Betreff
Jahresbericht der Stadtbibliothek für das Jahr 2021 mit Ausblick auf das Jahr 2022
Vorlage
102/22
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Schulausschuss nimmt den Jahresbericht der Stadtbibliothek und den Ausblick auf das Jahr 2023 zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

Ausnahmezustand und Aufbruchsstimmung prägten das Bibliotheksjahr 2021:

 

Ausnahmezustand  massive Einschränkungen für Bürgerinnen und Bürger bei der Nutzung der Bibliothek:

 

·         Corona im zweiten Jahr – innerhalb des Jahres sechs verschiedene Nutzungsregelungen:

-      eine Woche Komplettschließung

-      sieben Wochen Medienausleihe nur nach Bestellung an der Tür (= Abholbibliothek)

-      dann Einlass nur mit gültigem Testnachweis - weiter auch Abholbibliothek

-      ab Mai Besuch der Bibliothek mit Terminvereinbarung, Legitimation, Dokumentation

-      ab Juni durften wieder Veranstaltungen stattfinden

-      ab November Einlass nur noch für Geimpfte und Genesene

 

·         Wassereinbruch in der Bibliothek beim Junihochwasser; die Bibliothek musste geräumt werden, Medien gingen verloren.

 

Aufbruchsstimmung  Umsetzung des „Bibliothekskonzepts 2025“ im Rahmen der Umbauplanungen am Rathauszentrum:

 

·         Planungen:

-          der Umzug der Bibliothek für die Zeit der Baumaßnahmen wurde beschlossen

-          als Übergangsunterbringung wurde der Toom-Markt gefunden

-          Einrichtungs- und Umzugsplanung für die Übergangslösung

-          Planungsgespräche für die „neue Bibliothek“ im Rathauszentrum

 

·         Neue Kooperationen wurden geschlossen, alte gepflegt:

-          Literarische Veranstaltungen in Kooperation mit der Buchhandlung Glückskiste -NEU

-          Zusammenarbeit mit der „Sprachoffensive Rheine“ durch gemeinsame Veranstaltungen -NEU

-          Beteiligung an der NRW-weiten Aktion „Sommerleseclub“

-          Beteiligung an der „Nacht der Bibliotheken“, ebenfalls eine NRW-weite Veranstaltungsreihe

 

·         Beteiligung der Bibliothek an gesamtstädtischen Projekten:

-          „Unser Rheine 2030“ - Bürgerbeteiligungsverfahren bei der Stadtentwicklung

-          „Unsere Strategie 2025“ - Digitalisierungsstrategie

-          „kinderstark -NRW schafft Chancen“.

 

 

Leistungszahlen der Bibliothek – im Vergleich zu den Vorjahren (2019 = Vor-Corona-Zeit)

 

                                    2019                       2020                       2021

 

Öffnungsstunden                    1.915                              1636                              1608

Besuche                              164.758                           73.630                           61.298

Neuanmeldungen                   1.666                                818                                809

Nutzer*                                 11.312                           10.912                           10.365

 

Ausleihen gesamt              386.558                         296.497                         268.245

davon E-Medien                   41.513                           50.544                           52.467

Davon Physisches             345.045                         245.953                         215.778

 

Medienbestand                  130.996                         132.578                         132.650

davon E-Medien                   40.356                           47.155                           50.391

davon Physischen                90.640                           85.423                           82.259

externe Datenbanken                    8                                  14                                  20

 

Veranstaltungen                        181                                  98                                  81

Kooperationspartner                    N                                   N                                  55

 

 

Was die Zahlen sagen:

 

2021 war wie 2020 geprägt von der Corona-Pandemie. Die Bibliothek hat sich den Herausforderungen, die sich daraus ergaben jeweils sehr schnell gestellt. Schließzeiten gab es nur dann, wenn sie behördlich angeordnet waren. Lockerungen wurden zügig umgesetzt.

 

Die Nutzungsbeschränkungen machten sich am deutlichsten bei den Besuchszahlen bemerkbar. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Bibliotheksnutzer – also die Menschen, die einen gültigen Bibliotheksausweis haben – nur geringfügig gesunken ist und alle zwei (Öffnungs-)Stunden eine Neuanmeldung erfolgte.

 

Die Bibliothek ist längst mehr als eine Ausleihstation für physische Medien. Während des gesamten Jahres war die Bibliothek digital erreichbar und nutzbar. Die Ausleihplattformen für E-Medien, für E-Zeitschriften, Streamingdiensten und Datenbankzugänge alles stand den Nutzerinnen und Nutzern der Bibliothek rund um die Uhr zur Verfügung siehe www.rheine-bibliothek.de/Digitale-Angebote .

 

Das digitale Anmelde- und Bezahlverfahren ermöglichte kontaktlos Bibliothekskunde zu werden und alle Angebote zu nutzen. Über die digitalen Kanäle der Bibliothek – Facebook, Instagram, Blog und Homepage – wurden die digitalen Angebote vorgestellt und Nutzungshinweise gegeben.

 

Die Ausleihzahlen physikalischer Medien sind situationsbedingt gesunken, die Ausleihzahlen von E-Medien sind gestiegen. Nicht erstaunlich bei den Gegebenheiten des Jahres.

 

Der Gesamtbestand der Medien ist auf gleichem Niveau geblieben, eine Verschiebung zu digitalen Medien ist zu verzeichnen. Der physikalische Bestand wurde einer Bestandsrevision unterzogen. Zu den Umzugsvorbereitungen gehört es, veraltete oder kaum nachgefragte Literatur aus dem Bestand zu nehmen. Dieser Prozess wird 2022 noch weitergeführt. Der Bestand in der kooperativen Plattform www.muensterload.de wurde erheblich ausgebaut. Der Verbund konnte Fördermittel des Bundes aus dem Programm „Wissenswandel“ einwerben. 20.000 € standen damit zusätzlich zum regulären Budget zur Verfügung. Das Förderprogramm ist über zwei Jahre angelegt, so dass auch 2021 ein erhöhter Etat zur Verfügung steht, der zur Erweiterung des Bestandes beitragen wird.

 

Veranstaltungen wurden soweit es eben möglich war realisiert. Die großen Events „Nacht der Bibliotheken“ und Abschlussveranstaltung zum „Sommerleseclub“ mussten digital durchgeführt werden. Erst ab Mitte des Jahres waren wieder Live-Veranstaltungen erlaubt und unsere ehrenamtlich Vorleserinnen und Vorleserinnen waren sofort wieder zur Stelle. Zwei Autorenlesungen konnten ebenfalls angeboten werden. Beide wurden in Zusammenarbeit mit Partnern realisiert.

 

Nur wenige Klassenführungen und Rechercheschulungen konnten angeboten werden. Digitale Schulungen wurden entwickelt, können aber den realen Besuch in der Bibliothek nicht ersetzen.

 

Kooperatives Arbeiten ist 2021 besonders ins Blickfeld genommen worden. Vieles wäre ohne unsere Kooperationspartner gar nicht möglich gewesen. Da gibt es die Sponsoren, die unsere Aktivitäten gefördert haben; Ehrenamtlichen, die mit ihrem Engagement Zuhören und Begegnungen mit Literatur in der Bibliothek gestaltet haben. Eine Liste der Kooperationspartner findet sich im Anhang (Die Anzahl der Kooperationspartner wurde bisher nicht erhoben).

 

Was die nüchternen Zahlen nicht zeigen ist, wieviel Energie schon 2021 in die Planung der neuen Bibliothek im Rathauszentrum geflossen ist. Die Bibliotheksleiterin nimmt regelmäßig an den Besprechungen mit Architekten und anderen Beteiligten statt. So ist sichergestellt, dass die Belange der Bibliothek, die im „Bibliothekskonzept 2025“ (Vorlage 242/19 und Vorlage 265/19) berücksichtig werden. Neben der Planung für die neugestaltete Bibliothek war auch die Planung für den Zwischenstandort zu leisten und die Umzugsplanung vorzubereiten.

 

Herausforderungen 2022:

 

-          Umzug im Spätsommer in ein Zwischenquartier an der Osnabrücker Straße

-          Einrichtungsplanung für die neue Bibliothek im Rathauszentrum

-          Kooperationen stärken

-          Digitalisierung verstetigen – im Kontext Gesamtverwaltung

 

Das Alltagsgeschäft der Bibliothek wird unter besonderen Bedingungen und mit den unausweichlichen Nutzungseinschränkungen zu gestalten sein. Eine Schließzeit von bis zu acht Wochen für den Umzug ist im Spätherbst ist vorgesehen. Zuvor wird aber der Abschluss des „Sommerleseclub“ noch am jetzigen Standort gefeiert werden. Mit einer Abrissparty wird sich die Bibliothek von ihrem jetzigen Standort verabschieden.

 

Die Umzugsplanung zum Interimsstandort wird das Jahr 2022 prägen, gleichzeitig wird aber auch die konkrete Einrichtungsplanung für die Bibliothek im Rathauszentrum betrieben. Zum Herbst können dann Fördermittel für die Einrichtung beim Land beantragt werden.

 

Grundsätze für die Einrichtungsplanung sind im „Bibliothekkonzept 2025“ (www.rheine-bibliothek.de/Portals/0/Bibliothekskonzept2025.pdf) beschrieben. Dieses Konzept wurde 2019 auf Grund von Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern und Mitarbeiterinnen in Zusammenhang mit dem Bibliotheksfachmann Andreas Mittrowann erarbeitet.

 

2022 werden die Weichen dafür gestellt, dass die Bibliothek nach den Umbaumaßnahmen wieder in der Stadtmitte ihre Aufgaben erfüllen kann:

 

Die Bibliothek steht für offenen Zugang für Alle, sie bietet den Ort für kommerzfreien Teilhabe an Information, Wissen, Bildung und Mitwirkung. Hierfür braucht sie die nötigen Rahmenbedingungen:

-          Den Ort, der Begegnung ermöglicht mit Menschen – auch solchen, die nicht zum engen Umfeld gehören –, der ruhiges und konzentriertes Arbeiten ermöglicht, der Raum für das Arbeiten zusammen mit anderen bietet, der Raum bietet für gemeinsame Aktivitäten.

-          Das Medienangebot – in allen Formen inklusive des Zugangs zu digitalen Inhalten. Das schließt die Vermittlung von Kenntnissen zur Nutzung der verschiedenen Medienformen und die Bereitstellung von Geräten, die den Zugang zur digitalen Welt ermöglichen ein.

-          Die Menschen, die für aktuelle Medienbestände sorgen, die Literatur aus anderen Bibliotheken beschaffen, die den Online-Katalog pflegen, die Medienkompetenz vermitteln – die IT-Kompetenzen und pädagogisches Wissen haben und Lernende unterstützen können, die Führungen und Veranstaltungen planen und durchführen.

 

An ihrem altbekannten aber runderneuerten Standort wird die Bibliothek ein Glanzstück in der Innenstadt sein. Sie wird einen Durchblick vom Busbahnhof bis zum Staelschen Hof bieten, viel Begegnungsraum und als Highlight ein Dachgarten haben, der zum entspannten Lesen im Grünen einlädt. Sie wird der Ort in Rheine sein, an dem alle sich willkommen fühlen dürfen.

 

Ranga Yogeshwar schrieb:

 

„Die Rolle der Bibliotheken verändern sich: inmitten von ökonomisch angetriebenen personalisierten digitalen Inselwelten entwickeln sich Bibliotheken zu gemeinschaftlichen Orten. … Sie ermöglichen wahrhafte Teilhabe für alle sozialen Schichten und entwickeln sich zu Begegnungsstätten und zu außerschulischen Lernorten. Die gesellschaftliche Bedeutung der Bibliotheken war wohl nie wichtiger als heute.“

 


Anlagen

Liste der Sponsoren und Kooperationspartner der Bibliothek