Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der
Betriebsausschuss der TBR beschließt:
1. die
Kanalerneuerung Engernstraße/Burgundenweg (Kosten 650 T€),
2. die Kanalerneuerung Homeyerstraße (Kosten 250 T€),
3. den Kauf von 5 Netzersatzanlagen (Kosten 635 T€)
durchzuführen.
Begründung:
Gemäß § 4 Absatz 2 a) der Betriebssatzung TBR hat der
Betriebsausschuss über Verträge außerhalb des genehmigten Wirtschaftsplanes zu
entscheiden, wenn der Wert im Einzelfall den Betrag von 50 T€ im
Wirtschaftsjahr übersteigt. Das ist bei der Kanalneubaumaßnahme
Engernstraße/Burgundenweg der Fall.
Gemäß § 4 Absatz 2 e) der Betriebssatzung TBR hat der
Betriebsausschuss über Mehrausgaben für Einzelvorhaben im Vermögensplan, die
den Betrag von 100 T€ übersteigen zu entscheiden. Das ist bei der Kanalneubaumaßnahme
Homeyerstraße und beim Kauf von 5 Netzersatzanlagen (Notstromaggregate) der
Fall.
1. Kanalerneuerung
Engernstraße/Burgundenweg
Im Hinblick auf geplante Infrastrukturverbesserungen und
Immobilienentwicklungen in der Engernstraße wurden im Jahr 2022 umfangreiche
Untersuchungen des öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt. Die bevorstehende
Straßensanierung der Engernstraße und der Bau neuer Mehrfamilienhäuser durch
die "Erste BR-Immobilien GmbH" (BRI) haben zu einer Überprüfung des
Kanalsystems geführt. Die Ergebnisse der Kanalzustandsbewertung zeigten, dass
eine Erneuerung der öffentlichen Mischwasserkanalisation auf den Privatflächen
der BRI erforderlich ist. Dies betrifft die Gebäude in der Engernstraße 14, 16,
18, 20 und 22 sowie im Burgundenweg 48 und 50. Die dafür benötigten Mittel
wurden im Wirtschaftsplan 2023 mit einem Betrag von 270 T€ veranschlagt. Die
Erneuerung soll entlang der bestehenden Kanaltrasse erfolgen.
Die Situation von öffentlichen Kanälen auf privatem Grund
hat in der Vergangenheit wiederholt Wartungsprobleme und
Zuständigkeitsdiskussionen aufgeworfen. Aufgrund der umfangreichen Neuplanung
der BRI-Grundstücke ergab sich für die TBR die Möglichkeit, den öffentlichen
Kanal neu zu organisieren. Dies ermöglicht es zukünftigen Bauvorhaben der BRI,
sich an den neuen öffentlichen Kanal in der Engernstraße anzuschließen. Der
alte defekte Kanal wird aufgegeben, was eine unabhängige Neuplanung des
Grundstücks ermöglicht.
Die geplante Kanalneugestaltung sieht vor, den
Kanalverlauf in südlicher Richtung zu führen und dann westlich durch die
öffentliche Grünfläche und über den bestehenden Kinderspielplatz zu verlaufen.
Dabei wird der neu gestaltete Kanal in den bestehenden Kanal im Burgundenweg
integriert, der ebenfalls erneuert werden muss. Alle erforderlichen
Hausanschlüsse werden ebenfalls erneuert. (s. Anlage 1)
Es ist zudem wichtig anzumerken, dass ab dem 01. August
2023 eine neue Verordnung für den Einbau von mineralischen Ersatzbaustoffen in
technische Bauwerke in Kraft getreten ist. Diese Verordnung legt strengere
Schadstoffgrenzwerte fest. Ein ergänzendes Bodengutachten hat ergeben, dass der
Boden eine hohe Belastung aufweist, die im Zusammenhang mit der neuen
Verordnung als bedeutsam einzustufen ist. Die Entsorgung des belasteten Bodens
führt zu zusätzlichen Kosten.
Die längeren Kanallinien und die höheren Kosten für
Bodenentsorgung führen im Vergleich zur ursprünglichen Planung zu zusätzlichen
Ausgaben. Diese Mehrausgaben belaufen sich auf 380 T€. Insgesamt belaufen sich
die Gesamtkosten für die Umsetzung auf 650 T€.
2. Umgestaltung der
Mischwasserkanalisation in der Homeyerstraße
Im Verlauf der Straßenplanung für die "Homeyerstraße" wurde zu Beginn des Jahres 2023 eine umfassende Prüfung des bestehenden Mischwasserkanals durchgeführt, um sowohl den baulichen als auch den hydraulischen Zustand zu beurteilen. Die Ergebnisse der TV-Befahrung zeigten, dass der Kanal Schäden aufweist, darunter Betonkorrosion, Risse, eingebrochene Stutzen und Scherbenbildung. Zusätzlich zum vorliegenden Zustandsbericht ergab sich, dass der Trassenverlauf des Kanals über ein privates Grundstück verläuft und den Salinenkanal kreuzt. Angesichts dieser Faktoren ist eine grundsätzliche Neuplanung der Mischwasserkanalisation und des Trassenverlaufs erforderlich. (s. Anlage 2)
Die hydraulische Überprüfung mit aktuellen Regenstatistiken ergab zudem Defizite. Die Kombination der Ergebnisse aus den baulichen und hydraulischen Prüfungen führt zu dem Schluss, dass eine wirtschaftliche Sanierung oder Reparatur des bestehenden Mischwasserkanals nicht mehr realisierbar ist. Die Neuplanung zielt darauf ab, nicht nur eine hydraulisch verbesserte Mischwasserkanalisation zu schaffen, die auf zukünftige Niederschlagsereignisse besser vorbereitet ist, sondern auch den Trassenverlauf zu optimieren. In der neuen Planung wird der Verlauf des Mischwasserkanals ausschließlich unter öffentlichen Grundstücken geplant. Der bestehende Mischwasserkanal wird zurückgebaut oder verschlossen. Die Kanalhaltung unterhalb des Salinenkanals wird durch einen Liner saniert und weiterhin als Hausanschlussleitung für die ehemalige Jugendherberge genutzt.
Die geschätzten Baukosten für diese Umgestaltung belaufen sich auf 250T€, die bisher nicht im Wirtschaftsplan 2023 enthalten sind. Dieser Schritt wird nicht nur die Funktionalität der Kanalisation verbessern, sondern auch zu einer langfristigen Lösung beitragen, um den Anforderungen gerecht zu werden, die sich aus den aktuellen Zuständen und zukünftigen Entwicklungen ergeben.
3. Kauf von 5 Netzersatzanlagen
Die Stadtentwässerung Rheine ist ein
Betrieb kritischer Infrastruktur, kurz ´KRITIS-Betrieb. Vor dem Hintergrund
einer drohenden Energiemangellage betrachtete die TBR im Rahmen einer
Bachelorarbeit der Fachhochschule Münster das bestehende
Notstromversorgungskonzept der Stadtentwässerung Rheine. Die Kläranlage und
diverse Ortsteilpumpwerke verfügen bereits über feste Netzersatzanlagen (NSA).
Für weitreichende Energiemangellagen werden jedoch 5 weitere NSA benötigt, um
Schäden an Menschen, Natur und Sachvermögen zu vermeiden. Mit mobilen NSA
werden im Krisenfall diverse Abwasserpumpwerke wechselseitig angefahren und mit
Strom versorgt. Bei der Betrachtung der Reaktionszeiten spielen diverse
Einflussfaktoren eine Rolle, z. B. das Einstauvolumen des der Pumpstation
vorgelagerten Kanalnetztes, die Fahrwege zum Transport der NSA, die vorhandene
Personaldecke und der Fahrzeugbestand. Die NSA werden auf den wichtigen
Abwasserpumpstationen Herzogstannweg, Nielandstraße, Am Goldhügel und Röntgenstraße
untergestellt. Das fünfte Aggregat wird für Havariefälle zur besonderen
Verwendung vorgehalten: Durch seine Bauart (mit angeflanschter integrierter
Pumpe mit hoher Leistung) ist es schnell an solchen Stellen im Stadtgebiet
verfügbar, welche bei Stromausfall zu überstauen drohen.
Die Gesamtkosten für die 5 NSA
belaufen sich auf 635 T€. Die Ausschreibung soll umgehend erfolgen, da derzeit
Fördermittel in Höhe von 49,93 %, entsprechend 317 T€, zur Verfügung stehen.
TBR liegt bereits ein Zuwendungsbescheid mit Datum 20. Juli 2023 von der
Bez.-Reg Münster vor.