Betreff
Zwischenbericht zum Kinder- und Jugendförderplan 2021-2026 und Beauftragung des Kinder- und Jugendförderplans 2027-2031
Vorlage
099/24
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

1.      Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Zwischenbericht zum Kinder- und Jugendförderplan 2021-2026 zur Kenntnis.

2.      Der Jugendhilfeausschuss beauftragt die Verwaltung, den 5. Kinder- und Jugendförderplan 2027-2031 zu erstellen.

 


Begründung:

 

Zu 1.

Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner Sitzung am 24.09.2020 den Kinder- und Jugendförderplan 2021-2026 der Stadt Rheine beschlossen. Diesen Beschluss hat der Rat der Stadt Rheine am 06.10.2020 bestätigt. Zum 01.01.2021 begann die Laufzeit des Plans. Es wurde sowohl eine ausführliche Vollversion, als auch eine jugendgerechte Kurzversion beschlossen. Die Zitate und Verweise in diesem Zwischenbericht beziehen sich auf die Kurzversion.

„Der Kinder- und Jugendförderplan versteht sich als Planungs- und Steuerungsinstrument für die örtliche Kinder- und Jugendarbeit und stellt Ergebnisse des Beteiligungs- und Abstimmungsprozesses zwischen freien Trägern, Verwaltung und Politik dar.“ (Kinder- und Jugendförderplan 2021-2026 S. 13)

Im Vorlauf der Erstellung des Plans wurden nicht nur freie Träger und Politik von der Verwaltung beteiligt, sondern vor allem auch die Zielgruppen des Plans, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Begonnen wurde mit dem Planungs- und Beteiligungsprozess im März 2017.

Der Plan benennt allgemeine Ziele für die Erstellung des Kinder- und Jugendförderplans. Zusätzlich wurden nach der Auswertung aller Beteiligungs- und Planungsprozesse Handlungsziele in sechs Kategorien aufgestellt. Es wurden sowohl die Ziele, die die Fachkräfte aus allen Ergebnissen ermittelt haben, als auch Ziele, wie sie  von den Jugendlichen formuliert wurden, direkt in den Plan aufgenommen. Im Folgenden soll ein Zwischenfazit der formulierten Ziele gezogen werden.

„Es wird deutlich, dass es sich bei der Erstellung des Kinder- und Jugendförderplanes der Stadt Rheine um eine prozessorientierte Entwicklung handelt mit folgenden Zielen:

1.    Die finanzielle Absicherung der Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Rheine.

2.    Die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Rheine unter Berücksichtigung der bestehenden und sich ständig verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.“ (Kinder- und Jugendförderplan 2021-2026 S. 13)


Die Laufzeit des Kinder- und Jugendförderplans 2021-2026 begann mitten in der Pandemie, als viele Angebote der Kinder- und Jugendarbeit gar nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden konnten. Kinder und Jugendliche haben sehr viel Zeit zu Hause (isoliert) verbracht. Dies hat die soziale und emotionale Situation der Kinder und Jugendlichen geprägt. Die Ziele des Förderplans wurden aus Beteiligungsformaten entwickelt, die vor der Pandemie stattgefunden haben. Nach der Pandemie hat sich die Situation in der Kinder- und Jugendarbeit verändert. Neue Strategien mussten entwickelt werden, um den Zugang zu den Zielgruppen wiederherzustellen (Bsp. Digitalisierung).

Dies hat zur Folge, dass das Ziel  des Förderplans „Die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Rheine unter Berücksichtigung der bestehenden und sich ständig verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen“ eine besondere Herausforderung sowohl für die verbandliche als auch hauptamtliche Kinder- und Jugendarbeit darstellt. Einige Handlungsziele mussten angepasst oder neu priorisiert werden. Durch Förderprogramme wie „Aufholen nach Corona“ konnten kurzfristig zusätzliche Angebote organisiert werden, um die jungen Menschen wieder in das gesellschaftliche Leben einzubinden und an diesen Gruppenangeboten teilhaben zu lassen.

Aber auch das Thema der finanziellen Absicherung der Angebote der Kinder- und Jugendarbeit ist weiterhin ein sehr aktuelles Thema. Die zusätzlichen Corona-Fördermittel von Bund und Land wurden schnell wieder eingestellt. Durch den Krieg in der Ukraine sind sowohl die Energiekosten als auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten stark gestiegen. Langfristig haben sich diese Preissteigerungen sehr stark auf die Freizeitmaßnahmen mit Übernachtung ausgewirkt. Deshalb hat der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 17.11.2022 beschlossen, die Zuschüsse für die Ferienmaßnahmen mit Übernachtung und die damit verbundenen Transferleistungen zu verdoppeln.

 

Sachstand Handlungsziele:

Zielformulierungen (ab S. 52 des Kinder- und Jugendförderplans 2021-2026)

 

Freizeitgestaltung/Orte für Jugendliche

Ein zentrales Ziel der Jugendfreizeitarbeit ist es, dass „Angebote der (offenen) Kinder- und Jugendarbeit so über das Stadtgebiet verteilt sind, dass sie für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen niedrigschwellig erreichbar sind“. Der Stadtteil Rodde, in dem keine offene Jugendarbeit vorgehalten wurde, war klar unterversorgt. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es gerade den Jüngeren nicht möglich die Angebote in Anspruch zu nehmen. Unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern wurde ein Stadtteilforum in Rodde durchgeführt. Im Nachgang konnte ein Angebot in Rodde installiert werden, dass einmal die Woche für Kinder- und Jugendliche vom Jugend- und Familiendienst e.V. angeboten wird. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen. Auch während der Umbauphase der Jugendräume, wo auf Räume in der Schule ausgewichen werden musste, konnte die Besucherzahl gehalten werden.

Der Jugendhilfeausschuss hat am 17.11.2022 beschlossen, diese Maßnahme weiter zu fördern. 

 

Weitere Stadtteilforen zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit im ländlichen Raum haben in den Stadtteilen Elte und Hauenhorst stattgefunden, die aktuell ausgewertet werden. Gemeinsam mit Multiplikatoren im Stadtteil (z.B. Stadtteilbeiräte, Messdienergruppen etc.) sollen diese Ideen zur Umsetzung weiterentwickelt werden.

 

Durch die Schließung des Jugendtreffs „JUPP“ im Stadtteil Schleupe gibt es in den Stadtteilen Wietesch, Schleupe, Wadelheim und Bentlage keinen offenen Jugendtreff mehr in der näheren Umgebung. Mit dem Jugendtreff „Wohnzimmer“, dem Schülercafé „JOT“ und dem Jugendzentrum Jakobi liegen allerdings drei Treffs in erreichbarer Nähe. 

 

Als zusätzliches Angebot bietet die Fachstelle Jugendarbeit & Sexualpädagogik der Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Münster-Recklinghausen den LSBTIQ*-Treff „PRIDE Rheine“ an. Das Angebot findet aktuell in den Räumlichkeiten des Jugendtreffs „Bistro Charly“ an der Marienkirche an zwei Tagen die Woche statt. 

Der Wunsch, der von den jungen Menschen in den Beteiligungsformaten am häufigsten formuliert wurde, war der nach einem zentralen Ort, wo sie sich aufhalten können. Zusätzlich wurde der Wunsch eines Outdoor-Sportgeländes mit jugendgerechten Sportmöglichkeiten, wie Parkour, Pumptrack, Skaten etc. geäußert. Der Planungsprozess zu dieser Jugendfreizeitfläche hat im Sommer 2021 mit der Anmietung einer mobilen Pumptrackanlage begonnen, welche sehr gut angenommen wurde. Da die Planungen einer großen, festen Anlage sich über mehrere Jahre ziehen kann, wurde für den Übergang eine mobile Pumptrackanlage angeschafft, die erst am Sportgelände Delsen/FCE, später im Stadtpark aufgebaut wurde. Aktuell hängen die Planungen der festen Anlage an der Bestimmung einer Fläche. Für die inhaltlichen Planungen wurde eine Initiativgruppe aus jungen Menschen gegründet, die gemeinsam mit der Verwaltung und dem Unterausschuss Freizeitflächen im Austausch zu dem Thema bleiben.

 

Ferien

Ein Ziel des Kinder- und Jugendförderplans von 2021-2026 ist es, das Kinderferienparadies (kurz KFP) auf die gesamten Ferien auszuweiten. Dieses Ziel konnte bereits erreicht werden, denn die freien gemeinnützigen Träger der Jugendarbeit bieten in den gesamten Ferien, angefangen mit den Oster-, Sommer-, Herbstferien bis hin zu den Weihnachtsferien Aktionen an. Auch die Finanzierung von Ferienangeboten, welche vorher nur in den Sommerferien möglich war, konnte auf alle Ferien ausgeweitet werden. Den Kindern und Jugendlichen in Rheine wird ein vielseitiges Ferienprogramm angeboten. Für ein abwechslungsreiches Ferienprogramm sorgen rund 30 Träger aus Rheine. Die Zahl der Anbieter und auch der Angebote sind in den letzten Jahren stetig angestiegen. Trotz steigender Kosten ist ein weiteres großes Ziel, den Kindern und Jugendlichen ein kostengünstiges Ferienprogramm anzubieten, damit jede/r die Möglichkeit der Teilnahme hat. Familien, die im Besitz einer Münsterlandcard sind, erhalten weiterhin eine Ermäßigung von 50% auf die Gesamtkosten im Rahmen des Ferienprogramms. Dies ermöglicht den Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme an vielen Aktionen im Ferienprogramm. Um die Ausweitung und die Teilhabe für alle auffangen zu können, wurden die Fördersummen der Stadt Rheine vor einigen Jahren erhöht. Sowohl bei den Trägern der Angebote im Kinderferienparadies, als auch bei den Trägern von Ferienmaßnahmen mit Übernachtung machen sich steigende Kosten und Inflation bemerkbar. Einige Anbieter waren gezwungen die Teilnehmerbeiträge zu erhöhen.


Für Kinder und Jugendliche aus Rheine ermöglicht die Stadt Rheine weiterhin den Erwerb des Ferienpasses. Der Preis von 3€ pro Pass wurde beibehalten bzw.  war der Pass im Jahr 2023 sogar kostenlos für alle. Dies konnte durch das Förderprogramm „Stärkungspakt NRW“ ermöglicht werden. Für das Jahr 2024 wir aktuell nach Sponsoren gesucht, so dass der Pass weiterhin kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann. Mit dem Ferienpass können die Kinder und Jugendlichen das Freibad in Rheine, das Hallenbad Mesum, die Minigolfanlage und den NaturZoo in Rheine besuchen. Zukünftig soll das neue Schwimmbad einbezogen werden. 


Seit 2020 können die Angebote im Rahmen des Kinderferienparadiese, aber auch verschiedene andere Angebote von Trägern der Jugendarbeit in Rheine, digital eingesehen und gebucht werden. Ein Leitziel des Förderplans, das auch von den Kindern und Jugendlichen in allen Beteiligungsforen sehr häufig benannt wurde, ist, dass Kinder- und Jugendarbeit umweltbewusst und klimaneutral agieren muss. Das ist ein Grund, warum das Papierformat des Kinderferienparadieses nicht mehr gedruckt wird. Diese Entscheidung wird weiterhin sehr kontrovers diskutiert.

 

Die Ferienlager bzw. Ferienmaßnahmen mit Übernachtung sind weiterhin ein wertvoller Beitrag der meist ehrenamtlich strukturierten Anbieter von Kinder- und Jugendarbeit. In diesem Bereich konnte der Förderansatz erhöht werden. Zusätzlich gab es eine Anpassung des Betreuungsschlüssels für Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Dieser kann je nach Bedarf bis zu einem Betreuungsverhältnis von 1:1 veranschlagt werden. Zur besseren Übersicht der immer wieder wechselnden Antragsstellenden aus den Vereinen und Verbänden wurde ein Informationsheft mit den Förderpositionen der „Richtlinien zur Förderung freier gemeinnütziger Träger der Jugendarbeit in Rheine“ erstellt, dass neben den Richtlinien und Förderbeträgen auch Erklärungen und Beispiele enthält.

 

Kunst, Kultur und Kreatives

Ein wichtiger Schwerpunkt der Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit sind künstlerische und kulturelle Angebote, die sowohl im „Alltagsgeschäft“ Raum finden, als auch in Projekten z.B. im Bereich Graffiti, Rap- oder Hip Hop-Workshops. Seit zehn Jahren gibt es auch die Möglichkeit, Projekte in diesem Schwerpunktbereich über den Kulturrucksack NRW zu fördern. Davon profitieren in Rheine nicht nur einzelne Einrichtungen, es gibt auch einrichtungsübergreifende Projekte, wie z.B. das Kulturcamp, dass seit 2018 in Rheine rund um das Kloster Bentlage angeboten wird.

 

Im Jahr 2019 eröffnete die Jugendkunstschule der Stadt Rheine ihre Tore. Zuerst mit kleinem Programm, mittlerweile mit einem umfangreichen Kursprogramm. Zusammen mit dem Projektlabor des Berufskollegs Rheine hat die Jugendkunstschule die Idee des ARTandTECH.space umgesetzt, ein Ort, wo Kunst und Technik voneinander profitieren. Im Zusammenspiel der verschiedenen Einrichtungen hat sich die Vielfalt und Anzahl der Angebote im Bereich der Kunst- und Kulturangebote für Kinder und Jugendliche deutlich erhöht.

 

Events

Gerade die älteren Jugendlichen haben in den Beteiligungsforen den deutlichen Wunsch ausgesprochen, Möglichkeiten zu haben, Partys zu feiern. Da der Wunsch eher in die Richtung von kommerziellen Anbietern und Diskotheken ging, hat das Jugendteam der Stadt Rheine sich einen Weg überlegt, wie sie junge Menschen in den Austausch mit kommerziellen Anbietern von Partys bringen können. Hier ist das Konzept des „Speed-Debatings“ entstanden. Es wurden zehn Fachleute (nicht nur zum Thema Party, auch zu anderen Themen) eingeladen, die zu ihren jeweiligen Themen zum Gespräch eingeladen haben. Die teilnehmenden Jugendlichen hatten dann im 4-Minuten-Takt die Chance mit allen ins Gespräch zu kommen und ihre Interessen loszuwerden.

In den Sommerferien 2023 wurde von der Initiative „Rheine – Standort der guten Arbeitsgeber“ und mit Unterstützung der EWG die Rooftop Area P3 eröffnet, ein Ort für junge Menschen zum Abhängen mit Events von Unternehmen und Partys. Auch das Jugendteam hat sich mit einem Aktionstag dort beteiligt.

 

Der ehemalige Jugendtreff „Café Elsbeth“ ist umgezogen in die Räume des ehemaligen Pfarrheims St Michael. Dort gibt es einen Kellerraum, der in der Vergangenheit als Partyraum genutzt wurde. Der Jugendtreff „Wohnzimmer“ – so ist der neue Name des Treffs – hat sich zur Aufgabe gemacht dort wieder Partys für die Zielgruppe des Treffs zu veranstalten.

 

Partizipation von Kindern und Jugendlichen

Eine Aufgabe der Kinder- und Jugendarbeit ist die Partizipation der Kinder und Jugendlichen. Projekte in diesem Arbeitsbereich, sowie auch in allen anderen Arbeitsbereichen, wurden durch Corona sehr stark ausgebremst. Der Alltag der Kinder und Jugendlichen war zu dieser Zeit zum größten Teil fremdbestimmt und eingeschränkt, sodass es neben den bereits im Kinder- und Jugendförderplan festgehaltenen Zielen eine neue Aufgabe ergeben hat. Viele Kinder und Jugendliche müssen zunächst wieder lernen, wie Partizipation und Mitbestimmung funktionieren kann, um damit den Grundstein für weitere Formen der Partizipation zu schaffen. Dennoch laufen viele der im Kinder- und Jugendförderplan benannten Projekte, wie die Stadtschülervertretung und der Kinderbeirat, weiterhin sehr gut. Außerdem gibt es immer wieder verschiedene Beteiligungsprojekte zum Thema Demokratieförderung sowohl über die Gruppe „Rheine ohne Rassismus – Rheine mit Courage“, ein Projekt von verschiedenen Trägern der Jugendarbeit, als auch seit 2022 über das Projekt „Fit für Demokratie“, welches vom Jugend- und Familiendienst und dem Stadtjugendring durchgeführt wird. Ein häufig benanntes Thema waren gemeinsame Projekte von Kommunalpolitikern und Politikerinnen und Jugendlichen. Diese sind unter anderem in Form der Podiumsdiskussionen als auch durch andere Projekte wie „Ist Kommunikation möglich?“, des katholischen Jugendwerkes Rheine, bei dem Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Kommunalpolitikern und Politikerinnen ein Magazin zum Thema Freizeitgestaltung in Rheine erstellt haben, oder auch das „Bubble Soccer Turnier – Jugendarbeit trifft Jugendpolitik“, des Stadtjugendrings, umgesetzt worden.

 

Ein wichtiges Bindeglied zu Kindern und Jugendlichen sind der Kinderbeirat und das Jugendteam der Stadt Rheine. Die engagierten jungen Menschen setzen sich für die Interessen der Kinder und Jugendlichen in Rheine ein und initiieren immer wieder Projekte, in denen diese Interessen in Richtung Politik und Verwaltung weitergespielt werden können.

 

Vernetzung und Kommunikation

Vernetzung und Kommunikation ist ein Thema, das durch die Corona-Pandemie im Bereich der Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit deutlich ausgebaut werden konnte. Durch die schnelllebigen Bestimmungen der Coronaschutzverordnung, war ein regelmäßiger Austausch und eine enge Fachberatung aller Akteure unbedingt notwendig, um Strukturen aufrecht zu erhalten und die Kinder und Jugendlichen so gut wie möglich durch die lange Zeit der sozialen Distanzierung zu begleiten. Diese Strukturen bleiben auch nach der Pandemie erhalten. Der Austausch zu haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit funktioniert weiterhin sehr gut. Es gibt Austauschtreffen, Runde Tische zu verschiedenen Themenbereichen, aber auch den persönlichen Austausch zu fachlichen Themen.

 

Die AG § 78 Kinder- und Jugendarbeit trifft sich regelmäßig zum Austausch, aber auch zur gemeinsamen Maßnahmenplanung. Das neu erarbeitete Konzept zum Wirksamkeitsdialog ist in 2024 gestartet. Die AG § 78 Kinder- und Jugendarbeit fungiert als Steuerungsgruppe. Auch die Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendförderplans hat sich neu gebildet und die Beteiligungsformate, die in der Entwicklung des Plans verschiedene Zielgruppen einbeziehen, sind bzw. werden aktuell geplant. Ein neues Begleitteam von Jugendlichen unterstützt die Arbeitsgruppe aktiv in diesem Prozess.

 

Den Jugendlichen war in der Erstellung des aktuellen Plans besonders wichtig, eine Struktur von Informationsweitergabe und Kommunikation durch digitale Kanäle aufzubauen. Hierzu hatte sich eine Initiativgruppe von Jugendlichen gegründet, die eine Homepage und einen Instagram-Kanal für Jugendliche aufbauen wollten. Die Gruppe hat sich in der Phase der Corona-Pandemie leider aufgelöst, so dass sich der Ansatz eine Seite von Jugendlichen für Jugendliche zu entwickeln erstmal nicht realisieren ließ. Die Einrichtungen der Jugendarbeit haben diese Idee weiterverfolgt. Sie verfügen über einrichtungsbezogene Instagram-Kanäle und weitere digitale Formate der Informationsweitergabe, wie z.B. über Messenger etc. Ziel im Kinder- und Jugendförderplan war aber auch ein stadtübergreifender Kanal, der über aktuelle Aktionen und Projekte informiert, sowie Wissenswertes für Jugendliche aufbereitet. Dieser Instagram-Kanal soll in Kürze umgesetzt werden.

 

 

 

 

Ehrenamt und Qualifikation

Der Stadtjugendring veranstaltet in regelmäßigen Abständen Schulungen für Ehrenamtliche in der Verbands- und Vereinsarbeit. Dazu gehören die klassischen Juleica-Schulungen, eine Qualifizierungsmaßnahme für Jugendleiterinnen und Jugendleiter mit einem Umfang von 35 Zeitstunden. Zusätzlich bietet der Stadtjugendring – in Kooperation mit dem Jugendamt – Präventionsschulungen mit dem Schwerpunkt Prävention sexualisierter Gewalt an. Die Nachfrage nach diesen Schulungen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Auch die Anfragen von ehrenamtlich Tätigen im Verein oder Verband im Rahmen einer Fachberatung sowohl beim Jugendamt als auch beim Stadtjugendring sind in den letzten Jahren gestiegen.

Das Jugendteam der Stadt Rheine beschäftigt sich aktuell mit der Aufwertung der Juleica in Rheine durch Vergünstigungen im Einzelhandel, Freizeiteinrichtungen etc.

 

Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz

Der erzieherische Kinder- und Jugendschutz war besonders erschwerten Bedingungen während der Corona-Pandemie ausgesetzt. Aufgrund von Schulschließungen und Abstandsregelungen konnten Projekte nicht stattfinden oder mussten durch Online Medien ersetzt werden. Aus diesem Grund mussten Projekte nach der Pandemie wieder zurück ins Leben gerufen und im Alltag etabliert werden. Nun finden wieder regelmäßig an den Schulen in Rheine Medienkompetenztage, Elternabende zur Mediennutzung oder zum Jugendschutzgesetz sowie das Projekt „Tanzen ist schöner als Torkeln“ für Auszubildende im Einzelhandel an den Kaufmännischen Schulen statt. Es wird dennoch deutlich, das „Tanzen ist schöner als Torkeln“ als Titel einer Kampagne zum Umgang mit Alkohol nicht mehr zeitgemäß ist. Daher wird aktuell in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Jugendschutz & Sucht“ eine neue altersgerechte Kampagne für mehr Sichtbarkeit und Sensibilisierung im Umgang mit Alkohol entwickelt. Allerdings spielt in diesem Bereich nicht nur der Konsum von Alkohol eine Rolle. Ein neues, besonders präsentes Thema im Bereich des Jugendschutzes sind „Vapes“, also E-Zigaretten. In der Arbeit des Jugendschutzes nimmt die Sensibilisierung zu diesem Thema aktuell einen großen Raum ein.

Ein weiteres sehr beliebtes Präventionsprojekt ist weiterhin das Projekt Schüler/innen als Multiplikatoren, kurz SaM. Das SaM-Projekt besteht aus vielen engagierten Schüler/innen die sich in verschiedenen Projekten rund um die Themen Mobbing, Sucht, Sexualität und Medien an ihren Schulen einsetzen.

 

Jugendsozialarbeit

Mit Neugründung der AG § 78 Kinder- und Jugendarbeit wurde auch die Jugendberatungsstelle des Caritasverbandes in die Arbeitsgemeinschaft aufgenommen. So kann ein Austausch zwischen den Einrichtungen der Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit stattfinden. Durch die Schaffung der Stelle „Koordination Schulsozialarbeit / Jugendsozialarbeit“, die im Jugendamt angesiedelt ist und in Personalunion mit einer halben Stelle in der Kinder- und Jugendarbeit ausgeübt wird, werden die drei Arbeitsbereiche miteinander vernetzt. Erste gemeinsame Projekte werden bereits angegangen (z.B. zum Thema Schulabsentismus, Demokratieprojekte, …). 

 

Fazit

Alle Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Rheine arbeiten in ihrer täglichen Arbeit an der Umsetzung der Ziele im Kinder- und Jugendförderplan um die Stadt Rheine attraktiver für Kinder und Jugendliche zu machen und sie in ihrer Entwicklung „zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (§ 1 SGB VIII) zu fördern. Die Corona-Pandemie hat in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen deutlich „die Handbremse gezogen“ und einen Einschnitt hinterlassen. Viele Strukturen, Projekte und Angebote mussten neu aufgebaut werden. Dennoch wurden viele in dem Plan beschriebene Ziele in Form von durchgeführten Maßnahmen und Projekten umgesetzt. Manche waren schnell erreicht, wie z.B. der Aufbau neuer Kommunikationsstrukturen z.B. durch die AG § 78 oder die Erweiterung der Ferienprogramme.

Der Plan hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, wie z.B. den Bau einer Jugendfreizeitfläche. An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich die handelnden Akteure aufgrund von gesellschaftlichen Entwicklungen wie die derzeitige Finanzkrise, immer wieder den besonderen Herausforderungen und Neuorientierungen stellen müssen.  Auch gilt es den Kinder-  und Jugendförderplan entsprechend den aktuellen Gegebenheiten anzupassen, was wiederum eine hohe Flexibilität der handelnden Akteure voraussetzt.

Ein besonders Merkmal des Kinder- und Jugendförderplan ist die ständige Auseinandersetzung, unter den Aspekten einer ernst gemeinten Beteiligung, mit der Zielgruppe der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gemeint ist hier die Berücksichtigung der aktuellen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, die den Prozess der Umsetzung und Fortschreibung des Planes maßgeblich beeinflussen.

 

Zu 2.

Zur Bearbeitung der Ziele im aktuell laufenden 4. Kinder- und Jugendförderplan 2021-2026 soll die Laufzeit des Plans bis zum Ende des Jahres 2026 fortgeführt werden. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Maßnahmenentwicklung zur Umsetzung der Ziele des Kinder- Jugendförderplanes, die durch die Corona-Pause nicht an Bedeutung verloren haben, hinausgezögert. Um die begonnenen Prozesse abzuarbeiten, ist eine längere Laufzeit notwendig. Zusätzlich hat die Entwicklung des aktuellen Kinder- und Jugendförderplans deutlich gemacht, dass der Prozess bis zum fertigen Plan eine längere Vorlaufzeit benötigt um alle beteiligten Zielgruppen in den Prozess einzubinden. Die Umsetzung der Ziele und die Planung für die Erstellung des zukünftigen Kinder- und Jugendförderplanes, der wieder mit eigenen personellen Ressourcen entwickelt werden  und einen aufwendigen Planungsprozess hinsichtlich Beteiligungsformate haben sollte, benötigt die personellen Kapazitäten der Kinder- und Jugendarbeit in Rheine sowie ein zeitlich gut angepasstes Format. Dies hat zur Folge, dass der genannte erweiterte Zeitraum und die Vorlaufzeit dringend benötigt werden.

 

Zum Januar 2027 soll  der 5. Kinder- und Jugendförderplan 2027-2031 in Kraft treten. Dieser wird dem nach der Kommunalwahl 2025 neu besetzten Jugendhilfeausschuss in der letzten Sitzung in 2026 zum Beschluss vorgelegt. Somit hat der Jugendhilfeausschuss ein Jahr die Möglichkeit, sich mit dem aktuellen Plan vertraut zu machen und den neuen Plan maßgeblich mitzugestalten.