Betreff
Umsetzung Rahmenplan Innenstadt - Maßnahme A6: Gestaltung des Bernburgplatzes (5941-006)
Vorlage
394/20
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

Der Bauausschuss nimmt die durch das Büro GREENBOX erstellten Varianten der Vorplanung zur Maßnahme „Gestaltung des Bernburgplatzes und des Grünbereiches sowie Öffnung zur Ems“ zur Kenntnis. Diese werden in der zweiten Stufe der Bürgerbeteiligung zur Freiraumplanung öffentlich vorgestellt und erörtert, die Ergebnisse werden dem Bauausschuss vorgestellt.

 


Begründung:

 

A       Grundlagen und Hintergründe

 

Die „Gestaltung des Bernburgplatzes und des Grünbereiches sowie die Öffnung zur Ems“ ist eine Maßnahme im Handlungsfeld A „Besondere Orte in der Innenstadt“ des Rahmenplanes Innenstadt von 2014.

 

Die mit dem Bereich verbundenen strukturellen Fragestellungen und sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten und –grenzen sind in Rheine bereits seit Jahren ein kontrovers diskutiertes Thema.

 

Der Bauausschuss der Stadt Rheine hat in 2017 (Vorlage Nr. 142/17) beschlossen, für den Bereich des Bernburgplatzes die Erstellung einer Entwicklungsstudie zur Ermittlung von Szenarien möglicher Nutzungs- und Gestaltungsperspektiven zu beauftragen. Daraufhin wurde  ein Prozess eingeleitet, in dem bereits mehrere Arbeits- und Entwicklungsschritte erarbeitet wurden. Das Büro sds_utku aus Bochum wurde nach Beschluss (Vorlage Nr. 222/17) beauftragt und bearbeitete gemeinsam mit dem Büro dtp Landschaftsarchitekten GmbH aus Essen in enger Abstimmung mit der Stadt Rheine die bisherigen zwei Ausarbeitungsstufen.

 

In der ersten Ausarbeitungsstufe wurde unter Einbeziehung von Bürgern und Experten eine Entwicklungsstudie erarbeitet, bei der zunächst die vorhandenen Strukturen erfasst und bewertet und anschließend drei mögliche Optionen einer Entwicklung konzipiert wurden.

 

In einer Machbarkeitsstudie als zweiter Ausarbeitungsstufe hat das Büro STADTGUUT (Neufirmierung des Büros sds_utku) in Kooperation mit dtp  und dem Bochumer Verkehrsplaner Ambrosius Blanke zwei der drei Optionen der Entwicklungsstudie weiter konkretisiert, Stärken und Schwächen herausgearbeitet und deren Machbarkeiten überprüft. Daraus resultierend wurde als Synthese der beiden Konzepte die Vorschlagsoption „Bernburgpark“ entwickelt. Diese vereint und betont die Chancen und Stärken beider Optionen. Baum- und Grünstrukturen werden weitgehend erhalten, der zentrale Bereich wird belebt, durch eine Bebauung an der Ostseite wird der Bereich räumlich gefasst, Schwächen und Risiken, besonders hinsichtlich Versiegelung und Erschließungsaufwand, werden minimiert. Dieses Konzept soll gemäß dem Beschluss des Bauausschusses vom 12.09.2019 (Vorlage Nr. 304/19) Grundlage für den Einstieg in die weitere Entwicklung sein.

 

Im März 2020 wurde das Büro GREENBOX, Köln, mit der Entwicklung einer Entwurfsplanung beauftragt. Unterstützt wird das Büro GREENBOX durch das Büro Reicher Haase Assoziierte, Dortmund, die hauptsächlich die Vorbereitung und Durchführung der Bürgerbeteiligungen bearbeiten werden.

Aufgrund der aktuellen Situation bezüglich der Corona-Pandemie war die Durchführung einer Bürgerwerkstatt in der Stadthalle nicht möglich. Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie wurde gemeinsam mit den Büros ein alternatives Beteiligungskonzept erarbeitet, um die erste Stufe der Bürgerbeteiligung durchzuführen. Die Themenschwerpunkte lagen in den Bereichen „Begrünung“, „Mobiliar und Spielelemente“ sowie „Veranstaltungen“.

Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und ihre Dokumentation sind gemäß Beschluss des Bauausschusses vom 17.09.2020 (Vorlage Nr. 327/29) Bestandteil des Inputs für den weiteren Entwicklungsprozess rund um den Bernburgpark.

 

B       Varianten der Vorplanung

 

Basierend auf der Option „Bernburgpark“ aus der Machbarkeitsstudie sowie unter Berücksichtigung der Anregungen der Bürgerinnen und Bürger hat das Büro GREENBOX verschiedene Varianten einer Vorplanung erarbeitet.

 

B.1      Konzept 01 „Stadtlichtung Grün“

 

Der Konzeptansatz STADTLICHTUNG GRÜN basiert auf der Zielsetzung einer naturnahen Gestaltung des Bernburgparks, die sich viele Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Beteiligung gewünscht haben. Durch den Erhalt der bestehenden Baumstrukturen sowie einer Ergänzung durch Neupflanzungen werden die Grünbereiche umsäumt und die Wegebeziehungen eindeutig abgegrenzt.

Er verfolgt den Ansatz einer Maximierung des Grünflächenanteils im künftigen Bernburgpark. Das Grundkonzept der Verkehrsführung als eines der Ergebnisse aus der Machbarkeitsstudie bleibt erhalten.

Insgesamt drei große Grünflächen rahmen den Transitraum zwischen Humboldtplatz und Dionysiusbrücke. Die größte dieser Grünflächen erhält einen Saum aus erhaltenen Bestandsgehölzen und ergänzenden Neupflanzungen.

Die Topographie des Ortes wird geschickt verwendet, um eine Treppenanlage aus in die Grünfläche eingelassenen Stufen wie selbstverständlich zu integrieren. Die Lichtung in der Mitte der Grünfläche ist bewusst von Möblierung und Spielgeräten freigehalten. Die Randbereiche unter den aufgeasteten Gehölzen bieten jedoch Raum für Spiel und Aufenthalt.

Übergangsbereiche mit Splittbelag zwischen Grün- und Verkehrsflächen sorgen für eine klare Aufteilung der Räume und Nutzungszonen. Es entstehen deutlich ablesbare Räume für den Aufenthalt und für den Durchgangsverkehr.

Der Höhenunterschied zwischen Emsufer und mittlerem Platzniveau wird über eine barrierefreie Rampenanlage überwunden, welche allerdings mehr als fließender Weg am Hang erlebbar wird.

 

B.2      Konzept 02 „Klima Oasen“

 

Dem Konzept der KLIMA OASEN im Bernburgpark liegt als Schwerpunkt eine den Zukunftsanforderungen einer klimagerechten (Innen-)Stadt entsprechende Gestaltung zugrunde.

Die Klima-Oasen basieren auf einem abwechslungsreich bespielbaren und flexibel auf verschiedene städtische Räume übertragbaren Konzept. Es liegt der Gedanke zugrunde, die sich stetig aufheizende Stadt durch verschiedene Eingriffe auf Mikroklima-Ebene effektiv und nachhaltig zu kühlen. Die Idee der Bürgerinnen und Bürger, durch Neupflanzungen von Bäumen verschattete Zonen herzustellen, wurde vom Planungsbüro aufgegriffen und weiter verfolgt. Entstanden ist ein Konzept, dass neben den Schattenspendern weitere Aspekte beinhaltet, die sich positiv auf das Stadtklima auswirken.

Klima Oasen spenden Schatten, befeuchten die Luft und sorgen durch Verdunstungskälte für Abkühlung. Ihre Kleinteiligkeit und die variable Dimensionierung erlauben es, in verschiedenen Anordnungen und mit unterschiedlicher Bespielung, Räume zu besetzen und aufzuwerten. Im Bernburgpark sind die Klima Oasen eingebettet in Grünflächen mit Bestandsgehölzen und Neupflanzungen. Dies maximiert den Grünanteil der Parkfläche und hält gleichzeitig am Grundgedanken der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie fest.

Die flexible Anordnung erlaubt es, die grundlegende Verkehrsführung beizubehalten und dennoch fließende Übergänge zwischen Aufenthalts- und Begegnungsraum sowie Grünflächen zu generieren.

Das Gefälle zwischen Bernburgplatz und Emsufer wird durch einen in den Hang eingebetteten Pfad überwunden. Auch hier findet sich das Motiv der Klima Oasen wieder. Es sind mehrere Routen möglich, wovon die längste durch geringe Steigungen und eingefügte Podeste barrierefrei ist.

 

B.3      Konzept 03 „Greenbeat“

 

Der GREENBEAT legt den Schwerpunkt auf eine Parkgestaltung mit Spiel- und Aufenthaltsangeboten, da diese Themen im Rahmen der Bürgerbeteiligung sehr häufig benannt wurden.

Dieses Konzept steht für den künftig grünen Herzschlag des Bernburgparks. Die markante Wegeführung überwindet mit großer Dynamik die gegebenen Höhenunterschiede und spielt mit sich öffnenden Räumen und Sichtbeziehungen.

Die Erhöhung des Grünanteils ist auch in diesem Konzept die dominierende Zielsetzung.

Eine großzügige, bepflanzte Pergola bietet schattige Plätze zum Verweilen. An ihrem Ende liegt ein kleiner “Platz im Platz”, welcher von einem kühlenden Wasserspiel geprägt ist. Die Grünflächen bieten sowohl Raum für Kinderspiel als auch für zurückgezogenes Verweilen auf in den Rasen eingelassenen Sitzstufen. Der gegebene Gehölzbestand wird in größtmöglichem Umfang erhalten und an den erforderlichen Stellen um Neupflanzungen ergänzt.

Auch im Zugang zum Emsufer spiegelt sich das Thema Leben und Erleben wieder. Über eine Hangrutsche vom seitlichen Bereich der Brücke kann der Weg auf spielerische und aufregende Weise abgekürzt werden.

 

 

C       Weiteres Vorgehen

 

Aktuell ist geplant, im November eine öffentliche Bürgerwerkstatt durchzuführen, in der die Varianten des Fachbüros vorgestellt und gemeinsam mit den Bürgern diskutiert werden. Gemeinsam mit den Büros wird zurzeit ein Beteiligungskonzept entwickelt, sodass eine fach- und sachgerechte Beteiligung der Öffentlichkeit sichergestellt ist und die aktuellen Maßnahmen bezüglich der Corona-Pandemie eingehalten werden können.

 

Anschließend werden sowohl die Varianten als auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im Bauausschuss als zuständigem Fachausschuss für das Projekt vorgestellt und erörtert.  Ergebnisse aus begleitenden Fachgesprächen werden – soweit erforderlich – ebenfalls eingebunden.

 

Die Gesamtheit der in diesem Arbeitsschritt ermittelten Ergebnisse wird dann vom Büro in Abstimmung mit der Stadtverwaltung ausgewertet, mit dem Ziel, eine Entwurfsplanung für die Entwicklung des Bereiches um den Bernburgplatz zu erarbeiten, die der Gesamtheit der geäußerten Bürgeranregungen am meisten entspricht und die dem Bauausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt wird.

 

D       Auswirkungen auf die Belange des kommunalen Klimaschutzes

 

Die drei vorgestellten Konzepte wirken sich durch die Entsiegelung der Flächen sowie durch die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und –strukturen positiv auf den kommunalen Klimaschutz aus. Besonders der Konzeptansatz zum Thema Klimaoasen legt einen besonderen Wert auf das innerstädtische Mikroklima.

 

 


Anlage:

 

Konzeptübersicht