Beschlussvorschlag/Empfehlung:

1.    Der Kulturausschuss beschließt das aufgeführte Raumprogramm für das Zentralmagazin für das Stadtarchiv und die Städtische Museen.

2.    Der Kulturausschuss empfiehlt dem Bauausschuss den Neubau des Zentralmagazins an der Hovekampstraße in Rheine R.

3.    Der Bauausschuss beschließt den Neubau des Zentralmagazins für Stadtarchiv und Städtische Museen an der Hovekampstraße in Rheine R.

4.    Der Bauausschuss beauftragt die Verwaltung mit der weiterführenden Ausarbeitung des Projektes in Form einer Vorentwurfs- und Entwurfsplanung.

Begründung:

Bisherige Entwicklung:

Das Archivgesetz NRW verpflichtet Städte und Kommunen zur fachgerechten Einlagerung und Aufbewahrung ihrer Archive. Die Museen sind durch den allgemeinen Kulturgutschutz und durch Einzelverträge zur fachgerechten Aufbewahrung ihrer Bestände verpflichtet.

Sowohl das Stadtarchiv als auch die Städtischen Museen können ihre Bestände zur Zeit nicht direkt im eigentlichen Gebäude aufbewahren. Es sind bisher verschiedene Lagerflächen angemietet worden, die jedoch keine sach- und fachgerechte Einlagerung und Aufbewahrung der Objekte ermöglichen. Auswirkung der nicht sachgerechten Lagerung ist z. B. der Schimmelbefall auf eingelagerten Gemälden. Auch die Größenordnung der zur Zeit zur Verfügung stehenden Flächen ist zu gering. Daher besteht dringender Handlungsbedarf.

In den vergangenen Jahren wurden viele verschiedene Standortmöglichkeiten zur Unterbringung eines Zentralmagazins für das Stadtarchiv und die Städtischen Museen untersucht. Dazu gehörten u.a. verschieden Fabrikgebäude wie die Spinnerei Kümpers, Bundeswehrliegenschaften, die Petrikirche oder ein altes Umspannwerk. Diese Objekte wurden verworfen, da sich diese bestehenden Gebäude wirtschaftlich nicht entsprechend den erforderlichen sicherheitstechnischen und klimatischen Bedingungen ertüchtigen lassen.

Die Thematik wurde in zahlreichen Vorlagen im Kulturausschuss vorgestellt, z.B. Vorlage

197/08          Kulturausschuss 22.04.2008,    Planungsauftrag zur Erstellung eines Kosten-Nutzen-Vergleichs für ein Zentralmagazin für Stadtarchiv und Städtische Museen

359/08          Kulturausschuss 12.11.2008     Machbarkeitsstudie für den Bau eines Zentralmagazins für Stadtarchiv und Städtische Museen

356/09          Zentralmagazin für Archiv und Museen –Standort 

404/10          Kulturausschuss 16.09.2010     Neubau eines Zentralmagazins für Stadtarchiv und Städtische Museen -Sachstandsbericht

51/12            Kulturausschuss 02.02.2012     Zentralmagazin –Kostenvergleich zwischen Neubau oder Anmietung

188/16          Kulturausschuss (von der Tagesordnung abgesetzt).

Die letzte Vorlage 188/16 war von der Tagesordnung abgesetzt worden, da die Stadt Rheine ein Angebot des LWL für die Einmietung im Zentraldepot in Münster erhalten hatte. Das Angebot wurde jedoch später verworfen, da die räumliche Entfernung eine zusammenhängende Bearbeitung und Konzeption nicht ermöglicht hätte und zu höheren Personal- und Sachkosten geführt hätte.

In der Vorlage 359/08 war die Machbarkeitsstudie des Büro Pfeiffer Ellermann Preckel Architekten BDA vorgestellt worden. Die Studie beinhaltete den Umbau des Silos, einen Neubau unterhalb des Alten Waisenhauses und die Umnutzung des Spinnereigebäudes Kümpers an der Walshagenparkstraße.
Die Variante 2, Standort Altes Waisenhaus, einen idealisierten Grundriss für das Zentralarchiv als Neubau, der auch zur Überprüfung weiterer Standorte diente.

Da nach den verschiedensten Vorlagen und Prüfungen der Neubau des Zentralarchivs die sinnvollste Lösung ist, wurde dieser idealisierte Baukörper in den letzten Jahren auf verschiedenen Grundstücken abgeprüft, z.B. Innovationsquartier Lindenstraße und auf dem Gelände der Kreishandwerkerschaft an der Laugestraße.

Seitens der SPD wurde am 26.11.2018 ein Antrag gestellt, der die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten beinhaltet, siehe Anlage 1.

Erforderliche Räumlichkeiten

Zurzeit verfügen die Städtischen Museen über folgende, teilweise externe Lagerflächen:

Hinweis: Da die in dieser Zusammenstellung aufgeführten Flächen sich innerhalb von reinen Raumstrukturen befinden, enthalten diese keine Konstruktionsflächen oder Flure und Verkehrsflächen.

Die Anforderungen an das Raumprogramm für ein Archivgebäude hat Stephan Brunnert vom LWL-Museumsamt für Westfalen 2006 in einem Vortrag zusammengefasst: eine sichere Lage und geeignete Baustruktur mit möglichst fensterfreien Fassaden, breiten Treppen und geräumigen Aufzugsanlagen sind unabdingbar.

Das Stadtarchiv verfügt neben dem Magazin auf der Kulturetage über zwei externe Teilmagazine mit ca. 200 m² Fläche. Insbesondere die Unterbringung der Archivalien an einem der beiden Standorte ist als bedenklich einzustufen. Die Räumlichkeiten erfüllen in keiner Weise die Anforderungen an die notwendigen, klimatischen Bedingungen für die sichere Aufbewahrung im Sinne des Archivgesetzes. Die Substanz des Daches scheint nicht mehr in einem für die Lagerung von Archivalien vertretbaren Zustand zu sein. In jüngerer Vergangenheit ist es zu einem partiellen Einbruch der Decke ohne Außeneinwirkung gekommen. Nur die zu der Zeit herrschende Wetterlage begünstigte, dass es zu keinem Eintritt von Niederschlagswasser bzw. Wasserschäden am Archivgut kam.
Ferner ist die Archivsituation innerhalb der Kulturetage sehr beengt, insb. die Lagerung der Karten.

Raumprogramm und Standort:

Im Gewerbegebiet Rheine R bietet sich aktuell die Möglichkeit der Realisierung des Neubaus des Zentralmagazins auf einem Grundstück an der Hovekampstraße, ca. 3.000 m² Grundstücksfläche, siehe Anlage 2.

Der idealisierte Entwurf von PEP aus dem Jahr 2008 wurde durch die Verwaltung auf den aktuellen Standort angepasst, die Anforderungen der Nutzen wurden individualisiert. Die dargestellte schematische Raumaufteilung (Anlage 4) berücksichtigt neben den eigentlichen Depotflächen für Großobjekte und Kleinobjekte folgende Räumlichkeiten:

·         jeweils Quarantäneraum für das Archiv und das Museum für das schädlingsfreie Einbringen der Objekte,

·         jeweils einen Büroarbeitsraum für das Archiv und die Museen für das Erfassen der unterschiedlichen Objekte

·         Kartenschränke für das Archiv im Erfassungsraum Archiv

·         Einen Werkstattbereich für das Museum

·         Einen Pack- und Lagerraum für das Archiv

·         einen Sanitärbereich

·         einen Haustechnikraum

·         einen ZBV-Raum.

Die zukünftige, genauere Aufteilung der Magazinflächen des Museums nach Materialgruppen, Klima- und Sicherheitsbereichen ist Aufgabe der weiteren Entwurfs- und insb. der Einrichtungsplanung. Unter Einhaltung der einschlägigen konservatorischen und sicherheitstechnischen Bedingungen sollen platzsparende Lösungen entwickelt werden.
Die Weiterentwicklung des idealisierten Entwurfs von PEP würde sich auf diesem Grundstück realisieren lassen, einschl. einer ggf. späteren Erweiterungsfläche, siehe Anlage 3. Neben dem dargestellten dreigeschossigen Baukörper sind noch Flächen für Anfahrt, die Anlieferung und Stellplätze erforderlich.

Kosten:

Mit der in 2008 erstellten Machbarkeitsstudie war für den idealisierten Entwurf eine erste Kostenanalyse erfolgt. Mit dem aktuellen Index betragen die Baukosten für das Gebäude ca. 3 Mio. EUR. 

Das Grundstück befindet sich derzeit im Eigentum der Stadt Rheine und ist derzeit für die Verwendung als Zentralarchiv optioniert. Das Grundstück würde daher aus der Finanzierung durch die Städtebauförderung herausgenommen werden.

Die Baukosten für die Maßnahme sind im Rahmen der aktuellen Haushaltsplanung im Budget 5202-186 veranschlagt worden:

2020                    300.000 €,

2021                                0 €,

2022                  1.790.000 € und

2023                  1.000.000 €.

Finanzmittel für die Einrichtung des Magazins in Höhe von 400.000 EUR werden in den Haushaltsjahren 2022 und 2023 benötigt. Sie wurden in den Haushaltsplanentwurf 2021 f. im Budget 0603-5 wie folgt veranschlagt: 

2022                    75.000 €  Planungskosten und

2023                  325.000 €  Einrichtungskosten. 

Weiteres Vorgehen:

Der nächste Schritt ist die weitere Projektierung des Zentralmagazins als Vorentwurf und Entwurf. Die erforderlichen Architekten und Fachplaner sind für diese Leistungsphasen zu beauftragen. Aufgrund der zu erwartenden Auftragshöhen sind die Leistungen öffentlich auszuschreiben. Die zurzeit zur Verfügung stehenden 300.000 EUR sind für diese Leistungsphasen ausreichend.

Anlagen:

Anlage 1: Antrag der SPD

Anlage 2: Übersicht Rheine R

Anlage 3: Lageplan mit Baukörperdarstellung

Anlage 4: schematische Grundrisse, Ansichten, Schnitt