sich ansonsten jedoch
erheblich voneinander. Während bei der Bodelschwinghschule die sonstigen Werte
und Übergangsquoten durchgängig im Durchschnittsbereich liegen, weichen diese
an der Ludgerusschule Schotthock in Teilen deutlich nach oben hin ab. Es liegt eine überdurchschnittliche
Übergangsquote in Richtung der Nelson-Mandela-Sekundarschule vor, sowie eine
unterdurchschnittliche Anzahl an Übergängen in Richtung der Gymnasien.
3.3.1.2
Eschendorf/Gellendorf
Die Schulen in
diesen Stadtteilen weisen in der Mehrzahl erhöhte Standorttypen sowie eine
erhöhte Anzahl an GL-Kinder auf. Überdurchschnittliche Übergangsquoten sind in
Richtung der Euregio-Gesamtschule erkennbar, unterdurchschnittliche in Richtung
der Elsa-Brändström-Realschule.
3.3.1.3
Altenrheine/Rodde
Die Canisiusschule
verfügt über den Standorttyp 1, weist eine unterdurchschnittliche
Übergangsquote in Richtung der Sekundarschulen auf, sowie eine überdurchschnittliche
hinsichtlich der Wechsel an die Gesamtschulen.
3.3.1.4
Wietesch
Die
Gertrudenschule und die Paul-Gerhardt-Schule weisen weitestgehend homogene
Strukturen auf, sowie überdurchschnittliche Übergangsquoten in Richtung der
Elsa-Brändström-Realschule
3.3.1.5
Dutum
Die Michaelschule
und die Kardinal-von-Galen-Schule unterscheiden sich angesichts der
vorliegenden Daten strukturell erheblich voneinander – Tendenzen hinsichtlich
der Übergangsquoten sind hier jedoch nicht erkennbar.
3.3.1.6
Dorenkamp
Trotz
struktureller Auffälligkeiten liegt die Edith-Stein-Schule hinsichtlich ihrer
Übergangsquoten im Durchschnittsbereich.
3.3.1.7
Mesum/Elte
Die
Franziskusschule Mesum sowie die Johannesschule Mesum/Elte sind abgesehen von
der Größe der Schulstandorte strukturell weitestgehend homogen. Weiterhin
weisen sie beide erhöhte bzw. überdurchschnittliche Übergangsquoten in Richtung
der Alexander-von-Humboldt-Schule auf, sowie unterdurchschnittliche Übergänge
Richtung der Euregio-Gesamtschule. Auffällig ist hier die Übergangsquote der
Johannesschule Mesum/Elte in Richtung auswärtiger Schulstandorte, hier allem
voran das Arnold-Jansen-Gymnasium in St. Arnold.
3.3.1.8
Hauenhorst
Die Marienschule
Hauenhorst weist ähnliche Strukturen wie
die beiden anderen Schulstandorte im Südraum auf und liegt mit ihren Werten und
Übergangsquoten weitestgehend im Durchschnittsbereich. Einzig die Summe der an
auswärtige Schulen wechselnden SuS weicht nach oben hin ab. Wie bei der
Johannesschule Mesum/Elte erhält hier das Arnold-Jansen-Gymnasium in St. Arnold
den größten Zulauf der Schulwechsler, jedoch entschieden sich auch einige
Familien für die Emmy-Noether-Sekundarschule in Neuenkirchen.
4 Fazit
Vor dem
Hintergrund der Diskussion um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fällt
auf, dass einige Schulen einen hohen Anteil an Kinder nichtdeutscher
Verkehrssprache haben und zugleich der Anteil der Kinder, die BuT-Leistungen
beanspruchen, relativ hoch ist. Zudem sind auch die Bereiche Betreuung und OGS
an diesen Schulen sehr gut frequentiert.
Bisherige
Investitionen wie das im Schulverbund Ludgerusschule Schotthock,
Bodelschwinghschule und Nelson-Mandela-Sekundarschule eingesetzte Multiprofessionelle
Team sind daher offensichtlich sinnvoll angelegt.
Nicht aus dem
Blick verloren werden darf jedoch, dass in Teilen Wohnverhältnisse und die
wirtschaftliche Lage der Familien mit einem offensichtlich niedrigeren
Bildungsniveau einhergehen, was die Übergangsquoten an Gymnasien belegen.
Hierzu siehe auch Vorlage Nr. 243/20. Hier sind jedoch differenzierte
Betrachtungen nötig, welcher Schulabschluss letztlich erworben wird, um
voreilige Schlüsse zu vermeiden.
Bereits
unternommene Initiativen wie die Standardisierung der Grundschulausstattung für
gleichwertige Lernverhältnisse, die Grundschuloffensive und der sukzessive
Ausbau der Betreuungs- und Ganztagsangebote zielen bereits auf die Förderung
von Kindern im Sinne einer Chancengleichheit ab. Die Corona-Pandemie hat aber
auch deutlich gemacht, dass gerade im Bereich der Ausstattung der Kinder mit
digitalen Medien für das Lernen zu Hause noch Nachholbedarf besteht. Insofern
muss aus Sicht der Verwaltung die Aufwertung der Bildungssituation einhergehen
mit Konzepten, die die Erfahrungshorizonte von Kindern und Jugendlichen
erweitern. Derzeit eher projektbezogene Aktivitäten wir „Zusammen im Quartier“
oder Aktivitäten aus dem Programm „Geld statt Stelle“ müssen in nachhaltige
Strukturen überführt werden. Zudem zeigt sich, dass bestehende Strukturen der
Schulsozialarbeit an den Rheinenser Schulen sehr heterogen organisiert sind und
arbeiten, wie eine Blitzumfrage an den Schulen gezeigt hat. Potentiale werden
hier durch gemeinsam formulierte Ziele und Handlungsfelder gesehen. Diesen
Prozess wird die Verwaltung initiieren und moderieren.
Die Verwaltung
empfiehlt daher, ein Konzept für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu
entwickeln, welches im Wege einer Bestandsaufnahme die bereits getroffenen Maßnahmen
darstellt und in einem partizipativen Prozess weitergehende Ziele und Maßnahmen
formuliert.
Anlagen:
Anlage 1: Übersicht Übergangsstatistiken der Grundschulen
Anlage 2: Übersicht stadtteilbezogener Daten