Beschlussvorschlag/Empfehlung:
1.
Der
Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz nimmt den aktuellen
Sachstand zum European Climate Award zur Kenntnis.
2.
Der
Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz stimmt dem
Klimapolitischen Arbeitsprogramm zum ECA zu und beauftragt die Verwaltung mit
der weiteren Begleitung der Maßnahmen.
Begründung:
Die Stadt
Rheine ist seit vielen Jahren im Bereich des Klimaschutzes tätig und befasst
sich zudem mit dem Thema der Klimafolgenanpassung. Das Thema der
Klimafolgenanpassung spiegelt sich in einzelnen Aspekten im „Integrierten
Entwicklungs- und Handlungskonzept Rheine 2025“, im „Integrierten Klimaschutz-
und Klimaanpassungskonzept“ und dem „Masterplan 100% Klimaschutz" wieder.
Um den stetig gestiegenen Ansprüchen der Klimafolgenanpassung gerecht zu
werden, beauftragte die Politik die Verwaltung im Jahr 2020 mit der Beantragung
von Fördermitteln für und der Teilnahme am European Climate Award (eca).
Parallel zum eca wird die Stadt Rheine eine Stadtklimaanalyse durchführen
lassen, um so detaillierte Informationen zu den (mikro-)klimatischen
Gegebenheiten zu erhalten. Der Kreis Steinfurt entwickelt in 2022 eine
Klimafolgenanpassungsstrategie und unterstützt die kreisangehörigen Kommunen
bei der Erstellung ihrer Konzepte. Auf Basis aller Aspekte beabsichtigt die
Stadt Rheine die Erstellung eines Klimafolgenanpassungskonzeptes.
Der Prozess
des European Climate Awards sieht eine kontinuierliche Systematik von Analyse,
Planung, Umsetzung und Prüfung vor. Dieser Kreislauf wird einmal jährlich
vollzogen. Das heißt, jährlich wird geprüft, wo man steht (Ist-Analyse, Audit)
und welche Maßnahmen aktuell durchgeführt, abgeschlossen oder geplant werden
(Arbeitsprogramm, Projektumsetzung). Die folgende Grafik verdeutlicht die
Reihenfolge der einzelnen Schritte:
©
https://energieagentur-regio-freiburg.eu/european-climate-adaptation-award
Die Stadt
Rheine hat ihren Zyklus im Jahr 2021 mit der Analyse der Betroffenheit
hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels begonnen. Ein erstes internes
Audit, unter Begleitung des Ingenieurbüros Gertec, wurde durchgeführt. Die Basis
für das Audit stellt ein vom Bundesverband B.&S.U. erstellter Katalog mit
Maßnahmen und Aspekten der Klimafolgenanpassung dar. Der Maßnahmenkatalog
unterteilt sich in die Haupt-Themenfelder:
1)
Analyse,
Strategie und Planung
2)
Kommunale
Gebäude und Anlagen
3)
Versorgung
und Entsorgung
4)
Infrastruktur
im öffentlichen Raum
5)
Interne
Organisation
6)
Kommunikation,
Partizipation und Kooperation
Die
jeweiligen Themenfelder beinhalten einzelne Punkte, die durch das Beratungsbüro
(Internes Audit) oder einen Auditor des B.&S.U. (Externes Audit) geprüft
und bewertet werden. Anhand der durch das Klimateam zusammengetragenen
Informationen wird eine prozentuale Zielerreichung ermittelt.
Die Stadt
Rheine erreichte im Herbst 2021 34% der möglichen Punkte und hat damit die
erste Zertifizierungsstufe (25%) bereits auf Anhieb geschafft. Der offizielle
Bericht zu dem Audit liegt der Vorlage als Anlage bei.
Bislang
wurden alle Ergebnisse von dem beratenden Büro zusammengetragen. Das
Maßnahmenprogramm wird durch das B.&S.U. ab dem 2. Quartal 2022 als
Cloud-App betrieben. Ein öffentlicher Zugang zu diesem Maßnahmenprogramm ist
seitens des B.&S.U. nicht freigegeben.
Die
nachstehenden Grafiken zeigen den Stand zum Zeitpunkt des Audits bezogen auf
die einzelnen Sektoren (Spinnennetzgrafik / Balkendiagramm). Die blaue Linie
bildet die Bewertung der effektiven Maßnahmen (realisiert), die gelbe Linie die
geplanten Maßnahmen (Arbeitsprogramm) ab. Die Zertifizierungsstufen liegen bei
25%, 50% und 75% (Gold). Die Stadt Rheine erreicht bereits die erste Stufe und
nähert sich mit den geplanten Maßnahmen der zweiten Stufe an.
© eca –
Stärken-Schwächen-Analyse
Die
„effektiven“ Punkte beschreiben eine (teilweise) Umsetzung bestimmter
Klimafolgenanpassungsaspekte. Im Themenfeld 1 ist dies z. B. die Erstellung und
Fortschreibung einer Klimafolgenanpassungsstrategie, welche in Rheine erstmals
im „Integrierten Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept (IKKK)“ 2009
thematisiert wurde und aktuell im „Masterplan 100% Klimaschutz“ grundlegend
fortgeführt wird. Der Bereich mit dem bisher höchsten Zielerreichsgrad ist die
Versorgung und Entsorgung (Themenfeld 3). Dieses begründet sich u. a. durch ein
sehr hohes Maß an Analysen, Planungen sowie Umsetzungen im Bereich der
Entwässerung. Hierzu zählen Hochwasser- und Starkregenanalysen, Bau von
Kanalisation und Retentionsräumen sowie die Beratung der Bevölkerung. Rheine
reagiert so auf die hohe Betroffenheit, welche sich in den letzten 10-15 Jahren
zeigte.
Der Bereich
mit dem größten Potential betrifft das Themenfeld 6 mit den Inhalten
Kommunikation, Partizipation und Kooperation. Hierunter fallen unter anderem
Kooperationen mit dem Tourismusbereich, der Wohnungswirtschaft aber auch der
Forst- und Landwirtschaft. Hier wird aktuell geprüft, wie eine engere
Zusammenarbeit hinsichtlich der Klimafolgenanpassung möglich wäre und welche
Einflussmöglichkeiten die Stadt Rheine besitzt.
© eca –
Punktverteilung effektiv/geplant
Nach der
Analyse der Betroffenheit und der Bestandsaufnahme in Form des Audits hat das
Klimateam Maßnahmen zusammengetragen, welche aktuell geplant und in den
nächsten Jahren durch die jeweiligen Fachabteilungen umgesetzt werden sollen.
Die Maßnahmen tragen maßgeblich zu einer Verbesserung der Anpassung an den
Klimawandel bei. Sie spiegeln die verschiedenen Bereiche innerhalb des
eca-Prozesses wieder, werden im klimapolitischem Arbeitsprogramm
zusammengefasst und im weiteren Verlauf des eca-Zyklus begleitet. Die einzelnen
Maßnahmen sind durch die jeweils zuständigen Stellen zu planen, umzusetzen und zu
evaluieren. Hierzu gehören auch gegebenenfalls notwendige politische
Beschlussfassungen sowie die Bereitstellung der finanziellen Mittel aus dem
zuständigem Haushalt oder einem Förderprogramm. Die Aufstellung der Maßnahmen
können der Anlage 2 entnommen werden. Die vorliegende Liste ist dynamisch. Im
eca-Prozess werden abgeschlossene Projekte in den Maßnahmenkatalog übertragen,
aktive Projekte fortgeschrieben bzw. angepasst und neue Projekte aufgenommen.
Die Aufgabe
des eca-Teams besteht darin, die Umsetzung in der jeweiligen Fachabteilung zu
begleiten und die Ergebnisse für den eca-Prozess zu dokumentieren
(Arbeitsprogramm/Maßnahmenkatalog). Der Beschluss zum Arbeitsprogramm ist für
das Zertifizierungsverfahren durch die B.&S.U. vorgegeben. Nach Einschätzung
der eca-Berater der Firma Gertec wird sich der Zielerreichungsgrad von aktuell
34% auf voraussichtlich 46% erhöhen. Die kontinuierliche Entwicklung wird in
den internen Audits (2022, 2023) überprüft. Wird eine Abweichung festgestellt,
so ist eine Anpassung der Maßnahmen möglich. Im Jahr 2024 erfolgt das
offizielle Audit mit einem externen Prüfer. Die dann ermittelte Zielerreichung
ist ausschlaggebend für die Zertifizierung der Stadt Rheine.
Anlagen:
Anlage 1: eca-Bericht 2021 Stadt Rheine
Anlage 2: Klimapolitisches Arbeitsprogramm 2022