Betreff
Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Public-Viewing in Rheine Konzept
Vorlage
118/06
Aktenzeichen
II-1-40-dy
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Haupt- und Finanzausschuss nimmt das Konzept zum Public-Viewing der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf dem Borne-Platz zur Kenntnis.


Begründung:

 

Die Übertragung von Sportereignissen auf Großbildleinwänden (sog. Public-Viewing) hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer in den Städten inszenierten Zuschauerveranstaltung entwickelt. Ein wesentlicher Grund ist das Bedürfnis der Bevölkerung, emotionalisierende Ereignisse in der Gemeinschaft Gleichgesinnter (Fans) erleben zu wollen. Dieser Prozess erhält durch die WM 2006 in Deutschland einen weiteren Schub.

 

·         Die Zahl der Kartenwünsche für Stadionbesuche ist höher als die tatsächlich verfügbaren Karten. Bereits jetzt sind lt. Pressemitteilung des DFB 2,7 Millionen der rund drei Millionen Eintrittskarten verkauft

 

·         Immer mehr Menschen wollen dieses Ereignis nicht allein zu Hause sehen, sondern in einem fußballbegeisterten Land wie Deutschland mit anderen Menschen gemeinsam erleben.

 

·         Es wird mit einer großen Zahl ausländischer Fans gerechnet, die auch ohne Karten anreisen, bzw. Spiele verfolgen wollen, für die sie keine Eintrittskarten erworben haben. Diese sowie deutsche Fans werden neben den Ausrichterstädten auch Städte mit Mannschaftsquartieren und andere Städte mit Unterbringungsmöglichkeiten und/oder Großbildübertragungen aufsuchen. (Dieses Szenario kann aber auf Grund der Entfernung von Rheine zu den WM-Spielstädten vernachlässigt werden.)

 

Diese Ausgangslage bedarf eines entsprechenden organisatorischen Rahmens und logistischen Vorbereitungen.

 

Um dieser Situation gerecht zu werden, wurde in Rheine bereits im vergangen Jahr eine Arbeitsgruppe installiert, die das Public-Viewing in der Stadt vorbereitet. Vertreten in dieser Arbeitsgruppe sind Dienststellen der Stadt (FB 1, FB 3, FB 5), Polizei, Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Verkehrsverein sowie die Brauerei Rolinck als Hauptsponsor und der Münsterländische Medienservice (Radio RST) als Medienpartner. Die Federführung liegt beim FB 1 (Kulturservice und Sportservice)

 

Das nach Außen getragene Engagement für die WM 2006 liegt auf Seiten der Stadt insbesondere in dem Interesse, das sportliche Highlight mit den touristischen Möglichkeiten der Region zu verknüpfen sowie der eigenen Bevölkerung die Teilnahme zu ermöglichen.

 

Hierfür wurden bereits folgende Voraussetzungen geschaffen:

 

Örtliche Voraussetzungen

 

·         Über die Privatbrauerei Rolinck steht eine 17qm-Video-Leinwand mit LED-Technik als Übertragungsanlage zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um eine voll tageslichttaugliche - auch bei Spielen nachmittags im Hochsommer - Projektionstechnik. Anlagen mit dieser Übertragungsqualität und Technik gibt es nicht sehr viele in der Bundesrepublik. Die meisten dieser Anlagen werden deshalb in den Spielstädten stehen, während andernorts überwiegend Übertragungen mit Beamern auf Leinwand erfolgen. Diese Technik ist nur eingeschränkt tageslichttauglich und i. d. R. auf eine Bildgröße von 12qm beschränkt. Rheine hat somit gegenüber anderen Städten der Region einen erheblichen Standortvorteil.

 

·         Die Stadt Rheine hat sich die erforderlichen Übertragungsrechte beim Rechteinhaber Infront Sports & Media AG gesichert. Hierbei handelt es sich um Rechte für eine „Kommerzielle Veranstaltung“ da eine Refinanzierung über Sponsoring, Lizenzeinnahmen und Standgelder angestrebt wird.

 

Da Public-Viewing eine Veranstaltung mit örtlichem Bezug ist, nimmt die Stadt eine Sonderstellung als Genehmigungsbehörde, Bereitsteller der öffentlichen Fläche und als Veranstalter ein.

 

Mit diesen technischen Voraussetzungen soll die Möglichkeit geschaffen werden, alle Spiele der WM live zu übertragen. Die gastronomische Versorgung der Besucherinnen und Besucher wird durch 2 am Borneplatz ansässige Gastronomen sichergestellt.

 

Des Weiteren ist geplant in den Pausen zwischen den täglichen Spielen ein Unterhaltungsprogramm mit Live-Interviews mit Persönlichkeiten der Fußballszene (Zusagen von Erich Rutemöller und Kerstin Stegemann liegen bereits vor) sowie Radio- und Fernsehberichterstattung von der WM zu präsentieren. Als weitere Angebote wird es zum Einstieg in die Weltmeisterschaft am 3. Juni 2006 das Musical "„Ich habe fertig“ sowie für Kinder am 4. Juni das Theaterstück „Michel aus Lönneberga“, sowie zum Ende der WM am 14/15. Juli 2006 das Ems-Open-Air 2006 auf der Emsbühne geben. Sportlich wird die Weltmeisterschaft außerdem von einem Street-Soccer-Turnier in der Stadt begleitet. Sollten die finanziellen Möglichkeiten es zulassen, werden in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein weitere kulturelle Veranstaltungen für die 4 Wochen geplant.

 

 

Immissionschutzrechtliche Bewertung des Public-Viewing

 

An der Durchführung dieser Veranstaltungen besteht ein erhebliches öffentliches Interesse, da auf diese Weise auch diejenigen Bürger und Gäste Deutschlands, die keine Eintrittskarten für die WM-Spiele erhalten haben, Gelegenheit erhalten, gemeinsam mit anderen die Spiele live zu verfolgen. Der damit verbundene Lärm wird insbesondere in den Abend- und Nachtstunden den zum Schutz der Nachtruhe geltenden Anforderungen nicht gerecht werden. Auch bedarf die Vorbereitung dieser Veranstaltungen einer Rechtssicherheit, die mit Einzelfallregelungen nicht erreicht werden kann. Aus diesem Grund hat das Land eine Änderung des Landes-Immissionsschutzgesetzes geplant. Die Regelungen tragen dem Schutz der Anwohner Rechnung. Mit dem Änderungsgesetz soll über die bereits nach § 9 Abs. 2 und 3 des Landes-Immissionsschutzgesetzes geltenden Ausnahmemöglichkeiten hinaus durch Einfügung eines gesetzlichen Ausnahmetatbestandes eine rechtssichere Möglichkeit zur Durchführung von Public-Viewing-Veranstaltungen zur Begehung von singulären Ereignissen mit herausragender Bedeutung geschaffen werden.


Hierbei sollen auch die Schutzinteressen der Anwohner berücksichtigt werden. Die Landesregierung hat angekündigt, dass dieses Gesetz noch im Laufe des März 2006 verabschiedet wird.

 

 

Sicherheitsrelevante Gesichtspunkte

 

Ein weiterer wesentlicher Gesichtspunkt ist die Schaffung von Sicherheit. Dies betrifft Sicherheits- und Ordnungsdienste, sanitäre Einrichtungen, Sanitätsdienst und verkehrliche Maßnahmen.

 

Durch die Polizei wurde ein Sicherheitskonzept für Rheine bereits erarbeitet und mit den vorgesetzten Dienststellen abgestimmt. Kernelemente dieses Konzeptes sind die Einrichtung einer WM-Wache im Safe & Co auf dem Marktplatz sowie eine dauerhafte Präsenz von Polizeibeamten in Uniform und Zivil während der Übertragungen. Weitere Details wurden durch die Polizei aus einsatztaktischen Gründen nicht mitgeteilt. Unterstützt wird die Polizei außerdem durch Bedienstete der Ordnungsbehörde und der Stadtwacht im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Des Weiteren ist ein privates Wachunternehmen Tag und Nacht auf dem Borneplatz präsent.

 

Als weiteres Sicherheitselement wurde in Zusammenarbeit mit den Sanitätsorganisationen und der Feuerwehr ein Konzept zur Sicherstellung des Sanitätsdienstes erstellt, mit dem ein angemessener Sanitätsdienst während der WM-Übertragungen in Rheine sichergestellt wird. Dieses Konzept liegt bereits dem Kreis Steinfurt als Träger des Rettungsdienstes zur Stellungnahme vor.

 

 

Marketing / Sponsoring

 

Begleitet wird die WM-Übertragung in Rheine auch durch ein entsprechendes Marketing. Neben der Privatbrauerei Rolinck als Hauptsponsor, konnte Radio RST als Medienpartner gewonnen werden. Die Übertragung wird entsprechend durch redaktionelle Beiträge und Werbespots für die Rolinck-Fankurve im gesamten Sendegebiet von RST publiziert. In diesen Rundfunkbeiträgen werden auch die Hauptsponsoren immer wieder genannt und können somit für sich Imagewerbung betreiben. Neben der Radiowerbung erfolgt außerdem noch Plakatwerbung und Werbung an den Ortseingangstafeln.

 

Weitere Möglichkeiten für Unternehmen und Einzelhandel in Rheine Präsenz in der Rolinck-Fankurve zu zeigen, ist ein Engagement als Sponsor of the Day oder durch On-Screen-Werbung auf der Videowand vor den Spielen und in den Halbzeitpausen. Diese Möglichkeit steht derzeit noch interessierten Unternehmen offen.

 

 


Finanzen

 

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat bereits Hinweise zu einer Kostenkalkulation für ein derartiges Großereignis gegeben. Nach Auffassung des DStGb sind dabei die Positionen Miete Video-Wall, Sicherheit, Kommunikation/Marketing, Sanitätsdienst und Feuerwehr die Positionen, bei denen „sechsstellige Summen“ nicht ausgeschlossen werden dürfen. Die in diesen Hinweisen benannten Kostengruppen wurden in der Kostenschätzung der Stadt Rheine auf der Basis des aktuellen Planungstandes berücksichtigt.

 

Vom Ergebnis kommt die Verwaltung wie vom Deutschen Städte- und Gemeindebund prognostiziert, zu einem sechsstelligen Betrag. Dieser Betrag soll möglichst durch Sponsoring, Standgelder und sonstige Einnahmen refinanziert werden, wobei die Sponsoringvorgaben der FIFA, die Stadt in erheblichem Maße einschränkt. Die Stadt Rheine würde sich freuen weitere Sponsoren für das Event gewinnen zu können.

 

Detaillierte Informationen zu den Kosten werden in der nichtöffentlichen Sitzung gegeben.

 

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass nach Rücksprache mit einem Steuerberater festgestellt wurde, dass es möglich ist, das Public-Viewing als wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb abzuwickeln um in den Genuss der Vorsteuerabzugsberechtigung zu kommen. (Das heißt, entrichtete Umsatzsteuern werden erstattet.)