Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Bau- und
Mobilitätsausschuss nimmt die durch das Büro GREENBOX erstellten Varianten der
Vorplanung zur Maßnahme „Neugestaltung des Umfeldes rund um ehemals Hertie“ zur
Kenntnis. Die Verwaltung wird beauftragt diese in der zweiten Stufe der
Bürgerbeteiligung zur Freiraumplanung öffentlich vorzustellen und zu erörtern. Die Ergebnisse sollen dem
Bau- und Mobilitätsausschuss vorgestellt werden.
Begründung:
A. Grundlagen und Hintergründe
Der Rahmenplan Innenstadt hat den Bereich Staelscher Hof bzw. das Umfeld rund um ehemals Hertie entsprechend als Maßnahme im Handlungsfeld A „Besondere Orte in der Innenstadt“ aufgeführt. Durch die Planungen zur Erneuerung des Rathauszentrums II (inkl. Umnutzung des ehemaligen Modehauses Mensing) sowie die Neuentwicklung der Hertie-Flächen als Stadthotel ist zu erwarten, dass der Staelsche Hof sowie die umliegenden Geschäfte stärker genutzt und frequentiert werden. Auch der seit der Schließung der Hertie-Filiale weniger genutzte Spielort soll für verschiedene Nutzergruppen attraktiver gestaltet werden.
Seitens der Stadt Rheine wird angestrebt, für das Förderjahr 2022 oder 2023 einen Förderantrag für die Neuausrichtung, Aufwertung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität des Staelschen Hofes bei der Bezirksregierung Münster zu stellen. Benötigt hierfür wird eine abgestimmte, politisch beschlossene Entwurfsplanung samt Kostenberechnung. Aufgrund der starken Verknüpfung zu den Projekten „Neuentwicklung des Standortes ehemals Karstadt / Hertie“ und der „Funktionserweiterung, Neustrukturierung des Rathauszentrums einschließlich neuem Multifunktionssaal und Stadtbibliothek“ ist eine frühzeitige Planung sinnvoll.
Bei der Planung sind wichtige Aspekte:
- die Neugestaltung und Aufwertung der bestehenden Spielmöglichkeiten und eine Erweiterung durch neue Elemente und Angebote,
- die Entwicklung von Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten inkl. Grüngestaltung unter Beachtung der funktionalen Erfordernisse (u. a. Radverkehr, Radabstellplätze), sowie
-
die Berücksichtigung der baulichen Entwicklungen
im Umfeld (Hertie und Rathauszentrum II), insbesondere die Entstehung der
Fuge als Durchgang bzw. Stadteingang von der Matthiasstraße
Im Mai 2020
wurde das Büro GREENBOX, Köln, mit der Entwicklung einer Vorentwurfsplanung
beauftragt. Unterstützt wird das Büro GREENBOX durch das Büro Reicher Haase
Assoziierte, Dortmund, die hauptsächlich die Vorbereitung und Durchführung der
Bürgerbeteiligungen bearbeiten werden.
B. Phase der Bürgerbeteiligung
Aufgrund der
aktuellen Situation bezüglich der Corona-Pandemie war die Planung und
Durchführung einer Bürgerwerkstatt in der Stadthalle nicht möglich. Aufgrund
dessen wurde von der Verwaltung ein alternatives Beteiligungskonzept
erarbeitet.
Das
Beteiligungskonzept bestand aus drei Komponenten. Vom 27. Juli 2020 bis
zum 28. August 2020 fand eine Online-Befragung auf der
Internetseite der Stadt Rheine statt. In dieser wurden die Anregungen der
Bürger zu folgenden Themenfeldern abgefragt:
- Veranstaltungen, Freizeit und Spiel,
- Gestaltung, Aufenthaltsqualitäten und Wegebeziehungen,
- Umwelt, Grün und Klimaschutz sowie
- Einkaufen, Gastronomie und Dienstleistungen.
Außerdem
wurden Postkarten an die Innenstadtakteure und die Anlieger rund um den
Staelschen Hof versandt sowie in einigen Geschäften, dem Rathaus und der
Stadtbibliothek ausgelegt. Auf der Rückseite der Postkarte hatten die
Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Ideen einzuzeichnen oder zu
verschriftlichen.
Anfang August
2020 fanden zusätzlich Vor-Ort-Begehungen in Kleingruppen auf dem Staelschen
Hof statt. An zwei Abenden hatten die Bürgerinnen und Bürger in Kleingruppen
die Möglichkeit, sich über die Maßnahme zu informieren, Fragen zu stellen und
ihre Anregungen in die weitere Planung einzubringen. Ein Bestandteil der
Vor-Ort-Beteiligung war die Partizipation der Kinder und Jugendlichen, die über
die Stadt-Schülervertretung sowie den Kinderbeirat gesondert zu diesem Termin
eingeladen wurden.
Die im Rahmen
der Bürgerbeteiligung eingegangenen Anregungen wurden von der Verwaltung
gesichtet und ausgewertet. Die Zusammenfassung der Eingaben wird dieser Vorlage
als Anhang beigefügt (Anlage 1).
Die Ergebnisse
der Bürgerbeteiligung und ihre Dokumentation sind gemäß Beschluss des
Bauausschusses vom 29.10.2020 (Vorlage Nr. 337/20) Bestandteil des Inputs für
den weiteren Entwicklungsprozess rund um den Staelschen Hof.
C. Variantenplanung
Unter
Berücksichtigung der Anregungen der Bürgerinnen und Bürger sowie der parallel
laufenden Planungen zum Rathauszentrum und der Umnutzung der ehemaligen
Hertie-Immobilie hat das Büro GREENBOX verschiedene Varianten einer Vorplanung
(siehe Anlage 2) erarbeitet.
C.I Konzept
01 – GRÜNDYNAMIK | Spielen, Leben und Erleben
Das Konzept
01 – GRÜNDYNAMIK konzentriert sich auf Aufenthalts- und Spielräume im
öffentlichen Raum. Die Bestandsbäume des Staelschen Hofs bleiben dabei
erhalten, werden durch weitere Gehölze ergänzt und von geschlossenen
Grünflächen umsäumt. Entlang der Grünflächen verlaufen durch Material und Farbe
abgesetzte Bereiche, die eine mögliche Bewegungsrichtung vorgeben. Entlang
dieser Bereiche befinden sich durch die Bäume verschattete Verweilzonen und
Treffpunkte, aber auch Spielbereiche, sodass der Platz vielfältige
Nutzungsmöglichkeiten bietet.
Im
nordöstlichen Bereich wird das vorhandene Wasserspiel aufgewertet und durch
weitere Kinderspielgeräte ergänzt. Durch schattenspendende Gehölze und die
Verdunstungskälte wird ein kühlender Bereich geschaffen, der eine hohe
Aufenthaltsqualität für verschiedene Nutzergruppen bietet.
Im Zentrum
des Platzes bleibt ein Teilbereich frei von Möblierung und
Gehölzneupflanzungen, sodass dieser für Markstände oder kleinere Veranstaltungen,
wie sie bislang auf dem Staelschen Hof stattgefunden haben, genutzt werden
kann.
Die linearen
Grünstrukturen werden ebenso in den Zugangsbereichen des Platzes aufgegriffen
und sorgen für einen harmonischen Übergang in Richtung Staelscher Hof. Dieser
wird dadurch an die Innenstadt und den Borneplatz angeschlossen.
C.II Konzept 02 – Klima Oasen | Aufenthalt, Ruhe und Kühle
Das Konzept 02 – KLIMA OASEN bindet die vorhandenen Gehölze sowie das
kreisförmige Baumbeet und das Wasserspiel im nordöstlichen Bereich des
Staelschen Hofs ebenfalls mit ein. Die Formen der Bestandselemente werden im
Konzeptentwurf aufgenommen, so weisen Spiel-, Grün- und Aufenthaltsflächen
kreisrunde Formen auf. Dadurch wird der Oasen-Charakter des Konzeptes
wiedergespiegelt. Im Vordergrund steht bei dem Konzept der Klima Oasen die
Kühlung des Stadtraumes, der als Aufenthaltsraum – auch im Hochsommer - genutzt
werden soll.
Der Kinderspielbereich rund um das bestehende Baumbeet wird durch weitere
großzügige und beschattete Spielflächen aufgewertet. Ergänzend dazu erhöhen
Wasserspiele und leicht erhöhte Holzdecks und Platzintarsien die
Aufenthaltsqualität des Staelschen Hofs an verteilten Standorten.
Die
Raumkanten des Platzes werden durch lineare Strukturen eingefasst und
verstärken den Oasen-Charakter des zentralen Platzbereiches. So bleiben die
gebäudenahen Bereiche in ihrer Funktion und Nutzung erhalten und werden den
angrenzenden Gebäuden zugeordnet (z. B. Außengastronomie).
Das Konzept
weist eine Vielzahl von Verweilmöglichkeiten auf, die die Passanten zur
Erholung mitten in der Stadt einladen. Der Versiegelungsgrad wird im Vergleich
zum jetzigen Bestand deutlich reduziert, die bekannten und bewährten
Wegebeziehungen bleiben aber überwiegend unberührt.
C.III Konzept 03 – Grüner Hof | Maximaler Grünanteil
Das Konzept
03 – GRÜNER HOF wird durch den maximierten Anteil an Grünstrukturen geprägt.
Der Anteil der Grünflächen an der Gesamtfläche des Betrachtungsraumes liegt
somit bei etwa 22%. Die Gestaltung des Platzes greift bestehende Gebäudekanten
auf, sodass eine Gliederung des Staelschen Hofs durch die Freiraumelemente und
der umgebenden Bebauung stattfindet. Eine Zonierung des Stadtplatzes wird
besonders im zentralen Bereich durch Belagswechsel und den damit verbundenen
Nutzungszuweisungen umgesetzt.
Der
Gehölzbestand bleibt erhalten und zusätzlich ergänzt, was zur Verbesserung des
Stadtklimas beiträgt. In Kombination mit dem hohen Grünflächenanteil dieser
Variante wird ein Stadtraum geschaffen, der klare Zonierungen aufweist, die
Aufenthaltsqualität erhöht und sich in den Bestand und an das neue Stadthotel
anpasst.
Die bereits
bestehenden Wegebeziehungen werden gestärkt. Außerdem wird die neu entstehende
Fuge zwischen Rathauszentrum und Stadthotel zu einem weiteren Aufenthaltsort.
In der Klosterstraße werden die dortigen Lüftungsanlagen des Rathauszentrums in
Grünflächen integriert und schaffen eine Öffnung und thematische Verbindung des
Staelschen Hofs in Richtung Borneplatz. Das Thema Wasser und Spiel findet sich
vor allem im Bereich des beibehaltenen Wasserspiels wieder. Die bestehenden
Angebote werden durch zusätzliche, beschattete Spielgeräte ergänzt.
D. Weiteres Vorgehen
Im April soll
die zweite Phase der Bürgerbeteiligung durchgeführt werden, in der die
Varianten des Fachbüros vorgestellt und die Bürgerinnen und Bürger die
Möglichkeiten erhalten, die erstellten Varianten zu bewerten. Durch das Büro
Reicher Haase Assoziierte wurde bereits ein Beteiligungskonzept erarbeitet
(siehe Anlage 3), das aufgrund der Covid-19-Pandemie eine Online-Beteiligung
mit einem Fragebogen vorsieht. Das Beteiligungsformat soll – je nach aktuellen
Bestimmungen bzgl. des Lockdowns – über Postkarten, die in den
Einzelhandelsgeschäften ausgelegt werden, oder über Plakate beworben werden.
Die
Beteiligung startet mit einem Liveauftakt, der als Videokonferenz durchgeführt
werden soll. Das Planungsbüro wird im Rahmen des Formats die Grundlagen sowie
die drei Varianten vorstellen und erläutern. Eine aktive Beteiligung der
Bürgerinnen und Bürger ist während der Videokonferenz nicht geplant.
Im Anschluss
erhalten die Interessierten die Möglichkeit, sich über die Varianten auf der
Internetseite der Stadt Rheine zu informieren und eine Bewertung über einen
Fragebogen einzureichen. Um eine barrierefreie Beteiligung zu ermöglichen,
besteht außerdem die Möglichkeit, dass der Fragebogen per Mail oder Post an
interessierte Bürgerinnen und Bürger versandt wird.
Die
Online-Befragung und die Fragebögen werden ab Mitte Mai inhaltlich durch die
Planungsbüros inhaltlich ausgewertet und grafisch aufgearbeitet. Die Ergebnisse
der Befragung werden anschließend auf der Internetseite der Stadt
veröffentlicht und ggf. über Aushänge in der Innenstadt gezeigt.
Anschließend
werden sowohl die Varianten als auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im
Bauausschuss als zuständigem Fachausschuss für das Projekt vorgestellt und
erörtert. Ergebnisse aus begleitenden
Fachgesprächen werden – soweit erforderlich – ebenfalls eingebunden.
Die
Gesamtheit der in diesem Arbeitsschritt ermittelten Ergebnisse wird dann vom
Büro in Abstimmung mit der Stadtverwaltung ausgewertet, mit dem Ziel, Varianten
für eine Entwurfsplanung für die Neugestaltung des Umfeldes rund um ehemals
Hertie zu erarbeiten, die die geäußerten Bürgeranregungen beinhalten und die
dem Bauausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Auch die Erkenntnisse der
parallel stattfindenden Abstimmungen bzgl. der angrenzenden Planungen
Rathauszentrum und Stadthotel werden in die weitere Planung aufgenommen und
berücksichtigt.
E. Auswirkungen auf den kommunalen Klimaschutz
Die drei
bisher erarbeiteten Varianten wirken sich durch die Entsiegelung der Flächen
sowie durch die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und -strukturen positiv
auf den kommunalen Klimaschutz aus. Besonders der Konzeptansatz zum Thema
‚Klima Oasen‘ legt einen besonderen Wert auf das innerstädtische Mikroklima und
beinhaltet u.a. den Schwerpunkt ‚Verdunstungskälte‘.
Anlagen:
Anlage 1: Zusammenfassung der Eingaben
Anlage 2: Varianten der Vorplanung
Anlage 3: Beteiligungskonzept
Anlage 4: Lageplan Staelscher Hof und Umfeld