Betreff
Jugendarbeit mit jungen Spätaussiedler(inne)n - Fortsetzung der Arbeit des Aussiedler-Jugendtreffs Raduga
Vorlage
362/07
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Sozialausschuss und der Jugendhilfeausschuss beauftragen die Verwaltung, mit den Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit ein neues fach- und zeitgemäßes Konzept für die Integration von jungen Spätaussiedler(inne)n zu erstellen, das auch ein Heranführen der Migrant(inn)en an die allgemeinen Angebote der Jugendzentren beinhaltet.

 


Begründung:

 

Für den 1997 im städtischen Haus an der Lingener Straße 47 eingerichteten offenen Treff für junge Spätaussiedler „Raduga“ müssen neue Rahmenbedingungen gefunden werden, da das im Zuge von geplanter Stadtsanierung von der Stadt Rheine erworbene Haus im Laufe des Jahres 2007 abgerissen werden soll. Außerdem hat sich die Zahl des Neuzuzugs von Spätaussiedlern in der Zwischenzeit wesentlich verringert (1995 - 1997 waren es durchschnittlich 530 Aussiedler(innen) pro Jahr, 2007 (1. Halbjahr) waren es 4).

 

Der Treff wurde seinerzeit von der Stadt Rheine als Antwort auf hohe Zuweisungszahlen von jugendlichen Spätaussiedlern mit Integrationsschwierigkeiten eingerichtet und in einem Trägerverbund aus Caritasverband, evangelischer Kirche und Stadt Rheine betrieben. Die ev. Kirche zog schon bald ihren Mitarbeiter wieder zurück und trat inzwischen ganz aus dem Trägerverbund aus.

 

Der Caritasverband öffnet den Treff zurzeit noch an drei Abenden pro Woche. Die Stadt fördert bis zu 25% der dabei entstehenden Personal- und Sachkosten einer Vollzeitstelle, das waren im Jahr 2006 ca. 15.000 €. Weiterhin übernimmt sie die Kosten für das Haus, die sich jährlich auf ca. 8.740,45 € belaufen (Energie-, Bauerhaltungskosten usw., ohne kalkulatorische Kosten). An einem Abend in der Woche öffnet eine Mitarbeiterin der Stadt den Treff.

 

Mit Rückgang der Zuweisungszahlen nutzen immer weniger jugendliche Spätaussiedler den offenen Treff. Die Besucherzahlen konzentrieren sich auf wenige Stunden in der Woche bzw. besondere Anlässe. Neben den geringen Zuzugszahlen macht sich hier vermutlich auch der Erfolg der intensiven Betreuung dieser Gruppe in den vergangenen Jahren und die wachsende Attraktivität der dezentralen Jugendeinrichtungen auch für Spätaussiedlerjugendliche bemerkbar. Statistiken der dezentralen Jugendarbeit zeigen, dass bereits ein hoher Anteil der Besucher einiger Einrichtungen Spätaussiedler sind. (In St. Elisabeth/St. Michael bis zu 80 %.)

 

Es liegt also nahe, die bisher an der Lingener Straße 47 betreuten Spätaussiedlerjugendlichen an Einrichtungen der offenen Jugendarbeit anzubinden. Das entspricht auch der Empfehlung des kommunalen Kinder- und Jugendförderplans der Stadt Rheine. Durch Nutzung vorhandener freier räumlicher und zeitlicher Ressourcen bleiben die jugendlichen Spätaussiedler - solange sie es wünschen - exklusiv angesprochen. Dieses gilt auch für die Gruppenarbeit im Raduga.

 

Durch die Aufhebung der räumlichen Trennung ist zu erwarten, dass die Spätaussiedler(innen) bald auch an den anderen Angeboten der offnen Treffs teilnehmen und die Integration so gefördert wird.

 

Die Öffnungszeiten für Aussiedler in ausgewählten dezentralen Jugendeinrichtungen sollten durch die bisherigen Kräfte oder Russisch sprechende Honorarkräfte, z. B. aus den Reihen der Multiplikatorengruppen, begleitet und betreut werden. Zur Finanzierung stehen die bisher eingesetzten Haushaltsmittel zur Verfügung.

 

Die in einzelnen Stadtteilen tätigen Kräfte können dann auch durch aufsuchende soziale Arbeit („streetwork“) informelle Treffs von Aussiedlern ansprechen und versuchen, die dort anzutreffenden Spätaussiedler(innen) für die dezentralen Jugendtreffs zu gewinnen.

 

Durch die Aufgabe des Hauses Lingener Straße 47 wird der städtische Haushalt in Höhe der laufenden Betriebskosten von 8.740,45 € jährlich entlastet.