Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung sowie die Informationen des Instituts Dialogicon zur Beauftragung und zur methodischen Umsetzung eines Projektes zur Prozessqualifizierung „Fallanalyse und Fallmanagement der ambulanten und stationären Erziehungshilfen“ zur Kenntnis.
Begründung:
In der JHA-Sitzung vom 09.03.2023 ist die Verwaltung im Rahmen der mittelfristigen Kostenreduzierung im Produkt 2101 beauftragt worden, erste Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität umzusetzen.
Über den Stand der ersten Umsetzungsmaßnahmen und Planung wird berichtet.
A.
Verbesserung der Strukturqualität
Strukturqualität
beschreibt die strukturellen Rahmenbedingungen, die eine Leistungserbringung
ermöglichen. Die jeweiligen Merkmale zur Strukturqualität leiten sich im
Wesentlichen aus den Beschreibungen der zu erbringenden Leistungen ab.
Merkmale für
Strukturqualität in der Jugendhilfe sind insbesondere:
·
Die
kontinuierliche Beschäftigung und tarifliche Bezahlung von Fachkräften
·
Adressatengerechte
Ausstattung der Büro- und Beratungsräume
·
Tragfähige
und transparente Organisations-, Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen
·
Gewährleistung
von Schutz und Sicherheit
·
Vernetzung
der Angebote im Rahmen regionaler Jugendhilfeplanung
In 2023 sind
konkret in folgenden Bereichen der Strukturqualität Veränderungen umgesetzt
worden.
In den beiden
ASD-Teams konnten nach einem neuen Berechnungsstandard für Fallbelastungen und
mit Unterstützung der Mittel aus dem Belastungsausgleich des
Kinderschutzgesetzes NRW eine verbesserte Personalbesetzung realisiert werden.
·
Team I 6,0 VZÄ
(1:26 Fachkraftfallrelation nach HzE-Fällen)
·
Team II 5,64 VZÄ
(1:26 Fachkraftfallrelation nach HzE-Fällen)
In den
Arbeitsbereichen Allgemeiner Sozialer Dienst, Spezialdienste, wirtschaftliche
Jugendhilfe und den neuen Aufgaben im Rahmen der letzten Reformen und Gesetze
konnte eine weitere Leitungskraft gewonnen und in der Produktverantwortung
integriert werden.
Damit verbunden ist
auch die Aufnahme der Aufgaben der Koordination im Kinderschutz.
Ferner erfolgte
eine Nachbesetzung einer Zugangssteuerung über ein Frontend im Jugendamt mit
Aufgaben der Unterstützung bei der Fallarbeit. Diese Maßnahme ist noch laufend
in der Umsetzung.
Für das vierte
Quartal 2023 ist eine Implementierung des Auswertungsprogramms „Kristall“
avisiert, das als Analyseinstrument für Fach- und Finanzcontrolling und für
analytische Personalbemessung dienen soll.
Die derzeitigen
Bautätigkeiten am Rathaus beeinflussen auch die Beratungsleistungen im
Allgemeinen Sozialen Dienst, so dass hier mittelfristig die notwendige
adressatengerechte Strukturqualität nur eingeschränkt umgesetzt werden
kann.
B.
Konkretes
Vorhaben zur Analyse und Weiterentwicklung der Prozessqualität
Prozessqualität
fokussiert die Planung, Strukturierung und Durchführung der im Einzelfall
notwendigen Klärungsprozesse und vereinbarten Leistungen.
Sie umfasst dabei
insbesondere:
·
Fallangemessene
Organisation des jeweiligen Settings
·
Passende
Verfahren des Fallverstehens, der Hilfebedarfsentscheidung, der Hilfeplanung
und des Fallmanagements
·
Mitwirkung
an der Gestaltung der Hilfeplanung
·
Verfahren
in Krisensituationen
In der Nachfolge
der Beratungen zur Vorlage 97/23 hatte die Verwaltung Überlegungen angestellt
zur Weiterentwicklung der Prozessqualität im Produkt 2101 – den Hilfen zur
Erziehung.
Mittels einer dazu
entwickelten Projektskizze, nach dieser im Mittelpunkt des Projektes
Fallanalysen aus realen Fällen des Jugendamtes Rheine und damit verbundene
erfolgskritische Faktoren stehen sollen, wurde mit drei in Frage kommenden
Instituten Kontakt aufgenommen.
Das Institut
Dialogicon konnte mit seiner konkreten Idee der methodischen Herangehensweise,
die sowohl einen ausreichenden Analyseteil beinhaltet, als auch einen Baustein
zur dauerhaften Analysekompetenz in den Teams der Hilfen zur Erziehung, sowie
mit Rückmeldung zeitliche Ressourcen für das Projekt kurzfristig zur Verfügung
stellen zu können, die Leitungsebene des Jugendamtes überzeugen.
Zu Beginn des
Projektes wird demnach eine Auswahl von Fallakten mit „auffälligen“ positiven,
aber auch kritischen Mustern (bspw.: „schnelle erfolgreiche und positiv von den
Klienten bewertete Hilfe“ oder „langfristig, begleitende ambulante Hilfe mit
minimalen Effekten“ oder „lange stationäre HzE mit anschließender Rückkehr des
j. V. in die Familie“) zusammengestellt, um die notwendige Fallanalyse
zielgerichtet vorbereiten und einsetzen zu können.
Gliederung der Projektbausteine und Methodik des Instituts:
·
Analyse
nach vorgegebenen etablierten und institutionell erprobten
Analyseninstrumentarien
·
Einbeziehung
der Fachkräfte in die Fallanalysen
·
Entwicklung
und Stärkung der Analysekompetenzen der Fachkräfte
·
Entwicklung
von nachhaltigen kollegialen Beratungskompetenzen bei zukünftigen
Fallentscheidungen
·
Erstellung
von Hinweisen zur Regelung von Fallentscheidungs- und Fallsteuerungsstandards
Das Institut
Dialogicon wird das Prozessqualifizierungsprojekt im Jugendamt Rheine
durchführen.
Als Zeitraum ist
die Zeit Januar bis Februar 2024 geplant.
Herr Horst Tippelt,
Institut Dialogicon, wird in der Sitzung das Projekt „Fallanalyse und
Fallmanagement der ambulanten und stationären Erziehungshilfen“ mit der angestrebten nachhaltigen Zielsetzung
vorstellen und näher erläutern.
Finanzielle Auswirkungen:
Die Kosten für die
Durchführung der Prozessqualifizierung werden sich laut Angebot des Instituts
Dialogicon auf ca. 19.635 EUR belaufen und können mit Mitteln aus dem Budget
2101 finanziert werden.