Beschlussvorschlag/Empfehlung:
1.
Der
Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz nimmt die Ausführungen
zum Sachstand des European Climate Award zur Kenntnis.
2.
Der
Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz beauftragt die
Verwaltung, die Prozesse des European Climate Awards und der Stadtklimaanalyse
in einem Klimafolgenanpassungskonzept zusammenzuführen.
Begründung:
Die Stadt Rheine
nimmt seit dem Jahr 2020 an dem European Climate Award Zertifizierungsverfahren
teil. Begleitet wird das Verfahren durch das Ingenieurbüro Gertec. Ziel des eca
ist, die Stadt Rheine auf ihre Anfälligkeit hinsichtlich Extremwetterereignissen
hin zu analysieren, den IST-Stand im Bereich Klimafolgenanpassung vorzunehmen
und Leitlinien für die Zukunft aufzuzeigen.
Hierzu wurde im
Sommer 2020 ein Klimateam, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Stadtverwaltung, der Stadtwerke und der Technischen Betriebe Rheine gegründet.
Bis zum Sommer
2021 fanden mehrere Treffen und digitale Austausche statt. Im ersten Schritt
wurde geprüft, inwiefern die Stadt Rheine bereits heute von
Extremwetterereignissen betroffen ist. Besonders benannt wurden hier das
Schneechaos (2005) sowie die Starkregenereignisse 2010 und 2016. Zudem hat sich
die Anzahl der Hitzetage und -nächte in den letzten Jahrzehnten ebenfalls
erhöht. Im Frühjahr 2021 hatte Rheine zuletzt mit großen Schneemassen zu tun.
Hierbei kam es unter anderem zu Verkehrsproblemen bis hin zu einem
Teildacheinsturz einer Gewerbehalle. Im Sommer 2021 standen wiederum einzelne
Unterführungen nach einem Starkregenereignis unter Wasser.
Im weiteren
Verlauf der IST-Analyse wurde anhand des eca-Maßnahmenkatalogs geprüft, welche
Aspekte in Rheine bereits heute umgesetzt werden und welche Bereiche noch mehr
in den Fokus genommen werden müssen. Die erste Auswertung in Form eines
internen Audits wurde im September 2021 abgeschlossen. Die durch das eca-Team
zusammengetragenen Informationen wurden von dem Büro Gertec ausgewertet.
Der
Maßnahmenkatalog umfasst folgende Bereiche:
·
Analyse,
Strategie, Planung
·
Kommunale
Gebäude
·
Kommunikation,
Partizipation
·
Interne
Organisation
·
Versorgung,
Entsorgung
·
Infrastruktur
Bewertet werden
alle Maßnahmen, die in ihrer Umsetzung einen Bezug zur Klimafolgenanpassung
haben oder diese im Verwaltungshandeln bereits berücksichtigen. Es wurde
festgestellt, dass das Thema Klimafolgenanpassung in zahlreichen Bereichen
indirekt mitgedacht wird. Es gibt hierzu jedoch keine Dienst- oder
Verfahrensanweisungen gibt. Daher können diese indirekten Vorgehensweisen nicht
im internen Audit berücksichtigt werden. Das Themenfeld, welches aktuell die
höchste Umsetzung aufweist, ist die Versorgung und Entsorgung. In diesem
Bereich sind alle Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz sowie
Maßnahmen zur Trinkwasserversorgung aufgeführt. Nach Starkregenfällen sind in
diesem Bereich bereits Analysen zu Überflutungsflächen angefertigt und
Maßnahmen zum Hochwasserschutz umgesetzt worden.
Der Bereich
Kommunikation und Partizipation hingegen liegt an letzter Stelle der Analyse.
In diesen Bereich fallen u. a. alle Netzwerkkooperationen mit
Wirtschaftsunternehmen, der Land- und Forstwirtschaft oder dem
Tourismusbereich. Ebenfalls in diesen Bereich fallen die
Kommunikationsstrategie und die Außendarstellung der Stadt Rheine zum Thema
Klimafolgenanpassung. Das Thema Klimaschutz wird seit vielen Jahren intensiv
betrachtet und kommuniziert. Das Themenfeld Klimafolgenanpassung hingegen wurde
noch nicht explizit konzeptionell, z. B. in Form einer Kommunikationsstrategie,
aufgearbeitet. Teilaspekte eines Klimafolgenanpassungskonzepts sind bereits in
Bearbeitung. Weitere Teile wie eine Stadtklimaanalyse sollen noch durchgeführt
werden. Die Zusammenfassung aller Aspekte soll im Rahmen des weiteren eca
Prozesses erfolgen.
Abb. 1: Auswertung nach
Themenfeldern; Internes Audit 2021 | Quelle: Gertec Ingenieursgesellschaft
Die Gesamtbewertung
von 19% der möglichen Punkte entspricht, nach Aussage der Projektbegleitung,
dem Durchschnitt der bisherigen eca-Kommunen zu Beginn des Prozesses. Eine
erste Zertifizierung wird bei 25% erreicht. Diese Zielsetzung soll bis zum
ersten externen Audit in 2024 erreicht werden.
Mit Abschluss der
Klimawirkanalyse (Betroffenheit) und der Ist-Analyse (aktueller Stand)
schreitet der eca-Prozess weiter voran. Im nächsten Schritt erstellt das
eca-Team / Klimateam ein individuelles Aktivitätenprogramm. In diesem Programm
werden die Themenfelder und Maßnahmen benannt, die primär in der Umsetzung bis
zum externen Audit am Ende des ersten eca-Zyklus angegangen werden sollen.
Hierbei werden insbesondere Themenfelder berücksichtigt, in denen zwar
Klimafolgenanpassung mitgedacht wird, es aber keine schriftlichen Festsetzungen
gibt. Das Aktivitätenprogramm wird im Frühjahr 2022 dem Ausschuss für
Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz vorgestellt.
Den weiteren
Ablauf eines eca-Zyklus erläutert die Grafik:
[Abb.
2 eca-Zyklus | Quelle: Region Freiburg]
Der erste Zyklus
endet mit dem externen Audit durch einen Fremdprüfer des eca. Die Stadt Rheine
wird dieses Audit im Frühjahr 2024 durchlaufen. Jährliche interne Audits
dokumentieren den Fortschritt und helfen bei den Maßnahmen gegebenenfalls
steuernd einzugreifen.
Stadtklimaanalyse
Im ersten
Verfahrensschritt verdeutlichte der eca Prozess, dass einige Aspekte des
Stadtklimas aktuell zwar in verschiedenen Bereichen mitgedacht werden, es
hierzu aber keine einheitliche und wissenschaftlich fundierte Erhebung gibt.
Der eca sieht eine Stadtklimaanalyse als Grundstein für weitere Projekte und
Maßnahmen vor. Darüber hinaus können mit Computersimulationen in Quartieren
einzelne Aspekte des Stadtklimas berechnet werden, bevor entsprechende bauliche
Änderungen realisiert werden. Die Ausschreibung einer entsprechenden
Stadtklimaanalyse wird aktuell vorbereitet.
Klimafolgenanpassungskonzept
Die Stadt Rheine
beabsichtigt die Ergebnisse und Aspekte des European Climate Award Prozesses
sowie die der Stadtklimaanalyse in einem Klimafolgenanpassungskonzept (KFAK)
zusammenzuführen. Ein KFAK bietet eine wissenschaftliche und strukturelle
Zusammenfassung aller relevanten Prozesse innerhalb der Stadt Rheine. Für einen
Zugang zu Förderprogrammen des Landes und Bundes bedarf es zudem bestimmter
vorgegebener Aspekte, welche in einem KFAK einfließen müssen. Diese werden zu
einem großen Teil bereits im European Climate Award abgehandelt. Aspekte wie
z.B. die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs oder einer Verstetigungsstrategie
werden ebenso berücksichtigt wie die Einbindung weiterer Akteure
(Partizipationsprozess). Es bietet so einen interdisziplinären Überblick über
die Auswirkungen des Klimawandels in der Emsstadt. Das Zusammenstellen der vorhandenen
und noch ausstehenden Ergebnisse zu einem KFAK soll durch ein externes Büro
erfolgen. Dieses Büro soll ebenfalls den Partizipationsprozess koordinieren und
die Kommunikationsstrategie erstellen.
Die
Stadtverwaltung veranschlagt hierfür Kosten in Höhe von 10.000 €, die bislang
im Haushaltsplanentwurf 2022 noch nicht eingeplant worden sind. Sofern der
Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz die o. g. Umsetzung
beschließt, sind die erforderlichen Mittel im Rahmen der weiteren Haushaltsplanberatungen
zu berücksichtigen und im Haushaltsplan 2022 entsprechend zu veranschlagen.