Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Ausschuss für
Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz nimmt die im Endbericht zur
Stadtklimaanalyse dargelegten Ergebnisse zur Kenntnis und beauftragt die
Verwaltung, diese gemäß den in dieser Vorlage aufgeführten Handlungsempfehlungen
für die weitere Stadtentwicklung und die damit verbundenen Planungs- und
Entwicklungsprozesse sachgerecht aufzubereiten und einzubinden. Insbesondere
wird die Verwaltung beauftragt, die Ergebnisse in den weiteren Prozess zur
Erstellung eines kommunalen Klimafolgenanpassungskonzeptes einfließen zu
lassen.
Begründung:
A. Aufgabenstellung
und Hintergrund
Mit der Erstellung
einer Stadtklimaanalyse und entsprechendem Kartenmaterial setzt die
Stadtverwaltung Beschlüsse aus den Vorlagen 068/21 und 426/21 um. Die nun
vorliegenden wissenschaftlichen Daten der Erhebung werden insbesondere bei der
Erstellung eines Klimafolgenanpassungskonzeptes der Stadt Rheine sowie
allgemein in den Stadtplanungsprozessen Berücksichtigung finden.
Im Bereich der
Stadtplanung stellen der Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung nicht erst
seit besonderer Verankerung im Baugesetzbuch in 2011 (u. a. in § 1 Abs. 5
BauGB) einen wichtigen abwägungsrelevanten Belang – in der Stadtentwicklung
allgemein und in der Flächenentwicklung über die Bauleitplanung im Besonderen –
dar. Für eine sachgerechte Bewertung und Gewichtung besonders in Planverfahren,
aber auch für konkrete Umsetzungsprozesse, sind möglichst belastbare Grundlagen
heranzuziehen, die eine fachbasierte Abwägung der Klimabelange im Abgleich mit
allen weiteren berührten öffentlichen und privaten Belangen ermöglichen.
Aus diesem Grund
hat die Stadt Rheine im Jahr 2022 das Unternehmen GEO-NET Umweltconsulting mit
der Erstellung einer Stadtklimaanalyse beauftragt, die insbesondere folgende
Aspekte aufbereitet (Auszug aus der Beauftragung):
·
Ist-/Planvergleich;
Parameter Lufttemperatur Tag und Nacht; Visualisierung der Ergebnisse des
Screeningansatzes in GIS; Bereitstellung bzw. Aufbereitung der benötigten
Geodaten
·
Ableitung
einer an den Anforderungen der Stadt orientieren Planungshinweiskarte „Klima“
·
Klimamodellrechnung
mit einer meso-/mikroskaligen Betrachtung
·
Darstellung
der Auswirkungen des globalen Klimawandels über Simulations-rechnungen;
Modellierung eines räumlichen hochauflösenden Klimaszenarios „Zukunft“ für
Rheine
·
Erstellung
einer Planungshinweiskarte mit u.a. einer Risikoermittlung und –bewertung
·
GIS-Projekt
mit allen relevanten Layern zu den Eingangsdaten, Klimaergebnissen und den
Kernprodukten Klimaanalysekarte und Planungskarte Klima
Für diese Aufgabe
waren umfangreiche Grundlagenermittlungen, Berechnungen und Bewertungen
erforderlich. Diese liegen nun in Form eines Endberichtes „Stadtklimaanalyse
für Rheine“ vor und sind der Vorlage als Anlage beigefügt. Die zugehörigen
Karten sind – aufgrund Größe und Umfang der Dateien - über die Seite der Stadt
Rheine unter folgendem Link abrufbar:
www.rheine.de/stadtklimaanalyse
Die Ergebnisse
werden durch das Büro GEO-NET im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und
Klimaschutz vorgestellt und sind zudem dem beiliegenden Bericht zu entnehmen.
Für die Stadt
Rheine sind über den Endbericht hinaus insbesondere folgende Informationen und
Instrumente der Stadtklimaanalyse von Nutzen:
·
GIS-basierte
Klimainformationen für das gesamte Stadtgebiet mit digitaler
Zugriffsmöglichkeit für alle Planungs- und Entwicklungsprozesse
·
Nutzbarkeit
eines „Screening-Tools“ zur Modellierung möglicher Auswirkungen konkreter
Planungsinhalte auf die klimatischen Verhältnisse innerhalb des GIS
·
Umfangreiche
digitale Datenbasis i. S. Klimabelange
B. Handlungsempfehlungen
und weiteres Vorgehen
Auf Basis der
Berechnungen des FITNAH3D-Modells und der daraus resultierenden
Planhinweiskarten wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet, die eine
sachgerechte Einbindung der Ergebnisse, Informationen und Instrumente in das
Klimafolgenanpassungskonzept sowie die Stadt-, Flächen- und Projektentwicklung
ermöglichen sollen.
Den
Planhinweiskarten der Stadtklimaanalyse kann die aktuelle IST-Situation der
Frischluftproduktion und -strömungen innerhalb des Stadtgebiets entnommen
werden. Darüber hinaus wurden für die nahe Zukunft (bis zum Jahr 2050)
Berechnungen anhand mittlerer Klimaszenarien vorgenommen. Hieraus lässt sich
ableiten, wie sich der IST-Zustand, bei einer angenommenen Klimaentwicklung,
verändern wird. Bezüglich der Klimafolgenanpassung sind so mögliche akute sowie
zukünftige Handlungsschwerpunkte ableitbar. Diese werden in dem noch zu
erstellenden Klimafolgenanpassungskonzept weiter ausgearbeitet.
Im Sinne eines
aufwandtechnisch angemessenen, fach- und sachgerechten Umgangs mit den
Ergebnissen schlägt die Verwaltung für die Einbindung in Stadtplanungsprozesse
vor, mehrere Stufen der Berücksichtigung und Prüfung dieser Belange für
das jeweilige Verfahren zu definieren, die dann einzelfallbezogen zu
prüfen und zu bearbeiten sind.
Neben den
klimafachlichen Ergebnissen und Maßnahmen-/Handlungsvorschlägen der
Stadtklimaanalyse sind hierzu auch Fragen des Standortes, der Inhalte und des
Umfangs der jeweiligen Planung in diese Einstufung einzustellen. Da Klimaschutz
und Klimafolgenanpassung Belange darstellen, die in die Gesamtabwägung einer
Planung, eines Verfahrens oder eines Prozesses einzubinden sind, wird eine
Festlegung von kategorischen „No Go“-Zonen aus Sicht der Stadtplanung nicht
gesehen.
·
Stufe 1 –Regelverfahren
Der grundlegende Standard für die
Einbindung der Klimabelange im Sinne eines „Regelverfahrens“ ist wie folgt
vorgesehen:
Die Ergebnisse und Hinweise der Stadtklimaanalyse sind für die betroffenen Flächen/Bereiche
– weiter verfeinert gegenüber dem bisherigen Vorgehen - in den textlichen
Unterlagen (Begründung, Erläuterungen und/oder Vorlage) als eigener Punkt zum
Projekt/Verfahren aufzuführen und zu bewerten.
·
Stufe 2 – Sonderverfahren 1: Prüfung mit dem
Screening-Tool
Aufgrund der Ergebnisse/Hinweise
der Stadtklimaanalyse im Abgleich mit den standort-, umfeld- und
inhaltbezogenen Zielsetzungen für die betroffenen Bereiche werden mit Hilfe des
Screening-Tools mögliche Auswirkungen der Planung auf die Klimabelange
ermittelt und bewertet. Dies ist ergänzend zu den Vorgaben Stufe 1 in den o. g.
textlichen Unterlagen aufzuführen.
·
Stufe 3 – Sonderverfahren 2: Klimafachliche
Beratung
Sofern sich im Zuge einer Durchführung der o. g. Vorgaben potentiell kritische
klimabezogene Auswirkungen zeigen, ist eine (ggf. externe) klimafachliche
Beratung in das Verfahren einzubinden, aus der sich – aufgrund dieser Beratung
– Erfordernisse für eine klimafachliche Untersuchung und/oder Begleitung im
Verfahren ergeben können. Auch dies ist in den textlichen Unterlagen zu
dokumentieren.
Die jeweiligen
Erfordernisse des Einzelfalls werden vom zuständigen Produkt in Abstimmung mit
dem Produkt Umwelt, Klimaschutz und Grünplanung eingeschätzt. Es erfolgt eine
transparente Dokumentation der Einschätzung in den jeweiligen
Beschlussvorlagen.
Auf der Ebene
konkreter Vorhaben in Genehmigungsverfahren – insbesondere von
Baugenehmigungen – sind die Einflussmöglichkeiten beschränkt, da hier die
Zulässigkeit eines Vorhabens aufgrund der bestehenden rechtlichen Vorgaben zu
prüfen ist. Sofern hier klimakritische Belange erkennbar sind, sollte im
Bereich der Beratung darauf hingewiesen werden. Ggf. ist im Einzelfall zu
prüfen, ob darüberhinausgehende Regelungserfordernisse bestehen, die z. B.
durch eine Aufstellung oder Änderung des Bebauungsplanes gesteuert werden
sollten.
Auch bei der Planung
und (Um-)Gestaltung öffentlicher Flächen – z. B. Straßen, Wege, Plätze,
Grünflächen – stellen die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse einen wichtigen
Aspekt im Planungsprozess sowie bei der Erstellung des
Klimafolgenanpassungskonzeptes dar.
C. Auswirkungen
auf den kommunalen Klimaschutz
Die Ergebnisse der
vorliegenden Stadtklimaanalyse fließen in die Stadtentwicklungsprozesse sowie
in das Klimafolgenanpassungskonzept der Stadt Rheine ein. Sie nehmen
dahingehend Einfluss auf zukünftige Entscheidungen hinsichtlich des kommunalen
Klimaschutzes.
Anlagen:
Anlage 1: Endbericht „Stadtklimaanalyse für Rheine“, Oktober 2023
Anlage
2: Das Kartenmaterial ist
über folgenden Link auf der Seite der Stadt abrufbar:
www.rheine.de/stadtklimaanalyse