Beschlussvorschlag/Empfehlung:
I.
Der Bau-
und Mobilitätsausschuss der Stadt Rheine nimmt die Ausführungen zur Entwicklung
eines Kommunalen Modularen Mobilitätskonzeptes KOMM Rheine zur Kenntnis. Die
Verwaltung wird beauftragt, das Prinzip des modularen Mobilitätskonzeptes
weiterzuentwickeln und anzuwenden.
II.
Der Bau-
und Mobilitätsausschuss der Stadt Rheine beschließt, als mittelfristige
Zielvorgabe bis zum Jahr 2030 einen Verkehrsanteil des Umweltverbundes
(Radverkehr, Fußverkehr und ÖPNV) von 60 % anzustreben. Wobei der Radverkehr
hierbei einen Anteil von 40% hat.
Begründung:
Entwicklung eines
modular aufgebauten Verkehrsentwicklungskonzeptes KOMM Rheine
Anstelle des derzeit gültigen Verkehrsentwicklungsplans aus dem Jahr 1998 soll das Kommunale Modulare Mobilitätskonzept KOMM Rheine treten. In das integrierte Mobilitätskonzept KOMM sollen aktualisierte Maßnahmen bereits erstellter Konzepte einfließen und Hinweise und Maßnahmenvorschläge zu aktuellen Mobilitätsbetrachtungen aufgenommen werden. Darüber hinaus soll das neue Mobilitätskonzept KOMM sicherstellen, dass das Verfahren als dauerhaft fortlaufender Prozess mit hoher Umsetzungsrelevanz angelegt wird.
Viele Konzepte und Planungen in der Stadt Rheine konkretisieren die angestrebte „Mobilitätswende“. Sie berücksichtigen städtebauliche Planungen, wie den Rahmenplan Innenstadt oder das Innovationsquartier am Bahnhof Rheine sowie fachlich relevante Planungen und Konzepte, wie das Parkraumkonzept für Fahrräder in der Innenstadt oder das unter Mitwirkung zahlreicher Bürger/-innen erstellte Radverkehrskonzept. Ebenso beeinflussen Maßnahmen wie die neue Radabstellanlage am Bahnhof West und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen und Konzepte wie die erweiterte Freigabe der Fußgängerzone für Radfahrer, sowie die langfristig geplante Durchführung der Kampagne „STADTRADELN“ das Mobilitätsverhalten der Rheinenser Bevölkerung.
Um jedoch einen durchschlagenden und nachhaltigen Wandel zur Reduzierung der Treibhausgase im Mobilitätssektor zu erreichen, muss das nachhaltige Mobilitätskonzept KOMM insbesondere noch Lösungsansätze im Zusammenhang mit dem motorisierten Individualverkehr, z.B. im Kontext der Aufteilung des Straßenraumes betrachten, der Einrichtung von Tempo 30 Zonen, der Organisation und Festlegung von Parkplätzen oder weiterer Querschnittsthemen wie der Einrichtung von Fahrradstraßen oder der Aufgliederung des Straßennetzes.
Darstellung geplante KOMM Struktur Rheine
Die nachhaltige
Mobilitätsentwicklung stellt für die Stadt Rheine einen wichtigen Baustein zur
Verbesserung der Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger und für die
Erhöhung der Attraktivität als Lebens- und Wirtschaftsstandort dar. Das modular
angelegte Konzept KOMM berücksichtigt die wesentlichen Verkehrsträger und
Handlungsebenen, die die Grundlage für eine nachhaltige kommunale Mobilitätsentwicklung
bilden. In der obigen Darstellung wurden diese Bereiche und Handlungsebenen
exemplarisch benannt.
Die
kontinuierliche und transparente Umsetzung des modularen Konzeptes wird
ermöglicht durch die Etablierung eines kommunalen Mobilitätsmanagement welches
die Ziele und Aufgaben sowie die Organisations- und Arbeitsstruktur des
Umsetzungsprozesses begleitet, koordiniert, strukturiert und leitet. Der
strategische Ansatz des Mobilitätsmanagement hat die Aufgabe, das Planen und
Handeln der für Mobilität und Verkehr zuständigen Fachgebiete der Stadt Rheine
mit dem Ziel zu koordinieren, für die Verkehrsteilnehmer und Verkehrserzeuger
nachhaltige Mobilitätsangebote sowie verkehrssparende Raumstrukturen zu
schaffen. Dies erfordert einen andauernden fachbereichsübergreifenden
Abstimmungs- und Entscheidungsprozess, in dem Maßnahmen aus den Bereichen der
Verkehrsplanung, des Bau- und Planungsrechts, der Informations- und
Kommunikationstechnologie, der Öffentlichkeitsarbeit und des Bürgerdialoges zu
einer Gesamtstrategie zusammengeführt und realisiert werden. Der modulare
Aufbau ermöglicht eine bedarfsgerechte Überarbeitung der Bausteine in denen
Änderungsbedarf bestehen, ohne dass gleich ein komplettes Konzept erneuert und
überarbeitet werden muss.
Berücksichtigung von Partizipationsprozessen
Einen elementaren
und unverzichtbaren Ansatz bei der Erstellung von nachhaltigen
Mobilitätskonzepten wie dem KOMM, stellen Bürgerbeteiligungsprozesse dar. Für
Rheine, kann hierbei auf zahlreiche Ergebnisse einer ganzen Reihe bereits
durchgeführter und zum Teil etablierter Konzepte, Projekte und
Bürgerbeteiligungsprozesse zurückgegriffen werden.
Insbesondere zu nennen ist hier der Strategieprozess „Unser Rheine 2030“. Im Vorfeld
des durchgeführten Bürgerforums wurde bewusst entschieden, neben den Zukunftsthemen
Wohnen, Bildung, Arbeit und Wirtschaft sowie Freizeit-Kultur-Sport
auch das breite
Themenspektrum Mobilität aufzunehmen
– um dieses ganzheitlich betrachten zu können und nicht bereits im Ansatz auf
spezifische Verkehrsthemen wie beispielsweise Radverkehr, den ÖPNV oder das Kfz
einzugrenzen. Dass das Thema Mobilität zu Recht als eines der Hauptthemen in
dem Strategieprozess behandelt wurde, zeigten nicht zuletzt die vielfältigen
Reaktionen und die mit Abstand meisten Vorschläge aus der Online-Beteiligung.
Mobilitätsbetrachtungen
im Zusammenhang mit dem motorisierten Individualverkehr
Für den Gesamtbereich MIV / Straßennetz müssen noch Betrachtungen
z.B. im Hinblick auf die Gestaltung des Straßenraumes, der Klassifizierung des
Straßennetzes, der Einrichtung von Fahrradstraßen, der Einrichtung von Tempo 30
Zonen etc. durchgeführt werden.
Diese Erhebungen sind bis zum Sommer 2021 unter anderem von
externen Planungsbüros vorzunehmen. (Verweis auf Vorlagen 529/20 und 545/20)
Eine klare Vision mit Zielen und messbaren Größen
Ziel des modular
aufgebauten Mobilitätskonzepts KOMM ist es, eine sowohl kurz- als auch mittel-
bis langfristig wirkende und integriert angelegte Strategie zur Steuerung des
Mobilitätsverhaltens und des Verkehrs in der Stadt Rheine zu formulieren.
Unabdingbare Voraussetzung und elementare Grundlage für ein nachhaltig
orientiertes Verkehrsentwicklungskonzept ist dabei die Formulierung einer
klaren Zielkonzeption mit messbaren Größen.
Die Verwaltung der
Stadt Rheine hält den Indikator des Modal Split für ein geeignetes Instrument,
um die erforderliche Zielvorgabe eines integrierten Mobilitätskonzepts KOMM zu
beschreiben sowie nachvollziehbar messen und nachhalten zu können.
Bezüglich der
Formulierung einer Zielvorgabe schlägt die Verwaltung vor, als mittelfristiges
Ziel bis zum Jahr 2030 einen Verkehrsanteil des Umweltverbundes (Radverkehr,
Fußverkehr und ÖPNV) von 60 % anzustreben. Wobei der Radverkehr hierbei einen
Anteil von 40% hat.
Zielvorgabe
realistisch?
Wie realistisch ist eine solche Zielvorgabe? Kann dem „motorisierten Kurzstreckenverkehr“ in der Stadt Rheine damit wirksam begegnet werden, oder ist es lediglich eine (zu) optimistische Annahme?
Nicht, wenn man bedenkt, dass 55% aller Fahrten in Rheine zurzeit mit dem Auto zurückgelegt werden und rund 50 Prozent dieser Autofahrten kürzer als fünf Kilometer sind.[1] Eine Distanz also, die sich in einer attraktiv gestalteten, bewegungsaktivierenden Infrastruktur mit Freude absolvieren lässt. Fahrradfahren ist schnell, gesund, umweltfreundlich, klimaschonend, günstig, angesagt und förderungswürdig. Bis zu 30 % der Autofahrten können nach Angaben des Umweltbundesamtes durch das Fahrrad ersetzt werden.[2]
Vorschlag zur Organisationsstruktur des KOMM
Alle Bausteine des
kommunalen modularen Mobilitätskonzeptes KOMM bedürfen der entsprechenden
Beschlussfassung in den jeweils zuständigen politischen Gremien. Dazu sollten
Modulbezogen neben den verwaltungsinternen Arbeitsgruppen und
Bürgerbeteiligungsformaten auch interfraktionelle Arbeitsgruppe oder gemeinsame
Formate eingerichtet werden.
Besondere
Personenkreise wie z.B. Senioren- und Behindertenbeirat, Vertreter von Schulen,
ADFC, o.ä. werden ebenfalls bedarfsgerecht mit einbezogen.
Maßnahmen- und Handlungskonzept
Das modular
aufgebaute Mobilitätskonzepts KOMM zählt
als langfristige und strategische Verkehrsplanung zu den informellen Planungen
für die es keine rechtliche Verpflichtung gibt. Als nachhaltig orientiertes
Zielsystem, birgt die Entwicklung von KOMM jedoch den Vorteil, dass
verkehrstechnische Konzepte, Maßnahmenbündel und Einzelmaßnahmen für die Stadt
daraus abgeleitet werden und zu einer kontinuierlichen und zielgerichteten
Verbesserung der Stadt Rheine als gesunde Stadt mit hoher Lebens- und
Bewegungsqualität führen.
Auswirkungen auf
den kommunalen Klimaschutz
Die Erstellung eines Kommunalen Modularen
Mobilitätskonzeptes, welches als strategischer Rahmen sowie als Maßgabe für
eine nachhaltige Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung in den kommenden Jahren
dienen soll, stellt eine grundsätzliche und maßgebliche Förderung des
Radverkehrs und mithin des Klimaschutzes dar. Der mit Erstellung eines
nachhaltigen Mobilitätskonzeptes einhergehende Perspektivwandel in der
Ausgestaltung der Infrastruktur unterstützt die Klimaschutzziele der Stadt
Rheine nachhaltig.
[1]
Quelle: Umweltbundesamt https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/radverkehr#vorteile-des-fahrradfahrens, aufgerufen am 19.11.2020
[2] ebenda