Betreff
Integrierte Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung der Stadt Rheine
Vorlage
093/06
Aktenzeichen
II-1-40-ree
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Schulausschuss und Jugendhilfeausschuss nehmen den Bericht des Geschäftsführers des Zentrums für angewandte Sozialforschung und Praxisberatung GmbH, Herrn Dipl. Soz. Jürgen Postler, zu dem im Zeitraum 1. Februar 2006 – 30. April 2007 zu erstellenden Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplan zur Kenntnis.

 

Es wird vereinbart, dass zu den etwa vierteljährlich in Rheine stattfindenden Abstimmungsgesprächen neben Vertretern der Verwaltung die Vorsitzenden und stv. Vorsitzenden des Schulausschusses und Jugendhilfeausschusses eingeladen werden.


Begründung:

 

Der Haupt- und Finanzausschuss hat am 17.01.06 dem Zentrum für angewandte Sozialforschung und Praxisberatung GmbH den Auftrag zu einer integrierten Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung der Stadt Rheine für den Zeitraum der Schuljahre 2006/07 – 2010/11 erteilt.

Die Schulverwaltung, das Jugendamt und der Jugendhilfe- und Sozialplaner der Stadt Rheine werden während des 15-monatigen Bearbeitungszeitraums ständig mit dem Büro zusammenarbeiten.

 

Die derzeitige Schulentwicklungsplanung  der Stadt Rheine endet am 31.07.2006.  2006/07 soll von der Firma Zentrum für angewandte Sozialforschung und Praxisberatung GmbH für wiederum fünf Schuljahre  ein integrierter Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplan aufgestellt werden. Das nachfolgende Angebot beschreibt Arbeitsbereiche und Arbeitsschritte einer entsprechenden Planung durch das Zentrum für angewandte Sozialforschung und Praxisberatung GmbH. Da das ZASP bereits die vorangegangene Planung durchgeführt hat, wären bei einer erneuten Beauftragung optimale Voraussetzungen für eine nahtlose Weiterführung gegeben.

 

Einen zentralen Baustein jeder Schulentwicklungsplanung stellt die quantitativ orientierte Bedarfsplanung dar. Angesichts demographischer Veränderungen mit unterschiedlicher Entwicklung der Schülerzahlen in den einzelnen Altersbereichen sowie angesichts stetiger Veränderungen im Bildungsverhalten der Eltern steht die Schulentwicklung aktuell vor besonderen Herausforderungen.

 

Im Bereich der demografischen Entwicklung sind aktuell folgende Trends erkennbar: stark rückläufigen Schüler- / Jahrgangszahlen im Bereich der Primarstufe stehen in etwa gleich bleibende oder allenfalls leicht rückläufige Schülerzahlen im Sekundarbereich I sowie ansteigende Schülerzahlen im Altersbereich der Sekundarstufe II gegenüber. Für die Schulentwicklungsplanung bedeutet dies:

·       Im Primarbereich stellen sich in den nächsten Jahren eher Fragen der Standorterhaltung und / oder Standortzusammenlegung, wobei auch mögliche Zuwanderungen sowie die aktuelle Bebauungsplanung mit einzubeziehen sind.

·       Der Sekundarbereich ist demgegenüber zunächst noch mit gleich bleibend hohen quantitativen Anforderungen konfrontiert. Hier sind Fragen des - sich verändernden - Elternwahlverhaltens sowie Fragen der strategischen Ausrichtung hinsichtlich der einzelnen Schulformen von entscheidender Bedeutung.

·       Im Bereich der berufsbezogenen Bildung ist in den nächsten Jahren mit weiter ansteigenden Schülerzahlen sowie – in Abhängigkeit von der aktuellen Ausgangssituation – mit Kapazitätsproblemen zu rechnen.

 

 

 


Im Verlauf der Planung sind die zu erwartenden Entwicklungen im Einzelnen herauszuarbeiten, um auf dieser Basis Bedarfsaussagen sowie gesamtstädtische und

standortbezogene Maßnahmeempfehlungen abzuleiten. Dabei sollte auch die zu erwartende längerfristige Bevölkerungsentwicklung einbezogen werden, da sich erst auf dieser Grundlage die Möglichkeit eröffnet, längerfristige Entwicklungsperspektiven zu erarbeiten.

Die Schulentwicklungsplanung darf jedoch nicht bei einer quantitativ orientierten Kapazitätsplanung - im Sinne einer Gegenüberstellung von erwartetem Schüleraufkommen und vorhandenem Raumbestand - stehen bleiben, sondern muss – wie in der vorangegangenen Planung in verschiedenen Bereichen bereits umgesetzt – auch qualitative Fragen der Schulentwicklung aufgreifen. Dies betrifft z. B. den Aspekt außerunterrichtlicher Betreuungsangebote oder die Frage ergänzender sozialpädagogischer Angebote im schulischen Kontext. Hintergrund sind vielfältige soziale Entwicklungen, die die Ansprüche an Schule maßgeblich beeinflussen:

·       veränderte Familien- und Erwerbsrollen, z.B. Zunahme von Ein-Eltern-Familien, Erwerbsarbeit beider Elternteile als überwiegendes Familienmodell

·       demographische Veränderungen, verbunden mit einer Heterogenisierung von Lebenslagen und Zielgruppen, z.B. Zuwanderung von Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund

·       Zunahme von Problemlagen, z.B. tendenzielle Zunahme von individuellen und sozialen Problemen von Kindern und Jugendlichen im außerschulischen und schulischen Bereich

·       veränderte Leitbilder von Schulentwicklung, z.B. Öffnung von Schule und Vernetzung mit Einrichtungen und Institutionen im Stadtteil

 

Aus diesen und weiteren Entwicklungen ergeben sich neue konzeptionelle Herausforderungen, bei denen die Schule in hohem Maße auf die Kooperation mit anderen Handlungsbereichen angewiesen ist. Insbesondere ergeben sich starke Berührungspunkte mit der Jugendhilfe. Folgerichtig ist die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe seit 1999 ausdrücklich als Kooperationsauftrag im Schulverwaltungsgesetz verankert. In Betracht kommen insbesondere folgende Handlungsfelder:

·       Fragen der Betreuung vor und nach dem Unterricht zur Gewährleistung verlässlicher Schulzeiten sowie Fragen der Entwicklung von Ganztagsschulangeboten

·       Fragen des Zusammenwirkens von Kindertagesstätten und Schulen, etwa im Hinblick auf die Gestaltung des Übergangs von der Kindertagesstätte in den schulischen Bereich oder im Hinblick auf die Abstimmung und Ergänzung von Angeboten

·       Fragen der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe, um Kinder und Jugendliche durch sozialpädagogische Beratungs- und Unterstützungsangebote in ihrer sozialen und schulischen Integration zu fördern sowie durch präventive Angebote der Ausbildung von Problemlagen entgegenzuwirken

 

Es werden die Berührungspunkte zu anderen Planungsbereichen – Kindertagesstätten, Erziehungshilfe, Jugendarbeit – deutlich. Erforderlich ist daher ein integriertes Planungskonzept, welches diese Bereiche systematisch einbezieht, um die


Planung und Umsetzung aufeinander abgestimmter Maßnahmen und Förderangebote sicherzustellen. Gleichzeitig sollte die Planung – wie bei der Grundschulentwicklungsplanung ohnehin gegeben – kleinräumig angelegt sein, um sozialräumliche Arbeitsansätze zu fördern und die Vernetzung von Trägern und Institutionen aus unterschiedlichen Handlungsbereichen wirksam zu unterstützen.

 

Die verschiedenen vorgeschlagenen – quantitativen und qualitativen – Einzelempfehlungen zur Schulentwicklung sollten idealerweise eingebunden sein in ein örtliches Gesamtkonzept. Als Ergebnis der Planung wird ein Empfehlungskatalog mit abgestuften Umsetzungsprioritäten für die verschiedenen Handlungsfelder erarbeitet.

 

Arbeitsschritte der Planung

 

Demographische Analyse zur Erarbeitung allgemeiner Planungsgrundlagen

 

·         Analyse der zu erwartenden längerfristigen Bevölkerungs- und Schülerzahlenentwicklung anhand einer aktuellen Bevölkerungsprognose für die Stadt Rheine; Erarbeitung eines längerfristigen Interpretationsrahmens zur Einordnung und Bewertung kurzfristiger Trends

·         Aufbereitung und Analyse der vorliegenden Schulstatistik und des örtlichen Berichtswesens zur Schulentwicklung als Voraussetzung für nachfolgende Planungsschritte

·         Aufbereitung und Analyse der verfügbaren Informationen zur kurz- und mittelfristigen Bebauungsplanung in den Grundschulbezirken; Bestimmung von städtischen Teilgebieten mit besonderem Entwicklungspotential

 

Schülerprognose und quantitative Bedarfsanalyse

 

·         Vorausschätzung der Schülerzahlenentwicklung in den Grundschulbezirken auf der Basis der Schuljahrgänge der 0-6-Jährigen; Abgleich mit zu erwartender Neubautätigkeit

·         Vorausschätzung der Schülerzahlenentwicklung im Sekundarbereich auf der Basis des Übergangsverhaltens der letzten Jahre; Berechnung verschiedener Trendvarianten, um mögliche Entwicklungskorridore aufzuzeigen

·         Überlegungen zur Schülerzahlenentwicklung im Bereich der Berufskollegs auf der Grundlage der Entwicklung der letzten Jahre sowie aktuell verfügbarer Informationen

·         Situationsanalyse und Bewertung für alle Schulformen sowie für alle Standorte durch Gegenüberstellung von zu erwartender Schülerzahlenentwicklung und vorhandenem Raumbestand

 

 

Entwicklung eines abgestuften Maßnahmenkatalogs

 

·         Entwicklung von Zielperspektiven für die einzelnen Schulformen unter Berücksichtigung ggf. vorliegender Entwicklungskonzepte der Stadt Rheine

·         Expertengespräche vor Ort zur Ermittlung von Entwicklungspotentialen und Maßnahmenprioritäten (z.B. Schulverwaltung, Schulleiter)

·         besondere Berücksichtigung des Gesamtschulbereichs im Hinblick auf Entwicklungspotentiale und Maßnahmeoptionen unter Einbeziehung der anderen Schulformen

·         Erarbeitung eines abgestuften Prioritätenkatalogs für den Grundschul- und den Sekundarbereich

 

 

Betreuungs- und Ganztagsangebote

 

·         Entwicklung von Zielperspektiven auf der Basis der Fachdiskussion sowie unter Berücksichtigung ggf. vorliegender Entwicklungskonzepte der Stadt Rheine

·         Bestandsaufnahme vorhandener Angebote auf der Grundlage von Informationen der Schulverwaltung sowie weiterer Erhebungen, soweit erforderlich; ergänzende Expertengespräche vor Ort

·         ggf. Berücksichtigung entsprechender Angebote der Tageseinrichtungen für Kinder, sofern relevant für diesen Arbeitsbereich, siehe unten

·         Analyse der Versorgungssituation und Erarbeitung von Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Angebots

·         Bedarfsanalyse auf der Basis von Expertengesprächen zur Einrichtung / Weiterentwicklung eines schulischen Ganztagsangebots im Bereich der Sekundarstufe

 

 

Kooperation Schule - Tageseinrichtungen für Kinder

 

·         Entwicklung von Zielperspektiven auf der Basis der Fachdiskussion sowie unter Berücksichtigung ggf. vorliegender Entwicklungskonzepte der Stadt Rheine

·         Ermittlung der Angebotsstruktur der Tageseinrichtungen im Bereich der Vorbereitung auf den Grundschulbesuch

·         Bestandsaufnahme bestehender Arbeitsansätze und Angebote zur Kooperation von Schule und Tageseinrichtungen

·         Konzeptionelle Überlegungen und Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Angebotsstruktur

 

 

Kooperation Schule – Angebote der Erziehungshilfe und Jugendsozialarbeit

 

·         Entwicklung von Zielperspektiven unter Berücksichtigung der Überlegungen aus der vorangegangenen Planung sowie ggf. vorliegender Entwicklungskonzepte der Stadt Rheine

·         Ermittlung besonderer demographischer und sozialer Problemlagen an den einzelnen Schulstandorten, soweit Informationen verfügbar gemacht werden können (Schulstatistik, Einschätzungen der Schulleiter)

·         Bestandsaufnahme bestehender Arbeitsansätze und Angebote zur Kooperation von Schule und Jugendhilfe durch Erhebung / Expertengespräche bei den Schulen sowie den Trägern der Jugendhilfe

·         beispielhafte Felder: Beratungsangebote, Schulsozialarbeit, unterstützende Hilfen zur Vermeidung von Schulverweigerung, sozialpädagogische Unterstützung beim Übergang Schule-Beruf

·         Konzeptionelle Überlegungen und Erarbeitung von Maßnahmenperspektiven zur Weiterentwicklung des Angebots

 

 

Kooperation Schule – Jugendarbeit

 

·         Entwicklung von Zielperspektiven unter Berücksichtigung der Überlegungen aus der vorangegangenen Planung sowie ggf. vorliegender Entwicklungskonzepte der Stadt Rheine

·         Bestandsaufnahme bestehender Arbeitsansätze und Angebote zur Kooperation von Schule und offener Jugendarbeit durch Erhebung bei den Schulen sowie ergänzende Gespräche mit den Trägern der Jugendarbeit

·         Konzeptionelle Überlegungen und Erarbeitung von Maßnahmenperspektiven zur Weiterentwicklung des Angebots

 

 

Kleinräumige Aufbereitung der Ergebnisse aus den vorherigen Arbeits-

schritten zur Unterstützung sozialräumlicher Arbeitsansätze

 

·         Erstellung kleinräumiger Stadtteilprofile nach Abstimmung der Gebietsstruktur mit der Sozialplanung

·         Berücksichtigung demographischer Indikatoren, soweit verfügbar und soweit relevant für die Planung (z.B. Anteil Ein-Eltern-Familien, Anteil Kinder mit Migrationshintergrund)

·         Kleinräumige Aufbereitung der Ergebnisse aus den Bereichen Tageseinrichtungen, Jugendhilfe, Jugendarbeit

·         Konzeptionelle Überlegungen und Empfehlungen zur Etablierung von Sozialraumkonferenzen

 

 

Zeitlicher und organisatorischer Ablauf

 

Mit den Arbeiten kann Anfang 2006 begonnen werden. Für die Durchführung der Planung ist - in Abhängigkeit von der Präzisierung einzelner Arbeitsschritte - ein Zeitraum von ca. 12-15 Monaten zu veranschlagen. Die quantitative Planung wird zeitlich vorrangig angegangen.

 

Die Arbeiten werden in enger Kooperation mit der Stadt Rheine durchgeführt. Ebenso soll für die einzelnen Planungsbereiche eine enge Einbindung der jeweils relevanten Akteure erfolgen (z.B. Schulleiter, weitere relevante Ansprechpartner). Inwieweit im Verlauf der Planung zu ausgewählten Themenstellungen Workshops oder Fachkonferenzen durchgeführt werden, soll erst im Verlauf der Planung in Abhängigkeit von den fachlichen Erfordernissen und den Interessenlagen der beteiligten Institutionen entschieden werden.

 

Der Auftragnehmer präsentiert die Ergebnisse der Planung im Schulausschuss und im Jugendhilfeausschuss.