Betreff
Prozessqualifizierungsprojekt Fallanalysen und Fallmanagement der ambulanten und stationären Erziehungshilfen im Jugendamt Rheine
Vorlage
452/23
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung sowie die Informationen des Instituts Dialogicon zur Beauftragung und zur methodischen Umsetzung eines Projektes zur Prozessqualifizierung „Fallanalyse und Fallmanagement der ambulanten und stationären Erziehungshilfen“ zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

In der JHA-Sitzung vom 09.03.2023 ist die Verwaltung im Rahmen der mittelfristigen Kostenreduzierung im Produkt 2101 beauftragt worden, erste Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität umzusetzen.

 

Über den Stand der ersten Umsetzungsmaßnahmen und Planung wird berichtet.

 

 

A.           Verbesserung der Strukturqualität

 

Strukturqualität beschreibt die strukturellen Rahmenbedingungen, die eine Leistungserbringung ermöglichen. Die jeweiligen Merkmale zur Strukturqualität leiten sich im Wesentlichen aus den Beschreibungen der zu erbringenden Leistungen ab. 

 

Merkmale für Strukturqualität in der Jugendhilfe sind insbesondere:

·         Die kontinuierliche Beschäftigung und tarifliche Bezahlung von Fachkräften

·         Adressatengerechte Ausstattung der Büro- und Beratungsräume

·         Tragfähige und transparente Organisations-, Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen

·         Gewährleistung von Schutz und Sicherheit

·         Vernetzung der Angebote im Rahmen regionaler Jugendhilfeplanung

 

In 2023 sind konkret in folgenden Bereichen der Strukturqualität Veränderungen umgesetzt worden.

In den beiden ASD-Teams konnten nach einem neuen Berechnungsstandard für Fallbelastungen und mit Unterstützung der Mittel aus dem Belastungsausgleich des Kinderschutzgesetzes NRW eine verbesserte Personalbesetzung realisiert werden.

·         Team I            6,0       VZÄ (1:26 Fachkraftfallrelation nach HzE-Fällen)

·         Team II           5,64     VZÄ (1:26 Fachkraftfallrelation nach HzE-Fällen)

 

In den Arbeitsbereichen Allgemeiner Sozialer Dienst, Spezialdienste, wirtschaftliche Jugendhilfe und den neuen Aufgaben im Rahmen der letzten Reformen und Gesetze konnte eine weitere Leitungskraft gewonnen und in der Produktverantwortung integriert werden.

Damit verbunden ist auch die Aufnahme der Aufgaben der Koordination im Kinderschutz.

 

Ferner erfolgte eine Nachbesetzung einer Zugangssteuerung über ein Frontend im Jugendamt mit Aufgaben der Unterstützung bei der Fallarbeit. Diese Maßnahme ist noch laufend in der Umsetzung.

 

Für das vierte Quartal 2023 ist eine Implementierung des Auswertungsprogramms „Kristall“ avisiert, das als Analyseinstrument für Fach- und Finanzcontrolling und für analytische Personalbemessung dienen soll.

 

Die derzeitigen Bautätigkeiten am Rathaus beeinflussen auch die Beratungsleistungen im Allgemeinen Sozialen Dienst, so dass hier mittelfristig die notwendige adressatengerechte Strukturqualität nur eingeschränkt umgesetzt werden kann. 

 

 

B.                 Konkretes Vorhaben zur Analyse und Weiterentwicklung der Prozessqualität

 

Prozessqualität fokussiert die Planung, Strukturierung und Durchführung der im Einzelfall notwendigen Klärungsprozesse und vereinbarten Leistungen.

Sie umfasst dabei insbesondere:

·         Fallangemessene Organisation des jeweiligen Settings

·         Passende Verfahren des Fallverstehens, der Hilfebedarfsentscheidung, der Hilfeplanung und des Fallmanagements

·         Mitwirkung an der Gestaltung der Hilfeplanung

·         Verfahren in Krisensituationen

 

In der Nachfolge der Beratungen zur Vorlage 97/23 hatte die Verwaltung Überlegungen angestellt zur Weiterentwicklung der Prozessqualität im Produkt 2101 – den Hilfen zur Erziehung.

 

Mittels einer dazu entwickelten Projektskizze, nach dieser im Mittelpunkt des Projektes Fallanalysen aus realen Fällen des Jugendamtes Rheine und damit verbundene erfolgskritische Faktoren stehen sollen, wurde mit drei in Frage kommenden Instituten Kontakt aufgenommen.

 

Das Institut Dialogicon konnte mit seiner konkreten Idee der methodischen Herangehensweise, die sowohl einen ausreichenden Analyseteil beinhaltet, als auch einen Baustein zur dauerhaften Analysekompetenz in den Teams der Hilfen zur Erziehung, sowie mit Rückmeldung zeitliche Ressourcen für das Projekt kurzfristig zur Verfügung stellen zu können, die Leitungsebene des Jugendamtes überzeugen.

  

Zu Beginn des Projektes wird demnach eine Auswahl von Fallakten mit „auffälligen“ positiven, aber auch kritischen Mustern (bspw.: „schnelle erfolgreiche und positiv von den Klienten bewertete Hilfe“ oder „langfristig, begleitende ambulante Hilfe mit minimalen Effekten“ oder „lange stationäre HzE mit anschließender Rückkehr des j. V. in die Familie“) zusammengestellt, um die notwendige Fallanalyse zielgerichtet vorbereiten und einsetzen zu können.

Gliederung der Projektbausteine und Methodik des Instituts:

·         Analyse nach vorgegebenen etablierten und institutionell erprobten Analyseninstrumentarien

·         Einbeziehung der Fachkräfte in die Fallanalysen

·         Entwicklung und Stärkung der Analysekompetenzen der Fachkräfte

·         Entwicklung von nachhaltigen kollegialen Beratungskompetenzen bei zukünftigen Fallentscheidungen

·         Erstellung von Hinweisen zur Regelung von Fallentscheidungs- und Fallsteuerungsstandards

 

Das Institut Dialogicon wird das Prozessqualifizierungsprojekt im Jugendamt Rheine durchführen.

Als Zeitraum ist die Zeit Januar bis Februar 2024 geplant.

 

Herr Horst Tippelt, Institut Dialogicon, wird in der Sitzung das Projekt „Fallanalyse und Fallmanagement der ambulanten und stationären Erziehungshilfen“ mit der angestrebten nachhaltigen Zielsetzung vorstellen und näher erläutern.

 

 

Finanzielle Auswirkungen:

Die Kosten für die Durchführung der Prozessqualifizierung werden sich laut Angebot des Instituts Dialogicon auf ca. 19.635 EUR belaufen und können mit Mitteln aus dem Budget 2101 finanziert werden.