Betreff
Jahresbericht der Stadtbibliothek für das Jahr 2022 mit Ausblick auf das Jahr 2023
Vorlage
330/23
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Schulausschuss nimmt den Jahresbericht der Stadtbibliothek 2022 und den Ausblick auf das Jahr 2023 zur Kenntnis.    

 


Begründung:

 

„Bibliothek ist Baumarkt für die Seele.“ Urs von Wulfen vom Theater ex Libris brachte es bei der Abrissparty zum Umzug im August auf den Punkt.

 

Bis dahin allerdings war es ein interessanter und teilweise durchaus anstrengender Weg. Begonnen hat das dritte Corona-Jahr 2022 noch mit Maskenpflicht und Einlasskontrolle. Bis Ende März mussten die Besucher und Besucherinnen der Bibliothek sich vor einem Bibliotheksbesuch anmelden und zeitweise zusätzlich einen 2G-Nachweis erbringen. Wirklich „geöffnet“ wurde die Bibliothek dann im April, als alle Einlassbeschränkungen eingestellt wurden. Der Monat war auch für alle Kaffeetrinker ein Gewinn, unseren Automaten im Lesesaal Dreieck haben wir am 6. April wieder in Betrieb genommen.

 

Schon am 2. März 2022 fand die Vorlesezeit für Kinder ab 4 Jahren, das Sternstündchen erstmals wieder im Himmel der Bibliothek in gewohnter Atmosphäre statt. Es waren 25 Gäste anwesend.

 

Besucher(innen) und Veranstaltungen

 

Und die Zahlen zeigen, wie etabliert die Bibliothek und ihre Angebote in Rheine sind und weiterhin bleiben. Trotz aller Corona-Einschränkungen fanden insgesamt 88 Aktionen noch an der Matthiasstraße mit über 1.600 Gästen statt. Das größte Highlight war dabei sicherlich der LeseSommer. Traditionell nimmt die Stadtbibliothek Rheine seit Jahren an der NWR-weiten Aktion „SommerLeseClub“ (SLC) teil. Aufgrund des anstehenden Umzugs war ein normaler SLC nicht durchführbar, deswegen startete 2022 der LeseSommer. Die bei Schulen sehr beliebten Bookslams (172 Gäste) bildeten den Startpunkt für ein Veranstaltungsfeuerwerk. Neben den klassischen Stern- und Viertelstündchen wurden eine Lesung mit der rheinenser Autorin Kim Leopold (38 Gäste), ein Manga-Workshop (17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer) und ständig wechselnde Medienpräsentationen für Sommerlektüren geboten.

 

Den Abschluss bildete die Abrissparty mit dem Theater ex Libris, die vor 65 Gästen schaurig-gruselig „Dracula“ von Bram Stoker interpretierten. Ein wunderbarer Abschluss und Auftakt für den Umzug in die Zwischenlösung im Toom-Baumarkt.

 

Umzugsplanung und Umzug

 

Im Vorfeld des Umzugs waren umfangreiche Planungen erforderlich, die das gesamte Team der Bibliothek neben dem Alltagsgeschäft gefordert haben. Nach Ausschreibung des Umzugsunternehmens waren verschiedenste Vorbesprechungen notwendig. Von Regalbrettern bis zu genauen Regalaufbauten, der für bestimmte Gruppen benötigte Platz und wie es genau in der Zwischenlösung aufgebaut werden sollte – viele Dinge liefen im Hintergrund ab und waren für die Besucher(innen) zunächst nicht sichtbar. Die „Leiht-uns-leer“-Kampagne ab Ende Juli verdeutlichte dann für alle: Es steht ein Umzug an! Alle Leser(innen) der Bibliothek hatten die Möglichkeit eine unbegrenzte Anzahl an Medien mit nach Hause zu nehmen, um die Schließzeit überbrücken zu können. Die konkrete Schließung begann dann am 22. August und endete mit dem 12. Oktober 2022.

 

Erste Veranstaltung bereits am 13. Oktober und offizielle Eröffnung am 27. Oktober 2022.

 

Bereits am ersten Tag der Wiedereröffnung, dem 13. Oktober 2022, also einen Tag später, fand in Kooperation mit dem Berufskolleg und den Grundschulen in Rheine eine LEGO-WeDo-Veranstaltung mit 30 Kindern statt. Neben dem theoretischen Teil des Programmierens kam der Spaß auch nicht zu kurz – es fanden mehrere Autorennen mit den selbst gebauten Fahrzeugen statt.

 

Die offizielle Wiedereröffnung der Bibliothek in Anwesenheit von Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann und dem Beigeordneten Raimund Gausmann wurde am 27. Oktober 2022 begangen. Hierzu las Helga Streffing aus ihrem neuen Krimi „Tod unterm Kirchturm“ hinter dem durch die Bibliotheksfenster passend sichtbaren Kirchturm der Basilika.

 

Leitungsübernahme durch Kirsten Deters

 

Gleichzeitig mit der Wiedereröffnung übernahm Kirsten Deters die kommissarische Leitung der Bibliothek, da Elsbeth Wigger in die Freistellungsphase der Altersteilzeit wechselte. Der offizielle Beginn der kommissarischen Leitung war der 1. November 2022.

 

Der Umbau im Rahmen des Projektes „Funktionserweiterung, Neustrukturierung und Modernisierung des Rathauszentrums einschließlich der Bibliothek“ wird auch im Folgenden Jahr 2023 viel Zeit in Anspruch nehmen.

 

Weiterhin sieht die Bibliothek der Interimszeit optimistisch entgegen. Die hohe Akzeptanz bei den Nachbarn hat bereits in 2022 dazu geführt, dass viele neue Leser(innen) die Bibliothek für sich entdeckt haben. Sichtbar wird dies unter anderem an den Besuchszahlen. 675 Menschen genossen verschiedene Veranstaltungen in der Bibliothek, davon kamen über 500 zu den Sternstündchen, dem Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren. Es ist zu hoffen, dass sich dieser Trend 2023 verstetigen wird und die Bibliothek noch mehr Menschen mit dem begeistert, was sie ist: Ein „Baumarkt für die Seele“.


 

Die Leistungszahlen der Bibliothek in der Übersicht

 

Leistungszahlen der Bibliothek im Vergleich (2019 = vor-Corona-Zeit)

 

2019

2020

2021

2022

Öffnungsstunden

1.915

1.636

1.608

1.726,5

Besuche

164.758

73.630

61.298

80.065

Neuanmeldungen

1.666

818

809

1.157

Nutzer

11.312

10.912

10.365

10.339

Ausleihen gesamt

386.558

296.497

268.245

296.463

davon eMedien

41.513

50.544

52.467

52.547

davon Physisches

345.045

245.953

215.778

243.916

Medienbestand

130.996

132.578

132.650

129.107

davon eMedien

40.356

47.155

50.391

51.994

davon Physisches

90.640

85.423

82.259

77.113

Externe Datenbanken

 

8

14

20

Veranstaltungen

181

98

81

114

Kooperationspartner

 

 

55

55

 

Insgesamt wird deutlich, dass sich die Zahlen wieder in Richtung „vor-Corona-Niveau“ bewegen. Waren zu Beginn des Jahres – wie geschildert – noch Einschränkungen gegeben, sind Ende 2022 alle Beschränkungen aufgehoben.

 

Erfreulich sind insbesondere die Neuanmeldungen zu sehen, die zeigen, dass die Bibliothek bereits nach drei Monaten am neuen Zwischenstandort angekommen und angenommen ist und wird. Und obwohl aufgrund des Umzugs eine Schließzeit von fast 8 Wochen erfolgen musste, konnten die Besucherzahlen um über 18.000 gesteigert werden. Dies zeigt, dass welche wichtige Rolle die Bibliothek innerhalb des städtischen Gefüges spielt. Sie ist

 

·         einer der letzten kommerzfreien Räume in der Stadt, mit niedrigschwelligem Zugang zu Wissen und Bildung ohne Konsumzwang,

·         Förderin von Lese- und Medienkompetenz, gerade in Zeiten, in denen die IGLU-Studie zeigt, wie essentiell diese Kernkompetenzen sind,

·         Fachhochschulbibliothek für die Europäische Fachhochschule Rheine und damit ein Knotenpunkt des Wissens,

·         Veranstalterin von vielen kostenlosen Aktionen, abgestimmt auf das gesellschaftliche Geschehen.

 

Die Verschiebung des Gesamtmedienbestandes hin zum Digitalen hat sich fortgesetzt, wobei sich im physischen Bestand durchaus die Bestandsrevision vor dem Umzug abzeichnet. Dazu wurden veraltete oder kaum nachgefragte Titel aus dem Bestand genommen. Wie schon 2021 standen auch 2022 Mittel aus dem Programm „Wissenswandel“ zur Verfügung, aus denen der Bestand der kooperativen Plattform www.muensterload.de erweitert werden konnte. Es handelte sich um 20.000 € zusätzlich zum eigentlichen Etat. Da das Förderprogramm auf zwei Jahre ausgelegt war, ist es mit diesem Jahr zu Ende.

 

Die Herausforderungen in 2023 sind sicherlich die weitere Einrichtungsplanung der neuen Bibliothek im Rathauszentrum, die Fortführung der Leitung der Bibliothek auf kommissarischer Basis durch Kirsten Deters und die Etablierung des Zwischenquartiers bei Besucherinnen und Besuchern der Bibliothek als Übergangsstandort. Dafür ist eine Stärkung der Kooperation auch mit den Institutionen der Nachbarschaft angedacht.