Betreff
Umsetzung Rahmenplan Innenstadt - Maßnahme A6: Gestaltung des Bernburgplatzes
Vorlage
327/20
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

Der Bauausschuss nimmt die durch die Büros GREENBOX und Reicher Haase Assoziierte dokumentierten Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zur Maßnahme „Gestaltung des Bernburgplatzes und des Grünbereiches sowie Öffnung zur Ems“ zur Kenntnis. Diese sind in das weitere Verfahren zur Entwicklung des Bereiches einzubinden.

 


Begründung:

 

1      Grundlagen und Hintergründe

Die „Gestaltung des Bernburgplatzes und des Grünbereiches sowie die Öffnung zur Ems“ ist eine Maßnahme im Handlungsfeld A „Besondere Orte in der Innenstadt“ des Rahmenplanes Innenstadt von 2014.

 

Die mit dem Bereich verbundenen strukturellen Fragestellungen und sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten und –grenzen sind in Rheine bereits seit Jahren ein kontrovers diskutiertes Thema.

 

Der Bauausschuss der Stadt Rheine hat in 2017 (Vorlage Nr. 142/17) beschlossen, für den Bereich des Bernburgplatzes die Erstellung einer Entwicklungsstudie zur Ermittlung von Szenarien möglicher Nutzungs- und Gestaltungsperspektiven zu beauftragen. Daraufhin wurde  ein Prozess eingeleitet, in dem bereits mehrere Arbeits- und Entwicklungsschritte erarbeitet wurden. Das Büro sds_utku aus Bochum wurde nach Beschluss (Vorlage Nr. 222/17) beauftragt und bearbeitete gemeinsam mit dem Büro dtp Landschaftsarchitekten GmbH aus Essen in enger Abstimmung mit der Stadt Rheine die bisherigen zwei Ausarbeitungsstufen.

 

In der ersten Ausarbeitungsstufe wurde unter Einbeziehung von Bürgern und Experten eine Entwicklungsstudie erarbeitet, bei der zunächst die vorhandenen Strukturen erfasst und bewertet und anschließend drei mögliche Optionen einer Entwicklung konzipiert wurden.

 

In einer Machbarkeitsstudie als zweiter Ausarbeitungsstufe hat das Büro STADTGUUT (Neufirmierung des Büros sds_utku) in Kooperation mit dtp  und dem Bochumer Verkehrsplaner Ambrosius Blanke zwei der drei Optionen der Entwicklungsstudie weiter konkretisiert, Stärken und Schwächen herausgearbeitet und deren Machbarkeiten überprüft. Daraus resultierend wurde als Synthese der beiden Konzepte die Vorschlagsoption „Bernburgpark“ entwickelt. Diese vereint und betont die Chancen und Stärken beider Optionen. Baum- und Grünstrukturen werden weitgehend erhalten, der zentrale Bereich wird belebt, durch eine Bebauung an der Ostseite wird der Bereich räumlich gefasst, Schwächen und Risiken, besonders hinsichtlich Versiegelung und Erschließungsaufwand, werden minimiert. Dieses Konzept soll gemäß dem Beschluss des Bauausschusses der Stadt Rheine vom 12.09.2019 (Vorlage Nr. 304/19) Grundlage für den Einstieg in die weitere Entwicklung sein.

 

Im März 2020 wurde das Büro GREENBOX, Köln, mit der Entwicklung einer Entwurfsplanung beauftragt. Unterstützt wird das Büro GREENBOX durch das Büro Reicher Haase Assoziierte, Dortmund, die hauptsächlich die Vorbereitung und Durchführung der Bürgerbeteiligungen bearbeiten werden.

 

 

2.     Bürgerbeteiligung

 

2.1   Beteiligungskonzept

Aufgrund der aktuellen Situation bezüglich der Corona-Pandemie war die Durchführung einer Bürgerwerkstatt in der Stadthalle nicht möglich. Aufgrund dessen wurde gemeinsam mit den Büros Greenbox und Reicher Haase Assoziierte ein alternatives Beteiligungskonzept erarbeitet. Die Themenschwerpunkte lagen in den Bereichen „Begrünung“, „Mobiliar und Spielelemente“ sowie „Veranstaltungen“.

Um sich zu beteiligen, hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, vom 1. April 2020 bis zum 8. Mai 2020 an einer Online-Befragung teilzunehmen und Ihre Anregungen und Wünsche zu den o.g. Themenbereichen sowie sonstige Anregungen mitzuteilen. Gleichzeitig wurden jeweils drei Postkarten zu den genannten Themengebieten an verschiedene Innenstadtakteure und Anlieger versandt, die mit Ideen gefüllt und an die Stadtverwaltung zurückgesandt werden konnten. 

 

Insgesamt wurden 35 Postkarten eingereicht, das Online-Formular wurde von 40 Bürgerinnen und Bürgern genutzt. Zusätzlich haben 5 Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen per Mail oder Telefon an die Verwaltung weitergegeben, sodass insgesamt 80 Eingaben eingegangen sind.

 

2.2   Ergebnisse

Die im Rahmen der Bürgerbeteiligung eingegangenen Anregungen wurden vom Büro Reicher Haase Assoziierte gesichtet und ausgewertet.

 

 

Veranstaltungen

+

-

Veranstaltungen, wie das Shanty-Chor-Fest am 3. Oktober, langfristig etablieren

keine größeren, regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen, da innerstädtische Konzerte, Events und Märkte bereits an anderen, geeigneteren Standorten (z. B. Marktplatz) stattfinden

Musikveranstaltungen und Außengastronomie mit Rücksicht auf die Senioren und die Anwohner im gemäßigten Rahmen ermöglichen

Multifunktionalität nicht sinnvoll, da das Plangebiet zu klein ist

Bühne für Konzerte und Künstler (Schauspiel, Comedy, Musik); dazu Sitzplätze und Bänke zur Bühne

ausgerichtet

 

 

 

 

 

Verbindung zur Ems etablieren: behindertengerechten, DIN-konformen Fußgängerweg zur Ems,

großer Holz- oder Metall-Anleger für das "Ausflugsboot auf der Ems"; große Badeinsel zum "Hinschwimmen"; zusätzlich eine Selbstbedienungsfähre zwischen den beiden Ufern und der Badeinsel

Teilumbau der Stadthalle, sodass diese zum Platz und/oder zur Ems geöffnet wird

Konkretisierung der Außengastronomie: Eisdiele, Biergarten, Café, kleiner Kiosk (evtl. umgesetzt durch die

 Caritas)

Multifunktionalität in Bezug auf unterschiedliche Erweiterungs-, Markt- und Freizeitflächen gewünscht

 




 

Begrünung

+

-

Erweiterung der Platanen und anderer Bäume

 

Erhalt der gesamten bestehenden Baumstrukturen

 

Nutzbarmachung der Grün- und Rasenflächen,

 

begehbare und  bespielbare Flächen mit geringer Versiegelung und keiner Bebauung

 

Schmale, begradigte Wegeführungen mit ‚Teer‘

 

Klare Definition der Bepflanzungsgrenzen mithilfe der Bepflanzung, sodass Wegebeziehungen nicht eingeschränkt werden

 

Höhenstaffelung und Strukturreichtum der

Bepflanzungen

 

Anforderungen an die Bepflanzung:
Insekten- und vogelfreundlich, einheimisch, saisonal, obsttragend, farbenfroh, immergrün, pflegeleicht

 

Gemeinschaftsgarten in Kooperation mit den
Senioren in Form von Hochbeeten

 

 

 

Mobiliar und Spielelemente

+

-

Abstellmöglichkeiten für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen

Angsträume durch Beleuchtungskonzept vermeiden

Sichere Abstellanlagen für Fahrräder; bevorzugt Bügel, auch  mit E-Bike-Stationen / E-Bike-Ladestationen

Mobiliar wird von Alkoholkonsumenten genutzt

Bach vom Bernburgplatz über das Timmermanufer in die Ems führen (Beispiel: Bächle in Freiburg)

am Emsufer ist ausreichend Mobiliar vorhanden

Einbindung des Emsufers mit baulichen Elementen

keine festen Sitzgelegenheiten, mobiles Mobiliar ist geeigneter

Kooperation mit Partnerstadt visualisieren

(Informationstafeln)

nicht viele, kleine Spielgeräte

Möglichkeiten zur akustischen Untermalung

(Lichtspielfest)

keine Spielelemente, um die Flächen für Veranstaltungen freizuhalten

Skulpturen: Teile der Berliner Mauer (konservatorisch adäquate Aufstellung), rotes Auto

 

möglichst pflegeleichte und moderne Bauelemente

(z. B. Kombination Holz und Metall)  verwenden

 

WC-Container z. B. mit Lärchenholzfassade
(keine ‚Blechbüchse‘)

Bänke mit Rückenlehnen

innovative Bänke: Baumelbänke, Sinnesbänke, Wellenliegen, Liegebänke, Hocker, z. T. mit Tischen,

Ausstattung mit (USB-)Stromanschlüssen

Aktivitätsvorschläge für den Sinnesgarten: Windspiele, Naturwissensspiele, Lichtfarbspiele

Pflegeleichte Spielelemente

Spielgeräte ohne große Flächen zum ‚Beschmieren‘

ein großes Spielgerät

Spielelemente als Kombination aus geistiger und körperlicher Ertüchtigung

Neue, noch nicht in der Stadt oder in der Umgebung vorhandene Spielgeräte

Spielgeräte wie das rote Auto

Spielgeräte für alle Kinder (mit und ohne Behinderung, auch rollstuhlgeeignet)

Konzentrierte Unterbringung zeitgemäßer Spielelemente

Beschattung von Sitz- und Spielelementen

Weitere Ideen und Anregungen

+

-

Sinnvolle und angemessene Gestaltung der Feuerwehrzufahrt, möglichst mit versickerungsfähiger Pflasterung

Verringerung der Versiegelung vor der Stadthalle

Wiedernutzbarmachung der Fläche zwischen Stadthalle und Ems für die Allgemeinheit, auch in Zusammenhang mit prägender Baumbepflanzung (evtl. im Alleecharakter)

Rückbau der Fläche an der Stadthalle

Sicherheits- und Sachdienst, um starke Ansammlungen (v. a. in der Nacht) zu vermeiden

 ‚Zick-Zack-Weg‘ in der Planung ist nicht realisierbar, da eine Abstützung zum Zugang der Brücke erforderlich ist

Berücksichtigung aller Nutzergruppen, insbesondere Ältere und Menschen mit Behinderung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

barrierefreier Zugang zur Ems

barrierefreie Herstellung des Platzes

gem. DIN 18040, Teil 3:

-           Möblierungs- und Ausstattungselemente außerhalb des Gehbereichs, von Querungsstellen, Bewegungs- und Begegnungsflächen anbringen

-           Gewährleistung stufenloser Erreichbarkeit

-           taktil und visuell erfassbare Bauteile vor den Hindernissen

-           Belagswechsel vor den Hindernissen anbringen

-           visuell kontrastreiche Gestaltung

-           Barrierefreiheit bei Beschilderung und Bedienelementen beachten (Kontrastierung‚ Schriftgröße, Klarheit der Schrift, Zwei-Sinne-Prinzip) 

-           Sichere Fußgängerdurchwegung zur Vermeidung von Fahrradkollisionen

-           Trenn- oder Begrenzungsstreifen (i.S. Pkt. 3.2.3 DIN 32984) als taktil und visuell wahrnehmbare Abgrenzung

Einbeziehung des Radverkehrskonzepts der Stadt Rheine

Punktuelle Anordnung von Bänken und niedrigeren Bänken mit und ohne Arm- und Rücklehnen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (Aufstehhilfe)

 

 

3.     Weiteres Vorgehen

Die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt und ihre Dokumentation werden Bestandteil des Inputs für den weiteren Entwicklungsprozess rund um den Bernburgpark.

 

Als nächster Schritt ist vorgesehen, dass das Büro GREENBOX verschiedene Varianten einer Vorplanung auf Grundlage der von den Bürgern genannten Anregungen erstellt und diese in die Option „Bernburgpark“ aus der vorherigen Ausarbeitungsstufe einarbeitet.

Dazu ist aktuell geplant, im Oktober eine Bürgerwerkstatt durchzuführen, in der die Ergebnisse des Fachbüros vorgestellt und gemeinsam mit den Bürgern diskutiert werden. Falls aufgrund der aktuellen Maßnahmen bezüglich der Corona-Pandemie keine öffentliche Bürgerwerkstatt im großen Rahmen stattfinden kann, werden gemeinsam mit den Büros Alternativen entwickelt die eine fach- und sachgerechte Beteiligung der Öffentlichkeit sicherstellen.

 

Anschließend werden sowohl die Varianten als auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung in der Politik vorgestellt und diskutiert.  

 

Die in der Beteiligung ermittelten Ergebnisse sollen dann – gemeinsam mit den Ergebnissen aus diversen Fachgesprächen und den politischen Aussagen – vom Büro ausgewertet werden, mit dem Ziel, eine Entwurfsplanung für die Entwicklung des Bereiches um den Bernburgplatz zu erarbeiten, die dem Bauausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt wird.

 

 


Anlagen:

 

Anlage 1: Übersicht der Eingaben aus der Bürgerbeteiligung

Anlage 2: Zusammenfassung der bisherigen Planungen und Ergebnisse