Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Alternative 1

 

Das modifizierte Raumkonzept der Volkshochschule im Josef-Winckler-Zentrum wird in Fortsetzung der bisherigen Beschlusslage ohne Einrichtung der Lehrküche beschlossen. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob es aus schulfachlicher, technischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, die alte Lehrküche in einer der städtischen Schulen durch die Lehrküche der Volkshochschule zu ersetzen.

         

Alternative 2

       

Das modifizierte Raumkonzept der Volkshochschule im Josef-Winckler-Zentrum wird unter Berücksichtigung der von der Leitung der Volkshochschule dargestellten fachlichen Aspekte mit Einrichtung der bisherigen Lehrküche beschlossen. Die Verwaltung wird beauftragt, die entstehenden Gesamtkosten für den Abbau und den Wiederaufbau der Lehrküche einschließlich der dazu erforderlichen baulichen Maßnahmen zu ermitteln und die Umsetzung dieses Beschlusses durchzuführen sobald dafür ein vollständiger Deckungsvorschlag gesichert ist.

 


Begründung:

 

1.    Raumangebot im Josef-Winckler-Zentrum

 

        Der Haupt- und Finanzausschuss hat am 9. Mai 2006 das von einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe entwickelte und nachstehend dargestellte Raumkonzept für die Volkshochschule im Josef-Winckler-Zentrum zustimmend zur Kenntnis genommen (vgl. auch Vorlage 175/06).

       

 

        Ergänzend wird auf den schon der seinerzeitigen Vorlage 175/06 und nun als Anlage 2 beigefügten Grundriss verwiesen.

       

        Mit dem Umzug der Volkshochschule in das Josef-Winckler-Zentrum erfolgt neben der organisatorischen nun auch die räumliche Zusammenlegung von Volkshochschule und Musikschule. Hiermit werden zwei strategische Ziele verfolgt. Zum einen geht es um Aspekte der Kostenreduzierung. Dieses Ziel wird erreicht, sobald beide Institutionen unter einem Dach und unter einheitlicher Leitung arbeiten. Die Kosteneinsparung hat ein Volumen von rund 144.000 EUR jährlich (vgl. Vorlage 373/07). Als zweites strategisches Ziel wird die Etablierung des Josef-Winckler-Zentrums als Weiterbildungszentrum verfolgt. Darauf ausgerichtet ist das Organisationskonzept (siehe Anlage 1/Organigramm), das von einer gemeinsamen Leitung und Verwaltung von Volkshochschule und Musikschule ausgeht. Dieses Organisationskonzept stellt besondere Anforderungen an das Raumkonzept im Josef-Winckler-Zentrum. Diese Anforderungen waren im Rahmen der seinerzeitigen Vorlage 175/06 zum Raumkonzept noch nicht absehbar. Sie führen beispielsweise zu folgenden Veränderungen:

       

        Der Raum 106 war als gemeinsames Lehrerzimmer für die Kaufmännischen Schulen, die Musikschule und die Volkshochschule vorgesehen. Aus Datenschutzgründen war dieser Vorschlag nicht umsetzbar. Das Lehrerzimmer für die Kaufmännischen Schulen wird nun im Dachgeschoss in den Räumen 301 und 302 eingerichtet.

 

Der Raum 110 wird durch die teilweise Beseitigung von Wänden geöffnet. Hierdurch wird im Eingangsbereich ein ansprechender Informations- und Kommunikationsbereich geschaffen, um eine benutzerfreundliche Atmosphäre und Anmeldung sowie eine gute Vernetzung der unterschiedlichen Institutionen zu erzielen.

 

Die Räume 114 und ehemals 112 werden als gemeinsame Anmeldung der Volkshochschule und der Musikschule mit drei Arbeitsbereichen ausgewiesen.

 

Die Räume 123 und ehemals 121 könnten zusammengefasst und als Vortrags- bzw. Kursraum oder alternativ nach Schaffung der bautechnischen Voraussetzungen (siehe weiter unten) auch als Lehrküche genutzt werden.

 

Großer Wert wurde auf eine weitgehende multifunktionale Nutzung von Räumlichkeiten gelegt. Insbesondere hierdurch wurde ein Raumkonzept entwickelt, das der Volkshochschule auch am künftigen Standort ein Raumangebot schafft, das in weiten Teilen mit dem am derzeitigen Standort an der Mühlenstraße vergleichbar ist. Dazu dient der nachstehende Vergleich:

 

Vergleich der Räume an der Mühlenstraße

mit den Räumen im Josef-Winckler Zentrum

 

 

 

 

 

 

 

Mühlenstraße

 

Jo-Wi-Zentrum

 

Angebot

Bemerkung

 

Raum

Raum

 

 

 

U 1

30,42

120

27,75

Kursraum

 

 

U 2

27,45

118 / 015

25,06

Kursraum

bis 1.11.08 Raum 015

V 1

78,14

018

80,00

Vortragsraum

multifunktionale Nutzung 

 

U 3

35,94

119

27,15

Kursraum

 

 

KB

62,55

ehemalige Wohnung HSM

104,00

eventuell Kinderbetreuung / Materialraum

 

 

T 1

58,07

205

79,80

Textil/Kreativ

 

 

U 4

33,14

117

27,15

Kursraum

 

 

E 1

40,00

122

30,13

EDV-Raum

 

 

E 2

37,00

124

30,70

EDV-Raum

 

 

U 5

52,01

111

59,76

Kursraum

multifunktionale Nutzung

G

107,82

17

133,75

Gymnastik

gemeinsam mit Vereinen

 

Gu

70,00

17

31,22

Umkleide mit Duschen und WC

nur eine Umkleide, keine geschlechterspezifische Trennung

K

67,97

123

60,83

Kursraum / Küche

 

 

K 2

36,36

16

50,00

Kreativraum

multifunktionale Nutzung

M

37,71

103

20,10

Materialraum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiterhin werden im Jo-Wi-Zentrum folgende Räume multifunktional genutzt.

 

 

5

55,30

Kursraum

 

 

 

 

6

60,00

evtl. Kinderbetreuung

 

 

 

 

15

50,00

Kursraum

 

 

 

 

202

40,10

Kursraum

 

 

 

 

203

33,00

Kursraum

 

 

 

 

204

76,50

Kursraum

 

 

 

 

214

65,40

Kursraum

 

 

 

 

305

59,60

Kursraum

 

 

 

        Die künftigen Raumnutzungen sind den als Anlage 3 beigefügten Grundrissplänen zu entnehmen.

       

        Als Ergebnis ist festzuhalten, dass entgegen den seinerzeitigen Überlegungen (Vorlage 175/06) insbesondere durch multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten ein deutlich höheres Raumangebot zur Verfügung steht. Die seinerzeit aufgezeigten Nutzungseinschränkungen konnten damit größtenteils überwunden werden. Die optimierte Raumauslastung wird unter ökonomischen Gesichtspunkten auch zu der angestrebten spürbaren Reduzierung von Betriebs- und Unterhaltungsaufwendungen führen.

 

        Die Einrichtung der Volkshochschule ist 19 Jahre alt, zeigt jedoch aufgrund ihrer Qualität keine wesentlichen Substanzschäden. Daher wird das Inventar (Büromöbel, Tische, Stühle, Schränke, IT-Ausstattung) mit einer Ausnahme auch am neuen Standort im Josef-Winckler-Zentrum weitergenutzt. Das oben beschriebene Informations- und Kommunikationszentrum wird komplett neu eingerichtet. Die Mittel für die dafür notwendigen Möbel (Besucherplätze, Tische, Regale für Info-Material etc.) und die technische Ausstattung (Info-Bildschirme, PC’s) stehen im Investitionsplan in Höhe von 14.000 € zur Verfügung. Die damalige Kostenschätzung enthielt allerdings keine nutzungsspezifischen Anforderungen (z.B. Wegeleitsystem, Außenbeschilderung und –beleuchtung etc.).

       

        Die Kosten für den Umbau der Verwaltungsräume und der Kursräume im Josef-Winckler-Zentrum wurden auf der Basis der als Anlage 4 beigefügten Aufstellung auf 156.000 € geschätzt. Die zur Realisierung des oben beschriebenen Raumangebotes notwendigen Umbaumaßnahmen können (mit Ausnahme der Lehrküche – siehe Ziffer 2) in diesem seinerzeit geschätzten Kostenrahmen durchgeführt werden.

       

        Personaltechnisch und logistisch wird der Umzug des Verwaltungsbereiches der Volkshochschule durch die Technischen Betriebe durchgeführt. Der Umzug des Restbestandes erfolgt durch die Beauftragung eines Unternehmens. Die Kosten dafür sind nicht veranschlagt, werden aber im Budgetvollzug des Fachbereiches erwirtschaftet.

       

        Hinweis: Brandschutzgutachten

          Aufgrund der in den vergangenen Brandschauen aufgeführten Mängel für das Josef-Winckler-Zentrum (einschließlich der Aula) wurde ein Brandschutzgutachten beauftragt. Die aus dem Gutachten resultierenden Maßnahmen sind unabhängig von der Nutzung durch die Volkshochschule am Josef-Winckler-Zentrum auszuführen. Über das Ergebnis des Gutachtens wird die Verwaltung den Bau- und Betriebsausschuss unterrichten und die geforderten Maßnahmen in das Brandschutzprogramm für das Jahr 2008 einarbeiten.

 

2.    Lehrküche

       

        Das seinerzeit vom Haupt- und Finanzausschuss zustimmend zur Kenntnis genommene Raumkonzept (Vorlage 175/06) führte zu Eingriffen in den derzeitigen Raumbestand der Musikschule und der Volkshochschule. Es wurden schon damals Kompensationsmöglichkeiten aufgezeigt, wie diese Eingriffe aufgefangen werden können. Hier wurde auf die verstärkte Nutzung von Klassenräumen in städtischen Schulen hingewiesen. Bezogen auf die Lehrküche wurde ebenfalls auf die (Mit-)Nutzung der vorhandenen Lehrküchen in verschiedenen städtischen Schulen hingewiesen. Das vom Haupt- und Finanzausschuss zustimmend zur Kenntnis genommene Raumkonzept schloss die Einrichtung einer Lehrküche im Josef-Winckler-Zentrum nicht ein.

       

        Sowohl für die zukünftige Programmgestaltung, als auch für die projektorientierten Angebote der Volkshochschule ist die Verfügbarkeit und Nutzungsmöglichkeit einer Lehrküche unverzichtbare Vorraussetzung zur Umsetzung des gesellschaftlichen Auftrages.

       

        Folgende städtische Schulen sind mit einer Lehrküche ausgestattet:

       

·         Berufskolleg

·         Elsa-Brändström-Schule

·         Fürstenbergschule

·         Overbergschule

·         Elisabethschule

·         Don-Bosco-Schule

·         Emsland-Gymnasium

·         Euregio-Gesamtschule

·         Grüterschule

 

Anzumerken ist, dass es sich mit Ausnahme der Elsa-Brändström-Schule weitgehend um ältere Kücheneinbauten handelt. Auch die derzeitige Kücheneinrichtung der Volkshochschule ist bereits 19 Jahre alt.

 

Grundsätzlich stehen der Volkshochschule, vergleichbar mit der Nutzung von Klassenräumen als Kursräume, genügend Nutzungsmöglichkeiten für eine Lehrküche an dezentralen Standorten zur Verfügung. Auch heute schon werden diese Möglichkeiten – wenn auch nur sehr eingeschränkt – in Anspruch genommen (z.B. Berufskolleg).

 

        Für die Herstellung der baulichen Voraussetzungen zur Installation der am jetzigen Standort an der Mühlenstraße vorhandenen Lehrküche der Volkshochschule im Josef-Winckler-Zentrum sind zusätzliche Finanzmittel in Höhe von ca. 30.000 Euro notwendig. Diese Mittel stehen aufgrund der ursprünglichen Raumplanung der Umbaumaßnahme nicht zur Verfügung. Weitere Aufwendungen entstehen durch den Abbau, den Transport und den Wiederaufbau der Lehrküche. Diese Aufwendungen sind noch nicht weiter spezifiziert worden.

       

        Unter ökonomischen Aspekten ließe sich der notwendige Aufwand für die Verlagerung einer noch funktionsfähigen, aber auch alten Kücheneinrichtung nur rechtfertigen, wenn einerseits eine solche Einrichtung für die zukunftsorientierte Angebotsstruktur einer Volkshochschule im Rahmen eines Weiterbildungszentrums unverzichtbar wäre und keine adäquaten (multifunktionalen) Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung ständen. Solche Nutzungsmöglichkeiten sind aber – wie oben dargestellt – ausreichend vorhanden.

       

        Die Frage des Standortes der Lehrküche im JWZ ist aus Sicht der Leitung der Volkshoch- und Musikschule für eine Weiterbildungseinrichtung nicht nur als Identifikations-, sondern auch als Angebotsmerkmal wichtig.

 

        Im Folgenden einige Beispiele, warum das Thema Lehrküche in einem Weiterbildungszentrum notwendig ist:

·         Firmen kochen in der VHS unter dem Thema „Gesunde Ernährung“ – 4 Abende mit verschiedenen Modulen (Kochen als Kommunikationsmedium, Ernährungsberatung, Gesundheit, Stärkung des Immunsystems etc.).

·         Die VHS möchte besonders zum Thema „Übergewicht bei Kindern“ im Gesundheitsbereich Kurse anbieten (läuft bereits)

·         Ein steigender Bedarf zeichnet sich ab im Bereich der Singlehaushalte in einer älterwerdenden Generation und ein sich veränderndes Ernährungsverhalten – „lange selbstständig bleiben“

·         Fachübergreifende Kochkurse „Sprache lernen am Herd“ z. B. Italienisch etc.

·         Ein vom Kultursekretariat Gütersloh gefördertes Musikschulprojekt heißt „Mahlzeit“! Die Gesamtsumme der Förderung beträgt 7.250,00 €, gefördert werden 4.000,00 €.

·         Ein weiteres gefördertes VHS-Projekt in Höhe von 2.700,00 € ist das Projekt „Helden bitte melden“. Auch in diesem Projekt spielt die Küche, als Vermittlerin zum Abbau von Hemmschwellen, eine wichtige Rolle.

·         In das Leitprojekt 9 des integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes der Stadt Rheine „Kinder in Bewegung“ werden sich die VHS und die Musikschule zukünftig einbringen.

·         Das über ESF-Mittel finanzierte AS-Projekt (A steht für Ausbildungsfähigkeit erweitern und S steht für Soziale Kompetenzen) der Stadt Rheine mit Gesamtkosten in Höhe von 111.731,06 € und einer beantragten und bewilligten EU–Förderung in Höhe von 50.540,00 € beinhaltet viele verschiedene Module. Ganz sicher wird gesundes Kochen/Ernährung als ein wichtiges Modul integriert sein.

 

        Die oben aufgezeigten Projektbereiche zeigen, dass sowohl im Förderbereich auf Landesebene, als auch über verschiedene Fördertöpfe wie z. B. dem Europäischen Sozialfond (ESF), dem Kultursekretariat Gütersloh die Wichtigkeit einer Lehrküche als „Kommunikationsmedium“ gesehen wird.

        Stichworte sind hier, gesunde Ernährung, Verbindung von Kultur und Nahrung, Vermeidung von Übergewicht.

 

        In der Volkshochschule und der Musikschule werden in der Zukunft über 100 Veranstaltungen, Lesungen, Ausstellungseröffnungen, Kooperationsveranstaltungen, Kindertheater durchgeführt. Es ist gute Tradition, dass KursteilnehmerInnen und –leiterInnen, oft ehrenamtlich, bei Feierstunden oder Festakten Getränke servieren und für eine gute Veranstaltungsatmosphäre sorgen.

        Unter anderem werden auch durch die Einnahmen aus dem Fachbereich „Kochen – Gesunde Ernährung“ z. B. die defizitären Bereiche wie Vorträge für Senioren in Altenheimen, Kurse für Menschen mit Behinderung, Teilbereiche der Alphabetisierungskurse unterstützt. Hier sieht die Leitung den gesellschaftlichen Auftrag der Volkshochschule, denn genau diese Bereiche sind durch den politischen Willen gebührenreduziert oder –befreit. Hier ist eine Kostendeckung nicht zu erreichen, darum ist die Volkshochschule Rheine bemüht, diese defizitären Kostenbereiche durch andere Angebote (und dazu gehört zwingend eine Lehrküche) in die Gesamtdeckung zu bringen.

 

        Eine „VHS-eigene“ Lehrküche erschöpft sich in erster Linie nicht in der Zubereitung von Speisen, sondern sie ist eine Plattform, auf der Menschen sich treffen und begegnen und gesellschaftliche Teilhabe erfahren können, z.B. über Sprachkurse für ausländische MitbürgerInnen / Abbau von Hemmschwellen / gegenseitiges Kennen lernen über gemeinsame niedrigschwellige Angebote. Wie aus den nicht abschließend aufgezählten Beispielen deutlich wird, ist eine Lehrküche sowohl unter sozialen, als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ein zentral wichtiger Bestandteil einer Weiterbildungseinrichtung.

 

3.    Entscheidungsalternativen

       

        Unter ausdrücklicher Berücksichtigung der augenblicklichen Beschlusslage, aber auch im Hinblick auf die sich gegenüberstehenden ökonomischen und fachlichen Aspekte, wurden von der Verwaltung zwei alternative Beschlussvorschläge entwickelt.

 


Anlagen:

 

Anlage 1: Organigramm Volkshochschule und Musikschule

Anlage 2: Raumkonzept aus Vorlage 175/06

Anlage 3: Grundrisspläne Josef-Winckler-Zentrum

Anlage 4: Kostenschätzung Umbau- und Renovierungsmaßnahmen