Betreff
Auswertung der Übergangsstatistiken der Grundschulen
Vorlage
254/20
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

1.      Der Schulausschuss nimmt die Übersicht sowie die dargestellten Hintergründe der Übergänge von den städtischen Grundschulen zu den städtischen weiterführenden städtischen Schulen zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, künftig jährlich über die Entwicklung zu berichten.

 

2.      Der Schulausschuss beauftragt die Verwaltung, ein Konzept zur Stärkung der Bildungsgerechtigkeit zu entwickeln.

 


Begründung:

In seiner Sitzung am 18. September 2019 wurde dem Schulausschuss mit der Vorlage 308/19 eine Übersicht über die Übergänge der Schülerinnen und Schüler von den städtischen Grundschulen in die städtischen weiterführenden Schulen vorgelegt.

 

Der Schulausschuss beauftragte die Verwaltung, die Zahlen im Hinblick auf die Schul- und Sozialraumentwicklung weitergehend auszuwerten und dem Schulausschuss mögliche Handlungsempfehlungen zur Beratung vorzulegen.

 

1       Datenlage

 

Eine schulscharfe Aufschlüsselung der Übergangsquoten, welche mit verschiedenen Daten der Oktoberstatistik, sowie der Sozial-, und Jugendhilfe hinterlegt wurde, ist dieser Vorlage als Anlage 1 beigefügt. Diese Daten der Übergangsquoten beziehen sich auf die Schuljahre 2016/2017 – 2019/2020 und stellen Durchschnittswerte dar. Weiterhin ist als Anlage 2 eine Übersicht verschiedener stadtteilbezogener Kennzahlen beigefügt.

 

2       Vorgehen

 

Da sich die Schulen hinsichtlich ihrer Schülerzahlen und somit auch der Größe ihrer Abgangsklassen teils massiv voneinander unterscheiden, wurden die vorliegenden Daten mit den Schülerzahlen ins Verhältnis gesetzt und als Prozentwerte in die Auswertung aufgenommen. Absolute Zahlen wurden lediglich im Bedarfsfall berücksichtig, sofern sich hieraus weitere Erkenntnisse ableiten ließen.

 

In einem Folgeschritt wurden die Mittelwerte sowie die Standardabweichungen der einzelnen Prozentwerte festgestellt und damit die jeweiligen Durchschnittsbereiche bestimmt. Prozentwerte, die außerhalb des Durchschnittsbereiches lagen, wurden farblich hervorgehoben. Grüne Markierungen weisen auf unterdurchschnittliche Werte hin, orangene auf überdurchschnittliche. Die jeweils dunklere Farbmarke hebt deutliche Unter- oder Überschreitungen hervor (Abweichung vom Mittelwert ums Doppelte der Standardabweichung).

 

3       Beobachtungen

 

3.1    Strukturelle Gemeinsamkeiten der Grundschulen mit ähnlichen Übergangsquoten

Zunächst wird betrachtet, welche Grundschulen an welche weiterführen Schulstandorte unter- bzw. überdurchschnittlich viele SuS abgeben und ob diese Grundschulstandorte ggfls. Gemeinsamkeiten aufweisen.

 

3.1.1 Übergangsquoten Sekundarschulen

Lediglich 5% oder weniger der Schulabgänger der Canisiusschule, der Michaelschule sowie der Paul-Gerhardt-Schule wechseln auf die Sekundarschulen der Stadt Rheine.

 

Diese erhalten im Grundschulbereich vor allem Zulauf von der Franziskusschule Mesum sowie der Ludgerusschule Schotthock.

 

3.1.2 Übergangsquoten Gesamtschule

Zur Euregio Gesamtschule wechseln unterdurchschnittlich wenige SuS der Franziskusschule Mesum, der Gertrudenschule sowie der Johannesschule Mesum/Elte. Diese Schulen haben gemeinsam, dass die Vera-Standorttypen, die Anzahl der AO-SF-Verfahren sowie der SuS im herkunftssprachlichen Unterricht eher unterhalb des Durchschnittsbereiches liegen.

 

Die Annetteschule, die Südeschschule sowie die Canisiusschule geben dagegen einen überdurchschnittlichen Anteil ihrer SuS an die Gesamtschule ab.

 

3.1.3 Übergangsquoten Realschule

Einen unterdurchschnittlichen Zulauf erhält die Elsa-Brändström-Realschule von der Annetteschule, der Johannesschule Eschendorf, der Kardinal-von-Galen-Schule sowie der Südeschschule.

 

Eine überdurchschnittliche Anzahl an Schulwechslern kommt dagegen von der Gertrudenschule sowie der Paul-Gerhardt-Schule auf. An diesen Schulen befinden sich eher unterdurchschnittliche viele Kinder im herkunftssprachlichen Unterricht.

 

3.1.4 Übergangsquoten Gymnasien

Unterdurchschnittlich viele SuS wechseln von der Ludgerusschule Schotthock an die städtischen Gymnasien.

 

Die Johannesschule Eschendorf sowie die Kardinal-von-Galen-Schule gaben einen überdurchschnittlichen Anteil ihrer SuS an die städtischen Gymnasien ab und weisen allesamt eher unterdurchschnittliche Prozentwerte hinsichtlich AO-SF-Verfahren auf.

 

3.1.5 Übergangsquoten externe Schulen

Die Annetteschule, die Michaelschule sowie die Johannesschule Mesum/Elte geben überdurchschnittlich viele SuS an sonstige auswärtige Schulen ab. Weiterhin liegt bei der Johannesschule Mesum/Elte sowie der Marienschule Hauenhorst die generelle Übergangsquote signifikant höher als der Durchschnitt. Die Beobachtungen schulspezifischer Gemeinsamkeiten werden an dieser Stelle zurückgestellt und stattdessen im Folgenden die Lage der Schulstandorte im Stadtgebiet miteinbezogen.

 

3.2    Aufteilung nach Stadtgebieten

In einem weiteren Schritt wird die Lage der einzelnen Schulstandorte im Stadtgebiet betrachtet.

 

3.2.1 Rechts der Ems

Hinsichtlich der schulspezifischen Daten lassen sich kaum Gemeinsamkeiten zwischen den Schulstandorten ausmachen. Ein ähnliches Bild bietet sich beim Vergleich der Statteile rechts der Ems. Es sind jedoch Tendenzen hinsichtlich der Übergangsquoten erkennbar. So wechseln die SuS rechts der Ems in eher überdurchschnittlicher Anzahl an die Euregio-Gesamtschule, dagegen eher unterdurchschnittlich häufig an die Elsa-Brändström-Realschule.

 

3.2.2 Links der Ems

Im Vergleich weisen die Schulen links der Ems eine hohe Diversität hinsichtlich der Anzahl der SuS im herkunftssprachlichen Unterricht auf. Während an drei der Schulstandorte hier überdurchschnittlich viele Kinder dieses Angebot besuchen, verfügen die anderen beiden Standorte über tendenziell unterdurchschnittliche Werte. Diese Beobachtung deckt sich mit den stadtgebietsbezogenen Zahlen. Die Stadtteile links der Ems weisen dabei signifikante Unterschiede hinsichtlich der prozentualen Anteile von Migrantinnen und Migranten auf. 

 

Hinsichtlich der Übergangsquoten lässt sich feststellen, dass die SuS links der Ems eher unterdurchschnittlich häufig in das integrierte System wechseln, wie die Zahlen der Sekundarschulen sowie der Gesamtschule zeigen.

 

3.2.3 Südraum

Im Südraum ist eine weitestgehende Homogenität der Schulstandorte erkennbar. Die erhobenen Werte liegen nah beieinander und im gesamtstädtischen Durchschnitt, beziehungsweise darunter. Insofern decken sich die Daten der Schulstruktur mit denen des Stadtgebietes Südraum.

 

Auffällig ist die unterdurchschnittliche Anzahl der SuS, die an die die Euregio-Gesamtschule wechseln.

 

 

3.3    Aufteilung nach Stadtteilen

 

3.3.1.1        Schotthock

Die vorhandenen Schulen weisen beide den Standorttyp 5 auf, unterscheiden sich ansonsten jedoch erheblich voneinander. Während bei der Bodelschwinghschule die sonstigen Werte und Übergangsquoten durchgängig im Durchschnittsbereich liegen, weichen diese an der Ludgerusschule Schotthock in Teilen deutlich nach oben hin ab.  Es liegt eine überdurchschnittliche Übergangsquote in Richtung der Nelson-Mandela-Sekundarschule vor, sowie eine unterdurchschnittliche Anzahl an Übergängen in Richtung der Gymnasien.

 

3.3.1.2        Eschendorf/Gellendorf

Die Schulen in diesen Stadtteilen weisen in der Mehrzahl erhöhte Standorttypen sowie eine erhöhte Anzahl an GL-Kinder auf. Überdurchschnittliche Übergangsquoten sind in Richtung der Euregio-Gesamtschule erkennbar, unterdurchschnittliche in Richtung der Elsa-Brändström-Realschule.

 

3.3.1.3        Altenrheine/Rodde     

Die Canisiusschule verfügt über den Standorttyp 1, weist eine unterdurchschnittliche Übergangsquote in Richtung der Sekundarschulen auf, sowie eine überdurchschnittliche hinsichtlich der Wechsel an die Gesamtschulen.

 

3.3.1.4        Wietesch

Die Gertrudenschule und die Paul-Gerhardt-Schule weisen weitestgehend homogene Strukturen auf, sowie überdurchschnittliche Übergangsquoten in Richtung der Elsa-Brändström-Realschule

 

3.3.1.5        Dutum

Die Michaelschule und die Kardinal-von-Galen-Schule unterscheiden sich angesichts der vorliegenden Daten strukturell erheblich voneinander – Tendenzen hinsichtlich der Übergangsquoten sind hier jedoch nicht erkennbar.

 

3.3.1.6        Dorenkamp

Trotz struktureller Auffälligkeiten liegt die Edith-Stein-Schule hinsichtlich ihrer Übergangsquoten im Durchschnittsbereich. 

 

3.3.1.7        Mesum/Elte

Die Franziskusschule Mesum sowie die Johannesschule Mesum/Elte sind abgesehen von der Größe der Schulstandorte strukturell weitestgehend homogen. Weiterhin weisen sie beide erhöhte bzw. überdurchschnittliche Übergangsquoten in Richtung der Alexander-von-Humboldt-Schule auf, sowie unterdurchschnittliche Übergänge Richtung der Euregio-Gesamtschule. Auffällig ist hier die Übergangsquote der Johannesschule Mesum/Elte in Richtung auswärtiger Schulstandorte, hier allem voran das Arnold-Jansen-Gymnasium in St. Arnold.

 

3.3.1.8        Hauenhorst

Die Marienschule Hauenhorst weist  ähnliche Strukturen wie die beiden anderen Schulstandorte im Südraum auf und liegt mit ihren Werten und Übergangsquoten weitestgehend im Durchschnittsbereich. Einzig die Summe der an auswärtige Schulen wechselnden SuS weicht nach oben hin ab. Wie bei der Johannesschule Mesum/Elte erhält hier das Arnold-Jansen-Gymnasium in St. Arnold den größten Zulauf der Schulwechsler, jedoch entschieden sich auch einige Familien für die Emmy-Noether-Sekundarschule in Neuenkirchen.

 

 

4       Fazit

 

Vor dem Hintergrund der Diskussion um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fällt auf, dass einige Schulen einen hohen Anteil an Kinder nichtdeutscher Verkehrssprache haben und zugleich der Anteil der Kinder, die BuT-Leistungen beanspruchen, relativ hoch ist. Zudem sind auch die Bereiche Betreuung und OGS an diesen Schulen sehr gut frequentiert.

 

Bisherige Investitionen wie das im Schulverbund Ludgerusschule Schotthock, Bodelschwinghschule und Nelson-Mandela-Sekundarschule eingesetzte Multiprofessionelle Team sind daher offensichtlich sinnvoll angelegt.

 

Nicht aus dem Blick verloren werden darf jedoch, dass in Teilen Wohnverhältnisse und die wirtschaftliche Lage der Familien mit einem offensichtlich niedrigeren Bildungsniveau einhergehen, was die Übergangsquoten an Gymnasien belegen. Hierzu siehe auch Vorlage Nr. 243/20. Hier sind jedoch differenzierte Betrachtungen nötig, welcher Schulabschluss letztlich erworben wird, um voreilige Schlüsse zu vermeiden.

 

Bereits unternommene Initiativen wie die Standardisierung der Grundschulausstattung für gleichwertige Lernverhältnisse, die Grundschuloffensive und der sukzessive Ausbau der Betreuungs- und Ganztagsangebote zielen bereits auf die Förderung von Kindern im Sinne einer Chancengleichheit ab. Die Corona-Pandemie hat aber auch deutlich gemacht, dass gerade im Bereich der Ausstattung der Kinder mit digitalen Medien für das Lernen zu Hause noch Nachholbedarf besteht. Insofern muss aus Sicht der Verwaltung die Aufwertung der Bildungssituation einhergehen mit Konzepten, die die Erfahrungshorizonte von Kindern und Jugendlichen erweitern. Derzeit eher projektbezogene Aktivitäten wir „Zusammen im Quartier“ oder Aktivitäten aus dem Programm „Geld statt Stelle“ müssen in nachhaltige Strukturen überführt werden. Zudem zeigt sich, dass bestehende Strukturen der Schulsozialarbeit an den Rheinenser Schulen sehr heterogen organisiert sind und arbeiten, wie eine Blitzumfrage an den Schulen gezeigt hat. Potentiale werden hier durch gemeinsam formulierte Ziele und Handlungsfelder gesehen. Diesen Prozess wird die Verwaltung initiieren und moderieren.

 

Die Verwaltung empfiehlt daher, ein Konzept für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu entwickeln, welches im Wege einer Bestandsaufnahme die bereits getroffenen Maßnahmen darstellt und in einem partizipativen Prozess weitergehende Ziele und Maßnahmen formuliert.

 


Anlagen:

 

Anlage 1: Übersicht Übergangsstatistiken der Grundschulen

Anlage 2: Übersicht stadtteilbezogener Daten