Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der
Bauausschuss nimmt die durch das Büro GREENBOX erstellten Varianten der
Vorplanung zur Maßnahme „Gestaltung des Bernburgplatzes und des Grünbereiches
sowie Öffnung zur Ems“ zur Kenntnis. Diese werden in der zweiten Stufe der
Bürgerbeteiligung zur Freiraumplanung öffentlich vorgestellt und erörtert, die
Ergebnisse werden dem Bauausschuss vorgestellt.
Begründung:
A Grundlagen und Hintergründe
Die „Gestaltung
des Bernburgplatzes und des Grünbereiches sowie die Öffnung zur Ems“ ist eine
Maßnahme im Handlungsfeld A „Besondere Orte in der Innenstadt“ des Rahmenplanes
Innenstadt von 2014.
Die mit dem Bereich
verbundenen strukturellen Fragestellungen und sich daraus ergebenden
Entwicklungsmöglichkeiten und –grenzen sind in Rheine bereits seit Jahren ein
kontrovers diskutiertes Thema.
Der Bauausschuss der Stadt Rheine hat in 2017 (Vorlage Nr. 142/17) beschlossen, für den Bereich des Bernburgplatzes die Erstellung einer Entwicklungsstudie zur Ermittlung von Szenarien möglicher Nutzungs- und Gestaltungsperspektiven zu beauftragen. Daraufhin wurde ein Prozess eingeleitet, in dem bereits mehrere Arbeits- und Entwicklungsschritte erarbeitet wurden. Das Büro sds_utku aus Bochum wurde nach Beschluss (Vorlage Nr. 222/17) beauftragt und bearbeitete gemeinsam mit dem Büro dtp Landschaftsarchitekten GmbH aus Essen in enger Abstimmung mit der Stadt Rheine die bisherigen zwei Ausarbeitungsstufen.
In der ersten Ausarbeitungsstufe wurde unter Einbeziehung von Bürgern und Experten eine Entwicklungsstudie erarbeitet, bei der zunächst die vorhandenen Strukturen erfasst und bewertet und anschließend drei mögliche Optionen einer Entwicklung konzipiert wurden.
In einer Machbarkeitsstudie als zweiter Ausarbeitungsstufe hat das Büro STADTGUUT (Neufirmierung des Büros sds_utku) in Kooperation mit dtp und dem Bochumer Verkehrsplaner Ambrosius Blanke zwei der drei Optionen der Entwicklungsstudie weiter konkretisiert, Stärken und Schwächen herausgearbeitet und deren Machbarkeiten überprüft. Daraus resultierend wurde als Synthese der beiden Konzepte die Vorschlagsoption „Bernburgpark“ entwickelt. Diese vereint und betont die Chancen und Stärken beider Optionen. Baum- und Grünstrukturen werden weitgehend erhalten, der zentrale Bereich wird belebt, durch eine Bebauung an der Ostseite wird der Bereich räumlich gefasst, Schwächen und Risiken, besonders hinsichtlich Versiegelung und Erschließungsaufwand, werden minimiert. Dieses Konzept soll gemäß dem Beschluss des Bauausschusses vom 12.09.2019 (Vorlage Nr. 304/19) Grundlage für den Einstieg in die weitere Entwicklung sein.
Im März 2020 wurde
das Büro GREENBOX, Köln, mit der Entwicklung einer Entwurfsplanung beauftragt.
Unterstützt wird das Büro GREENBOX durch das Büro Reicher Haase Assoziierte,
Dortmund, die hauptsächlich die Vorbereitung und Durchführung der
Bürgerbeteiligungen bearbeiten werden.
Aufgrund der
aktuellen Situation bezüglich der Corona-Pandemie war die Durchführung einer
Bürgerwerkstatt in der Stadthalle nicht möglich. Aufgrund der andauernden
Corona-Pandemie wurde gemeinsam mit den Büros ein alternatives Beteiligungskonzept
erarbeitet, um die erste Stufe der Bürgerbeteiligung durchzuführen. Die
Themenschwerpunkte lagen in den Bereichen „Begrünung“, „Mobiliar und
Spielelemente“ sowie „Veranstaltungen“.
Die Ergebnisse der
Bürgerbeteiligung und ihre Dokumentation sind gemäß Beschluss des
Bauausschusses vom 17.09.2020 (Vorlage Nr. 327/29) Bestandteil des Inputs für
den weiteren Entwicklungsprozess rund um den Bernburgpark.
B Varianten der Vorplanung
Basierend auf der
Option „Bernburgpark“ aus der Machbarkeitsstudie sowie unter Berücksichtigung
der Anregungen der Bürgerinnen und Bürger hat das Büro GREENBOX verschiedene
Varianten einer Vorplanung erarbeitet.
B.1 Konzept 01 „Stadtlichtung Grün“
Der Konzeptansatz STADTLICHTUNG
GRÜN basiert auf der Zielsetzung einer naturnahen Gestaltung des
Bernburgparks, die sich viele Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Beteiligung
gewünscht haben. Durch den Erhalt der bestehenden Baumstrukturen sowie einer
Ergänzung durch Neupflanzungen werden die Grünbereiche umsäumt und die
Wegebeziehungen eindeutig abgegrenzt.
Er verfolgt den
Ansatz einer Maximierung des Grünflächenanteils im künftigen Bernburgpark. Das
Grundkonzept der Verkehrsführung als eines der Ergebnisse aus der
Machbarkeitsstudie bleibt erhalten.
Insgesamt drei
große Grünflächen rahmen den Transitraum zwischen Humboldtplatz und
Dionysiusbrücke. Die größte dieser Grünflächen erhält einen Saum aus erhaltenen
Bestandsgehölzen und ergänzenden Neupflanzungen.
Die Topographie
des Ortes wird geschickt verwendet, um eine Treppenanlage aus in die Grünfläche
eingelassenen Stufen wie selbstverständlich zu integrieren. Die Lichtung in der
Mitte der Grünfläche ist bewusst von Möblierung und Spielgeräten freigehalten.
Die Randbereiche unter den aufgeasteten Gehölzen bieten jedoch Raum für Spiel
und Aufenthalt.
Übergangsbereiche
mit Splittbelag zwischen Grün- und Verkehrsflächen sorgen für eine klare
Aufteilung der Räume und Nutzungszonen. Es entstehen deutlich ablesbare Räume
für den Aufenthalt und für den Durchgangsverkehr.
Der
Höhenunterschied zwischen Emsufer und mittlerem Platzniveau wird über eine
barrierefreie Rampenanlage überwunden, welche allerdings mehr als fließender
Weg am Hang erlebbar wird.
B.2 Konzept
02 „Klima Oasen“
Dem Konzept der KLIMA
OASEN im Bernburgpark liegt als Schwerpunkt eine den Zukunftsanforderungen einer
klimagerechten (Innen-)Stadt entsprechende Gestaltung zugrunde.
Die Klima-Oasen
basieren auf einem abwechslungsreich bespielbaren und flexibel auf verschiedene
städtische Räume übertragbaren Konzept. Es liegt der Gedanke zugrunde, die sich
stetig aufheizende Stadt durch verschiedene Eingriffe auf Mikroklima-Ebene
effektiv und nachhaltig zu kühlen. Die Idee der Bürgerinnen und Bürger, durch
Neupflanzungen von Bäumen verschattete Zonen herzustellen, wurde vom
Planungsbüro aufgegriffen und weiter verfolgt. Entstanden ist ein Konzept, dass
neben den Schattenspendern weitere Aspekte beinhaltet, die sich positiv auf das
Stadtklima auswirken.
Klima Oasen
spenden Schatten, befeuchten die Luft und sorgen durch Verdunstungskälte für
Abkühlung. Ihre Kleinteiligkeit und die variable Dimensionierung erlauben es,
in verschiedenen Anordnungen und mit unterschiedlicher Bespielung, Räume zu
besetzen und aufzuwerten. Im Bernburgpark sind die Klima Oasen eingebettet in
Grünflächen mit Bestandsgehölzen und Neupflanzungen. Dies maximiert den
Grünanteil der Parkfläche und hält gleichzeitig am Grundgedanken der Ergebnisse
der Machbarkeitsstudie fest.
Die flexible
Anordnung erlaubt es, die grundlegende Verkehrsführung beizubehalten und
dennoch fließende Übergänge zwischen Aufenthalts- und Begegnungsraum sowie
Grünflächen zu generieren.
Das Gefälle
zwischen Bernburgplatz und Emsufer wird durch einen in den Hang eingebetteten
Pfad überwunden. Auch hier findet sich das Motiv der Klima Oasen wieder. Es
sind mehrere Routen möglich, wovon die längste durch geringe Steigungen und
eingefügte Podeste barrierefrei ist.
B.3 Konzept 03 „Greenbeat“
Der GREENBEAT
legt den Schwerpunkt auf eine Parkgestaltung mit Spiel- und
Aufenthaltsangeboten, da diese Themen im Rahmen der Bürgerbeteiligung sehr
häufig benannt wurden.
Dieses
Konzept steht für den künftig grünen Herzschlag des Bernburgparks. Die markante
Wegeführung überwindet mit großer Dynamik die gegebenen Höhenunterschiede und
spielt mit sich öffnenden Räumen und Sichtbeziehungen.
Die Erhöhung
des Grünanteils ist auch in diesem Konzept die dominierende Zielsetzung.
Eine
großzügige, bepflanzte Pergola bietet schattige Plätze zum Verweilen. An ihrem
Ende liegt ein kleiner “Platz im Platz”, welcher von einem kühlenden Wasserspiel
geprägt ist. Die Grünflächen bieten sowohl Raum für Kinderspiel als auch für
zurückgezogenes Verweilen auf in den Rasen eingelassenen Sitzstufen. Der
gegebene Gehölzbestand wird in größtmöglichem Umfang erhalten und an den
erforderlichen Stellen um Neupflanzungen ergänzt.
Auch im
Zugang zum Emsufer spiegelt sich das Thema Leben und Erleben wieder. Über eine
Hangrutsche vom seitlichen Bereich der Brücke kann der Weg auf spielerische und
aufregende Weise abgekürzt werden.
C Weiteres Vorgehen
Aktuell ist
geplant, im November eine öffentliche Bürgerwerkstatt durchzuführen, in der die
Varianten des Fachbüros vorgestellt und gemeinsam mit den Bürgern diskutiert
werden. Gemeinsam mit den Büros wird zurzeit ein Beteiligungskonzept
entwickelt, sodass eine fach- und sachgerechte Beteiligung der
Öffentlichkeit sichergestellt ist und die aktuellen Maßnahmen bezüglich der
Corona-Pandemie eingehalten werden können.
Anschließend
werden sowohl die Varianten als auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im Bauausschuss
als zuständigem Fachausschuss für das Projekt vorgestellt und erörtert.
Ergebnisse aus begleitenden Fachgesprächen werden – soweit erforderlich –
ebenfalls eingebunden.
Die Gesamtheit der
in diesem Arbeitsschritt ermittelten Ergebnisse wird dann vom Büro in
Abstimmung mit der Stadtverwaltung ausgewertet, mit dem Ziel, eine
Entwurfsplanung für die Entwicklung des Bereiches um den Bernburgplatz zu
erarbeiten, die der Gesamtheit der geäußerten Bürgeranregungen am meisten
entspricht und die dem Bauausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt wird.
D Auswirkungen auf die Belange des
kommunalen Klimaschutzes
Die drei
vorgestellten Konzepte wirken sich durch die Entsiegelung der Flächen sowie
durch die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und –strukturen positiv auf
den kommunalen Klimaschutz aus. Besonders der Konzeptansatz zum Thema
Klimaoasen legt einen besonderen Wert auf das innerstädtische Mikroklima.
Anlage:
Konzeptübersicht