Betreff
Handlungsperspektiven in der Offenen Seniorenarbeit - Neue Konzepte in der Begegnungsstättenarbeit
Vorlage
199/08
Aktenzeichen
FB 2/50-ko
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Neukonzeptionierung der Begegnungsstätten zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, gemeinsam mit den übrigen Akteuren diese Neuorientierung umzusetzen. Gleichzeitig soll sich die Stadt Rheine mit diesem Projekt um eine Anschubfinanzierung durch das Bundesprogramm „Alter schafft Neues – Aktiv im Alter“ bewerben.


Begründung:

 

Während es zu früheren Zeiten der gemeinwesenorientierten offenen Altenarbeit darum ging, für „die Alten“ Orte zu schaffen, durch die sie Unterstützung und Solidarität erhielten, stellt der demografische Wandel neue Anforderungen an die Begegnungsstätten für Seniorinnen und Senioren.

 

Da der Wandel des Alters immer facettenreicher wird, ist im Herbst 2007 eine Untersuchung zu Struktur, Zweck, Zielen und der Zukunft von Seniorenbegegnungsstätten in Rheine durchgeführt worden.

 

Die Befragung hatte das Ziel, den Ist-Zustand der Begegnungsstätten festzustellen, um daraus einen gesicherten Bestand zu erhalten, was derzeitig in der offenen Begegnungsstättenarbeit geschieht.

 

Bei der Feststellung zur Altersstruktur der Besucher zeigte sich deutlich, dass diese höher als 70 bis 75 Jahre war, 25 % sogar weit über 80 Jahre. Junge Alte waren in der Regel weniger vertreten.

 

Um aber auch auf deren Bedarfslagen, die sich parallel entwickeln und dem traditionellen Modell des Alterns und Alter nicht mehr so entsprechen, zu reagieren, hat der Sozialausschuss die Beteiligten in der Seniorenarbeit beauftragt, die Befragung zur Grundlage zu nehmen, um auf die veränderte Situation in der offenen Seniorenarbeit einzugehen und Handlungsperspektiven zu entwickeln, damit dem neuen Bild vom Altern und Alter entsprochen werden kann.

 

Hinsichtlich dieser Aufgabe wird nun überlegt, die Begegnungsstätten für jüngere Seniorinnen und Senioren attraktiver zu gestalten, um auch für diese Gruppe eine Plattform zur Freizeitgestaltung zur Verfügung zu stellen, wo sie ihre Anliegen und Ansprüche verwirklichen können.

 

Zur Konkretisierung dieser Aufgabe sind mit dem Seniorenbeirat, dem Arbeitskreis der Senioren, den Trägern bzw. Leitern der Begegnungsstätten, hauptamtlich Tätigen in der Seniorenarbeit, wie Diakonie, DRK, VHS, jfd, der Stabsstelle Ehrenamt und dem LernLabor Ahlen Gespräche geführt worden mit dem Ziel:

 

1.   nicht gebundenen jüngeren Seniorinnen und Senioren zwischen 60 und 70 Jahre Möglichkeiten zu bieten, ihre Aktivitäten in den Räumen der Begegnungsstätte durchzuführen,

 

2.   dass die „neuen Seniorinnen und Senioren“ ihre vielfältigen Freizeitideen selbst organisieren und durchführen, dabei aber immer offen für Gleichgesinnte sind,

 

3.   dass die Entwicklung unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten gemeinsam mit den Aktiven – auch den älteren Seniorinnen und Senioren – vor Ort überlegt wird.

 

Um über diese neuen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu informieren, wird die Personengruppe zwischen 60 und 70 Jahre zu einer Auftaktveranstaltung (Workshop), die unter dem Titel „Markt der Möglichkeiten“ stattfinden kann, eingeladen.

 

Hier werden die bereits bestehenden Angebote in den Begegnungsstätten vorgestellt, denen sich die Teilnehmer anschließen können. Schwerpunkt dieser Veranstaltung wird jedoch das Angebot sein, hier über neue konkrete Ideen und Aktivitäten nachzudenken und diese zu entwickeln, damit der Interessenlage der jungen neuen Seniorinnen und Senioren entsprochen wird. Die direkte Bildung von Freizeit- und Interessengruppen unterschiedlichster Art wird ebenso mit dieser Veranstaltung angestrebt. Die Anbindung an eine bestehende Einrichtung soll ebenfalls dort erfolgen und möglich sein.

 

Die Bundesregierung hat zz. ein Modellprojekt „Alter schafft Neues – Aktiv im Alter“ aufgelegt, das in die Neukonzeptionierung der Begegnungsstättenarbeit gut zu integrieren ist. Die Kommunen sollen mit diesem Projekt unterstützt werden, ein Leitbild des aktiven Alters in der Kommune zu entwickeln und zu erweitern.

 

Insgesamt haben 150 Kommunen die Möglichkeit, eine einmalige Anschubfinanzierung von 10.000,00 € zu erhalten. Die Förderung dient nachfolgenden Zwecken:

 

·         Bedarfsermittlung – welche Bedarfe sind nicht abgedeckt –

·         lokale Bürgerforen unter dem Motto „Wie wollen wir morgen leben?“

·         Entwicklung von Projekten älterer Menschen

 

Zur Unterstützung der neu gebildeten Seniorengruppen, aber auch der bestehenden Gruppen älterer Seniorinnen und Senioren wird im Jahre 2009 die Teilnahme an einem Qualifizierungsprojekt des LernLabors Ahlen angestrebt. Unter Berücksichtigung der lokalen Strukturen sollen die Teilnehmer in die Lage versetzt werden, vor Ort bedarfsgerecht zu agieren. Das LernLabor Ahlen wird gefördert durch das Land NRW. Sollte das Land in 2009 dieses Qualifizierungsprojekt weiterhin fördern, wird Rheine die Möglichkeit haben, an diesem Lernprogramm teilzunehmen.

 

Das Programm sieht wie folgt aus:

 

Nach einem Workshop zur Vorstellung des Qualifizierungsprojektes werden monatliche Treffen vor Ort in Rheine mit interessierten Seniorinnen und Senioren aus den neu gebildeten sowie alten Gruppen zu Themen, wie

 

·         Zielfindung und Charakteristik der Generation 60 plus

·         Vernetzung

·         Öffentlichkeitsarbeit

·         Mittelakquise

·         Moderationstechniken und Gruppengestaltung

·         Projektmarkt: Bestandsaufnahme und Perspektiven

·         Projektphase

·         Erfahrungsaustausch mit Ehrenamtlichen in Ahlen

·         Hospitation in beispielgebenden Gruppen

·         Auswertungsgespräche

·         Arbeitsgruppensitzungen

·         Auswertung und Perspektive

 

stattfinden. Diese 12 Module sind selbstverständlich zu verändern, falls die Bedingungen es erfordern.

 

Fazit dieses neuen Konzeptes ist es, junge ältere Menschen aufmerksam zu machen auf die Vielfältigkeit der Begegnungsstättenarbeit und aufzumuntern, dort aktiv neue Wege zu beschreiten, damit die Attraktivität dieser Einrichtungen erhalten bleibt und allen Seniorinnen und Senioren zum Nutzen ist.