Betreff
Riga Symposium 2022
Vorlage
414/20
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

1.      Der Rat nimmt die Ausführungen zum Beitritt der Stadt Rheine in das Riga- Komitee zur Kenntnis.

2.      Der Rat nimmt zur Kenntnis, dass die Stadt Rheine im Jahr 2022 plant, Ausrichter des Riga- Symposiums zu werden.

 


Begründung:

 

Das Riga-Komitee wurde am 23.05.2000 in Berlin gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Städte Berlin, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Kassel, Köln, Leipzig, Münster, Nürnberg (mit Bamberg, Bayreuth, Coburg, Fürth, Würzburg), Osnabrück und Stuttgart.

Das Deutsche Riga-Komitee möchte an die über 250 000 jüdischen Bürger und Bürgerinnen erinnern, die in den Jahren von 1941 bis 1942 aus ihren Städten nach Riga deportiert wurden. Die meisten von ihnen wurden im Wald von Bikernieki ermordet. Außerdem möchte das Riga- Komitee auch den mehr als 26 000 lettischen jüdischen Opfern des Rigas Ghetto gedenken. Diese wurden am „Rigaer Blutsonntag“ und in den Tagen danach in Rumbula ermordet.

 

Die Projektgruppe „Rheine ohne Rassismus – Rheine mit Courage“ hat am 19. November 2013 einen Antrag auf Mitgliedschaft der Stadt Rheine im Deutschen Riga-Komitee gestellt. Über den Antrag wurden folgende Ausschüsse informiert:

 

§  Jugendhilfeausschuss: 30. Januar 2014

§  Integrationsrat: 25. Februar 2014

§  Sozialausschuss: 2. April 2014

 

Drei Jugendliche aus Rheine haben in der Zeit vom 22.07. – 06.08.2014 an einem Workcamp in Riga, organisiert vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, teilgenommen. Im Rahmen des Workshops haben sich junge Menschen aus Deutschland und Lettland inhaltlich mit den Themen Krieg und Friedensarbeit auseinandergesetzt. Auch wurden Pflegearbeiten bei den Gräbern der Gedenkstätte Bikernieki vorgenommen, weitere Gedenkstätten besucht (Rumbula, Salaspils, ehemaliges Ghetto und jüd. Friedhof) und die internationale Jugendbegegnung gefördert.

 

Die Jugendlichen aus Rheine haben durch Kontakte in Riga und durch die Dokumentation der Fahrt eine Grundlage für die Zukunft für selbst organisierte Gedenkstättenfahrten gelegt.

Ferner haben die Jugendlichen einen Film über das Workcamp in Riga zusammengestellt, um die Erfahrungen verschiedenen Gruppen (Schüler(innen), Lehrer(innen), Ratsmitgliedern, etc.) in Rheine zu präsentieren und das Interesse zwecks Teilnahme an einer Bildungsfahrt zu fördern.

 

Der Rat hat am 16.12.2014 (Vorlage 469/14) beschlossen, dem Riga-Komitee beizutreten. Am 27.01.2015, dem Shoa-Gedenktag, hat eine Beurkundungsfeier durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und das Deutsche Riga-Komitee stattgefunden. In den folgenden Sommerferien fand eine Jugendbildungsfahrt nach Riga statt, organisiert vom Stadtjugendring und dem Jugendamt, bei der unter anderem die offizielle Gedenksteinniederlegung in Bikernieki erfolgt ist.

 

Seitdem finden, unter der Federführung des Jugend- und Familiendienstes, des Jugendamtes und des Stadtjugendrings, diese Bildungsfahrten in einem zweijährigen Rhythmus statt. Jungen Leuten soll die Gelegenheit geboten werden, sich mit der Geschichte der ehemaligen jüdischen Bürger/innen aus Rheine, ihrer Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung auseinanderzusetzen, um nachhaltig weitere Gedenkstättenfahrten zu organisieren.

Dieser konkrete Bezug zur Stadt Rheine ist eine Besonderheit dieses Bildungsangebotes. Mit diesem Angebot ist die Stadt Rheine dem Titel „Stadt ohne Rassismus – Stadt mit Courage“ eine nachhaltige Verpflichtung eingegangen. Dadurch werden junge Menschen motiviert, sich mit Werten wie Demokratie, Toleranz und Zivilcourage zu bekennen und sich gegen Rassismus und Extremismus aktiv einzusetzen.

 

In den Folgejahren, 2017 und 2019, haben weitere Jugendbildungsfahrten nach Riga stattgefunden.

Im Jahr 2019 wurde das Thema „Jugendbegegnung vor Ort“ noch etwas mehr in den Fokus genommen, um sich mit jungen Leuten aus Lettland über die gegenseitige Geschichte auszutauschen. Aufgrund der Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 leider kein Gegenbesuch stattgefunden, dies ist aber weiterhin in Planung, um die begonnene Beziehung und Projekte stetig weiterzuentwickeln.

 

Im Jahr 2017 wurde die Fahrt außerdem von einem Jugendlichen mit einer Videokamera begleitet und es wurde ein beeindruckender Film entwickelt, unter anderem mit Ausschnitten von dem Historiker Herrn Margers Vestermanis, einem Zeitzeugen, der das Museum in Riga „Juden in Lettland“ aufgebaut hat.

 

Die Stadt Rheine ist weiterhin bemüht, die Beziehungen zu Riga und die Gedenkkultur, gerade im Bereich der Jugendarbeit, zu intensivieren. Diese Arbeit gelingt nur in einem Netzwerk, bestehend aus verschiedenen Akteuren, die sich im Laufe der letzten Jahre haupt- oder ehrenamtlich engagiert haben. Hinzu kommen weitere Träger in der Projektarbeit rund um das Thema „Rheine ohne Rassismus – Rheine mit Courage“, wie z.B. die Caritas Jugendberatungsstelle oder das Ev. Jugendzentrum Jakobi sowie der AK „Gedenken und Erinnern“ der Stadt Rheine. Um eine gelungene und konstante Arbeit in diesem wichtigen Bereich zu gewährleisten, ist ein multiprofessionelles und engagiertes Netzwerk von größter Bedeutung.

 

Dieses Netzwerk könnte und sollte für das geplante Riga-Symposium 2022 in Rheine in die Planungen und Durchführungen miteinbezogen werden.