Betreff
Weiterentwicklung von Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren - 3. Ausbaustufe
Vorlage
176/08
Aktenzeichen
II 2 51 P
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Jugendhilfeausschuss beschließt, dem Ministerium für Generationen, Familie Frauen und Integration des Landes NRW im Rahmen der 3. Ausbaustufe zur Schaffung von Familienzentren die 2 nachstehend genannten Bewerber zu melden:

 

1.           Kath. Kindergarten St. Marien,                           )

Engelstraße 13, 48432 Rheine                           )

                                                                        )

und                                                                   )        als Verbundbe-

                                                                        )        bewerbung

Kath. Kindertagesstätte St. Josef,                      )

Nielandstraße 32, 48432 Rheine                        )

 

 

2.           Kath. Kindertagesstätte St. Bonifatius,               )

Friedrich-Ebert-Ring 241, 48429 Rheine             )       

                                                                        )       

und                                                                   )        als Verbundbe-

                                                                        )        werbung

Kath: Kindergarten St. Ludgerus,                       )

Bergstraße 6 a, 48429 Rheine                           )

 

 


Begründung:

 

Allgemeines:

 

Die Landesregierung NRW hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2012 landesweit 3.000 Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren weiterzuentwickeln. Ziel ist es dabei, die kinder- und familienorientierten Leistungen zu bündeln, qualitativ weiter zu entwickeln und den Familien ein ganzheitliches Angebot über die Tageseinrichtungen für Kinder “aus einer Hand” anzubieten. Das Angebot soll niedrigschwellig und umfassend angelegt werden und gut zugänglich – auch für Familien mit Zuwanderungsgeschichte – sein.

 

Als Planungsgrundlage für den weiteren Ausbau bis zum Jahr 2012 dient ein Schlüssel auf der Basis der Anzahl der Kinder im Alter von 0 – 6 Jahren. Nach diesem Schlüssel sollen im Endausbaustadium im Jahre 2012 in Rheine 12 Familienzentren entstehen. Für die am 01. 08. 2008 beginnende 3. Ausbaustufe wurden der Stadt Rheine 2 weitere Familienzentren zugeteilt. Im Rahmen der Pilotphase wurde bereits der St. Antonius-Kindergarten zertifiziert. Drei weitere Familienzentren sind im Rahmen der 2. Ausbaustufe aktuell dabei, sich der Zertifizierung zu unterziehen.

 

Nachdem die teilnehmenden Einrichtungen für die Pilotphase im Jahre 2006 direkt vom zuständigen Ministerium in Düsseldorf ausgewählt worden sind, erfolgt die Auswahl der Einrichtungen, die im Rahmen der weiteren Ausbaustufen an Start gehen können, durch den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. Bei der Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren sollen bestehende sozialräumliche Bedingungen Berücksichtigung finden.

 

Die ausgewählten Einrichtungen erhalten ab dem 01. 08. 2007 eine mtl. Förderung des Landes in Höhe von 1.000,00 € und werden zugleich zur Zertifizierung des Gütesiegels zugelassen. Die Zertifizierung muss binnen eines Jahres erfolgen. Gelingt die Zertifizierung nicht im ersten Durchgang, erhalten die Einrichtungen ein zweites gefördertes Entwicklungsjahr. Bei weiterem negativem Ausgang läuft die finanzielle Förderung aus.

 

Um das Auswahlverfahren für die 3. Ausbaustufe zu starten, hat die Verwaltung am 12. Febr. 2008 alle Träger der Tageseinrichtungen für Kinder über den aktuellen Sachstand informiert mit der Bitte, sich bei bestehendem Interesse bis zum 15. 03. 2008 bei der Verwaltung für die 3. Ausbaustufe zu bewerben. In diesem Anschreiben wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Kriterien für ein Familienzentrum sich insbesondere an folgenden Punkten messen lassen müssen:

 

1.           Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien

2.           Familienbildung und Erziehungspartnerschaft

3.           Kindertagespflege

4.           Vereinbarkeit von Familie und Beruf

5.           Sozialraumbezug

6.           Kooperation und Organisation

7.           Kommunikation

8.           Leistungsentwicklung und Selbstevaluation

 

Diese Kriterien sind auch die Grundlage für die Zertifizierung.

 

Folgende Bewerbungen sind bei der Verwaltung eingegangen:

 

Planungsbezirk

Einrichtung

Bemerkungen

links der Ems

 

Kath. Kindergarten

St. Michael,

Bühnertstraße 17

 

Einzelbewerbung

 

links der Ems

Janusz-Korczak-Kindergarten,

Wadelheimer Chaussee 195

 

Einzelbewerbung

Schotthock, Altenrheine

Kath. Kindertagesstätte

St. Bonifatius,

Friedrich-Ebert-Ring 241

 

Kath. Kindergarten

St. Ludgerus,

Bergstraße 6 a

 

 

 

 

Verbundbewerbung

Schotthock, Altenrheine

 

AWO-Kindertageseinrichtung,

Ludgeristraße 22

 

Einzelbewerbung

Eschendorf, Gellendorf, Rodde

 

Ev. Kindertagesstätte

Johannes,

Keltenstiege 5

 

Einzelbewerbung

Eschendorf, Gellendorf, Rodde

 

Kinderland-Kindergarten,

Ludwig-Erhard-Straße 1

Einzelbewerbung

Südraum

Kath. Kindergarten

St. Marien, Mesum,

Engelstraße 13

 

Kath. Kindertagesstätte

St. Josef, Mesum,

Nielandstraße 32

 

 

 

 

Verbundbewerbung

 

 

Auswahlverfahren:

 

Zunächst ist wie im Vorjahr festzustellen, dass alle eingegangenen Bewerbungen inhaltlich ein hohes fachliches Niveau aufweisen und die Auswahlkriterien allesamt erfüllt wurden.

 

Die Auswahl der im Beschlussvorschlag genannten Bewerber erfolgte unter Berücksichtigung folgender Kriterien:

 

Ø       gleichmäßige örtliche Verteilung und

Ø       sozio-strukturelle Faktoren und

 

Die nachstehenden Ausführungen entsprechen denen aus der Vorlage aus dem letzten Jahr, da sie nach wie vor aktuell sind. Ergänzende Folien werden in der Sitzung vorgestellt.

 

Insbesondere die sozio-strukturellen Faktoren werden nachstehend näher erläutert.

 

Verteilung der Einwohner in Rheine

 

Planungsbezirk

0<6

Gesamt Einwohner nur 1. Wohnsitz

Rheine links der Ems

34,23%

34,29%

Schotthock/Altenrheine

20,99%

21,80%

Eschendorf/Gellendorf/Rodde

22,70%

23,60%

Südraum

22,07%

20,31%

Rheine gesamt

100,00%

100,00%

 

 

Gut ein Drittel aller Einwohner und der Kinder unter 6 Jahren wohnen im Planbereich “links der Ems”. Die Anteile für die übrigen Stadtbereiche machen etwa je 1/5 bis ¼ aus.


 

Profile der Planbezirke

Soziale Indikatoren

Planungsbezirk

Ausländer-anteil

Einwohner/ qkm

Anteile SGB II Empfänger an der Gesamtbe-völkerung

Anteile SGB II-Empfänger 0<18 Jahre in % der altersgl. Bevölkerung

Anteile SGB II-Empfänger 0<6 Jahre in % der altersgl. Bevölkerung

Sozialwohnungen/ Anzahl Haushalte in %

Anteile Erziehungshilfen 0<18 Jahre /pro 100 Einwohner der altersgl. Bevölkerung

Rheine links der Ems

5,55%

1075

11,87%

16,61%

21,54%

5,56%

2,35%

Schotthock/Altenrheine

7,88%

805

13,52%

18,83%

24,58%

6,25%

2,29%

Eschendorf/Gellendorf/Rodde

5,78%

581

12,26%

15,06%

21,18%

6,41%

2,07%

Südraum

2,02%

223

5,43%

8,23%

10,72%

3,21%

0,83%

Rheine gesamt

5,39%

525

11,01%

14,77%

19,71%

5,50%

1,92%

 

Für die Beschreibung der Planbereiche stehen folgende Indikatoren zur Verfügung:

 

  • Ausländeranteil in %,
  • Einwohnerdichte = Einwohner pro qkm,
  • Anteil der SGB II Empfänger an der Gesamtbevölkerung,
  • Anteil der SGB II Empfänger unter 18 Jahren in % der altersgleichen Bevölkerungsgruppe,
  • Anteil der SGB II Empfänger unter 6 Jahren in % der altersgleichen Bevölkerungsgruppe,
  • Anteil der öffentlich geförderten Mietwohnungen in % der im Planbereich wohnenden Haushalte und
  • Anteil der Erziehungshilfen pro Einwohner unter 18 Jahren

 

Bis auf die Einwohnerdichte sind die höchsten Werte im Planbereich Schotthock/Altenrheine feststellbar. Am Rande dieses Planungsbezirkes ist bereits ein Familienzentrum in Betrieb (St. Antonius).

 

Die Werte der Planungsbezirke “Eschendorf/Gellendorf/Rodde” und “links der Ems” sind annähernd gleich. Im Planbereich “links der Ems” sind allerdings ca. 8.000 Menschen mehr beheimatet als in “Eschendorf/Gellendorf/Rodde”. Außerdem ist hier die Erziehungshilfequote am höchsten, was darauf hinweist, dass hier hinsichtlich der Unterstützung in Erziehungsfragen der höchste Bedarf bestehen wird.

 

Auffallend niedrige Werte finden sich im Südraum wieder.

 

 

Standardpunktzahl Rheine = 0

 

Skalierter Wert der Indikatoren aus der Tabelle Indikatoren in %

 

Die Prozentwerte aus der Tabelle “Profile der Planbereiche Soziale Indikatoren” werden auf einer Skala 0-100 skaliert. Der Wert für die Stadt Rheine insgesamt wird auf 0 gesetzt. Auf diese Weise lässt sich optisch deutlich darstellen, wie weit die Werte der unterschiedlichen Faktoren voneinander entfernt liegen. Abweichungen nach unten erscheinen als Minuswerte, Abweichungen nach oben als Pluswerte.

 

Deutlich wird, dass die Belastungsfaktoren des Südraumes im Vergleich zum übrigen Stadtgebiet bis zu 80 Punkten nach unten abweichen.

 

Planungsbezirk

Ausländer-anteil

Einwohner/ qkm

Anteile SGB II Empfänger an der Gesamtbevölkerung

Anteil der SGB II-bezieher 0<18 Jahre in %der altersgl. Bevölkerung

SGB II-bezieher 0<6 Jahre

Sozialwohnungen/ Anzahl Haushalte in %

Anteil der Erziehungs-hilfen 0<18 Jahre /pro 100 Einwohner der altersgl. Bevölkerung

Rheine links der Ems

3

65

11

17

13

2

28

Schotthock/Altenrheine

42

33

31

38

35

24

24

Eschendorf/Gellendorf/Rodde

7

7

15

3

11

28

10

Südraum

-58

-35

-69

-62

-65

-72

-72

Rheine gesamt

0

0

0

0

0

0

0

 


 


 

 

Zusammenfassung:

 

  • Der Planungsbezirk links der Ems ist der bevölkerungsreichste und der dichtest besiedelte Planungsbereich in Rheine. Es ist ein Stadtteil, der sich gerade in einem Umbruch befindet, gekennzeichnet durch ein großes Neubaugebiet einerseits und durch recht alte Wohnungsbestände andererseits, die teilweise nun saniert bzw. abgebrochen und wieder neu gebaut werden. Außerdem ist bekannt, dass sich hier viele Aussiedler niedergelassen haben.

 

Auch die erhobenen Indikatoren weisen dieses Stadtgebiet neben dem Schotthock als Stadtgebiet aus, welches erhöhte Aufmerksamkeit bedarf. Deshalb hat der Jugendhilfeausschuss im Frühjahr 2007 beschlossen im Jakobi-Kindergarten und in der Caritas-Kindertagesstätte Ellinghorst je ein Familienzentrum einzurichten. Vor diesem Hintergrund wird für die 3. Ausbaustufe in diesem Planungsbezirk kein Familienzentrum vorgeschlagen.

 

 

 

  • Für den Planungsbezirk Schotthock/Altenrheine schlägt die Verwaltung vor, die Verbundbewerbung der beiden Kath. Kindertageseinrichtungen St. Ludgerus und St. Bonifatius als Familienzentrum für die 3. Ausbaustufe zu berücksichtigen. Hierbei wurden insbesondere die sozialen Indikatoren (siehe oben) berücksichtigt.

 

Unter Berücksichtigung der räumlichen gleichmäßigen Verteilung kann die Bewerbung der AWO-Kindertagesstätte auf Grund der örtlichen Nähe zum bereits zertifizierten Familienzentrum Kindertagesstätte St. Antonius keine Berücksichtigung finden.

 

 

  • Für den Planungsbezirk Eschendorf/Gellendorf/Rodde schlägt die Verwaltung für die 3. Ausbaustufe keine Einrichtung vor.

 

Ausschlaggebend hierfür ist, dass auf Grund der Sozialindikatoren dem Bereich Schotthock in dieser Ausbaustufe Priorität eingeräumt werden sollte.

 

 

  • Der Planungsbereich Südraum Rheine erweist sich nach den erhobenen Indikatoren als vergleichsweise unauffälliges Wohngebiet, dessen Belastungsfaktoren erheblich unter dem städtischen Durchschnitt liegen. Ungeachtet dessen und insbesondere vor dem Hintergrund der gleichmäßigen örtlichen Verteilung werden die Kath. Kindertagesstätte St. Josef und der Kath. Kindergarten St. Marien als Verbundlösung für die Einrichtung eines Familienzentrums vorgeschlagen.

 

Ausblick:

 

Bis zum Jahre 2012 wird es weitere Ausbaustufen geben. Im Rahmen dieser Ausbaustufen werden zusätzliche Tageseinrichtungen zu Familienzentren ausgebaut. Bei der weiteren Auswahl der entsprechenden Tageseinrichtungen werden insbesondere vor dem Hintergrund der Trägervielfalt auch die nichtkonfessionellen Träger Berücksichtigung finden müssen. Hierbei ist jedoch auch schon heute zu berücksichtigen, dass nach der Verteilung auf die jeweils zuständigen FachberaterInnen 25 von 33 Kindertageseinrichtungen in Rheine sich in der Trägerschaft von konfessionellen Trägern befinden.

 

Die Verwaltung beabsichtigt, dem Jugendhilfeausschuss in der 2. Jahreshälfte 2008 für die Verteilung der restlichen 6 der bis 2012 insgesamt 12 zugesagten Familienzentren einen Vorschlag zur Beratung und Beschlussfassung zu unterbreiten.