Betreff
Städtische Museen - Bericht 2020, Planungen 2021
Vorlage
053/21
Aktenzeichen
0603
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

Der Haupt-, Digital- und Finanzausschuss nimmt den Bericht der Städtischen Museen für das Jahr 2020 zur Kenntnis und stimmt den Planungen für 2021 zu.

 


Begründung:

 

Bericht 2020

Das Jahr 2020 zeigt, welch großen Stellenwert die Museumsarbeit „hinter den Kulissen“ hat. Trotz zweier „Lockdowns“ mit Schließung aller Kultureinrichtungen konnte die Bearbeitung musealer Fachaufgaben kontinuierlich fortgesetzt werden.

 

Ausstellung „Bürgersinn & Seelenheil. Der Kirchenschatz von St. Dionysius in Rheine“

Im Mittelpunkt stand die Vorbereitung des großen Ausstellungsprojektes „Bürgersinn und Seelenheil. Der Kirchenschatz von St. Dionysius“ zum 500jährigen Jubiläum der Stadtkirche von Rheine. Sie wurde  - nach einer pandemiebedingten Verschiebung – am 31. August 2020 eröffnet. Trotz leider notwendiger Einschränkungen (keine Gruppenbesuche, keine Veranstaltungen, Museumsbesuch mit Terminvereinbarung, Registrierung und Mund- Nasenbedeckung) war die Resonanz der einzelnen Besucherinnen und Besucher auf diese Ausstellung geradezu überwältigend positiv.

„Wissenschaftliche Tiefenbohrungen, ein reich bebilderter Katalog, Exponate aus dem Kirchenschatz und eine zeitgenössische Begegnung mit sich selbst im Gotteshaus - ein ambitioniertes Vorhaben mündet in ein rundum spannendes und erkenntnisreiches Erlebnis", so fasste der Kuratoriumsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung, Karl Dittmar anlässlich der Eröffnungsveranstaltung in der Stadtkirche zusammen, warum sich die Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) engagiert hat.

Mit Hilfe der Museumsstiftung Rheine konnten neben der LWL-Kulturstiftung auch zahlreiche weitere öffentliche und private Förderer sowie Partner für das Projekt gewonnen werden: die Gesellschaft zur Förderung gemeinnütziger Zwecke im Kreis Steinfurt, die VR-Bank Kreis Steinfurt, die Stadtwerke Rheine, das Theater Münster, die DKM-Bank in Münster, die Gesellschaft für westfälische Kulturarbeit, das Institut für religiöse Volkskunde e. V., das Bischöfliche Generalvikariat sowie Dr. Klaus Storm und Dr. Mareike und Ilse Tacke. Sie alle unterstützen das ambitionierte Unterfangen. Erfolgreich verlief auch die Beantragung von Fördermitteln des Landes NRW für ein Digitalisierungsprojekt. An einer Medienstation können Besucher in der Ausstellung das stadtgeschichtlich wichtige „Album Rheinense“ von Carl Weddige „durchblättern“ und erhalten dazu umfangreiche Informationen. Die Medienstation wird später in die Dauerausstellung im Falkenhof Museum übernommen.

Vom 7. Juni 2020 (ursprünglicher Eröffnungstermin) – 14. Februar 2021 war die Ausstellung aufgrund der Pandemie 27 Wochen geschlossen. Sie konnte nur für neun Wochen geöffnet werden. Vom 1. September bis 31. Oktober 2020 besuchten 899 Personen die Ausstellung. Um überhaupt öffnen zu können, wurden die Zugangsmöglichkeiten beschränkt und ein ausgefeiltes Hygienekonzept entwickelt. Führungen für Schulklassen, alle Gruppenangebote und Familienprogramme, Lesungen und Konzerte waren untersagt. Nur 6 Personen pro halber Stunde betraten das Museum, das in der Woche halbtags und an Sonntagen ganztags geöffnet war. Um die Besucher auf ihrer Entdeckungsreise durch das Museum zu unterstützen und es ihnen zu ermöglichen, auf unterhaltsame Weise ihr Wissen zu vermehren, wurden Paar-Führungen entwickelt und Führungen für Kleinst-Gruppen angeboten. Für den individuellen Besuch wurde ein Ausstellungsführer erstellt, der die Highlights der Ausstellung nach Themengruppen gegliedert vorstellt.

Im zweiten „Lockdown“ wurden die Museen ab dem 1. November geschlossen. Die Schließung dauert an, zunächst bis zum 14. Februar 2021. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist ungewiss. Geplant war ursprünglich eine Laufzeit von sieben Monaten.

 

Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit in Zeiten des „Lockdown“

Auch während des „Lockdowns“ wurden neue Aktivitäten entwickelt, um die Museumsbesucher anzusprechen, Kultur zu vermitteln und die Städtischen Museen in der Öffentlichkeit zu präsentieren:

-          Beteiligung am Mitmach-Angebot der Jugendkunstschule (Kurzfilm über die Fensterbilder von Carl Murdfield)

-           Beteiligung am Stadtquiz und der digitalen Stadtführung von RTV

-          WDR-Dreharbeiten in der Salzwerkstatt für das bundesweit ausgestrahlte Verbrauchermagazin „Markt“

-          Digitale Vermittlung im Salinenpark. Vier informative Kurzfilme können über QR-Codes aufgerufen werden. Sie sind Teil des kreisweiten Projektes „Mehr Garten – mehr Erlebnis. „Projektträger ist der „Verein Gärten und Parks im Kreis Steinfurt“. Die Inhalte und die Umsetzung vor Ort lieferten die Städtischen Museen.

-          Beitritt der Städtischen Museen zum neu gegründeten Museumsverband Nordrhein-Westfalen (Nachfolge-Organisation des Westfälischen Museumsbundes)

 

Museumspädagogische Aktionen „offline“

Auch während der Museumsschließung kann am Treppenturm des Falkenhofes von außen ein 28 Quadratmeter großes Fensterbild betrachtet werden. Es zeigt, wie im Mittelalter der Bau gotischer Kirchen funktionierte und welche Handwerker daran beteiligt waren. Vorlage ist eine Miniatur aus einer mittelalterlichen Handschrift. Das Fensterbild wird jeden Abend bis 20 Uhr beleuchtet und entfaltet so eine besondere Wirkung. Zu Weihnachten verteilten die Städtischen Museen erstmals über eine Prospektbox Informationen zum Fensterbild sowie Materialien zum selbst Gestalten einer Karte mit typischer Rankenmalerei.

Ende Januar wurde von der Museumspädagogin Alexandra Dolezych eine ganze Kreativmappe für Kinder erstellt, die sich mit dem Fensterbild beschäftigt. Kinder erhalten ein Rätsel und können ein eigenes gotisches Fenster, ein Landschaftsbild, eine Initiale und eine Pop-Up-Karte selbst gestalten. Als hätten Eltern und Großeltern auf eine solche Aktion gewartet gingen sofort nach Veröffentlichung Bestellungen per E-Mail und telefonisch ein. Bis zum ersten Wochenende wurden bereits 80 Mappen nachgefragt. Sie werden von den Städtischen Museen per Post nach Hause geschickt. Zusätzlich meldeten die Wohngruppe eines Kinderheimes und eine Grundschule aus Rheine ihr Interesse an.

 

Museumsmagazin

Museen sammeln und bewahren Kulturgut für künftige Generationen. In ihren Magazinen befinden sich meist weitaus mehr Museumsobjekte als in den Ausstellungsräumen – so auch in Rheine. Der Neubau eines Magazins für die Museen und das Stadtarchiv(2021-2023) bietet die einmalige Chance, alle vorhandenen Lagerungsprobleme (fehlende Zugänglichkeit, fehlende Auffindbarkeit, mangelhafte Lagerbedingungen, bereits eingetretene Schädigungen von Objekten) nun beheben zu können.

Voraussetzung ist eine genaue Planung des Baukörpers, insbesondere des Volumens, des Zuschnitts und der Ausstattung der Räume sowie der „Klimazonen“ innerhalb des Magazins. Erforderlich für eine solche Planung ist, dass das Museum den Architekten genaue Informationen über den gesamten zu lagernden Objektbestand zur Verfügung stellt. Daher wurde im September 2020 begonnen, die Magazinbestände mit zeitgemäßen Methoden zu inventarisieren. Benötigt wird eine Erstinventarisierung mit der Datenbank MuseumPlus und eine körperliche Inaugenscheinnahme der Kunstwerke und Objekte. Im weiteren Verlauf  können auf dieser Basis Kubaturen ermittelt, Zustände festgehalten, notwendige Restaurierungen festgestellt werden, weitere Daten eingepflegt werden usw. Nach Beschaffung der benötigten Hard- und Software wurde ein Testlauf initiiert. Übertragen wurden rund 350 Karteikarten aus den 70er und 80er Jahren zum Bestand „Malerei“. Dieser Test verlief erfolgreich.

 

Veröffentlichungen

Mechthild Beilmann-Schöner, Thomas Fusenig, unter Mitwirkung von Michelle Adam (Hg.): Bürgersinn & Seelenheil. Der Kirchenschatz von St. Dionysius. Oppenheim am Rheine 2020. (Beiträge von 20 Autoren, 525 Seiten, erschienen im Nünnerich-Asmus-Verlag)

Michelle Adam: Ausstellungsführer „Bürgersinn &Seelenheil“. Rheine 2020

Thomas Fusenig und Lothar Kurz: Rheine um 1665 – in einer wenig bekannten Zeichnung von Frederick de Moucheron. In: Rheine – gestern, heute, morgen , 84. Ausgabe, 2/2020, S.42 – 55

Christiane Kerrutt: „Carl Weddige“  und „Carl Murdfield“. In: Künstlerinnen und Künstler in Westfalen. Hg. von Ulrike Gilhaus und Ute Christina Koch. Münster 2020, S. 138-139, 216-217

 

Fördermittel

83.000 € für die Ausstellung „Bürgersinn und Seelenheil“

17.600 € für die Medienstation zum „Album Rheinense“ von Carl Weddige

 

 

 

Planung 2021

 

Verlängerung der Ausstellung „Bürgersinn & Seelenheil“

Die Verwaltung möchte die Ausstellung verlängern, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Budget realisierbar ist eine Verlängerung von 5 Monaten. Denkbar wäre somit eine Laufzeit vom 1. März – 1. August 2021. Sollten die Museen am 14. Februar noch nicht wieder geöffnet werden können, müsste die Verlängerung als Gesamtpaket in Richtung Herbst verschoben werden. Die Corona-Maßnahmen haben sich nach dem ersten Lockdown bewährt und könnten in Abstimmung mit den dann geltenden Corona-Schutzbedingungen auch in der Verlängerung umgesetzt werden. Um möglichst breite Kreise für die Wiedereröffnung zu interessieren, ist geplant, sie zusätzlich zu den klassischen Maßnahmen (Presse, Einladung, Flyer) mit einem digitalen Video zu bewerben.“  

 

Jubiläum 25 Jahre Museum Kloster Bentlage

Am 26. April 2021 jährt sich die Eröffnung des Museums Kloster Bentlage zum 25. Mal. Die Stadt Rheine und das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kultur möchten dieses Jubiläum gemeinsam feiern. Im Museum Kloster Bentlage sind die einzigartige Sammlung der Stadt Rheine zur Klostergeschichte der Kreuzherren und die „Westfälische Galerie“, eine Dependance des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kultur, unter einem Dach vereint. Coronabedingt soll das Jubiläum im Herbst gefeiert werden. Angedacht ist ein Festakt mit einem Tag der offenen Tür und einem attraktiven Programm, mit dem sich die Partner in Bentlage der Öffentlichkeit präsentieren. Ein Termin für die Präsentation der Ausstellung „Kirchner, Macke, Morgner. Graphische Meisterblätter aus der Sammlung des LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster“ wurde noch offen gelassen. Angestrebt wird, sie zum Jubiläum zu zeigen. Wenn Corona die Taktung der Wanderausstellung verzögert, wird sie zu einem späteren Zeitpunkt das Bentlage-Publikum erfreuen. Ob das Projekt der englischen Künstlerin Jo Love umgesetzt werden kann, ist zurzeit nicht absehbar.

 

Freier Eintritt in die Dauerausstellungen

Die Städtischen Museen werden zu einem Vorreiter in der Region. Ab diesem Jahr gilt der wegweisende Beschluss des Kulturausschusses, auf die Erhebung von Eintrittsgeldern beim Besuch der Dauerausstellungen zu verzichten. Solange der Lockdown anhält, ist eine offensive Bewerbung des freien Eintritts allerdings nicht sinnvoll. Pressemitteilungen und begleitende Maßnahmen müssen dem weiteren Verlauf der Entwicklung mit Bedacht angepasst werden.

 

Wiedereinrichtung Falkenhof

Nach dem Ende der Ausstellung „Bürgersinn & Seelenheil“ muss die Präsentation abgebaut werden. Danach werden die Fenster saniert und die Schausammlung wieder eingerichtet. Der genaue Zeitpunkt für diese Maßnahme kann coronabedingt noch nicht festgelegt werden.

 

Arbeitsschwerpunkt Magazin

In 2021 muss die Erstinventarisierung nach Materialgruppen fortgesetzt und eine erste körperliche Inaugenscheinnahme durchgeführt werden. Mit den Architekten sind erste Abstimmungsgespräche zu führen, die Verwaltungsleitung muss eingearbeitet, der Zeit- und Ablaufplan in Zusammenarbeit mit den Architekten erstellt sowie die Logistik der Restaurierungsarbeiten, Verpackungen, Transport Abläufe, usw. konzipiert werden. Die Arbeiten am Magazin müssen den Arbeitsschwerpunkt der Städtischen Museen bilden. Die Federführung liegt bei der stellvertretenden Museumsleiterin Ursula Lütkemeyer, M.A.

 


 

 

Besucherstatistik

Jahr

Falkenhof

Museum Kloster Bentlage

Josef Winckler Haus

Salzwerkstatt

Total

Anmerkungen

1995

9.160

 

 

 

9.160

 

1996

14.500

20.019

 

 

34.519

Museum Bentlage

1997

8.209

10.832

 

 

19.041

 

1998

10.417

6.379

 

 

16.796

 

1999

9.374

13.061

 

 

22.435

500 J. Schädelschrein

2000

7.966

15.092

 

 

23.058

Eröff. Gesamt Bentlage

2001

10.253

16.940

 

 

27.193

Picasso Ausstellung

2002

6.781

10.715

 

 

17.496

 

2003

1.694

11.057

 

 

12.751

Umbau Falkenhof

2004

18.946

13.469

 

 

32.415

REGIONALE 2004

2005

11.405

9.773

593

3.720

25.491

neu Salzwerkstatt (Mai) + Winckler-Haus (Nov.)

2006

7.913

11.980

3.762

3.708

27.363

Macke-Ausstellung

2007

8.931

8.751

1.176

4.036

22.894

 

2008

6.428

14.651

1.945

3.923

26.947

Weischer-Ausstellung

2009

7.947

12.160

1.278

3.315

24.700

Gastspiel im Grünen

2010

6.580

12.321

1.340

3.300

23.541

Kreuzherrenausstellung

2011

9.015

11.637

1.142

3.945

25.739

Kreuzherrenausstellung.

2012

5.502

8.146

1.063

4.297

19.008

Neue Öffnungszeiten: Vormittags geschlossen

2013

7.762

4.593

715

4.100

17.170

ab Okt. Morrienausstellung

2014

16.797

4.628

919

3.800

26.144

Morrien-Ausstellung

2015

2.599

4.990

77

3.167

10.833

FH ab 2.2.15 und MKB 17.8.-2.11. geschlossen

2016

5.486

5.264

675

2.721

14.146

FH ab 20.3.16 geöffnet, Salinenfest ausgefallen

2017

6.708

7.153

1.263

3.918

19.044

Ausst. J. van der Kooi, Ausst. K. Hauenherm

2018

5.114

5.527

977

4.265

15.883

Ausst. Hauenherm, Ausst. Ikonen

2019

5.081

4.915

537

4.154

14.687

Ausst. Klassisch im Falkenhof

2020

1.251

1.441

135

311

3.138

CORONA,  Bürgersinn &Seelenheil